1 - Inhaltsu?bersicht, Vorwort, Exkursu?bersicht, Verzeichnisse [Seite 7]
2 - Executive Summary [Seite 29]
3 - 1 Wozu Digitalisierung im Gesundheitswesen? [Seite 37]
3.1 - 1.1 Einleitung [Seite 37]
3.2 - 1.2 Dimensionen des Patientenwohls: Schutz von Leben, Gesundheit, Daten, Qualität und Solidarität [Seite 38]
3.3 - 1.3 Medizinische und systemische Chancen der Digitalisierung im Gesundheitswesen [Seite 40]
3.4 - 1.4 Leitfrage und Struktur des Gutachtens [Seite 42]
3.5 - 1.5 Besondere Herausforderungen bei der Gutachtenerstellung [Seite 43]
3.6 - 1.6 Literatur [Seite 45]
4 - 2 Grundsätze und Rahmenbedingungen im Überblick [Seite 47]
4.1 - 2.1 Normative Grundsätze [Seite 47]
4.2 - 2.2 Ökonomische Rahmenbedingungen [Seite 54]
4.3 - 2.3 Rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen [Seite 67]
4.3.1 - 2.3.1 Gesetzliche und institutionelle Grundlagen fu?r die Digitalisierung des Gesundheitswesens [Seite 67]
4.3.2 - 2.3.2 Wettbewerbliche Aspekte der Gesetzgebung [Seite 77]
4.3.3 - 2.3.3 Informationelle Selbstbestimmung, Datenschutz und Informationssicherheit [Seite 78]
4.4 - 2.4 Finanzierung der Digitalisierung [Seite 83]
4.4.1 - 2.4.1 Finanzierung durch die öffentliche Hand (Bund, Länder, Kommunen) [Seite 83]
4.4.2 - 2.4.2 Finanzierung durch die GKV [Seite 86]
4.5 - 2.5 Empfehlungen [Seite 88]
4.6 - 2.6 Literatur [Seite 91]
5 - 3 Die fach-, einrichtungs- und sektorenu?bergreifende elektronische Patientenakte [Seite 101]
5.1 - 3.1 Einleitung [Seite 101]
5.2 - 3.2 Übergreifende elektronische Aktensysteme in der Nutzung [Seite 102]
5.3 - 3.3 Chancen einer elektronischen Patientenakte [Seite 106]
5.3.1 - 3.3.1 Patientinnen-/Patientenperspektive [Seite 106]
5.3.2 - 3.3.2 Perspektive der Leistungserbringer [Seite 110]
5.3.3 - 3.3.3 Gesellschaftsperspektive [Seite 112]
5.4 - 3.4 Risiken einer elektronischen Patientenakte [Seite 115]
5.4.1 - 3.4.1 Datenschutz und Datensicherheit [Seite 115]
5.4.2 - 3.4.2 Vollständigkeit, Vielzahl und Komplexität verfu?gbarer Informationen [Seite 116]
5.4.3 - 3.4.3 Implementierung und Transformationsphase [Seite 119]
5.5 - 3.5 Abwägung der Chancen und Risiken [Seite 120]
5.6 - 3.6 Zustimmungsverfahren [Seite 121]
5.7 - 3.7 Die EU und die elektronische Patientenakte [Seite 130]
5.7.1 - 3.7.1 Interoperabilität der ePA mit europäischen Systemen [Seite 130]
5.7.2 - 3.7.2 Elektronische Patientenakten in anderen EU-Mitgliedsstaaten - Best-practice-Beispiele [Seite 132]
5.8 - 3.8 Anforderungen an die elektronische Patientenakte [Seite 140]
5.8.1 - 3.8.1 Inhalte [Seite 140]
5.8.2 - 3.8.2 Technische Anforderungen - Interoperabilität [Seite 148]
5.8.3 - 3.8.3 Umsetzung: Benutzerfreundlich - Effizient [Seite 156]
5.8.4 - 3.8.4 Verantwortung: Infrastruktur, Datenschutz, Datensicherheit und Haftungsrecht [Seite 157]
5.9 - 3.9 Empfehlungen [Seite 161]
5.10 - 3.10 Literatur [Seite 168]
6 - 4 Digitale Gesundheitsanwendungen in der Versorgung [Seite 181]
6.1 - 4.1 Einleitung [Seite 181]
6.2 - 4.2 Definition und Besonderheiten digitaler Gesundheitsanwendungen [Seite 182]
6.3 - 4.3 Evidenz digitaler Gesundheitsanwendungen [Seite 184]
6.4 - 4.4 Qualitätsanforderungen an digitale Gesundheitsanwendungen [Seite 193]
6.5 - 4.5 Marktzugang digitaler Gesundheitsanwendungen [Seite 195]
6.6 - 4.6 Nutzenbewertung digitaler Gesundheitsanwendungen [Seite 200]
6.6.1 - 4.6.1 Evaluation digitaler Gesundheitsanwendungen [Seite 200]
6.6.2 - 4.6.2 Überwachung nach dem Marktzugang [Seite 211]
6.7 - 4.7 Erstattung digitaler Gesundheitsanwendungen in der GKV [Seite 213]
6.8 - 4.8 Empfehlungen [Seite 222]
6.9 - 4.9 Literatur [Seite 226]
7 - 5 Nutzung von Versorgungsdaten zu Forschungszwecken [Seite 235]
7.1 - 5.1 Einleitung [Seite 235]
7.2 - 5.2 Rechtliche Rahmenbedingungen einer Nutzung von Gesundheitsdaten fu?r die wissenschaftliche Forschung [Seite 237]
7.3 - 5.3 Datenbestände fu?r die medizinische Forschung und die Versorgungsforschung im Überblick [Seite 244]
7.3.1 - 5.3.1 Daten aus der ambulanten und stationären Patientenversorgung [Seite 244]
7.3.2 - 5.3.2 Daten aus Meldungen gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) [Seite 247]
7.3.3 - 5.3.3 Daten aus interventionellen klinischen Studien [Seite 249]
7.3.4 - 5.3.4 Daten aus Registern und Kohortenstudien [Seite 250]
7.3.5 - 5.3.5 Biobanken [Seite 255]
7.3.6 - 5.3.6 Abrechnungsdaten, Daten der amtlichen Statistik sowie Daten aus der gesetzlichen Qualitätssicherung [Seite 257]
7.3.7 - 5.3.7 Daten bei privaten Anbietern und beim Bu?rger [Seite 261]
7.3.8 - 5.3.8 Verknu?pfungsmöglichkeiten [Seite 262]
7.4 - 5.4 Potenzieller Nutzen der Verwendung von gesundheitsbezogenen Daten fu?r die wissenschaftliche Forschung [Seite 263]
7.5 - 5.5 Anforderungen an eine Forschungsdateninfrastruktur [Seite 267]
7.5.1 - 5.5.1 Anforderungen an eine leistungsfähige Forschungsdateninfrastruktur [Seite 267]
7.5.2 - 5.5.2 Erschließung und Erweiterung der Datenbestände der Sozialversicherungen, der externen Qualitätssicherung und aus der Leistungsabrechnung [Seite 278]
7.5.3 - 5.5.3 Entwicklung einer forschungskompatiblen elektronischen Patientenakte [Seite 279]
7.5.4 - 5.5.4 Einrichtung nationaler, qualitätsgesicherter Register [Seite 282]
7.6 - 5.6 Empfehlungen [Seite 285]
7.7 - 5.7 Literatur [Seite 289]
8 - 6 Kompetenter Umgang mit digitalen Technologien [Seite 301]
8.1 - 6.1 Einleitung [Seite 301]
8.2 - 6.2 Digitale Gesundheitskompetenz - Status quo [Seite 306]
8.2.1 - 6.2.1 Digitale Gesundheitskompetenz von Angehörigen der Heilberufe [Seite 308]
8.2.2 - 6.2.2 Digitale Gesundheitskompetenz von Bu?rgerinnen und Bu?rgern [Seite 313]
8.2.3 - 6.2.3 Gesundheitliche und soziale Ungleichheit durch Digitalisierung der Gesundheitsversorgung [Seite 318]
8.3 - 6.3 Förderung digitaler Gesundheitskompetenz [Seite 320]
8.3.1 - 6.3.1 Kompetenzentwicklung von Angehörigen der Heilberufe [Seite 320]
8.3.2 - 6.3.2 Kompetenzentwicklung von Bu?rgerinnen und Bu?rgern [Seite 322]
8.3.3 - 6.3.3 "Nationales Gesundheitsportal" [Seite 324]
8.4 - 6.4 Empfehlungen [Seite 333]
8.5 - 6.5 Literatur [Seite 335]
9 - 7 Strategie, Umsetzung und Empfehlungen [Seite 347]
9.1 - 7.1 Das strategische Ziel eines dynamisch lernenden Gesundheitssystems zur Steigerung des Patientenwohls [Seite 347]
9.2 - 7.2 Strategien zur Digitalisierung in Europa - ein kurzer Überblick [Seite 351]
9.3 - 7.3 Strategische Schritte und zusammengefasste Empfehlungen [Seite 352]
9.3.1 - 7.3.1 Information und Kommunikation [Seite 353]
9.3.2 - 7.3.2 Analyse [Seite 359]
9.3.3 - 7.3.3 Iterative Verbesserung und Innovation [Seite 361]
9.4 - 7.4 Literatur [Seite 365]
10 - 8 Glossar [Seite 367]
11 - 9 Anhang zum Gutachten [Seite 373]
11.1 - 9.1 Anhang I: Anhang zu Kapitel 4 [Seite 374]
11.2 - 9.2 Anhang II: Anhang zu Kapitel 6 [Seite 375]
11.2.1 - 9.2.1 Instrumente zur Messung digitaler Gesundheitskompetenz [Seite 375]
11.3 - 9.3 Anhang III: Anhang zu Kapitel 7 [Seite 378]
11.3.1 - 9.3.1 Übersicht u?ber ausgewählte internationale Strategien mit Bezug zum Gesundheitswesen [Seite 378]
11.3.2 - 9.3.2 Übersicht u?ber ausgewählte Strategien mit Bezug zum Gesundheitswesen auf Bundesebene [Seite 382]
11.3.3 - 9.3.3 Übersicht u?ber Strategien mit Bezug zum Gesundheitswesen auf Landesebene [Seite 386]
11.4 - 9.4 Literaturverzeichnis [Seite 390]
11.5 - 9.5 Elektronischer Anhang [Seite 395]
12 - Rechtsgrundlage fu?r die Tätigkeit des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen [Seite 396]
13 - Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen [Seite 397]
14 - Gutachten des Sachverständigenrates [Seite 398]
3 Die fach-, einrichtungs- und sektorenübergreifende elektronische Patientenakte
3.1 Einleitung
163. Die erheblichen technologischen Veränderungen der letzten Jahre und Jahrzehnte mit einer zunehmenden Vernetzung und Nutzung elektronischer Datenverarbeitung führen zu einer Digitalisierung in vielen Lebensbereichen. Dies betrifft sowohl die Arbeitswelt als auch den Alltag: Die schnellen Kommunikationswege ermöglichen eine Erreichbarkeit jederzeit und an jedem Ort per E-Mail und Kurznachrichtendienst. Eingekauft wird via Internet, Reisen werden online gebucht und die Fahrkarte für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr wird über eine App gekauft - unterwegs oder zuhause. Die elektronische Datenverarbeitung hat bei Design, Herstellung und Steuerung von Waren, wirtschaftlichen Prozessen und technischen Abläufen eine unvergleichlich dynamische und in vielen Aspekten außerordentlich nutzenstiftende Entwicklung ermöglicht. Das Gesundheitswesen, insbesondere in Deutschland, hat diese dynamische Entwicklung bisher nur in Teilen nachvollziehen können. Die Übermittlung von Gesundheitsdaten und den peripheren administrativen Vorgängen bei Überweisungen, Krankschreibungen oder Krankenhauseinweisungen und -entlassungen funktioniert in der Regel noch papierbasiert und mit einer oftmals als zu hoch beschriebenen Fehlerquote. Während alle Leistungserbringer36 verpflichtet sind, ihre Leistungen zwecks Vergütung elektronisch an die Krankenversicherungen bzw. Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zu melden, erfolgt die Kommunikation zwischen Angehörigen der Heilberufe und ihren Patientinnen und Patienten noch selten auf dem digitalen Weg. Bereits in seinem Gutachten von 2012 hat der Rat auf die Möglichkeiten der Nutzung elektronischer Kommunikationsmedien im Gesundheitswesen und auf die zunehmende Bedeutung eines elektronischen sektorenübergreifenden Informationsaustausches hingewiesen (SVR 2012). Die Chancen und Risiken einer elektronischen Patientenakte (ePA), die fach-, einrichtungsund sektorenübergreifend genutzt wird, wurden bereits damals diskutiert. Vor dem Hintergrund der weiteren technologischen Fortentwicklung der Komponenten von IT-Systemen, der zunehmende Leistungsfähigkeit der Datenübermittlung, -verarbeitung und -speicherung eröffnen sich Chancen für die Fortentwicklung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung.
164. Eine zentrale Rolle kann dabei eine integrative ePA einnehmen, die die relevanten Informationen zur Gesundheitsversorgung eines Patienten/einer Patientin enthält, die von den behandelnden Leistungserbringern - ob ärztlich, in der Pflege oder von anderen Angehörigen der Heilberufe - eingesehen und bearbeitet werden, sodass wichtige Informationen zwischen den Einrichtungen und Professionen nicht verloren gehen. Mit einem zeit- und ortsunabhängigen Zugang zu den medizinischen Daten können Informationen, z. B. zur aktuellen Medikation oder zu kürzlich stattgefundenen Eingriffen, im medizinischen Behandlungs- oder Notfall Ärztinnen und Ärzten vorliegen und eine adäquate Behandlung ermöglichen. Auch können Kommunikationswege zwischen Leistungserbringern im Gesundheitswesen vereinfacht und der Informationsaustausch kann beschleunigt werden. Patientinnen und Patienten können ihre Diagnosen und Befunde niederschwellig und zeitnah einsehen und diese auch zum individuellen Krankheits- und Präventionsmanagement in Anspruch nehmen. Wirksame Regelungen für den Zugang, die Speicherung der Daten und die Verwendung, können die Patientensouveränität und -informiertheit steigern, einen verantwortungsvollen Umgang mit Gesundheitsdaten befördern und sowohl die gemeinwohl- als auch die patientenorientierte Forschung stärken (siehe auch Abschnitt 5.4). Gesundheitsdaten gehören zu den besonders sensiblen Daten, sie müssen daher für die Zwecke des Patienten/der Patientin stets korrekt prozessiert, in seinem/ihrem Sinne ausgewertet und für ihn/sie verwendet werden und müssen durch größtmögliche Sicherheitsvorkehrungen besonders vor Datenmissbrauch geschützt werden. 165. Die World Health Organization (WHO) hat dies im Jahr 2016 mit ihrer Beschreibung der Funktion einer ePA auf den Punkt gebracht: "Electronic health records (EHR) are real-time, patientcentred records that provide immediate and secure information to authorized users. EHRs typically contain a record of the patient's medical history, diagnoses and treatment, medications, allergies and immunizations, as well as radiology images and laboratory results. They expand on the information in a traditional paper-based medical record by making it digital and thus easier to search, analyse and share with other authorized parties. An EHR system plays a vital role in universal health coverage by supporting the diagnosis and treatment of patients through provision of rapid, comprehensive and timely patient information at the point of care." (WHO Regional Office for Europe 2016). Die Anforderungen an eine ePA, die damit einhergehen, ihre Chancen, Risiken und Herausforderungen werden im Folgenden eingehender dargestellt und bewertet. Dabei hilft der Blick auf den derzeitigen regulativen Stand in Deutschland und auf die Entwicklungen in anderen Ländern.