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London, 1889: Sherlock Holmes und Dr. Watson werden von einem jungen Schauspieler engagiert, um einem seltsamen Fall nachzugehen. Zu seinen Aufführungen kommen jeden Tag dieselben Zuschauer - jedoch immer in anderen Verkleidungen. Zur gleichen Zeit läuft Professor Moriarty und Sebastian Moran die Zeit davon: Sie werden für einen mysteriösen Mord verantwortlich gemacht und müssen untertauchen.
Eine unsichtbare Hand zieht das Netz um die beiden verfeindeten Genies Sherlock und Moriarty immer enger. Schnell wird klar, dass es hier um weit mehr geht als sie. Werden die beiden über ihre Schatten springen und zusammenarbeiten können, oder ist die Welt dem sicheren Untergang geweiht?
Gareth Rubin ist britischer Bestseller-Autor und Journalist. Er lebt in London und schreibt für diverse britische Zeitungen über Reisen, Kunst und Soziales.
Zuweilen habe ich in diesen dürftigen Reminiszenzen an meine Zeit mit Sherlock Holmes versucht, die Gemütsbewegungen zu schildern, die ich empfand, wenn wir von den Behörden gerufen wurden, um einen Vorfall zu enträtseln, den selbst ihre klügsten Köpfe nicht erklären konnten. Allerdings muss gesagt werden, dass solche Beschreibungen meinen Gefährten stets irritierten, denn er beharrt darauf, dass das Interesse an solchen Fällen ausschließlich ihrer Funktionsweise gelten sollte, wie bei einem Handbuch über die korrekte Konstruktion einer Lokomotive, und nicht den menschlichen Seelenregungen, die damit einhergehen. Daher sollte ich derlei Färbung aus meiner Schilderung heraushalten, sagt er. Und doch, sosehr ich Holmes auch immer bewundert habe - schließlich ist er der größte beratende Detektiv, den die Welt je gesehen hat -, musste ich ihm in diesem Punkt stets widersprechen.
Daher will ich erzählen, was ich zwei Tage vor Weihnachten 1889 im Licht der untergehenden Sonne empfand.
Es war Furcht. Furcht, wie ich sie nie gekannt hatte.
Denn der Mord an Britanniens Kriegsminister, und zwar zu einer Zeit, da ganz Europa an der Schwelle zum bewaffneten Konflikt stand, konnte der Funken sein, der den Kontinent in ein explodierendes Pulverfass verwandelte. Dann hätte Krieg einen Großteil der Welt überzogen. Und ich habe Krieg gesehen. Ich habe das offene Tor zur Hölle gesehen.
Was stand zwischen uns und diesem Tor? Es war ein Anblick, den ich nicht mal in meinen aberwitzigsten Träumen für möglich gehalten hätte: der Anblick, wie der stets untadelige Sherlock Holmes und der arglistige Stammgast der kriminellen Unterwelt, Professor James Moriarty, zusammenarbeiteten, als wären sie alte Freunde und nicht zwei Gegner, die einander unwiderrufliche Vernichtung geschworen hatten. Sie arbeiteten zusammen, um ganz Europa vor dem Untergang zu bewahren.
Ja, auf einem Schweizer Berg, während ein schrecklicher Schneesturm wütete, vereinigten sich ihre Geister, verschmolzen miteinander und erschufen durch die Verbindung von Gut und Böse eine Waffe, mit der sie einer Gefahr den ersten Schlag erteilen konnten, die die Welt noch nie gesehen hatte - und, darum bete ich, die sie auch nie mehr sehen wird. Als die Nacht anbrach, sah Moriarty mich an und streckte die Hand aus. Ich nickte und reichte ihm eine Handvoll Patronen, jede einzelne dazu gemacht, einen Mann ins Grab zu bringen, da -
Doch ich greife vor. Holmes tadelt mich immer, wenn ich das tue. »Alles der Reihe nach, Watson. Ohne Ordnung, was bliebe uns da außer Chaos?« Und ich muss zugeben, da hat er recht. Also sollte ich mich an die Reihenfolge halten, in der die Ereignisse vonstattengingen.
*
Bei meinen früheren Berichten, insbesondere dem über die seltsame Affäre um den griechischen Dolmetscher, hatte ich die Gelegenheit, den Diogenes-Club zu erwähnen, die Zuflucht für die ungeselligsten Gentlemen Londons. Ein Mann, dem allein schon der Gedanke an Gesellschaft zuwider ist, kann sich in diese gedämpfte Atmosphäre zurückziehen, um dort Zeitungen oder dickere Schwarten zu lesen, ohne auch nur vom geringsten Geräusch gestört zu werden. Tatsächlich riskiert jeder, der in den öffentlichen Räumen des Clubs auch nur die Anwesenheit eines anderen zur Kenntnis nimmt, den dauerhaften Ausschluss aus diesem Club. Für Situationen, in denen es um Leben und Tod geht, ist das Besucherzimmer vorbehalten, obwohl jedes Mitglied, das beim Betreten oder Verlassen dieses Raums gesehen wird, einen Vermerk im Clubverzeichnis bekommt.
Kurz gesagt stellte es den perfekten Ort für Holmes' Bruder Mycroft dar (der in der Tat auch eines der Gründungsmitglieder war). Sherlock bescheinigt seinem Bruder einen detektivischen Scharfsinn, der sogar seinen eigenen übertrifft - ein Faktum, auf das sich unser Secret Service oft verlassen hat, wie Holmes mir versichert -, doch durch die reine Faulheit seines Besitzers in seiner Wirksamkeit stark beeinträchtigt wird.
Diese Trägheit war ihm schon immer zu eigen, zu der Zeit, von der ich berichte, war sie allerdings krankhaft geworden. Mycroft verließ sein Zimmer im Club nicht mehr, und ich war gerufen worden, um ärztlichen Rat zu erteilen.
Das Zimmer war rein zweckmäßig gehalten: Die Mitglieder des Clubs präferieren eine spartanische Umgebung. Jedes Möbel muss einen Zweck erfüllen, Schönheit ist nicht gefragt. Also gab es zwei solide Stühle und einen Schreibtisch, aber kein einziges Gemälde, keinen Druck oder gar Blumen. Wir standen am Fußende des Betts, in dem Mycroft lag und gleichzeitig eine Abhandlung über Arachniden des Vorderen Orients in seiner rechten Hand und Dantes komplette Originalfassung seiner Göttlichen Komödie in seiner linken Hand las. Der weiß gekleidete Diener des Clubs, der uns ins Zimmer geführt hatte, gab ein paar heisere Bemerkungen von sich, verweilte grundlos noch ein paar Sekunden, um uns finster anzustarren, und verschwand dann unvermittelt - worauf sich Mycrofts Mund zu einem schmalen Lächeln verzog.
»Du hast selbstverständlich bemerkt, Sherlock, dass Manning kürzlich eine schwere Schlappe erlitten hat?«, krächzte er. Während Sherlock groß, blass, dünn und kantig ist, seine schwarzen Haare zurückgekämmt hat und über scharfe, grüne Augen und die Aura eines indischen Asketen verfügt, der plötzlich in hektische Betriebsamkeit geraten kann, ist Mycroft klein und rundlich, mit einem dunkleren Teint und einem seltsamen Ziegenbart, die ihm das Aussehen eines russischen Anarchisten verleihen.
Er war mit einem Seidenpyjama und einem ägyptischen Fez bekleidet, während wir, die aus dem dichten Winternebel hereingekommen waren, dicke, feuchte Mäntel trugen: Draußen herrschte ein Smog so dick und grünlich wie Erbsensuppe, sodass allerorts Kutschen und Straßenkehrer zusammenstießen und Taschendiebe genug Beute machten, um sich zur Ruhe setzen zu können. Zudem waren wir so eng aneinandergedrängt, dass wir den Dampf spüren konnten, der den Kleidern des anderen entstieg. Und selbst unter meinen Rugbyteam-Kollegen vom Blackheath-Club gelte ich als großer Kerl, also musste ich mich in die schmale Schlafkammer geradezu hineinquetschen. Wie gern hätte ich meine tropfnassen Überkleider ausgezogen, allein, es fehlte der Platz dazu.
Um alles noch schlimmer zu machen, hatte ich in der Woche das fatale Experiment mit den Koteletten gewagt, in der Hoffnung, meinem Gesicht etwas mehr Gewichtigkeit zu verleihen - wie sich herausstellte, gewannen meine Wangen lediglich mehr an Gewicht -, und die waren jetzt ebenfalls ziemlich nass. Ich beschloss, sie abzurasieren, sobald wir in unsere behaglichen Räumlichkeiten in der Baker Street zurückgekehrt waren. Außerdem waren sie erheblich grauer als mein helles Haupthaar, und dieser deutliche Hinweis darauf, dass ich nicht mehr der Jüngste war, wollte mir gar nicht gefallen. Selbst der Hosenbund spannte ein wenig mehr als früher.
»Ich habe das Offensichtliche gesehen«, antwortete Holmes auf die Frage seines Bruders. »Dass er heute Morgen beim Rennen in Kempton zehn Shilling auf ein Pferd gesetzt hat, sein Gaul den Sieg knapp verfehlte und er jetzt einen großen finanziellen Engpass hat.«
»Was?«, stieß ich hervor. »Woher wissen Sie das?«
»Ach, Watson. Sicherlich haben Sie sein niedergeschlagenes, ja geradezu verdrossenes Auftreten bemerkt, als er uns hierherführte, und sein unziemliches Herumlungern nach Erfüllung seiner Pflicht - obwohl das Erbitten eines Trinkgelds von Mitgliedern oder ihren Gästen in dieser Institution zweifellos ein strafbares Vergehen ist.«
»Allerdings«, bestätigte Mycroft.
»Aber der Rest .«
Holmes seufzte. »Das Gras auf seinen Stiefeln. Wir haben Mitte Dezember, da findet man Gras nur auf penibel gepflegten Rasenflächen. Der Umstand, dass er keine Zeit hatte, sein Schuhwerk vor Arbeitsantritt zu putzen, zeigt, dass er direkt von dem Ort kam, wo er die Rasenspuren aufgenommen hat. Die Papierfetzen, die er einfach in seine Hosentasche gestopft hatte und von denen einer eine halb durchgerissene Zehn zeigte, ergeben sicher die Quittung, die ihm vom Buchmacher ausgehändigt wurde. Da ich bezweifle, dass Manning auf jedes Rennen zehn Guineas setzen kann, müssen es zehn Shilling gewesen sein. Desgleichen muss es Kempton gewesen sein, aus dem einfachen Grund, dass heute nirgendwo anders Pferderennen stattfinden; und es ist klar, dass das von ihm gewählte Pferd dem Sieg nahe war, denn seine Stimme klang sehr angestrengt und heiser, also hat der Mann es lautstark angefeuert, bis ihm die Stimme brach. Die Mühe hätte er sich nicht gemacht, wenn der Gaul von Anfang an weit hinten gelegen hätte.«
»Gute Güte!«, rief ich aus.
»Sehr gut, Sherlock«, sagte Mycroft lächelnd. »Nur eines stimmt nicht.«
»Und das wäre?«, erkundigte sich mein Freund mit milder Neugier.
»Es war kein Pferd.«
»Nein?«
»Ach, Sherlock. Hast du es nicht bemerkt? Den Hundegeruch, der an ihm haftete? Der war doch eindeutig. Hunderennen, Bruder. Manning war ohne jeden Zweifel in Walthamstow.«
Mein Freund zuckte die Achseln, als kümmerte ihn das nicht, doch ich wusste es besser. »Was hast du eigentlich?«
»Ach, nur eine Erkältung, glaube ich.« Mycroft schien es zu genießen, dass ihm isolierte Bettruhe vergönnt war. »Können Sie mir etwas geben, um die Schmerzen zu lindern, Doktor?«
»Ich lasse Ihnen etwas schicken. Trinken Sie...
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