Effektive Selbstverteidigung und Notwehrrecht

Name: Effektive Selbstverteidigung und Notwehrrecht
Brand: Mohr Siebeck
Price: 144.0 EUR
Availability: OnlineOnly

Christian Rueckert(Autor*in)

Mohr Siebeck (Verlag)

1. Auflage

Erschienen am 20. Dezember 2017

628 Seiten

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978-3-16-155292-2 (ISBN)

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Inhalt

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Vorwort
Inhaltsübersicht
Inhaltsverzeichnis
A. Einleitung: Notwehr - Recht zu töten?
I. Verdeckt-faktische Einschränkung des Notwehrrechts
II. Zur Methodik: Teleologische Auslegung durch Sociological Jurisprudence
III. Begrenzung des Untersuchungsgegenstandes und Gang der Darstellung
1. Begrenzung des Untersuchungsgegenstandes
2. Gang der Darstellung
B. Ausgangspunkt und geistesgeschichtliche Grundlagen: Das Recht (auch) auf unverhältnismäßige Verteidigung
I. Begründung in der Rechtsprechung von Reichsgericht und Bundesgerichtshof
II. Begründung mittels allgemeiner Notwehrtheorien
1. Vorwegabwägungsentscheidung durch Rechtsbewährungsprinzip
2. Die Nichtigkeit des Angriffs muss dem Sein des Rechts
3. Zwischenergebnis
4. Individualistische Erklärungskonzepte
a) Wagner: Vorweg-Abwägung unter Hinzutreten der individuellen Handlungsfreiheit
b) Das Persönlichkeitsrechtsverletzungsmodell von Levita, Abegg, Stratenwerth und Kroß
c) Frister: Keine zwischenmenschliche Solidarität für den Angreifer mangels Notlage
d) Die Zumutbarkeit angriffsvermeidenden Opferverhaltens nach Mitsch und die Unterbrechung des Zurechnungszusammenhangs nach Jäger
e) Das Verantwortlichkeitsprinzip
f) Die Pflichtverletzungsmodelle von Erb und Renzikowski
g) Lösung von der Pflicht zur Regelbefolgung nach Hruschka und Fuchs
h) Fichte und Feuerbach: Partielle Aufhebung des Gesellschaftsvertrags
i) Notwehr als "natürliches" Recht auf Selbsterhaltung
j) Die Verknüpfung von Freiheit/subjektivem Recht und Zwangsbefugnis
aa) Zwangsbefugnis als Negierung der Negierung der Freiheit
bb) Verknüpfung von subjektivem Recht und Zwangsbefugnis
cc) Missachtung des fremden Rechtsraums im bürgerlichen Zustand
dd) Kritik: Verkennung der naturrechtlichen Wurzel des Notwehrrechts
III. Eigenes Modell: Nur bedingter Verzicht auf gewaltsame Verteidigung in Anlehnung an Hobbes
1. Keine überindividualistische Begründung
2. Notwehrrecht als natürliches Recht des Menschen
3. Nur bedingter Verzicht auf gewaltsame Verteidigung durch Gesellschaftsvertrag
4. Keine Aufhebung des Gesellschaftsvertrags, Beschränkung der Verteidigung auf das erforderliche Maß
5. Keine weitere Einschränkung durch Güterabwägung
IV. Zusammenfassung der Ergebnisse
C. Die Kriterien zur Bestimmung des gegenwärtigen Angriffs
I. Zeitlich-personeller Beurteilungsmaßstab: objektive ex ante Perspektive
1. Der bisherige Streitstand
a) Ex post Perspektive wegen Duldungspflicht
b) Ex ante Perspektive wegen beschränkter Erkenntnismöglichkeit
2. Ex ante Prognose, Risikoverteilung und Normbefehl
a) Der unmittelbar bevorstehende Angriff als prognostisches Notwehrelement
b) Risikoverteilung zwischen Angreifer und Verteidiger
aa) Fehleinschätzungsrisiko und Veranlasserprinzip
bb) Duldungspflicht und bevorstehender Angriff
cc) Beiderseitige Rechtfertigung
dd) Widersprüchliche Normbefehle und Erlaubnistatbestandsirrtümer
ee) Zwischenergebnis und Beispielsfälle
c) Die Risikoverteilung aus Sicht der Praxis der Selbstverteidigung
d) Das "Normbefehl-Argument"
e) Risikoverteilung und Normbefehl
3. Der Maßstab der ex ante Beurteilung
a) Subjektiv
b) Objektiver Beobachter mit Höchstwissen der Menschheit
c) Vernünftiger/Sachverständiger Beobachter
d) Berücksichtigung von Sonderwissen
e) Zwischenergebnis
4. Analyse der Rechtsprechung
a) RGSt 61, 216 und RGSt 67, 337
b) BGH, 16.10.1962 - 5 StR 304/62 = JurionRS 1962, 13833
c) BGH StGB § 32 Abs 2, Angriff 3
d) BGH NJW 1973, 255
e) BGHSt 25, 229
f) BGH 1 StR 551/75
g) BGHR StGB § 32 II Angriff 1 = BeckRS 1987, 31098992
h) BGH NJW 1989, 3027
i) BGHSt 39, 133
j) BGHR StGB § 32 Abs 2 Angriff 5
k) BGH NJW 1995, 973
l) BGH NStZ 2000, 365
m) BGH NStZ-RR 2002, 203
n) BGH NStZ 2002, 425
o) BGH Urteil vom 31.01.2007 - 5 StR 404/06
p) BGH NJW 2013, 2133
q) BayObLG NJW 1985, 2600
r) BayObLG, JZ 1991, 936
s) OLG Stuttgart, NJW 1992, 850
t) OLG Koblenz StV 2011, 623
u) OLG Hamm, Urteil vom 15.07.2013 - 1 RVs 38/13 = BeckRS 2013, 13245
v) Aktuelle Tendenz zu einer objektiven ex post Perspektive?
w) Zusammenfassung und Analyse der Leitlinien der Rechtsprechung
5. Zwischenergebnis
II. Der unmittelbar bevorstehende Angriff
1. Der bisherige Streitstand in der Literatur
a) Zu spät: Das Abstellen auf den Versuchsbeginn
b) Den Angriffsbegriff zu weit ausdehnend: Die Theorie von der wirksamsten Abwehr (sog. Effizienzlösung)
c) Unpräzise: Die Einbeziehung später Vorbereitungsstadien durch die h. M
d) Otte: Übertragung der Rechtsbewährung auf Private als Ausgangspunkt
e) Keine Präventiv-Notwehr durch Konstruktion einer "notwehrähnlichen Lage"
2. Analyse der Rechtsprechung: Einzelfallentscheidung unter vorgeblichem Rückgriff auf die Kriterien der herrschenden Lehre
a) Die Grundformel: Kombination von h. M. und Effizienzlösung
b) Analyse der einzelnen Entscheidungen und Entwicklung der Rechtsprechung
aa) RGSt 53, 132
bb) RGSt 60, 318 - Haustyrannen-Fall
cc) RGSt 61, 216
dd) RGSt 67, 337
ee) BGH NJW 1966, 1823 - Haustyrannen-Fall
ff) BGH NJW 1973, 255
gg) BGHSt 25, 229
hh) BGH NJW 1979, 2053
ii) BGH NStZ 1984, 20
jj) BayObLG NJW 1985, 2600
kk) BGHR StGB § 32 II Angriff 1
ll) BGH NStZ 1987, 172
mm) BGHSt 39, 133
nn) BGHR StGB § 32 Abs 2 Angriff 5
oo) OLG Düsseldorf NJW 1994, 1232
pp) BGH NJW 1995, 973
qq) BGH NStZ 2000, 365
rr) BGH, Urteil vom 31.01.2007 - 5 StR 404/06
ss) BGH NJW 2013, 2133
tt) Beispiel für Entscheidungen aus den letzten Jahren: BGH NStZ 2012, 272
uu) Aktuelle Entscheidung: BGH BeckRS 2017, 102724
c) Die tatsächlichen Kriterien und Leitlinien der Rechtsprechung
d) Kritik: Mangel an Rechtssicherheit
e) Positiv: Verteidigerfreundliche extensive Interpretation
3. Entwicklung einer eigenen Abgrenzungsformel
a) Das Anforderungsprofil
b) Der Lösungsvorschlag: Nach außen tretende Manifestation der feindseligen Absicht als ausreichende Zweifel gegen die Unschuldsvermutung
c) Die Erfüllung des Anforderungsprofils
aa) Bestimmtheit
bb) Risikoverteilung zu Lasten des Angreifers
cc) Rechtsmethodische Begründbarkeit: Zeitliche Grenze für das Wiederaufleben der Befugnis zur gewaltsamen Verteidigung
dd) Praxistauglichkeit
(1) Überblick über Empfehlungen aus der Selbstverteidigungsliteratur
(a) Die Phasen eines typischen Nahkampfangriffs
(b) Kriterien für den Beginn der Handlung des Verteidigers
(c) Vergleich mit der Formel von der Gefährdungsdistanz
(2) Auswertung der Fragebögen
(a) Der letztmögliche Handlungszeitpunkt, um eigene Verletzungen relativ sicher auszuschließen
(b) Angriffe durch mehrere Angreifer
(c) Zusammenfassende Betrachtung der eingeholten Expertenmeinungen
ee) Anwendung der Formel von der Gefährdungsdistanz auf die in der Rechtsprechung entschiedenen Fälle
III. Der noch fortdauernde Angriff
1. Die drohende Wiederholung von Verletzungshandlungen
a) Zuordnung zum unmittelbar bevorstehenden Angriff
b) Teilweise Übertragung der Formel von der Gefährdungsdistanz
c) Praxis-Check: Drohende Wiederholung des Angriffs in der realen Selbstverteidigungssituation
aa) Überblick über Empfehlungen aus der Selbstverteidigungsliteratur
bb) Auswertung der Fragebögen
2. Fortwirkende Rechtsgutsverletzung/-bedrohung bei abgeschlossener Angriffshandlung
a) Phase zwischen Vollendung und materieller Beendigung bei Delikten mit Beendigungsphase
b) Dauerhafter Angriff bei Dauerdelikten
c) Sonderfall: Angriff auf die Willensfreiheit
d) Sonderfall: Die Haustyrannen-Fälle als Dauer-Angriff?
3. Analyse der Rechtsprechungsfälle
a) RGSt 55, 82
b) RGSt 62, 76
c) BGH MDR 1956, 372
d) BGH, Urteil vom 16.10.1962 - 5 StR 304/62 = JurionRS 1962, 13833
e) BGHSt 27, 336
f) BGH NJW 1979, 2053
g) BGH, Urteil vom 15.5.1979 - 1 StR 749/78
h) BGH NStZ 1987, 20
i) LG München I, NJW 1988, 1860
j) BGH NStE Nr. 15 zu § 32 = BeckRS 1989, 31105765
k) BayObLG JZ 1991, 936
l) OLG Stuttgart NJW 1992, 850
m) BGH NJW 1995, 973
n) BGH NStZ 2002, 141
o) BGH NStZ 2002, 425
p) BGHSt 48, 207 (212) sowie BGH NStZ 2005, 332 (Nachfolgeentscheidung)
q) BGH NStZ-RR 2004, 10
r) BGH NStZ 2006, 152
s) BGH NStZ-RR 2010, 140
t) OLG Koblenz StV 2011, 623
u) BGH NStZ-RR 2012, 84, BGH NStZ-RR 2013, 305 und BGH NJW 2014, 1121
v) OLG Hamm, Urteil vom 15.07.2013 - 1 RVs 38/13 = BeckRS 2013, 13245
w) BGH NStZ 2016, 333
x) Aktuelle Entwicklungstendenzen
y) Die Leitlinien und Kriterien der Rechtsprechung in der Zusammenfassung
aa) Fälle der drohenden Wiederholungsgefahr
bb) Fälle mit Dauerangriffen
cc) Angriffe auf die Willensfreiheit (Chantage-Fälle)
dd) Der fliehende Dieb in der Rechtsprechung
ee) Zusammenfassung: Keine einheitlichen Entscheidungskriterien, aber ein gutes Rechtsgefühl
IV. Der gerade stattfindende Angriff
D. Die "erforderliche" Verteidigung
I. Zeitlich-personeller Beurteilungsmaßstab: Verobjektivierte ex ante Perspektive des Verteidigers
1. Begründung mit prognostischer Natur der Erforderlichkeit
2. Maßstab der ex ante Prognose
a) Allwissender Beobachter
b) Rein subjektiv aus Täterperspektive
c) Verständiger Durchschnittsbürger
d) Berücksichtigung von Sonderwissen oder -können des Täters
3. Analyse der Rechtsprechung
a) Bestimmung objektiv ex post
b) Explizit objektiv ex ante aus Sicht eines objektiven, besonnenen Dritten in der Lage des Verteidigers
c) Objektive ex ante Perspektive anhand der verwendeten Kriterien
aa) Erwartbarkeit der sofortigen und endgültigen Gefahrbeseitigung
bb) Kein Risiko des ungewissen Ausgangs oder eigener Verletzungen
cc) Kein Verweis auf in ihrer Abwehrwirksamkeit zweifelhafte Verteidigungsmittel
dd) Insbesondere: Zeit zur Mittelauswahl und Fehlschlagsrisiko
ee) Indifferent: Kampflage und Stärke und Gefährlichkeit des Angreifers
d) Bestimmung objektiv-ex ante mit subjektivem Einschlag
e) BayObLG: Subjektive ex ante Perspektive
f) Widersprüchliche und unklare Entscheidungen
g) Berücksichtigung von Sonderwissen
h) Zwischenergebnis: Besonnener Dritter in ex ante Perspektive des Angegriffenen
4. Ergebnis
II. Das geeignete Verteidigungsmittel
1. Notwendigkeit der Geeignetheit als Kriterium für die Bestimmung der Erforderlichkeit?
a) h. M: Geeignetheit als Prüfungserfordernis
b) Gegenansicht: Keine Untermaßgrenze
c) Eigener Standpunkt: Minimierte Geeignetheitsprüfung mit weitest möglichem Geeignetheitsbegriff
2. Der Maßstab der Geeignetheit: Nur Ausschluss von denk- und naturgesetzlich nicht zweckdienlichen Verteidigungshandlungen
3. Überlegungen zu geeigneten Mitteln aus Sicht der Praxis der Selbstverteidigung
III. Das sog. "relativ mildeste Mittel"
1. Kein milderes, aber weniger effektives Mittel
2. Der Maßstab der Effektivität: Keine vernünftigen Zweifel an Wirksamkeit aus verobjektivierter ex ante Perspektive
a) Lenckner: Risiko in Abhängigkeit von Kontrollierbarkeit des Verteidigungsmittels
b) Warda: Einzelfallentscheidung mit inzidenter Verhältnismäßigkeitsprüfung
c) Kein "zweifelhaftes" milderes Mittel
d) Eigener Vorschlag: Gesamtschau unter Berücksichtigung des Zwecks der vollumfänglichen und endgültigen Angriffsbeendigung
3. Konkretisierungen der Befugnis zur Wahl eines effektiven Mittels: Eine Bestandsaufnahme
a) Ausreichend Zeit zur Bewertung und Auswahl
b) Orientierung an der "Kampflage" d. h. an den konkreten Umständen des Einzelfalls
c) Stärke und Gefährlichkeit des Angriffs/des Angreifers
aa) (Vermeintliche) Körperliche Überlegenheit - insbesondere Größe und Gewicht
bb) Zahlenmäßige Überlegenheit
cc) Der Einsatz von Kampfsportfertigkeiten
d) Stufenlehre bei Einsatz letal wirkender Waffen
e) Zumutbarkeit der Inanspruchnahme fremder Hilfe, insbesondere die der Polizei
f) (Un-) Zumutbarkeit des Ausweichens/Flucht
g) Drohung als milderes Mittel
4. Die Effektivität der Verteidigungsmittel aus Sicht des praktischen Selbstschutzes
a) Das dogmatische Fundament: "relativ" mildestes Mittel
b) Die realen Einflussfaktoren
aa) Die inneren Einflussfaktoren
(1) Exkurs: Das Verhältnis von § 32 Abs. 2 StGB zum Erlaubnistatbestandsirrtum und zu § 33 StGB
(2) Grundlagen der Physiologie und Psychologie von Angst und Stress
(a) Körperliche Primärreaktion auf Angst/Stress: Ausschüttung von Adrenalin und Nor-Adrenalin
(b) Physiologische Auswirkungen der (Nor-)Adrenalinausschüttung
(c) Angstinduzierter Erregungszustand und reflexhafte Erstreaktion
(d) Einfluss von Angst und Stress auf kognitive Prozesse (Entscheidungsfindung, Wahrnehmung)
(3) Auswirkungen der Physiologie und Psychologie der Angst auf die tatsächlichen Kampffähigkeiten in Konfliktsituationen
(a) Das "Yerkes-Dodson-Gesetz"
(b) Die "Inverted-U-Hypothesis"
(c) Das "heart rate model"
(d) Multidimensionale Angsttheorien
(e) Weitere Faktoren
(4) Die menschliche Reaktionszeit in Abhängigkeit von den Auswahlmöglichkeiten
(a) Begriffsklärung und Reaktionszeitmodelle
(b) Stress, Reaktionszeit und das "umgekehrte U"
(c) "Hick's Law"
(d) Einfluss der Komplexität der Reaktionsbewegung auf die "response time"
(e) Durchschnittliche menschliche Reaktionszeiten
bb) Die äußeren Einflussfaktoren
(1) Der typische Ablauf eines körperlichen Angriffs
(2) Die (In-)Effektivität ausgewählter Techniken der Selbstverteidigung
(a) "Zu leichte" Schläge
(b) Sog. Attitude Interrupter: Schmerz ohne (größeren) Schaden
(c) Take-Down-Techniken
(d) Contact Response/Operant Conditioning
(e) Von der Ineffektivität des aktiven Blockens und der passiven Deckungshaltung
(f) Das "survival mindset" und der "go-button"
(g) "Rapid fire"
(h) Art und Weise des Schlagens und Tretens
(i) Würge- und Haltetechniken
(j) Gebrauch von Alltagsgegenständen als Waffen
(k) Pfefferspray und CS-Gas
(l) Selbstschutz gegen Waffen
(3) "Schlägereierfahrung" und Skrupellosigkeit als "Erfolgsrezept der Straße"
(4) Empirische Untersuchungen zum Einsatz von Schusswaffen als Verteidigungsmittel
(a) Schlechte Trefferquoten bei Schusswaffeneinsatz in realen Kampfsituationen
(b) Schwierig vorherzusehende Mannstoppwirkung
(c) Exemplarisch: Der Fall Tennessee Eisenberg
(d) Der "Tueller-Drill" und die "21-foot-rule"
(5) Überlegungen zur Effektivität von Messern als Verteidigungsmittel
(6) Die Effektivität von Kommunikation, Deeskalation und Drohungen
(7) Sozialpsychologische Erkenntnisse über die Bereitschaft, bei gewalttätigen Angriffen Hilfe zu leisten
(a) Der sog. Zuschauereffekt
(b) Das "Erregung: Belohnungs-Kosten-Modell"
(c) Der Einfluss von Gruppen, Gruppenzugehörigkeit und soziale Identität
(d) Indifferente Ergebnisse bei gewaltsamen Konfliktsituationen
(e) Der Einfluss der Geschlechterrollen bei Angriffen
5. Folgerungen für die Kriterien der h. M.
a) Ausreichend Zeit zur Auswahl und Bewertung der Mittel
b) Beurteilung nach der "konkreten Kampflage"
c) Stärke und Gefährlichkeit des Angreifers/des Angriffs
aa) Größen- und Gewichtsunterschiede zwischen Angreifer und Verteidiger
bb) Zahlenmäßige Überlegenheit
cc) Kampfsportfertigkeiten
d) Stufenlehre bei Einsatz potentiell letaler Waffen
aa) Schusswaffen
bb) Messer und andere Klingen
cc) Abschließende Überlegungen zur Stufenlehre
e) Die Inanspruchnahme fremder Hilfe
f) Ausweichen und Flucht
g) Exkurs: Das Märchen von der Schutzwehr
h) Kommunikative Deeskalation und Drohung
IV. Auszugsweise Analyse der obergerichtlichen Rechtsprechung zur Erforderlichkeit
1. Ausreichend Zeit für Auswahl und Einsatz milderer Mittel
a) BGH, Urteil vom 21.08.1979 - 1 StR 382/79
b) BGH NStZ 2001, 530
c) BGH NStZ 2012, 272 ("Hells-Angels-Fall")
2. (Vermeintliche) körperliche Überlegenheit durch Größen- und Gewichtsvorteil
a) BGH NStZ 2010, 82 und LG München I Urt. v. 9.1.2009 - 1 Ks 121 Js 10459/08 ("Münchener Informatikstudent")
aa) Sachverhalt
bb) Entscheidung des Landgerichts München I
cc) Entscheidung des BGH
dd) Berechtigte Kritik von Erb
ee) Eigene Stellungnahme
(1) Die Gefährlichkeit der Kampflage
(2) Die milderen Mittel
b) BGH NStZ 1996, 433
c) Vorbildlich: BGH NStZ-RR 2013, 139
3. Zahlenmäßige Überlegenheit
a) BGH, 27.01.1970 - 1 StR 577/69 = JurionRS 1970, 12399
b) BGH StV 1999, 143
c) BGH NStE Nr. 28 zu § 32
4. Kampfsportfertigkeiten bei Angreifer oder Verteidiger
a) BGH, EZSt § 32 Nr. 6 = BeckRS 1983, 31112021
b) BGHSt 26, 256
5. Stufenlehre bei letalen Verteidigungsmitteln
a) BGH NStZ 1996, 29
b) LG München, NJW 1988, 1860 und LG Stade, Urteil vom 27. Oktober 2014 - 10 Ks 151 Js 32983/10 (2/12) -, juris sowie BGH, NStZ 2016, 333
aa) Sachverhalt LG München I, NJW 1988, 1860
bb) Entscheidung des LG München
cc) Sachverhalt LG Stade, Urteil vom 27. Oktober 2014 - 10 Ks 151 Js 32983/10 (2/12) -, juris sowie BGH, NStZ 2016, 333
dd) Entscheidung des LG Stade.
ee) Entscheidung des BGH im Fall des LG Stade
ff) Zusammenfassende Stellungnahme
c) BGH NJW 2001, 3200 ("Eine-Patrone-Fall")
d) BGH NStZ-RR 2013, 105
e) BGH, Beschluss vom 12.04.2016 - 2 StR 523/15 = NStZ 2016, 526
f) BGH, Beschluss vom 22.06.2016 - 5 StR 138/16 = NStZ-RR 2016, 271
6. Inanspruchnahme fremder Hilfe
a) RGSt 66, 244
b) BGH NJW 1980, 2263
c) BGH NJW 1984, 986
7. Flucht und Ausweichen
a) RGSt 16, 69
b) BGH NJW 1962, 308
c) BGH NStZ 2000, 365
E. Konsequenzen der bisherigen Ergebnisse für die sog. "sozial-ethischen" Notwehreinschränkungen
I. Allgemeiner Verhältnismäßigkeitsvorbehalt in der Notwehr
1. Keine besondere Schärfe durch Rechtsbewährungsprinzip
2. Notwehr als private "Strafe"
3. Verhältnismäßigkeit als oberstes Rechtsprinzip des modernen Sozialstaats
4. Grundrechtsbindung auch bei privaten Rechtseingriffen
a) Unmittelbare Wirkung der Grundrechte des Angreifers
b) Mittelbare Drittwirkung/Schutzwirkung der Grundrechte des Angreifers
5. Das Sonderopfer des Schwächeren
6. Zwischenergebnis: Keine Verhältnismäßigkeitsprüfung in der Notwehr
II. Krasse Missverhältnisse: Differenzierung nach verteidigten Rechtsgütern
1. Natürliche und gegebene Freiheiten
2. Einschränkungen bei Verteidigung natürlicher Freiheiten
3. Einschränkungen bei Verteidigung des Vermögens
a) Legitimierbarkeit einer Einschränkung
b) Abwägungslösung oder "Alles-oder-Nichts"-Prinzip?
aa) Begrenzung in der Qualität der tödlich wirkenden Verteidigungsgewalt
bb) Wertgrenze oder generelles Verbot sicher tödlich wirkender Sachwehr?
(1) Verbot tödlicher Sachwehr nur bei krassen Missverhältnissen (h. M.)
(2) Vollständiges Verbot tödlicher Sachwehr
(3) Zwischenergebnis: Einschränkung nur bei tödlicher Verteidigung geringwertiger Vermögenswerte denkbar
c) Art. 2 Abs. 2 lit. a) EMRK als taugliche Rechtsgrundlage einer Einschränkung?
4. Zusammenfassung der Ergebnisse
III. Verringerte Verantwortlichkeit des Angreifers für den Konflikt
1. Nicht frei verantwortlich handelnde Angreifer
2. Fahrlässige Angriffe
IV. Provokationsfälle
1. Absichtsprovokation und Verteidigungswille
2. Fehlende Gebotenheit bei Provokationsfällen?
a) Duldungspflicht des Verteidigers aus Einwilligung/Notwehrverzicht/ fehlender Verteidigung der Rechtsordnung?
b) Duldungspflicht aus Mitverantwortlichkeit für den Angriff
c) Ingerenzgarantenstellung des Provokateurs
aa) Mindestvoraussetzung: Adäquat-kausale Angriffsherbeiführung, enger raum-zeitlicher Zusammenhang, rechtswidriges Vorverhalten
bb) Absichtlich-rechtswidrige Provokationen
cc) Vorsätzlich-rechtswidrige Provokationen
dd) Fahrlässig-rechtswidrige Provokationen
ee) Sozial-ethisch vorwerfbare Provokationen
3. Beachtung der ex ante Perspektive auch bei Provokationsfällen
V. Besondere Näheverhältnisse
VI. Zusammenfassung der Ergebnisse
F. Prozessuale Konsequenzen: Vermehrte Heranziehung von Sachverständigen
I. Die Hinzuziehung von Sachverständigen im Rahmen der Aufklärungspflicht des § 244 Abs. 2 StPO
1. Der Sachverständige und die Aufklärungspflicht des Gerichts
2. Der Sachverständige und die Ermittlungspflicht der Staatsanwaltschaft
II. Die Stellung sachdienlicher Beweisanträge durch Staatsanwaltschaft und Verteidigung
III. Revisionsrechtliche Behandlung unzureichender Feststellungen und nicht oder nicht so bestehender Erfahrungssätze
1. Die Behandlung in der bisherigen Judikatur
2. Sachrüge wegen erheblicher Mängel der Darstellung von Sachverhalt oder Beweiswürdigung
3. Aufklärungsrüge, § 244 Abs. 2 StPO
4. Verfahrensrüge bei Ablehnung eines Beweisantrags
5. Ergebnis: Kumulierte Sach- und Aufklärungsrüge
G. Schlussbetrachtung und Zusammenfassung der Thesen
I. Zur Methodik
II. Materiale Legitimation eines scharfen Notwehrrechts durch nur bedingten Verzicht auf gewaltsame Verteidigung
1. Begründung durch die Rechtsprechung
2. Abzulehnen: Begründung mit der "Unermesslichkeit" der Rechtsordnung
3. Abzulehnen: Begründung mit der Nichtigkeit des unrechtmäßigen Angriffs
4. Leitlinien individualistischer Begründungsmodelle
5. Eigenes Modell: Bedingter Verzicht auf Befugnis zur gewaltsamen Verteidigung im bürgerlichen Zustand
III. Gegenwärtigkeit: Die sich nach außen manifestierende Abkehr von der und die Rückkehr zur Friedenspflicht
1. Zeitlicher Beurteilungsmaßstab: ex ante
2. Der personelle Maßstab: Besonnener Dritter aus dem Verkehrskreis des Verteidigers mit Berücksichtigung von Sonderwissen und -fähigkeiten
3. Der unmittelbar bevorstehende Angriff
4. Der noch fortdauernde Angriff
a) Fälle mit drohender Wiederholungsgefahr der Angriffshandlung
b) Fortdauernde Rechtsgutsverletzung oder -bedrohung bei abgeschlossener Angriffshandlung
aa) Phase zwischen Vollendung und materieller Beendigung
bb) Dauerhafter Angriff bei Dauerdelikten
cc) Angriffe auf die Willensfreiheit/Erpressungsfälle
dd) Haustyrannen-Fälle
c) Rechtsprechungsanalyse
5. Der gerade stattfindende Angriff
IV. Die Erforderlichkeit der Verteidigung
1. Zeitlich-personeller Maßstab
2. Geeignetheit der Verteidigungshandlung
3. Das relativ mildeste Mittel
a) Der Maßstab der "gleichen Wirksamkeit"
b) Konkretisierung durch die Rechtsprechung
c) Gegenüberstellung der Realität gewalttätiger Konfliktsituationen
aa) Innere Einflussfaktoren
bb) Äußere Einflussfaktoren
d) Konsequenzen für die Kriterien der Rechtsprechung
e) Erkenntnisse aus der Einzelfallanalyse
V. Einige Gedanken zu sozialethischen Notwehreinschränkungen
1. Keine allgemeine Geltung des Verhältnismäßigkeitsprinzips im Verhältnis Bürger - Bürger
2. Krasse Missverhältnisse
3. Nicht voll verantwortlich handelnde Angreifer
4. Provozierte Angriffe
5. Angriffe innerhalb besonderer Näheverhältnisse
VI. Notwehrfälle im Strafprozess
Anhang A: Fragebogen zur Gegenwärtigkeit des Angriffs aus Sicht der praktischen Selbstverteidigung
Anhang B: Fragebogen zur Erforderlichkeit der Verteidigung aus Sicht der praktischen Selbstverteidigung
Literaturverzeichnis
Sachregister

Systemvoraussetzungen

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