Schweitzer Fachinformationen
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DAMALS
Ellie saß still und stoisch da, während der Friseur ihr langes blondes Haar zu einem eleganten Chignon frisierte. Viel Aufhebens um ihre Person war ihr normalerweise ein Gräuel, doch obwohl sie sich einerseits ein bisschen unwohl fühlte, war es andererseits ein tolles Gefühl, für einen großen Tag in eine Prinzessin verwandelt zu werden.
Franco, ihr Hairstylist, machte seiner Zunft alle Ehre, während er fröhlich vor sich hin plapperte: »Wirklich umwerfend nette Leute, langjährige Kunden von mir. Nach der Hochzeit müssen Sie und Rob unbedingt mal mit mir zu ihnen rauskommen - ihre Jacht ist der Wahnsinn. Echt superschick!«
Ellie murmelte irgendetwas Unverbindliches, während sie sich im Spiegel betrachtete. Sie war makellos hergerichtet, perfekt geschminkt. Ihr Blick glitt über ihre nackten, sahnig weißen Schultern und über die mit Perlen besetzte Spitzenkorsage ihres Hochzeitskleids. Sie sah schlicht hinreißend aus, wenn auch auf etwas kühle Art und Weise. Mit derartigen Blondinen hatte Hitchcock seine Filme besetzt. Mrs. Robert Beauman, dachte sie, ohne die Worte laut auszusprechen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, und plötzlich wurde ihr ganz warm, was ihre Schönheit noch betonte.
Franco bemerkte es sofort und hielt inne. »Endlich sieht man Ihr wahres Ich, Süße! Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Eine Hochzeit ist doch kein Trauerspiel!«
Im selben Moment platzten Ellies Brautjungfern, Tara und Collette, mit einer Flasche Champagner und Gläsern herein. »Lass uns erst mal anstoßen«, sagte Tara. »Du siehst wirklich bezaubernd aus!«
Ellie musterte ihre Freundinnen, beide wahnsinnig elegant in ihren lavendelfarbenen Seidenkleidern. »Ihr auch!«
»Ich habe schon mal einen kleinen Blick in den Saal riskiert«, sagte Collette. »Die Gäste treten sich schon gegenseitig auf die Füße. Eure Hochzeit ist echt der Renner.«
»Bist du nervös?«, fragte Tara.
»Warum sollte sie nervös sein?«, warf Franco ein. »Die beiden sind wie füreinander geschaffen.«
»Ich bin nicht nervös«, sagte Ellie. »Aber >wie füreinander geschaffen< ist doch auch bloß eins von diesen schrecklichen Klischees. Jede Wette, dass wir dieselben Krisen durchmachen müssen wie andere Paare auch.«
»Also bitte!« Collette lachte ausgelassen. »Bewahre dir wenigstens einen kleinen Rest Romantik, bis dein Hochzeitstag vorbei ist, okay?«
»Collette hat recht«, sagte Tara. »Für Zynismus ist nach dem Empfang immer noch Zeit. Und jetzt trinken wir erst mal ein Gläschen Schampus.«
»Na schön, ihr habt gewonnen.« Ellie lachte. »Also, auf meinen künftigen Ehemann - Traumprinz, Superman und dunkler Ritter in einer Person. Lasst uns ein letztes Mal an Märchen glauben.«
»Ist dir schon mal aufgefallen, dass der Prinz im Märchen ein völlig unbeschriebenes Blatt ist?«, fragte Tara, während sie vier Gläser einschenkte.
»Und Superman und Batman haben eine tragische Vergangenheit«, ergänzte Collette. »Kein Wunder, dass sich beide mit einem Vaterkomplex herumschlagen.«
Ellie lachte wieder. »Und ihr bezeichnet mich als unromantisch?«
Sie stießen an und nippten am Champagner. Dann stellte Ellie ihr Glas ab, damit Franco letzte Hand an ihre Frisur legen konnte.
Der leise Anflug eines Zweifels regte sich in ihrem Innern. Eigentlich hätte sie vor Freude strahlen müssen. Wo war ihr romantischer Idealismus abgeblieben? Oder war ihre plötzliche Skepsis ganz normal? Schließlich traf sie eine Entscheidung fürs Leben, und das in Zeiten, wo Scheidungen quasi an der Tagesordnung waren. Eigentlich kannten sie und Rob sich ja auch noch gar nicht so lange, und angesichts ihrer Vergangenheit .
Doch dann klopfte ihr Vater an und steckte den Kopf zur Tür herein. Ellie betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel, während Tara und Collette ihr Hochzeitskleid zurechtzupften. Ihre Mutter klaubte einen unsichtbaren Faden von Ellies Schulter und tupfte sich die Augen.
Showtime. Ellie verdrängte ihre Ängste und zauberte ein unwiderstehliches Lächeln auf ihr Gesicht.
Später erinnerte sie sich, wie sie um ein Haar gestolpert wäre, als sich einer ihrer hohen Absätze in ihrem Kleid verfangen hatte. Ihr Vater hatte sie gestützt und aufmunternd ihren Arm gedrückt. Sie erinnerte sich an Robs zärtlichen Blick, als er ihr den Ring angesteckt hatte, an die strahlenden Gesichter ihrer Freunde und Verwandten, nachdem der Friedensrichter sie zu Mann und Frau erklärt hatte, und daran, wie Rob und sie überglücklich den Mittelgang entlanggeschritten waren. Sie hatte erwartet, dass der Abend wie im Flug vergehen würde. Alle hatten ihr versichert, dass das bei Hochzeiten eben so war. Deshalb war sie auch nicht auf den einen Satz gefasst gewesen, der ihre Welt von einer Sekunde auf die andere zum Einsturz brachte, diesen einen Satz, der alle kommenden Ereignisse überschatten und ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellen sollte.
Sie waren allein. Ganz unter sich, Braut und Bräutigam, Mann und Frau. Die Hochzeitsplanerin hatte ihnen eine Viertelstunde zu zweit gewährt, ehe sie sich im Gästegetümmel unweigerlich aus den Augen verlieren würden. Eine kleine private Atempause, Küsse, zarte Berührungen und sanfte Liebesschwüre, bevor das rauschende Fest losging.
Robs Geständnis kam aus heiterem Himmel. Es war geradezu bizarr, und ihr lief augenblicklich ein kalter Schauder über den Rücken. Sie konnte nicht fassen, wie beiläufig er die ungeheuerlichen Worte aussprach. Dabei packte er sie an den Handgelenken, zwang sie, ihm in die Augen zu blicken. Nie zuvor hatte er so angespannt geklungen, so nervös ausgesehen.
Doch noch bevor sie sich von ihrem Schock erholen konnte - während sie sich fragte, ob das vielleicht ein kranker Witz gewesen war (aber warum sollte jemand über so etwas Witze machen?) -, war ihr privater Moment auch schon wieder vorbei. Die Gäste warteten. Sie hörten den Trommelwirbel, das Zeichen, dass die Party losging. Tara und Collette schwangen die Türen auf.
Rob ergriff Ellies Hand, hauchte einen Kuss auf ihre Lippen und riss triumphierend ihre Arme hoch. Es war ihr erster großer Auftritt als Mr. und Mrs. Robert Beauman.
»Was hast du gemeint?«, fragte Ellie im Flüsterton, während donnernder Applaus um sie herum aufbrandete. »Ich verstehe das nicht. Das ist doch nicht .«
Rob legte einen Zeigefinger an die Lippen. »Später.« Er lächelte, sie lächelte unsicher zurück, und dann befanden sie sich auch schon mitten im Gedränge.
Die Hochzeitsparty hatte begonnen. Ellie schüttelte Hände, verteilte Wangenküsse, überspielte mit großem Bohei, dass ihr beim besten Willen der Name von einem von Robs Kollegen nicht mehr einfallen wollte, obwohl sie ihm schon mindestens ein halbes Dutzend Mal begegnet war, und nahm im Blitzlichtgewitter des Hochzeitsfotografen Glückwünsche entgegen. Kanapees wurden gereicht. Ellie wirbelte durch das Getümmel, vorangetrieben von Liebe, Glück, Pflichtgefühl, Freundschaft, Champagner und Küssen. Sie verdrängte die Verwirrung, die abscheulichen Dinge, die sie aus Robs Mund gehört hatte. Nein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Sie hatten ihre Hochzeit gemeinsam geplant, sich dabei nicht einmal in die Haare gekriegt. Eigentlich hatten sie überhaupt noch nie richtig gestritten. Sie kannte ihn. Er war der Mann ihres Lebens, sie liebte ihn genauso wie er sie.
Sie tanzten den Hochzeitswalzer und küssten sich, als ihr Lied verklang. Dann wurde Ellie von ihrer Cousine Andrea in Beschlag genommen und trank noch mehr Champagner. Und einen Tequila auf die alten Zeiten. Doch später, als sie sich mit ihrer nervtötenden Tante Sonia unterhielt (nun ja, im Grunde redete nur Sonia auf ihre unnachahmlich langatmige Art und Weise, was Ellie immerhin Gelegenheit gab, einen Moment ihren eigenen Gedanken nachzuhängen), kam ihr eine alte Redensart in den Sinn: Zu schön, um wahr zu sein. Und genauso war es bis jetzt mit Rob gewesen. Zu schön, um . Aber sie liebte ihn doch. Ja, ihre Zweifel waren lächerlich. Er hatte bloß einen dämlichen Witz gemacht, den Bogen überspannt. Wie konnte sie sich nur so ins Bockshorn jagen lassen?
Aus dem Augenwinkel erspähte Ellie ihre Freundin Marcy Clark. »Entschuldige mich bitte«, sagte sie zu ihrer Tante. »Ich muss mich unbedingt noch bedanken bei .«
Sonia entließ sie mit einer knappen Handbewegung, und Ellie gesellte sich zu ihrer Freundin. »Wie schön, dass du gekommen bist. Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet.«
Sie umarmten sich. Ellies blütenweißes Hochzeitskleid bildete einen scharfen Kontrast zu Marcys maßgeschneidertem schwarzem Etuikleid - schicker konnte eine junge Witwe wahrlich nicht aussehen. Einen Moment lang waren ihre Gesichter hinter Ellies Schleier verborgen, während sie einander umschlungen hielten.
»Ich hoffe, du siehst es mir nach, wenn ich irgendwann gehe, ohne mich zu verabschieden«, sagte Marcy.
»Aber natürlich.« Ellie befürchtete, gleich weinen zu müssen. »Ich spüre, dass Ethan im Geiste bei uns ist.«
Marcys Augen schimmerten ebenfalls feucht, doch dann lächelte sie und wischte erst Ellies, dann ihre eigenen Tränen fort. »Verlass dich drauf. Und jetzt wird gefeiert, Süße. Heute ist dein Hochzeitstag.«
Sekunden später war die Hochzeitsplanerin erneut zur Stelle - die Torte müsse angeschnitten werden. Was zum...
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