Welpe oder erwachsener Hund?
Für die Anschaffung eines Hundes gibt es zahlreiche Gründe und immer mehr Menschen wünschen sich ein Leben mit Hund.
© Andreas Linde/Kosmos
Der Hund soll Freund und Begleiter sein, seine Anwesenheit soll sich positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirken, er soll die Einsamkeit verringern oder ist der "Motor" für Ausflüge in die Natur und mehr Bewegung. Er wird als Helfer bei der Arbeit benötigt oder ist Team-Partner bei sportlichen Aktivitäten und auf Wettkämpfen. Die Motivation beeinflusst dabei auch die Auswahl des Hundes: Der Hund als sozialer Begleiter soll möglichst niedlich, kuschelig und nett sein. Der Arbeitshund wird dagegen in der Regel aus einer bestimmten Rasse oder Rassegruppe gewählt, da er entsprechende Fähigkeiten mitbringen soll.
Steht die Anschaffung eines Hundes an, haben viele Menschen immer noch als Erstes den Gedanken an den süßen, niedlichen Welpen, den sie bald im Arm halten werden. Sicher gibt es Gründe, die für einen Welpen sprechen. Du kannst ihn in kleinen Schritten an dein Leben und die Anforderungen, denen er dabei gewachsen sein muss, gewöhnen. Auf der anderen Seite musst du aber einige Monate (je nach Größe des Hundes bis zum Alter von einem Jahr) Rücksicht in Bezug auf die Länge der Spaziergänge nehmen, ein Welpe wird vermutlich auch länger brauchen, stubenrein zu werden, er muss das Alleinbleiben erst in kleinen Schritten lernen und die meist etwas anstrengende Junghundezeit und Pubertät steht euch noch bevor. Erwachsene Hunde können dagegen von Beginn an, außer wenn sie durch eine Erkrankung körperlich eingeschränkt sind, an allen Aktivitäten teilnehmen.
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Der Labrador gehört zu den Apportierhunden, er eignet sich daher ideal für das Dummytraining.
Die Stubenreinheit ist zwar gerade bei Hunden aus dem Tierschutz oft noch nicht vorhanden, wird aber in der Regel schneller erlernt als beim Welpen, da sie ihre Blase bereits gut kontrollieren können. Der Hund muss lediglich lernen, dass er sich nur draußen lösen soll. Zwar haben einige Hunde aus dem Tierschutz Probleme mit dem Alleinbleiben (siehe hier), doch wenn dies nicht der Fall ist, lernen diese Hunde schnell, auch für einige Stunden ohne den Menschen zu Hause zu bleiben. Der erwachsene Hund ist jedoch in seinem Charakter bereits gefestigt. Natürlich kann er auch noch lernen, sich an besondere Umstände zu gewöhnen, dies wird jedoch in aller Regel länger dauern als beim Welpen und ist oftmals nur eingeschränkt möglich. Ein Generalisieren fällt zudem schwer, der Hund muss alle Situationen neu kennenlernen, um diese als bekannt und vertraut abzuspeichern.
Du hast dich entschieden - ein Welpe soll bei dir einziehen? Doch wo findest du deinen Traumwelpen? Schaut man sich in Kleinanzeigenportalen um, werden dort unendlich viele Mischlingswelpen angeboten. Doch wie seriös sind solche Angebote? Sind sie wirklich eine Alternative zum Züchter von Rassehunden?
Designer-Hunde
Leider steht gerade bei der "Produktion" (denn Zucht kann man dies nicht nennen!) von Hunden häufig immer noch der Profit im Vordergrund. Dabei gibt es unterschiedlichste "Geschäftsmodelle". Der professionelle Händler hat neben vielen unterschiedlichen Rassehundewelpen auch alle möglichen Mischlingswelpen im Angebot, denn diese verkaufen sich nicht weniger gut wie Rassehunde. Designerhunde wie Labradoodle, Cockapoo und Puggle, die gezielt als Mischling gezüchtet werden, kosten häufig sogar mehr als Rassehunde aus seriöser Rassehundezucht. Immer noch denken viele Menschen, dass sie mit einem Mischlingswelpen in jedem Fall einen gesunden Hund bekommen, zumindest einen gesünderen Hund als einen Rassehundewelpen. Verpaart man jedoch einen Labrador und einen Pudel, die beide an HD (Hüftgelenksdysplasie) leiden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Labradoodle-Welpen an HD leiden, sehr groß. Lediglich in Bezug auf rassespezifische Erkrankungen, für die der Labradoodle dann jeweils nur das Gen von einem Elternteil für diese Erkrankung besitzen kann, ist die Wahrscheinlichkeit, hieran zu erkranken, geringer als bei einem Rassehundewelpen.
Qualzuchtrassen
Schaut man sich allerdings einige Rassen an, so muss man der These, dass Rassehunde sehr häufig erkranken, wohl leider zustimmen. Denn gerade sogenannte Qualzuchtrassen haben mittlerweile so viele gesundheitliche Probleme, dass man von einem Kauf von Hunden dieser Rassen leider abraten muss!
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Was wie ein Lächeln wirkt, ist in Wahrheit ein Zeichen höchster Not: Durch die kurze Nase bekommt die Französische Bulldogge kaum noch Luft.
Die bekanntesten Rassen mit Qualzuchtmerkmalen sind wohl Mops und Französische Bulldogge, die wegen ihres "niedlichen" Aussehens einen regelrechten Boom erlebten, aufgrund der Brachyzephalie, also der Kurzköpfigkeit, jedoch unter Atemnot und zudem unter diversen anderen schweren gesundheitlichen Problemen leiden. Eine schnarchende Bulldogge und ein Mops, der nur noch im Sitzen ohne zu ersticken schlafen kann, sind nicht niedlich, sie sind bedauernswert!
Beim Thema Qualzucht müssen nicht nur die Züchter in die Verantwortung genommen werden: Jeder, der einen solchen Welpen kauft, fördert die Zucht dieser kranken Hunde und damit weiteres Tierleid. Auch aus Mitleid solltest du keinesfalls Welpen, egal welcher Rasse kaufen, weder aus einer Massentierhaltung noch beim Händler, der dir den Hund auf dem Parkplatz aus dem Auto heraus übergibt.
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Hunde kauft man nicht auf dem Parkplatz. Das gilt sowohl für Welpen als auch für erwachsene Hunde!
Gerade Mops und die Französische Bulldogge haben einen Charakter, der viele Menschen begeistert. Möchtest du unbedingt mit einem Hund dieser Rassen dein Leben teilen, kannst du dich in den umliegenden Tierheimen umschauen. Dort findest du nicht selten solche Hunde aus Beschlagnahmungen bzw. illegalen Zuchten oder Welpentransporten. Du musst dir aber im Klaren darüber sein, dass du in keinem Fall einen gesunden Hund bekommen wirst! Operationen, z.B. am Gaumensegel oder zur Erweiterung der viel zu kleinen Nasenlöcher sowie diverse Behandlungen, verursachen hohe Tierarztkosten, die du bei der Anschaffung des Hundes von Beginn an einplanen solltest.
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Französische Bulldoggen werden nicht selten im Tierheim abgegeben, wenn hohe Tierarztkosten anstehen.
§ 11b DES DEUTSCHEN TIERSCHUTZGESETZES
Was unter Qualzucht fällt, ergibt sich in Deutschland aufgrund des § 11b des deutschen Tierschutzgesetzes, der Zuchtbedingungen regelt:
(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten (.), soweit (.) züchterische Erkenntnisse (.) erwarten lassen, dass als Folge der Zucht (.)
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bei der Nachzucht (.) erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder
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bei den Nachkommen
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mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,
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jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
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die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.
Welpen in Kleinanzeigen
Wer einen Hund aus dem Tierschutz möchte, wird vermutlich selten einen Hund im Handel oder beim Designerzüchter erwerben. Doch was ist mit all den Mischlingswelpen, die man in den vielen Kleinanzeigenportalen findet? "Unfallwurf: Wunderschöne Border Collie/Schäferhund-Mischlingswelpen vom Bauernhof suchen dringend ein neues Zuhause"! Wäre das nicht eine Möglichkeit, einem armen Welpen, der auf der Suche nach einem Zuhause ist, zu helfen? Beim Besuch kannst du die Welpen dann in einem Stall, im Stroh einer Pferdebox liegend, anschauen und spätestens jetzt ist die Entscheidung gefallen: Diese Welpen brauchen ein liebevolles Zuhause mit einem weichen Bett und Menschen, die sich um sie kümmern, und einem davon wirst du helfen! Und natürlich, entscheidest du dich für diesen Welpen, hat er das große Los gezogen und wird ein wundervolles Leben bei dir haben. Doch leider handelt es sich bei solchen Angeboten nicht selten um geplante Würfe. Natürlich kann es durchaus auch hier in den westlichen Ländern einmal vorkommen, dass eine Hündin aus Unachtsamkeit ungewollt von einem Rüden gedeckt wird. Allerdings ist das eher selten der Fall, denn die Verhältnisse hier sind doch ganz andere als z.B. in südlichen oder östlichen Ländern, in denen Straßenhunde zum Alltag der Menschen dazugehören. Freilaufende Hunde sind selbst in unseren Dörfern inzwischen eine Ausnahme. Daher solltest du solche Angebote immer hinterfragen, damit du nicht ungewollt einen Vermehrer unterstützt, der Hunde verpaart, ohne diese auf Krankheiten untersuchen zu lassen, und der die Welpen mit minimaler gesundheitlicher Versorgung großzieht sowie bei der Aufzucht kaum Wert auf Sozialisierung legt, wie es ein seriöser Züchter tut. Nicht selten hat die Mutterhündin ein Jahr später wieder einen Unfallwurf, und das Jahr für Jahr. Auch wenn die Welpen vermutlich nicht so viel wie Rassehundewelpen kosten, ist ein solcher Wurf für den Vermehrer eine sehr gute Nebeneinnahme. Kaufst du also einen dieser Welpen, unterstützt du damit, dass die Hündin immer und immer wieder Welpen...