Schweitzer Fachinformationen
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Als Frieda Schwartz von ihrem Schmuel erfuhr, dass er (a) ein schwarzes Mädchen heiraten werde, hatte sie spontan ein chiaroscuro aus dem weißen Satin einer chuppa und der Hautfarbe einer schwartze vor dem inneren Auge, und das Blut rauschte und stockte ihr in sämtlichen Kanälen; als er ihr mitteilte, er werde (b) die Schule abbrechen und mithin nie und nimmer amtlich zugelassener Buchprüfer werden - rebojne-shelojlem! -, stieß sie ein geschrei sondergleichen aus und erlag einem rassistischen/mein-Sohn-ein-Gammler-Herzinfarkt.
Als James Clark aus dem süßen Mund von Helen (Honeychile) Clark erfuhr, dass sie einen Judenjungen heiraten und demnächst Helen (Honeychile) Schwartz heißen werde, brachte er eben noch ein gekrächztes »Goldberg!« hervor, bevor er auf der Stelle, nämlich in seinem Stuhl mit der geraden Rückenlehne, zu einem steifen halben Hakenkreuz:
versteinerte, abzüglich Kopf, Händen und Füßen natürlich.
Jacob Schwartz, Großvater väterlicherseits der Heldin
Frieda Schwartz, seine Frau (im ersten Absatz verstorben, aber auf ihre stille Art weiterhin macht- und kraftvoll präsent)
James Clark, Großvater mütterlicherseits der Heldin (im zweiten Absatz stillgelegt)
Louise Butler Clark, Großmutter mütterlicherseits der Heldin (zwei Wochen jünger als ihr Mann)
Samuel Schwartz, Vater der Heldin
Helen Clark Schwartz, Mutter der Heldin
Christine (Oreo), die Heldin
Moische (Jimmie C.), Bruder der Heldin
Jacob: Baut Kisten aller Art (»Jake the Box Man - Ein Boxele für jedes tschotschkele«). Wie er zu sagen pflegt: »Man kann davon leben. Ich mutsch mich so durch.« Übersetzung: »Ich bin, kejn ajnore, ein sehr reicher Mann.«
James und Louise: Beim DNA-Knobeln fällt mit dem Würfel auch die Entscheidung über die Hautfarbe. Im Fall von James kam dabei fast exakt die Farbe der Augen raus (in der Tabelle auf der nächsten Seite ist er eine 10), bei seiner Frau die Farbe des Würfels. Louise ist hell, sehr hell, ein Albino manqué (nicht mehr auf der Skala, -1). James ist ein gewiefter Kaufmann, Louise eine der größten Köchinnen unserer Zeit.
Samuel Schwartz: einfach ein hübsches Gesicht.
Helen Clark: Sängerin, Pianistin, Mimikerin, Mathefreak (eine 4 auf der Farbskala).
Farbklassen von Schwarzen
weiß
hellgelb
gelb
hellhäutig
1
2
3
4
hellbraun
braun
dunkelbraun
5
6
7
dunkelhäutig
sehr dunkelhäutig
schwarz
8
9
10
ANMERKUNG: »Sehr schwarz« gibt es nicht. Diese Formulierung benutzen nur Weiße. Für Schwarze ist »schwarz« schwarz genug (und in den meisten Fällen zu schwarz, denn Schwarze sind mehrheitlich nicht annähernd so schwarz wie Ihr schwarzes Portemonnaie). Wenn ein Schwarzer sagt: »John ist sehr schwarz«, meint er nicht die Hautfarbe, sondern die politische Einstellung.
Wetter an sich kommt in diesem Buch nicht vor. An einigen Stellen tauchen flüchtige wettermäßige Hinweise auf. Ansonsten denken Sie einfach an eine Ihnen sympathische Jahreszeit. Sommer ist die sinnvollste für ein Buch dieser Länge. Auf die Weise muss auch niemand die Seiten auf die Beschreibung von Leuten verplempern, die sich den Mantel aus- und anziehen.
1919 zogen Klein-James und Klein-Louise, beide fünf, mit ihren Eltern, den Clarks und den Butlers, die eng befreundet waren, aus einem Weiler am Rand eines Dorfs im County Prince Edward, Virginia, nach Philadelphia. James und Louise heirateten gleich mit achtzehn und bekamen noch im selben Jahr ihr erstes und einziges Kind, Helen.
Während des Zweiten Weltkriegs schuftete James als Schweißer auf der Sun-Werft in Chester, Pennsylvania. Drei Jahre lang hielt er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit bei Feinkost Zipstein und kaufte eine Gurke für seine Lunchbox. Er verlangte eine saure. Zipstein gab ihm jedes Mal eine Salzgurke. Seit der Zeit hasste James Juden.
Nach dem Krieg hatte er genug Geld beisammen, um einen Versandhandel aufzuziehen. Er umwarb gezielt fast ausschließlich jüdische Kundschaft, die er dann unglaublich schröpfte. Dazu betrieb er rege Marktforschung: Er studierte Tora und Talmud, sammelte midraschim, zitierte Rabbi Akiba - Wurzel und Würze für die schmonzes, mit denen er die jüdischen Viertel überzog, in einem Orkan aus Reklamezetteln, scharf wie chrejn. Sein erster Artikel ging weg wie warme latkes. Es war ein Satz Tafeln für Wurfpfeile mit Porträts von (laut Werbetext) »allen Männern, die Sie am liebsten hassen, von Haman bis Hitler«. Kein Jude aus der philadelphischen Mittelschicht hätte sich im Kellergemeinschaftsraum blicken lassen können, wenn die Wurftafeln da nicht hingen.
Nach so viel Gründerglück zog James ein Verbundsystem mit anderen Versandfirmen auf. Er erweiterte sein Angebot um Quark-Blintzes für Schawuot, Taschentücher für Tischa Be'Aw (»Sie werden viele Tränen vergießen.«), dreidel für Chanukka, gragers und Hamantaschen für Purim, Becher für den Pessachwein, Honig für Rosch Haschana, Zweige für Sukkot (»Gestalten Sie die schönste Laubhütte Ihres Häuserblocks.«) und eine Schallplatte mit dem Kol Nidre für Jom Kippur (»gesungen von Tony Martin«). Neben jedem Artikel standen historisch-religiöse Erläuterungen für Kunden, die nicht wussten, was die Fest- und Feiertage zu bedeuten hatten. »Diesen apikorsim muss man alles beibringen«, erklärte er Louise. Sie erwiderte: »Sach nochma?« Als Dauerbrenner erwiesen sich die Malbücher zur Jüdischen Geschichte, unter anderem »die allseits beliebten Themen Königin Esther, Ruth und Noemi, Judas und die Makkabäer (mit Plastikhämmerchen 50 Cent Aufschlag), der Sanhedrin (das erste Oberste Gericht) sowie weitere Allzeitlieblinge des Auserwählten Volkes«. Endlich war James alle Geldsorgen los. Er konnte Helen aufs College schicken und Louise ihren Traum erfüllen: Er schenkte ihr einen kompletten Satz Tupperware (5.481 Teile).
Der Chor sang den Choral Jesus bleibet meine Freude, und wie üblich stellte Helen beim Mitsingen im Kopf Gleichungen auf. Sie beruhten jeweils sowohl auf den musikalischen Gegebenheiten wie auf ihrer eigenen Befindlichkeit, diesmal:
3 x 108
BZH = m/sec
Ve/e°
Erklärung:B = Bach Z = Zeit H = Harnsäuremenge in ml
Zugegeben, gemessen an den Kopfgleichungen bei Thema-Antwort-Kontrasubjekt-Fugen, die Helen am liebsten hatte, war der Choral simpel - durchaus elegant, aber nicht spannend genug, um sie von der Tatsache abzulenken, dass sie verschwitzt war und dringend pinkeln musste.
Samuel, der gerade durch den Probenraum kam und flüchtig in Helens Gesicht sah, meinte irrtümlich, darin einen kaum zu bändigenden Schmerz aus religiöser Inbrunst zu erkennen, und wurde seinerseits von dem Gefühl erfasst, das Mystiker oft ebenso irrtümlich als Ekstase-cum-Epiphanie interpretieren (vgl. Saulus auf dem Weg nach Damaskus oder Teresa von Avila, kaum guckt man mal nicht hin): Geilheit. Seine Buchhaltungsmappen gingen zu Boden.
Nach einiger wechselseitiger Seelen- und neschome-Erforschung beschlossen Helen und Samuel, zu heiraten und in seiner Heimatstadt New York zu leben. Samuel wollte Schauspieler werden. Darüber hinaus wollte er, da Helen matheversessen und offensichtlich hochbegabt war, ein Kind von ihr - genauer gesagt, sollte sie ihr(er beider) Kind bekommen. Helen hatte nichts dagegen. Eine Schwangerschaft, fand sie, verschaffte ihr Zeit für Klavierspielen und Kopfgleichungen, während Samuel an der Schauspielschule Mediatorisches Gehen und Reden studierte.
Ein Geheimnis lag über Christines Geburt wie eine Glückshaube. Dies ist ihre Geschichte - und sie wird es lüften. Den Namen Christine hatte ihr Helen verpasst, in einem Augenblick des Grolls nach einem Streit mit Samuel im Krankenhaus. Bevor die Tinte auf der Geburtsurkunde trocken war, hatten sie sich wieder versöhnt. Samuel war kein praktizierender Jude; dass seine Tochter nach Christus benannt wurde, war ihm völlig wurscht, trotzdem nahm er Helen im Scherz das Versprechen ab, den Namen des nächsten Kindes bestimmen zu dürfen.
Im selben Jahr, etwas später, tätschelte Samuel Helens Schenkel und schäkerte: »Und jetzt probieren wir mal einen Messias.«
Sie stritten ohn' Unterlass. Schließlich sagte Samuel: »Wenn Christine alt genug ist, die Kritzel hier zu entziffern, schick sie zu mir, dann...
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