Kapitel 41

Die Räuber in der Höhle hatten die Schreie und den Aufruhr außerhalb der Bucht schon lange gehört. Aber sie hatten nicht damit gerechnet, dass die Eindringlinge so schnell ins Innere gelangen würden. Als die drei Söldner am Höhleneingang auftauchten, waren die Banditen völlig ahnungslos. Sie waren unfassbar schnell!

Zwischen den Schreien draußen und der Ankunft der Eindringlinge waren nicht mehr als drei Minuten vergangen. Es ging so schnell, dass sie keine Zeit hatten, einen Plan zu entwerfen.

Als die Söldner auf zwei starke Wachen am Höhleneingang trafen, bemerkten sie, dass die beiden Banditen eine andere Rüstung trugen als die im Inneren der Höhle. Sie war von deutlich besserer Qualität. Im schwachen Licht der Höhle sahen sie, dass auch die Waffen in ihren Händen in einem schwachen Licht leuchteten - sie waren durch Magie verstärkt!

Das ließ die drei Söldner zögern, und ihre stürmischen Schritte verlangsamten sich augenblicklich.

Es handelte sich um magische Waffen, und magische Waffen waren extrem teuer. Nicht nur das, auch die Macht dieser Waffen war nicht zu unterschätzen.

Sie hatten immer gewusst, dass Viktor, der Anführer der Dunklen Bruderschaft, sehr wohlhabend war. Sie hatten gehört, dass sogar seine Scheiße mit Gold vergoldet war. Aber sie hätten nie erwartet, dass er so reich sein würde, dass er seine Wachen mit magischen Geräten und Waffen ausstattet!

Auch Link war schockiert. Ein echtes Zauberschwert war mindestens 100 Goldmünzen wert. Viktor war doch nur der Anführer einer Banditenbande - woher hatte er so viel Geld?

Er untersuchte sie genau, dann erschien eine Missionsmeldung auf der Benutzeroberfläche.

Stiller Höhlenwächter

Stufe-2 Elite-Schwertkämpfer

Hauptausrüstung: Stummes Langschwert

Link richtete seine Aufmerksamkeit dann auf das stumme Langschwert, und die Beschreibung der Ausrüstung erschien auf der Benutzeroberfläche.

Stummes Langschwert

Qualität: Durchschnittlich

Material: Hundertschichtiger Stahl

Auswirkungen: Trank der geringeren Schärfe

Nachdem Link diese Meldungen gelesen hatte, atmete er erleichtert auf. Der Trank der geringeren Schärfe war einer der billigsten Alchemie-Tränke im Spiel. Tatsächlich hatte der ursprüngliche Besitzer von Links Körper auch eine entsprechende Erinnerung daran. Dieser Waffentrank, hergestellt aus wilder Stahlblüte, kostete eine Goldmünze pro Flasche, und jede Flasche konnte fünfmal verwendet werden, wobei die Wirkung eine Stunde lang anhielt.

Wie der Name schon sagt, konnte der Trank die Schärfe von Waffen erhöhen. Für einen Trank von so niedrigem Niveau war er, auch wenn die Wirkung gering war, sehr effektiv.

Link sah, dass die drei Söldner zögerten und versicherte ihnen: "Das sind keine echten Zauberwaffen. Diese Schwerter wurden nur mit einem Alchemie-Trank übergossen. Das ist kein Grund zur Sorge. Geht!"

Die Söldner vertrauten auf Links Wissen, und als sie seine Bestätigung hörten, verschwanden ihre Zweifel. Der Warrior Jacker stieß einen Kampfschrei aus, hob dann seinen dicken, schweren Schild zum Schutz seines Körpers und stürmte wie ein Stier auf die Wachen zu.

Lucy folgte ihm dicht auf den Fersen, aber Gildern blieb zurück, um Link zu bewachen. Gleichzeitig hielt er seine Pfeile im Anschlag, bereit zum Abschuss.

Jacker war ein Krieger der Stufe 3; er strahlte eine Kampfaura aus, wenn er vorwärts stürmte, sein Schild war in ein trübes, erdiges, gelbes Licht gehüllt, und er war fast sieben Fuß groß. All dies zusammen machte Jackers Angriff zu einem wilden und brutalen Angriff.

Die beiden Schwertkämpfer wagten es nicht einmal, den Angriff abzublocken, sondern flüchteten zur Seite, um auszuweichen.

Die beiden waren Elite-Schwertkämpfer, ihre Gliedmaßen waren also ausgesprochen beweglich. Sie konnten die Richtung der Angriffe vorhersehen und erfolgreich ausweichen.

"Probier mal meinen Hammer!"

In der anderen Hand hielt Jacker einen Kriegshammer. Als er sah, dass die Wachen seinem Angriff auswichen, schleuderte er seinen Hammer nach einem von ihnen.

Klirren! Bash! Der Schwertkämpfer versuchte, den Angriff abzublocken, aber vergeblich. Die Wucht von Jackers Hammer war einfach zu heftig, um sie abzuwehren. Mit einem Schwung des Hammers wurde das Schwert in der Hand des Wächters weggeschleudert, und ohne zu zögern, schwang Jacker den Hammer erneut gegen die Brust des Wächters.

Beim Aufprall wurde der Brustkorb des Schwertkämpfers sofort eingedrückt und er wurde etwa drei Meter zurückgeschleudert. Er war tot, noch bevor er auf dem Boden aufschlug.

Der andere Bandit wich nicht zurück, sondern nutzte die Gelegenheit, um mit seinem Schwert auf Jacker zuzustürmen. Gerade als sein Schwert Jackers Taille durchschneiden wollte, wurde es plötzlich von einem anderen Schwert blockiert - dem von Lucy.

Der Bandit war wie betäubt, und in diesem Moment sah Gildern die perfekte Gelegenheit. Er schoss seinen Pfeil ab, und dann - wusch! Der Pfeil traf den Banditen im Gesicht, und er fiel rückwärts und war auf der Stelle erschlagen.

Die drei Söldner arbeiteten nahtlos zusammen. Die beiden Stufe-2-Elitebanditen wurden beide in einem einzigen gemeinsamen Angriff getötet.

Damit hatte Link nicht gerechnet. Diese Söldner hatten im Norden gearbeitet und konnten daher keine mittelmäßigen Leute sein. Diejenigen, die nur durchschnittliche Fähigkeiten besaßen, wären schon längst getötet worden, es wäre unmöglich für sie gewesen, dort oben zu überleben.

Link sah, wie Lucy versuchte, die Habseligkeiten auf den Leichen der Banditen zu plündern, also drängte er sie mit leiser Stimme: "Nicht jetzt, geh weiter!"

Jacker fügte hinzu: "Wir müssen Viktor zuerst töten! Wir dürfen ihn nicht entkommen lassen!"

Gut, dachte Lucy. Diese Männer wissen nicht zu schätzen, wie schwer es ist, an diese teuren Dinge heranzukommen. Zögernd verließ Lucy die toten Banditen und warf noch einen Blick auf ein einwandfreies Langschwert, das auf dem Boden lag, bevor sie Jacker in die Höhle folgte.

Auf ihrem Weg trafen sie auf weitere Elitemitglieder der Dunklen Bruderschaft, aber der Höhlengang war eng und so konnten die Elitebanditen sie nur zu viert angreifen. Sie hatten ebenso wie die Wachen nicht damit gerechnet, dass die Eindringlinge so schnell ins Innere der Höhle vordringen würden, und so wurden sie alle überrascht und eilten völlig unvorbereitet hinaus. Die Söldner hingegen waren auf alles vorbereitet, was auf sie zukam. Ihre Angriffe waren heftig, brutal und entschlossen.

Als die gegnerischen Seiten aufeinandertrafen, gewann die mutigere Seite. In kürzester Zeit fielen die Elitebanditen wie die Fliegen.

Während des Kampfes rührte Link nicht einen Finger. Die einzige Bewegung, die er machte, war, einen physischen Avatar auf sich selbst zu zaubern, und so gab es in der Höhle zwei Links. Er tat dies, um Viktors hinterhältigen Angriff zu verhindern.

Im Spiel war Viktor ein Assassine der Stufe 3, und die Stille Höhle war ein dunkler, schwach beleuchteter Ort. Das würde ihm sicherlich einen Vorteil verschaffen, denn Assassinen fühlen sich in der Dunkelheit wohl. Daher wäre es töricht, wenn Link keine zusätzliche Verteidigungstaktik anwenden würde.

Das einzige Problem war die Tatsache, dass die Kontrolle dieses physischen Avatars seine volle Konzentration erforderte, da er sonst vielleicht sogar die Söldner angreifen würde.

Nicht lange nachdem sie den Ansturm der Banditen besiegt hatten, erreichten sie eine große unterirdische Halle.

Dies war eine Stelle in der Höhle, die ausgehöhlt wurde, um Platz für diesen großen Versammlungsraum zu schaffen. Der Boden war gepflastert und geebnet und mit Holzbrettern bedeckt, so dass die Oberfläche glatt und eben war. Die vier Wände rundherum waren ebenfalls absichtlich ausgeschnitten, und an der Decke befanden sich viele Kerzen, die den ganzen Saal hell erleuchteten.

In der Mitte befand sich ein langer Tisch, auf dem Teller mit unangetastetem Essen standen. Ein Mann von etwa dreißig Jahren saß an dem Tisch. Er hatte markante Gesichtszüge, und sein braunes Haar war ordentlich zurückgekämmt. Er schien etwas über zwei Meter groß zu sein und war in eine tiefschwarze Rüstung gekleidet. Bei näherer Betrachtung schien die Oberfläche der Rüstung in einem sehr schwachen roten Licht zu leuchten. Mit einem Steakmesser schnitt er ruhig und vorsichtig das Stück geräucherten Hirsches auf dem Silberteller an. Er nahm einen Bissen, scheinbar ohne seine Umgebung wahrzunehmen.

Er sah Jacker, der als erster die Halle erreichte. Er war jedoch nicht beunruhigt. Er winkte sogar mit der Hand und grüßte sie, sein Gesicht war teilnahmslos und ausdruckslos,

"Hallo, du. Ihr seid aber schnell."

Die Nachricht von diesen Eindringlingen hatte ihn von den Banditen draußen erreicht.

"Wer sind Sie?" Jacker stand am Eingang der Halle und musterte seinen Gegner gründlich.

"Ich? Ich bin Grinth, der größte und stärkste Krieger, der unserem Anführer Viktor dient." Während er das sagte, griff Grinths freie Hand nach einem weißen Taschentuch, mit dem er sich sorgfältig die Lippen und das Fett an seinen Fingern abwischte. Dann zog er sich in aller Ruhe die dicken Lederhandschuhe an, die auf dem Tisch lagen.

Diese Verhaltensweisen waren typisch für den Adel. Grinths Urgroßvater war ein Ritter gewesen, und so erklärte er sich selbst zum Adel und achtete sehr darauf, sich so zu verhalten, wie es seiner...