Schweitzer Fachinformationen
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Persönlicher Ausdruck in der Fotografie entsteht erst am Ende eines Prozesses. Herausragen aus der Masse können Sie nur, wenn Sie alles auf Ihren Stärken aufbauen. Dazu müssen Sie diese aber erst einmal kennen. Und es wird Ihnen viel Ehrlichkeit abverlangen, sich auch Ihre Schwächen klar einzugestehen. Auch wenn wir uns generell immer auf unsere Stärken konzentrieren sollten, ist es für den Prozess förderlich, wenn Sie beim Start bereits klar wissen, was Sie nicht können. Denn wie Laotse sagte:
»Wer andere kennt, ist klug. Wer sich selber kennt, ist erleuchtet.«
Wenn wir uns mit unseren Stärken und Schwächen auseinandersetzen, treffen wir sehr schnell auf unseren Charakter. Emanuel Kant beschrieb Charakter als »praktische konsequente Denkungsart nach unveränderlichen Maximen« (Rudolf Eisler, Kant Lexikon, Kritik der praktischen Vernunft, 2. Teil).
Im alltäglichen Sprachgebrauch ist das Wort »Charakter« jedoch mit einer klaren Wertung oder Moral verbunden. Ein Mensch mit einem »guten« Charakter wird in der Regel als ein besonders moralischer Mensch wahrgenommen. Für mich ist Charakter zunächst einmal eine Ausprägung der eigenen Persönlichkeit: Etwas, das wir von Kindesbeinen an in uns tragen. Auf unserem Weg mögen wir zwar entscheiden, welche Abzweigungen wir nehmen und welche nicht, aber diese Entscheidungen treffen wir auch auf Basis gemachter Erfahrungen. Doch unsere Persönlichkeit bekommt die Oberhand, wenn wir schnell reagieren und spontan entscheiden müssen. Wenn es schnell gehen muss, haben wir keine Zeit nachzudenken: Wir tun das, was wir sind.
Beim Fotografieren interagiert Ihre Persönlichkeit mit der Umwelt. Das ist ein ziemlich komplexer Vorgang, der konfliktbeladen sein kann. Doch es ist wichtig, dass Sie schwierige Einflüsse von außen vor allem als Chance empfinden. Gerade in Situationen, die Ihnen im ersten Moment nicht entsprechen, stecken interessante Aspekte. Wenn Sie für Bilder deutlich aus Ihrer Komfortzone heraus oder sogar Ängste überwinden müssen, wird man dies nur sehen, wenn Sie diesen Situationen mit Ihren Stärken begegnen. Welches sind also Ihre persönlichen Hürden? Welches sind Ihre Stärken? Um das herauszufinden, lohnt es sich, einen Blick auf das Fünf-Faktoren-Modell aus der Psychologie zu werfen. Dieses Modell beschreibt die Persönlichkeit anhand der fünf Faktoren Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Sehen wir uns an, was Sie für sich als Fotograf daraus ableiten können.
Marrakesch - Marokko
»Mit diesem Faktor wird das Interesse und das Ausmaß der Beschäftigung mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken beschrieben.«
- https://de.wikipedia.org/wiki/Big_Five_(Psychologie)
Offenheit ist eine Voraussetzung für Vorstellungskraft und damit in der Fotografie die Basis, auf der Sie alles aufbauen. Wenn Sie sich mit etwas beschäftigen, was Ihnen fremd ist, schlägt das in Ihren Gedanken Wurzeln und daraus erwachsen neue Ideen. Machen Sie den ersten Schritt, auch wenn Sie sich dazu überwinden müssen. Der kanadisch-amerikanische Fotograf Steve Simon zitiert in diesem Zusammenhang David Bowie:
»Wenn man sich mit dem Thema oder Ort, in dem bzw. an dem man arbeitet, sicher fühlt, ist es das falsche Thema bzw. der falsche Ort. Gehen Sie immer ein wenig weiter ins Wasser, als Sie sich zutrauen. Gehen Sie ein bisschen über Ihre Grenzen hinaus. Und wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Füße so gerade nicht mehr den Boden berühren, sind Sie genau an der richtigen Stelle, um etwas Spannendes zu tun.«
Aus dem ersten Schritt in eine Ungewissheit entsteht in den meisten Fällen eine Situation, die Sie nicht vorhergesehen hätten und die Sie faszinieren wird. Egal ob Sie in der Natur oder im urbanen Raum unterwegs sind, schauen Sie in Ecken, an denen Sie sonst vorbeigehuscht wären. Dort stecken die Geschichten und Erlebnisse, die Sie und Ihre Fotografie vorantreiben werden. Glauben Sie an das, was Sie nicht wissen!
»Dieser Faktor beschreibt in erster Linie den Grad an Selbstkontrolle, Genauigkeit und Zielstrebigkeit«
Gewissenhaftigkeit spielt in der Fotografie eine größere Rolle, als man zunächst annehmen möchte. All Ihre Offenheit und künstlerischen Fähigkeiten werden Ihnen nicht helfen, wenn Sie sich nicht organisieren und vorbereiten, um Ihre Ziele umzusetzen. Aber gerade wir »Freizeit-Künstler« neigen dazu, Inspiration über Gewissenhaftigkeit zu stellen. Es gibt dazu ein berühmtes Zitat des Malers Chuck Close: »Inspiration ist was für Amateure. Der Rest von uns steht einfach auf und macht sich an die Arbeit«.
Ich selbst kam erst nach vielen Jahren durch effektivere Organisation einen großen Schritt weiter. Versuchen Sie, Ihrer Art zu arbeiten eine klare Richtung zu geben und richten Sie Ihre Ausrüstung und jedes Shooting oder jede Reise danach aus. Verwechseln Sie das nicht mit begrenzter Offenheit. Im Gegenteil: Sich gewissenhaft auf eine Fotoreise, auf eine fremde Kultur oder ein Shooting vorzubereiten, eröffnet Ihnen nicht weniger, sondern mehr Freiheiten für Ihr Tun. Dazu kommt: Sie werden stärker, selbstsicherer und ruhiger auftreten. Dies wird man Ihnen anmerken - Gewissenhaftigkeit vermittelt Professionalität und kann vor allem bei der Arbeit mit anderen Menschen einen wertvollen Rahmen bilden. Strukturieren Sie Ihre Arbeitsabläufe und bilden Sie sich auch in an der Fotografie angrenzenden Themen weiter. Und übernehmen Sie Verantwortung für das, was Sie fotografieren.
»Dieser Faktor beschreibt Aktivität und zwischenmenschliches Verhalten. Er wird teilweise auch Begeisterungsfähigkeit genannt.«
Extraversion (und ihr Gegenpart Introversion) spaltet die Gemeinde der Fotografie in zwei Lager. Vielleicht entscheidet dieser Faktor sogar darüber, in welchem Genre Sie fotografieren. Zeitgenossen, bei denen die Extraversion stark ausgeprägt ist, begeben sich gerne unter Menschen, sind sehr gesellig und haben nur selten ein Problem damit, auf der Bühne zu stehen. Das sind gute Voraussetzungen, um Menschen zu fotografieren.
Wenn Sie eher in die andere Richtung tendieren, muss das kein Nachteil sein. Wer in entlegenen Landstrichen oder zu unpopulären Tageszeiten zum Beispiel faszinierende Landschaftsaufnahmen macht, verbringt viel Zeit mit sich selbst. In solchen Situationen klarzukommen ist eine mächtige, seltene Eigenschaft. Wenn Sie sich zu diesen Menschen zählen, nutzen Sie dies für Ihre Fotografie.
»Ebenso wie Extraversion ist Verträglichkeit in erster Linie ein Faktor, der interpersonelles Verhalten beschreibt.«
Hôi An - Vietnam
Diesem Begriff scheint von Haus aus eine starke Wertung anzuhaften. Wer will schon unverträglich sein? Beim Umgang mit Menschen, egal ob Sie diese fotografieren oder ob Sie einfach nur in einer fremden Kultur zurechtkommen wollen, hilft Ihnen Verträglichkeit natürlich, sie ist ein wichtiger Faktor, um Beziehungen aufzubauen. Gerade bei Fremden können Sie damit schnell eine Vertrauensbasis schaffen und so auch zu großartigen Aufnahmen kommen. Vergessen Sie aber nicht, auch mit sich selbst verträglich zu sein, d. h. sich selbst treu zu bleiben. Vertreten Sie gerade in schwierigen Situationen Ihre Interessen und Ihre Einstellung - auch wenn das manchmal eine Situation beendet oder gar nicht erst entstehen lässt. Es ist besser keine Aufnahme zu bekommen, als eine, gegen die sich Ihre Persönlichkeit sträubt und die somit keinen Beitrag zu Ihrer fotografischen Entwicklung leisten wird.
»Dieser Faktor spiegelt individuelle Unterschiede im Erleben von negativen Emotionen wider und wird von einigen Autoren auch als emotionale Labilität bezeichnet. Der Gegenpol wird auch als emotionale Stabilität, Zufriedenheit oder Ich-Stärke benannt.«
Neurotizismus steckt (wie alle Faktoren des Fünf-Faktoren-Modells) in uns allen. Bei manchen ist er ausgeprägter, bei anderen weniger. Hier hilft Wertung nicht weiter. Jeder von uns wird Situationen kennen, in denen Unsicherheit, Nervosität oder Ängste sein Handeln prägen....
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