Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Zwei verschwundene Mädchen und ein Kommissar, der alles daran setzt, sie zurückzubringen - nach Hause oder in ihr leeres Grab
Sie waren beide vier Jahre alt, als sie am selben Tag verschwanden. Jetzt werden sie von ihren Familien zu Grabe getragen. Doch beide Särge sind leer, die Körper der Mädchen wurden nie gefunden. Kriminalkommissar Ewert Grens macht sich auf die Suche nach den verschwundenen Kindern und muss dafür mit Undercoveragent Piet Hoffmann in die dunkelsten Seiten des Darknets vordringen. Sie merken bald, dass es ihre bisher schmutzigste und schwierigste Mission werden wird ...
**** Fantastische Presse *****
»Roslund kennt nur zwei Arten des Erzählens - düster und abgrundtief düster« New York Times
»Nervenzerreißende und abgrundtief dunkle Spannung mit einer meisterhaften Auflösung. Anders Roslund ist ein erstaunlich talentierter Autor.« Erik Axl Sund, Spiegel-Bestseller Autorenduo
»Ewert Grens kann es mit Kurt Wallander aufnehmen: eigenbrötlerisch, dickköpfig, aber das Herz am rechten Fleck« Wall Street Journal
»Ein extrem nervenzerreißender Pageturner« Svenska Dagbladet
»Roslund ist ein brillanter Krimiautor, der wieder einmal abliefert.« Dagens Nyheter
»Roslunds Roman Schlaft, Kinder, schlaft hat mich bis in die frühen Morgenstunden wachgehalten. Teuflisch aufregend!« Expressen
»Ein Roman, der Sie aus dem Schlaf reißt, den Sie nicht aus der Hand legen können und der garantiert Ihren Pulsschlag in die Höhe treibt.« Göteborgsposten *** Ewert Grens ermittelt auch in Geburtstagskind, im August 2020 im Ullstein Verlag erschienen.
EWERT GRENS FROR.
Eine heftige Windböe, die durch seinen Körper fuhr und sich irgendwo im Zwerchfell einnistete.
»Wie .«
Aber das hatte er gelernt - Auf Friedhöfen ist es immer kalt.
». meinen Sie das?«
»So, wie ich es sage. Der Sarg ist leer. Wahrscheinlich komme ich darum so oft her.«
Zum ersten Mal schaute die Frau auf der Bank Grens direkt an. Er wartete, dass sie weitersprach, und begegnete diesen Augen, die nie auswichen. Sie hatte tatsächlich einen solchen Blick: jemand, der nicht um Entschuldigung bat, aber doch empathisch blieb.
»Weil niemand darin liegt.«
Er kannte die Frau nicht, war ihr nie zuvor begegnet. Trotzdem glaubte er ihr. Sie nahm ihn nicht auf den Arm, sie war nicht verrückt, hatte keine Hintergedanken. Sie sagte einfach nur, wie es war.
»Kommen Sie mit.«
Die Welt bebte erneut, als sie aufstand und die schwankende Bank wieder zur Ruhe zu kommen versuchte. Sie lief den geharkten Kiesweg entlang und blieb fünf Reihen weiter vor einem Grab stehen, auf dem das gleiche weiße Holzkreuz stand wie auf Annis Grab. Er kam so oft her - warum war es ihm noch nie aufgefallen? Die fremde Frau blieb vor dem Grab stehen, wartete, bis er zu ihr aufschloss und sie ihm eine Geschichte erzählen konnte, die nie hätte erzählt werden dürfen, weil sie sich nie hätte ereignen dürfen.
»Ich habe sie verloren.«
Und jetzt sah er es. In der Mitte des Holzkreuzes.
Das Metallschild, auf dem nur drei Wörter standen.
MEIN KLEINES MÄDCHEN
»Sie war vier Jahre alt. Fast auf den Tag genau.«
Der Kriminalkommissar trat näher an das Kreuz, als wollte er prüfen, ob die Inschrift nicht doch anders lautete.
Nein.
Die Wörter schienen zwei Vor- und einen Nachnamen zu bilden. Mein Kleines Mädchen. Acht Buchstaben mehr als im Namen Ewert Grens.
»In einem schäbigen Parkhaus auf Södermalm. Da ist sie verschwunden. Sie trug ein neues Kleid, und ihre langen Haare waren zu einem hübschen Zopf geflochten.«
Auf dem Grab blühten mehr Blumen als auf Annis. Andere Sorten, bunter. Ein schöner weicher Blütenteppich. Blau und rot und gelb. Grens erkannte Elfenspiegel, Bornholmmargeriten und Petunien. Er war zwar kein leidenschaftlicher Botaniker, aber im Lauf der Jahre hatte er gelernt, dass diese Blumen viel Wasser benötigten, und sich für pflegeleichtere Friedhofsblumen entschieden.
Die Frau kam zweifellos oft her.
»Natürlich hat die Polizei ermittelt. In den ersten Wochen haben sie intensiv nach ihr gesucht, ich wurde mehrmals vernommen. Aber aus Wochen wurden Monate, und die Suche wurde immer sporadischer. Nach einem Jahr war die Polizei kein bisschen schlauer als am ersten Tag. Keiner sprach mehr von ihr, keiner fragte mehr nach ihr. Es war, als hätte sie nie existiert, als wäre sie ein Niemand. Darum steht auch kein Name auf dem Kreuz. Ich bin die Einzige, die sie vermisst. Ihr Name gehört nur mir. Mein kleines Mädchen. Das muss genügen.«
»Sie sagten . in einem Parkhaus?«
»Ja?«
»Meine Frau, sie war schwanger, als . Es war auch in einem .«
Sie fiel ihm ins Wort.
»Ich hatte die Tür offen gelassen, bin nur die paar Meter zum Parkscheinautomaten gegangen.«
Die Frau starrte auf das Kreuz, gefangen in ihrem Albtraum.
»Ich habe den Wagen erst gesehen, als es zu spät war.«
Grens wartete, während sie Kraft sammelte.
»Laut Überwachungskamera hat es genau sieben Sekunden gedauert, die Wirklichkeit für immer zu verändern. Meine Tochter saß vorne in einem Kindersitz. Der Fahrer des anderen Wagens hielt neben unserem Auto an, stieg aus, hob sie aus dem Kindersitz, stieg mit ihr auf dem Arm wieder in seinen Wagen und fuhr davon.«
Die fremde Frau, bei der reden und zuhören so leichtfiel, tat das, was er an Annis Grab immer tat, sie ging in die Hocke, entfernte welkes Laub, zupfte Unkraut aus. Und vielleicht tat sie es aus demselben Grund wie er - nicht, damit das Grab gepflegt wirkte, sondern um das Gefühl zu haben, etwas zu tun, obwohl es zu spät war.
»Die Beerdigung war sehr sonderbar.«
Ihre Hände durchsuchten den Blütenteppich, der sie von einem Menschen trennte, um den sie trauerte.
»Ich war da. Ein Polizist, ein Seelsorger und ein Pfarrer - Menschen, denen sie nie begegnet ist, die im Leben keine Bedeutung für sie hatten und es auch im Tod nicht haben werden. Dieses winzige Loch im Boden, das ein Friedhofsmitarbeiter ausgehoben hatte! Dieser winzige weiße Sarg mit einer roten Rose auf dem Deckel, in dem niemand lag und der federleicht war! Die Kirchenglocken läuteten für sie, und der Kantor, der schon häufiger Kinderbestattungen ausgerichtet hatte, spielte Sandmanns Wiegenlied. Das Wetter war schön, die Sonne schien, und die Orgelmusik machte es noch absurder, dabei zuzusehen, wie dieser winzige Sarg, gemacht für einen Menschen, der sein Leben kaum begonnen hatte, in die Erde hinabgelassen wurde, um niemals wieder ans Tageslicht zu kommen.«
Die Frau verstummte.
Dann begann sie, das Gesicht zum Blütenteppich gewandt, zu singen.
»Nun schnell ins Bett und schlaft recht schön, dann will auch ich zur Ruhe gehen.«
»Verzeihung?«
»Das haben wir gesungen. Die letzte Strophe des Wiegenlieds. Ich habe es meiner Tochter immer zu Hause vorgesungen. Aber da fühlte es sich ganz anders an .«
Sie drehte sich zu ihm um.
»Vielleicht weil ihr Schlaf zu Hause in ihrem Bett endlich war, ein Aufwachen hatte. Nicht wie hier - die ewige Ruhe.«
Sie sah ihn an, deutete nach unten.
»Ihr Sarg ist direkt unter unseren Füßen. Ist das nicht ein seltsamer Gedanke?«
Ja. Es war ein seltsamer Gedanke. Der Grens selbst oft gekommen war. Dass seine geliebte Anni dort unten lag, ohne ihn sehen oder hören zu können. Er wünschte, er könnte die Tage, als die Trauer alles zerstört hatte, noch einmal durchleben - und sich am offenen Grab von ihr verabschieden.
»Jetzt, wo ich ihren Namen ausgelöscht habe, denke ich an sie als Alva. Alva klingt schön, ein bisschen wie eine Elfe, und Elfen existieren auch nur, wenn man an sie glaubt.«
Sie gab ihm die Hand, feingliedrig, geradezu mager, aber der Druck war erstaunlich kräftig. Grens hatte das Gefühl, als halte sie ihn fest, als zöge sie ihn in sich hinein.
»Fast drei Jahre sind seit ihrem Verschwinden vergangen, und vor sechs Monaten, fast auf den Tag genau, wurde sie amtlich für tot erklärt. Ich komme einmal in der Woche her, damit sie nicht allein ist. Denn ich glaube, dass sie sich einsam fühlt, obwohl sie von so vielen anderen umgeben ist. Meistens donnerstags, da kann ich mir leichter ein paar Stunden freinehmen. Aber jetzt muss ich los - vielleicht treffen wir uns mal wieder. Falls nicht, würde ich mich freuen, wenn Sie Alva für ein paar Minuten besuchen könnten, wenn Sie sowieso hier sind. Nicht lange, fühlen Sie sich nicht verpflichtet, aber es wäre schön, wenn sie spürt, dass jemand bei ihr ist.«
Grens blickte der Frau nach, als sie hinter ein paar gepflegten Büschen und hohen Grabsteinen aus einer anderen Zeit verschwand - und ihm fiel auf, dass er nicht einmal ihren Namen kannte. Namenlos, wie ihre Tochter.
Er sollte auch gehen, auf seinem Schreibtisch in der Stockholmer Mordkommission warteten mindestens ein Dutzend laufender Ermittlungen auf ihn, aber er war noch nicht so weit. Also kehrte er zur Bank vor Annis Grab zurück, wieder allein und ohne Beben.
Es kam vor, dass er hier saß und über Kinder nachdachte. Daran, dass Anni es vermutlich nicht gewusst hatte. Anni hatte eine Tochter erwartet - wie sie es sich gewünscht hatten. Mit Herz und Lunge und Augen, die sie öffnen und schließen konnte. Und deren Leben erlosch, als Annis Leben erloschen war. Hatte er nicht mit ihr darüber sprechen wollen? Doch. Er hatte es versucht. Es ihr zu sagen. Vor allem in der ersten Zeit im Pflegeheim, als er sie nicht fest genug hatte halten können, aber er bezweifelte, dass es zu ihr durchgedrungen war.
Mein Kleines Mädchen.
So verflucht ungerecht.
Hin und wieder, wenn seine Arbeit um Kriminelle kreiste, die durch die Gegend liefen und sich gegenseitig ins Jenseits beförderten, spürte er, dass ihm dieser Menschenschlag scheißegal war. Natürlich machte er seinen Job, ermittelte, so gut er konnte, weil das seine Art war. In Ewert Grens' Welt geschah niemals etwas halbherzig, dort musste jeder Stein doppelt und dreifach umgedreht werden, denn das war der einzige Weg, damit er sich selbst ertrug - aber sein Mitleid mit den Kriminellen hielt sich in Grenzen. Sie hatten sich aus freien Stücken für dieses Leben entschieden. Ein Kind hingegen, das verletzt wurde oder starb, hatte keine Wahl getroffen. Es war seiner Zukunft beraubt worden. Und berührte daher umso mehr.
Er vergaß die Zeit.
Blieb in der Sonne sitzen, die an jedem anderen Ort Wärme spendete, nur nicht hier, ließ sich auf dem weitläufigen Friedhof vom kalten Wind umwehen.
Als er...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.