Schweitzer Fachinformationen
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Im Shamrock war donnerstags um diese Zeit nicht mehr viel los, aber Lisa und Jonas warteten noch auf ihn. Sie hatten schon ein paar Guinness Vorsprung, aber laut Vertrag durfte Maik während der Bereitschaft sowieso nichts trinken, und die ging noch bis zwei Uhr nachts. Den Wagen hatte er in der Garage von Lynns Wohnhaus gelassen und den Schlüssel beim Sicherheitsmann hinterlegt. Es reichte ihm, dieses teure Geschoss beruflich zu fahren, ins Schanzenviertel würde er sich mit der Bonzenkiste nicht wagen. Er wohnte nur wenige Meter vom Irish Pub entfernt. Wenn er gerufen wurde, war er mit seinem Motorrad eh schneller überall dort, wo er gebraucht wurde.
»Na, heute wieder überbezahlte Langeweile ausgehalten?«, begrüßte ihn Lisa und schwankte leicht, als sie aufstand, um ihn zu umarmen. Maik begrüßte Jonas ebenfalls mit einer knappen Umarmung und setzte sich an den Tisch. »Ihr werdet nicht glauben, was meine neue Aufgabe ist.«
»Du musst jetzt mit dem Familienpudel Gassi gehen?«, mutmaßte Jonas und gab mit einer Hand dem Wirt ein Zeichen für eine weitere Runde.
»Für mich eine Cola, bitte«, rief Maik.
»Cola?« Lisa schüttelte den Kopf. »Das sind ja ganz neue Sitten.«
»Ich habe Bereitschaftsdienst. Also .«
Die Tür ging lautstark auf, und ein Paar setzte sich an einen der anderen Tische, weshalb Maik lieber kurz verstummte. Es war eine Sache, mit Lisa und Jonas über seinen Job zu reden, aber eine ganz andere, wenn Außenstehende das mitbekamen. Maik beobachtete das Paar ein paar Herzschläge lang. Der Mann machte einen alkoholisierten und die Frau einen eingeschüchterten Eindruck.
»Oh Mann, ich werde nie verstehen, warum hübsche Frauen mit solchen Typen zusammen sind«, kommentierte Lisa, die ebenfalls hinsah.
Maik nickte nur. Die Frau war blond, vielleicht Mitte zwanzig und sah in ihrer Jeans und der roten Bluse sportlich und locker aus. Wie eine, die eigentlich ganz selbstbewusst war, aber ihre Körpersprache besagte eher das Gegenteil. Während ihr Begleiter lautstark zwei Guinness bestellte, machte sie sich auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches ganz klein.
»Lass gut sein«, sagte Lisa und legte Maik eine Hand auf den Arm. Wahrscheinlich hatte sie seine Fäuste bemerkt, bevor er selbst überhaupt mitbekommen hatte, dass er die Hände anspannte.
»Du kannst sie nicht alle retten«, setzte sie nach. »Erzähl jetzt endlich, was deine neue Aufgabe ist.«
Maik drehte sich wieder zu seinen Freunden um, auch wenn die laute Stimme dieses Kerls einen Teil seiner Aufmerksamkeit weiterhin beanspruchte. Er konnte es nicht abstellen, ständig alles im Auge behalten zu müssen, selbst wenn es ihn nichts anging. Damit er leise sprechen konnte, lehnte er sich vor und stützte sich mit beiden Unterarmen auf dem Tisch ab. Lisa und Jonas taten es ihm gleich. Sie waren ein eingeschworenes Team, was Maiks Leben eine gewisse Stabilität verlieh. Allein die Tatsache, dass er mit ihnen über alles reden konnte, half ihm, bessere Entscheidungen zu treffen. »Stellt euch vor, ich bin jetzt offiziell der Bodyguard von Peter van Hollands Mätresse.«
Lisa schlug amüsiert eine Hand vor den Mund. »Ist das dein Ernst? Der hat eine Mätresse?«
Maik legte einen Finger über die Lippen und grinste. »Ihr wisst ja, dass ich euch das nicht erzählen darf.«
Kopfschüttelnd winkte sie ab. »Als wenn wir je irgendwas ausplaudern würden. Wie ist sie so? Ich wette, sie ist eine ganze Ecke jünger, oder?«
Maik musste an Lynn denken. Sie war so wunderschön und besonders, er mochte sich gar nicht vorstellen, dass der alte van Holland sie anfasste. »So alt wie wir, würde ich sagen. Und sie spielt in einer Liga, die wir uns niemals leisten könnten. Einer wie ihr bin ich noch nie begegnet.«
»Wow, wenn sie keine Professionelle wäre, würde ich glatt sagen, du hast dich verknallt. Sollen wir für dich zusammenlegen?« Der Scherz gefiel ihm nicht. Vielleicht deshalb nicht, weil sie das Körnchen Wahrheit gefunden hatte, das er so gern verbergen wollte, oder es lag daran, dass er sich nicht vorstellen mochte, dass sie für Geld mit ihm schlafen würde. Maik könnte niemals für Sex bezahlen. So ein klar definiertes Arrangement war sicher für manche Menschen sehr zweckdienlich, aber er mochte es, wenn sich Intimität entwickelte. Dieses gewisse Knistern vor dem ersten Kuss, das Kribbeln in den Fingern bei den ersten Berührungen, die Erlebnisse, die zu gemeinsamen Erinnerungen wurden. Zwar sprach seine Beziehungsbilanz nicht gerade für seine Romantikkompetenz, aber sie war dennoch ausgeprägt genug, um aus Zwischenmenschlichkeit keine Transaktion zu machen.
»So viel würdet ihr nicht zusammenbekommen«, ging er trotzdem auf ihren Scherz ein, um nicht zu zeigen, wie sehr Lynn ihn durcheinanderbrachte.
In Jonas' Kopf schien die Kostenfrage eine mathematische Gleichung nach sich zu ziehen. Wahrscheinlich steckte er gerade die finanzielle Obergrenze für leistbare Liebesdienste ab, ohne sich bewusst zu machen, dass es dabei um Sex ging.
»So teuer, ja?« Lisa trank von ihrem Guinness und zuckte mit einer Schulter. »Dann muss sie ja richtig gut sein.«
Maik rief sich das Kennenlernen in Erinnerung. Das war mit Sicherheit der peinlichste und gleichzeitig reizvollste Augenblick seines Lebens gewesen. Jede andere hätte ihn angeschrien und sofort aus dem Bad geworfen, aber Lynn war so anders als jede Frau, die er bislang kennengelernt hatte.
»Sie ist besonders«, sagte er und wich ihrem Blick aus.
»Oh Mann, du hast dich wirklich verknallt, oder?« Lisa konnte er nichts vormachen, auch wenn er es immer wieder versuchte.
»Nein, sie hat mich mit ihrer Art nur überrascht, das ist alles. Ich fange doch nichts mit einer Klientin an, das bringt nur Ärger.« Das Geschehen am anderen Tisch lenkte ihn erneut ab. Der Kerl hatte den Platz gewechselt, saß nun neben der Frau auf der Bank und stritt mit ihr, ohne dass Maik verstehen konnte, worum es ging. Sie rutschte zur Wand und drückte ihn wenig wehrhaft von sich. Was den Mann dazu brachte, sich noch größer zu machen und bedrohlich eine Hand zu heben.
»Tut mir leid, ich kann das nicht«, sagte Maik zu Lisa und stand auf.
Bis zu dem Tisch waren es nur wenige Meter. »Hey, belästigt Sie der Kerl?«, fragte Maik und blieb zwei Schritte entfernt stehen.
Sie sah ihn verschreckt an, was ein deutliches Ja signalisierte, aber mit ihrer Stimme sagte sie Nein.
»Verpiss dich«, ranzte der Mann trunken.
Aus dem Augenwinkel sah Maik, dass der Wirt einen Baseballschläger unterm Tresen hervorzog. Wer John länger kannte, wusste, dass dieser nicht mehr als eine Drohung darstellte. John war zwar ein alter Hund, aber Handgreiflichkeiten überließ er, wenn möglich, der Polizei. Maik hatte keine Lust, den Abend mit einer Fahrt in einem Streifenwagen ausklingen zu lassen. »Ich mach das schon«, rief er John zu. Dann sah er dem Kerl fest in die Augen. »Ich denke, es ist besser, wenn du jetzt gehst und deinen Rausch ausschläfst.«
»Lass uns verschwinden«, drängte die Frau, vielleicht kannte sie ähnliche Situationen bereits. Ihre Hände zitterten, als sie ihren Begleiter vorsichtig am Arm berührte, aber er schüttelte sie mürrisch ab. »Sag mir nicht, was ich zu tun habe, klar?«
»Das ist Ihre Gelegenheit, nicht mit ihm mitzugehen.« Maik ließ ihn nicht aus den Augen.
Der Kerl griff in ihre Haare und zog sie an sich. »Was soll das werden? Willst du meine Kleine ficken? Ist es das?«
»Nicht, Ruven, du tust mir weh.« Sie umfasste seine Hand und wirkte noch ängstlicher als vorher.
Unschlüssig wartete Maik ab. Er wollte nichts Unbedachtes tun. Nicht selten standen solche Frauen zu ihren tyrannischen Männern. Als wäre die Gewalt in der Beziehung ein zu akzeptierender Makel eines unverstandenen Liebenden. Frauen hatten ihn schon mehrfach angebrüllt, weil er ihnen geholfen und ihre Macker niedergeschlagen hatte. Auch auf so eine Szene hatte er definitiv keine Lust, er konnte nur nicht untätig danebensitzen, wenn jemand so offensichtlich genötigt wurde. Wenn er ihr seine Hilfe nicht angeboten hätte, hätte ihn die ganze Nacht die Frage wach gehalten, ob es falsch gewesen war, nichts gesagt zu haben.
Dieser Ruven schien ganz eigene Gedanken durchzukauen. Er taxierte Maik, hielt dabei seine Freundin fest und erweckte den Eindruck, jeden Augenblick die Kontrolle über sich zu verlieren.
»Gehst du jetzt freiwillig, oder muss ich dir Beine machen?«, setzte Maik nach.
Der Kerl stieß seine Freundin weg, sprang von der Bank auf und zielte mit einem Schwinger direkt auf Maiks Kopf. Dank seines Trainings konnte Maik gerade noch ausweichen. Dafür, dass der Mann getrunken hatte, wirkten seine Bewegungen ziemlich kraftvoll und präzise.
»Ich mach dich fertig, du Arsch!«, kündigte er an und ging weiter auf Maik los.
Maik wich erneut aus, nutzte die Bewegung seines Angreifers, versetzte ihm einen Stoß und sah zu, wie er gegen die Theke stolperte. Wütend nahm der Kerl ein Glas von der Arbeitsfläche dahinter und warf es nach Maik, traf jedoch den Tisch. Das Glas zerbrach, und einige Scherben trafen die Frau.
»Ich rufe jetzt die Polizei«, rief John und griff zum Telefon.
»Nein, schon gut«, sagte Maik. »Wir klären das vor der Tür!« Er ging vor und war froh, dass der Kerl folgte.
Kampfbereit drehte er sich direkt hinter der Tür um. Männer wie Ruven besaßen keine Ehre, keinen Kodex oder Anstand, weshalb Maik ihm nicht länger als nötig den Rücken zudrehte. Rückwärts ging er von ihm und den Fenstern weg. Die Frau und seine Freunde sollten bei dem Kommenden nicht zusehen.
»Du hast es so gewollt«, sagte der Kerl und ließ die Tür hinter sich...
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