Warum Hunde für Kinder so wichtig sind
Fast jedes Kind kommt irgendwann mit dem Wunsch zu seinen Eltern: "Bekomme ich einen Hund?" Einen Freund, dessen weiches Fell man streicheln und mit dem man "durch dick und dünn" gehen kann. Dieser Wunsch wird häufig noch durch Fernsehfilme gefördert, in denen Hunde mit wahrlich traumhaften Eigenschaften zusammen mit Kindern die spannendsten Abenteuer erleben. Diese Hunde sind immer unkompliziert, hören selbstverständlich aufs Wort und besitzen darüber hinaus noch unglaubliche Fähigkeiten. Sie spüren Verbrecher auf, verstehen jedes Wort und haben einen sechsten Sinn dafür, wenn ein Kind in Schwierigkeiten steckt. Dieses wird dann natürlich vom Fernsehhund souverän gerettet! Doch auch wenn viele dieser Eigenschaften beim Familienhund eher selten zu finden sind, ist der Wunsch nach einem vierbeinigen Begleiter für die meisten Eltern gut nachvollziehbar. Denn ein Hund kann als ganz normaler Familienhund so viel bieten. Gut ausgewählt, erzogen und in die Familie integriert, kann er für Kinder nicht nur Begleiter, Freund und Kuschelpartner sein, sondern auch die kindliche Entwicklung ungemein fördern.
Raus in die Natur
Ein Hund ist ein Lebewesen, das in der heutigen Zeit der Naturentfremdung noch die Möglichkeit des Naturerlebens bietet. In einer Zeit, in der viele Kinder den Wald nur noch aus dem Fernsehen kennen und fest davon überzeugt sind, dass Kühe "lila" sind, ist es wichtiger denn je geworden, Kindern die Natur so nahe wie möglich zu bringen. Der Hund als Lebewesen bietet so den direkten natürlichen Kontakt und somit einen Gegensatz zu einer technisierten Welt mit Fernseher, Computer und Smartphone.
Und nicht nur das! Ein Hund hat Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen. Mit dem Hund muss man nach draußen gehen, er muss sich lösen, sich bewegen können, seinen Bedürfnissen nachgehen. Daher heißt es im Zusammenleben mit Hund mehrfach am Tag: "Raus in die Natur".
War es früher selbstverständlich, dass man sich als Kind am Nachmittag nach Schule und Hausaufgaben draußen mit den Freunden zum Spielen traf, sieht das heute leider ganz anders aus. Selbst Grundschulkinder besitzen bereits ein Handy, die Kommunikation findet oft schon in diesem Alter nicht mehr persönlich, sondern per Kurznachricht statt. Und als Teenager kennt man den Status seiner Freunde via Facebook und Co. genau und tauscht sich über die sozialen Netzwerke aus.
© Klaus Grittner/Kosmos
Malina und Mischlingshündin Luzi erkunden gemeinsam den Wald. Beim Balancieren über einen Baumstamm lernen beide, ihre Bewegungen zu koordinieren.
Anstatt draußen "Räuber und Gendarm" zu spielen, ist man online via Playstation verbunden und spielt, jeder für sich in seinem Zimmer vor seinem Computer sitzend, verbunden mit anderen Jugendlichen, ein Online-Computerspiel. Das "echte Leben" spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Zwar gab es eine Zeit, in der das "Computer-Haustier" wie z.B. das Tamagotchi sehr in Mode war, mittlerweile hat dieser Trend jedoch wieder deutlich nachgelassen. Es ist eben doch ein Unterschied, ob man ein Tier versorgt, das nur auf einem Computer existiert oder aber den Alltag mit einem lebendigen Tier teilt. Bei der Hundehaltung geht es nämlich nicht darum, die meisten Punkte eines Spiels zu ergattern, andere auszustechen und der Beste zu sein. Es geht darum, sich auf ein anderes Lebewesen einzulassen, dessen Bedürfnisse zu erkennen und eine Bindung einzugehen, eine Beziehung aufzubauen.
Wer eine Beziehung zu einem anderen Lebewesen aufbaut, bekommt immer auch eine Rückmeldung, es entsteht eine Interaktion. Der Hund gibt dem Kind damit etwas wieder, was ein auf dem Computer geschaffenes "Haustier" eben nicht leisten kann.
Wichtig
Naturerlebnis pur
Damit eine Beziehung zum Hund entstehen kann, müssen Kinder den Hund mit seinen Bedürfnissen wahrnehmen. Ein Hund kann eben nicht nur im Haus gehalten werden. Er benötigt regelmäßig Auslauf, muss sich draußen in der Natur bewegen, um diese mit seinen Sinnen zu erleben. Das Kind als Begleiter hat dadurch die Möglichkeit, die Natur noch einmal ganz anders wahrzunehmen. Naturerlebnis wird zum Alltag, was in der heutigen Kindheit eher selten ist!
Immer für mich da - mein Begleiter im Alltag
Eltern haben nicht immer Zeit für ihre Kinder. Beruf sowie Haus und Garten und eventuelle weitere Verpflichtungen rund um die Familie nehmen viel Zeit in Anspruch. Auch wenn Mama zu Hause bei den Kindern ist, muss sie sich in dieser Zeit um viele Dinge im Haushalt kümmern. Und wenn Papa dann müde von der Arbeit nach Hause kommt, möchte er auch einmal gemütlich entspannen und sich nicht immer sofort mit in die Spiele der Kinder einbinden lassen. Oma und Opa leben oft weit entfernt und sind häufig nicht mehr, so wie es früher meist die Regel war, eng in das Leben der Familie eingebunden. Ein Hund dagegen hat immer Zeit! Er freut sich über die Anwesenheit seiner Menschen, ist gern mittendrin und mit dabei. Die Frage, ob er Lust auf ein Spiel hat, stellt sich hier meist gar nicht. Der Hund bietet Kindern somit eine Nähe, die Eltern nicht ständig in diesem Maß erfüllen können. Und das heutzutage umso mehr, da immer mehr Kinder als Einzelkind aufwachsen. Heute weiß man, dass allein schon die Anwesenheit eines Lebewesens sich positiv auf den Gemütszustand eines Menschen auswirkt. Einfach nur mit dem Hund zusammen zu sein, kann daher von einem Kind als sehr positiv empfunden werden. Es fühlt sich nicht allein, es hat immer einen Freund an seiner Seite, egal ob dieser einfach nur neben ihm liegt und schläft oder sogar aktiv mit dem Kind kommuniziert und agiert!
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Hummel ist kurz nach Mias Geburt in die Familie eingezogen und für Mia ein Kumpel von Beginn an.
Verständnisvoller Zuhörer - mein Tröster in der Not
Und gerade diese Eigenschaft macht den Hund für viele Kinder zu etwas ganz Besonderem: Ein Hund ist einfach nur da, er hört geduldig zu, wenn man Sorgen und Probleme hat. Denn selbst wenn die Eltern Zeit hätten, möchte man ihnen doch auch nicht immer alles erzählen. Dem Hund kann man unbesorgt alle Probleme und Missgeschicke berichten. Er wird diese weder weitererzählen noch lacht er über das Kind. Er kritisiert die Handlungen des Kindes nicht, er stellt keine Fragen.
Er ergreift keine Partei, erst Recht nicht für den vermeintlichen Gegner und gibt auch nicht den Ratschlag "vernünftig" zu sein und sich anders zu verhalten, als man es eigentlich möchte. Somit ist kein Risiko damit verbunden, dem Hund die tiefsten Geheimnisse anzuvertrauen und sich einmal alles von der Seele zu reden! Der Hund mag das Kind weiterhin, egal, ob es eine Fünf in einer Klassenarbeit nach Hause gebracht oder ob es einen Streit mit den Klassenkameraden gegeben hat. Die Schwächen des Kindes in seinem Alltag spielen in Bezug auf den Hund keine Rolle.
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Mia kann Hummel von all ihren Problemen erzählen. Hummel ist eine gute Zuhörerin, die auch Geheimnisse bewahren kann.
Spielkamerad - mein bester Kumpel
Hunde lassen sich in der Regel von Kindern gern zum Spielen motivieren und in das Spiel miteinbeziehen. Dabei kann es sich entweder um ein Apportierspiel handeln (siehe hier), bei dem der Hund die Hauptrolle übernimmt, oder um ein Rollenspiel, in dem das Kind dem Hund eine Nebenrolle zugedacht hat. Oft wohnen die Schulfreunde weiter weg, es gibt viele Einzelkinder und die Zeit der Eltern ist knapp bemessen. Der Hund wird zum Ersatz, denn wer spielt schon gern allein. Sicher ist es dann eher die passive Rolle, die der Hund dabei einnimmt, doch das spielt für das Kind in der Regel keine Rolle. So sitzt die Labrador Retriever-Hündin Ginala gern am Teetisch, den die kleine Juli für sich und "ihre Freundin" gedeckt hat. Ginala bekommt immer wieder "Tee" (in dem Fall Wasser) nachgeschenkt sowie ein imaginäres Stück Kuchen auf den Teller gelegt und dabei die neuesten Erlebnisse von Juli erzählt, die sie sich geduldig anhört. Sie liebt die Aufmerksamkeit, die sie von Juli erhält, zumal häufig auch Streicheleinheiten für sie dabei sind.
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Beim gemeinsamen Teetrinken bekommt Julis beste Freundin Ginala einen eigenen Teller und Becher.
Freunde finden - etwas Besonderes sein
Durch den Hund wird ein Kind häufig zu einer besonderen Person! Ein Hund hat für fast alle Kinder eine große Anziehungskraft und ist für sie ein faszinierendes Wesen. Wer einen Hund besitzt, wird somit für andere Kinder spannend, erlangt häufig Ansehen, ist "cool". Kann der Hund dann noch einen tollen Trick auf ein Zeichen des Kindes hin ausführen, ist dieses sich der Bewunderung seiner Freunde sicher.
Viele Kinder schließen so leichter Kontakte und gewinnen neue Freunde. Und letztendlich fördert ein Hund dadurch auch die Kommunikationsfähigkeit von Kindern. Denn das Kind möchte seinen Freunden stolz etwas über "seinen" Hund erzählen und vielleicht sogar Wissen, das es bereits im Umgang mit seinem Hund erworben hat, weitergeben und so mehr Verständnis für den Hund wecken.
Den anderen verstehen
Damit das Zusammenleben zwischen Kind und Hund funktioniert, müssen Kinder lernen, mit einem Hund umzugehen. Dazu gehört zum einen, die Körpersprache des Hundes zu verstehen, denn nur so können Kinder entsprechend auf den Hund und seine körpersprachlichen Signale reagieren. Denn Hunde kommunizieren anders als wir Menschen. Sie nutzen andere Gesten und setzen...