1 Olympus E-30: Digitale Evolution in der neuen Mittelklasse
Was sind die Neuerungen und technischen Leckerbissen der Olympus E-30? Wie unterscheidet sie sich von anderen Olympus-Kameras? Und wie nutzen Sie ihre Fähigkeiten am besten aus?
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Die Olympus E-30 im Überblick
Alle Olympus E-System-Kameras und die zugehörigen Zubehörteile vom Stand 2007. Seitdem kam noch einiges hinzu, zuletzt Ihre Olympus E-30
Warum haben Sie sich für eine Olympus E-30 entschieden? Weil Sie eine digitale Spiegelreflexkamera mit einer breiten Auswahl an erstklassigen Wechselobjektiven wollten, die auf dem neusten Stand der Technik ist und mit 12,3 Megapixeln Auflösung herausragende Bildqualität liefert? Weil Sie bereits Erfahrungen mit analogen Spiegelreflexkameras gemacht haben und die Qualität eines Spiegelreflexsuchers nicht mehr missen wollen? Weil Sie den Komfort der früheren OM-Spiegelreflexkameras von Olympus kennen und diesen auch im Digitalzeitalter wieder haben möchten? Weil Ihnen digitale Kompaktkameras nicht ausreichen, Sie aber gleichzeitig nicht auf ein Live-Monitorbild verzichten wollen? Weil Sie am besonders reichhaltigen, ohne Kompromisse auf digitale Bildsensoren berechneten Objektivsortiment von Olympus interessiert sind, in dem auch Superweitwinkel kein Problem darstellen? Oder weil Sie lieber einen Bildstabilisator in der Kamera wollten statt fünf davon in entsprechend teuren und schweren Objektiven?
Handlich, übersichtlich und wirklich einfach zu bedienen: Die Olympus-Kamera E-30 - hier mit dem ZUIKO DIGITAL ED 14-54 mm II
Warum auch immer: Die Olympus E-30 bietet einige Funktionen, die bislang weit teureren Kameras vorbehalten waren. Mit der Olympus E-30 besitzen Sie nun eine der interessantesten und dabei preisgünstigen Digitalspiegelreflexkameras auf dem Markt.
Die Olympus E-30 kombiniert die Funktionen von Olympus' Profi-Digitalspiegelreflexkamera E-3 und der Consumer-Spiegelreflexkamera E-520. Dabei wurden von beiden Modellen technische Fortentwicklungen übernommen, von der E-3 beispielsweise der klapp- und drehbare Monitor, der bei der E-30 mit 2,7 Zoll / 6,9 cm Bildschirmdiagonale und 230.000 Pixeln (320 x 240 Pixel RGB-Auflösung) noch etwas größer ausgefallen ist als bei der E-3 sowie der schnelle Phasen-Autofokus mit elf Autofokus-Sensoren der E-3. Von der E-520 kommen dagegen der neue Kontrast-Autofokus mit ebenfalls elf Messfeldern, die Gesichtserkennung und der Bildsensor mit 12,3 Megapixeln sowie die blauen statt grünen Kennzeichnungen, was farbenblinden Fotografen zugute kommt.
Ebenfalls von der E-3 kommen die höhere Empfindlichkeit von bis zu ISO 3200, kürzere Blitzsynchron- (1/250 s) und Belichtungszeiten (1/8000 s), das drahtlose Blitzkoppelsystem, die Serienbildfunktion mit bis zu fünf Bildern pro Sekunde und einem Puffer für bis zu 12 RAW-Aufnahmen, der zusätzliche Weißabgleich-Sensor auf der Frontseite, der sich links neben dem Auslöser befindet, die zwei Drehräder vorne und hinten an der Kamera und die Direktzugriffstasten für ISO-Empfindlichkeit, Belichtungs- und Fokusautomatiken sowie Weißabgleich und das "Lightbox"-Feature, bei dem ein Bild mit allen anderen auf der Speicherkarte nebeneinander gestellt werden kann.
Der zusätzliche Weißabgleichsensor auf der Front, unterhalb des Light-Buttons
Nicht übernommen wurde das spritzwasserfeste Magnesiumgehäuse der E-3 - sonst hätte Olympus auch deren Preis und Gewicht für die E-30 übernehmen müssen. Wer nicht gerade mit seiner Kamera auf Wildwasser-Kanutouren gehen will oder als Polizeireporter von Einsatz zu Einsatz rennt, kann mit dieser Einschränkung sicher leben. Das Kunststoffgehäuse ist jedoch mit Glasfaser verstärkt und damit stabiler als das der E-520.
Sie können mit dem schwenkbaren Monitor sich nun auch beim Selbstportrait beobachten - allerdings nur im Landschaftsmodus. Im Portraitmodus steht das Monitorbild in dieser Anordnung Kopf!
Auch nicht übernommen wurde der fehlende Programmwahlschalter an der E-3: Diesen hatte Olympus aufgrund Klagen der Kunden, ihn immer wieder versehentlich zu verstellen, bei der E-3 kurzerhand durch Drucktasten ersetzt, was jedoch noch unangenehmer war: Nun war der Programmwechsel ziemlich umständlich geworden.
Bei der Olympus E-30 ist der bei allen vorherigen Modellen (außer eben der E-3) rechts angeordnete Programmwahlschalter stattdessen nach links gewandert. Damit kommt er dem Auslösefinger nicht mehr in die Quere und unbeabsichtigte Programmwechsel dürften deutlich seltener werden. Zudem wurde so rechts der Platz frei für das zusätzliche, zuvor nur bei der E-3 zu findende LC-Statusdisplay.
Das LC-Statusdisplay der Olympus E-30
Auch der Einschalter hat auf einem Ring bei den Cursortasten einen sicheren und doch gut erreichbaren Platz gefunden.
Die Zielgruppe der Olympus E-30 sind "Prosumer": Fotografen, die vielleicht nicht gerade hauptberuflich von der Fotografie leben, sie aber dennoch beruflich nutzen, und engagierte Amateure. Beispielsweise kreative Kampagnenentwickler in Werbeagenturen, Marketingmitarbeiter, technische Redakteure. Sie soll mehr als nur ein Gerät für schöne Urlaubsfotos sein und diejenigen, die schon gewisse Fotografierfahrung haben, aber immer für weitere Anregungen zu haben sind, bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützen.
Die Olympus E-30 ist sozusagen der "Mac" der Fotowelt. Die ART-Kreativprogramme sollen dies widerspiegeln, die ebenso wie die Mehrfachbelichtungs-Funktion mit der E-30 neu hinzukamen und weder bei E-3 noch E-520 zu finden sind. Zwar kann man ihre Effekte besser am Computer erzielen und sie werden daher werden in der Praxis nur wenig genutzt werden. Aber sie sollen zu Ideen anregen.
Die bei Kreativ-Fotografen in den letzten Jahren recht häufig zu sehenden "schrägen" Bilder sind dagegen mit der Olympus E-30 Geschichte: Sie hat eine eingebaute doppelte elektronische Wasserwaage, mit der sichergestellt werden kann, dass die Kamera weder gekippt ist (wichtig bei starken Weitwinkelobjektiven, um stürzende Linien zu verhindern!) noch der Horizont schief hängt.
Back- und Frontfocus, bei Four-Thirds-Objektiven bis vor kurzem noch als nichtexistent angesehen, können für bis zu 20 Objektive individuell korrigiert und abgespeichert werden. Auch ist es nun möglich, neben 4:3 auch andere Bildformate wie beispielsweise 16:9 zu wählen.
1.2 Die neuen Features der E-30
Mehrfachbelichtung
Die Mehrfachbelichtungsoption der Olympus E-30 wird in ihren Fähigkeiten durchweg unterschätzt und als überflüssig eingestuft. Sie kann jedoch sehr gut zum Erstellen von Trickfotos genutzt werden, und zwar in einer Art, die mit Layer-Bearbeitung in Photoshop und anderen Bildbearbeitungsprogrammen so leicht nicht umsetzbar ist.
Dazu ist allerdings der Einsatz der Live View notwendig. Hier liegt der große Vorteil der Mehrfachbelichtung der Olympus E-30: Die bereits gemachten Teilaufnahmen werden von der Olympus E-30 in das aktuelle Monitorbild der Live View eingeblendet. Sollen also zwei Gegenstände in der endgültigen Aufnahme verschmelzen, können sie so passend zueinander platziert werden.
Da jede Belichtung sich zur vorherigen addiert, wird das entstehende Bild mit jeder weiteren Belichtung heller - aus vier korrekt belichteten Teilbildern entsteht ein überbelichtetes Hauptbild. Um dies zu vermeiden, können Sie AUTO EV einschalten - dann wird die Belichtung der Einzelbilder soweit abgesenkt, dass das Endbild die korrekte Helligkeit aufweist.
Mit ÜBERLAGERN kann schließlich eine bereits existente, ältere Aufnahme - wenn vorhanden, vorzugsweise im ORF-RAW-Format - mit dem aufzunehmenden Bild kombiniert werden, wie beispielsweise ein eingeblendeter Bühnenhintergrund.
Wenn sich die Inhalte zweier Bilder sichtbar überlagern, entstehen "Geister" - unwirkliche Bildbestandteile. Dies ist also zu vermeiden, wobei die Live View hift. Ein tiefschwarzer Bildhintergrund ist ebenso von Vorteil, weil er nicht als "Geist" durchschlagen kann.
Ist die Mehrfachbelichtung aktiviert, so wird automatisch die eingestellte Anzahl der nun folgenden Aufnahmen zusammenbelichtet
Ein Olympus-Akku BLM-1.
.kann mit der Mehrfachbelichtung der Olympus E-30 verdoppelt.
.und vervierfacht werden
Ist AUTO EV aktiviert, so bleibt das Bild dabei auf gleicher Helligkeit.
Mit ÜBERLAGERN kann auch eine bereits vollendete Aufnahme mit der neuen zusammenbelichtet werden
Diese Taschenlampe, auf einem dunkleren Hintergrund dreimal aufgenommen.
..erhält so zwei Geschwister! Ohne die Schnüre, die dunkler als der Untergrund sind und die Kratzer in diesem, wäre diese Aufnahme nicht als Manipulation erkennbar - die Bilddaten lassen nur ein normales Digitalbild vermuten.
Die Olympus E-30 erlaubt es, bis zu vier Aufnahmen in einem Bild zu vereinen. Diese Aufnahmen addieren sich in ihren Helligkeitswerten zu einem Bild auf, so wie es zu erwarten ist, wenn der Verschluss einer Kamera mehrfach geöffnet wird.
ART-Belichtungsprogramme
Die ART-Programme gelten als große Neuerung der Olympus E-30, die dank des neuen Truepic-III+-Bildprozessors möglich werden Doch sind sie eher eine Marketing-Spielerei: Derartige Effekte gehören wenn, dann eher in die Bildbearbeitung.
Sie können mit den ART-Belichtungsprogrammen allerdings durchaus einmal einen interessanten Effekt aus der Hosentasche zaubern, insbesondere, wenn Sie beispielsweise als Reporter Ihre...