Schweitzer Fachinformationen
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Das Klingeln von Bobbys Handy unterbrach ihre Schachpartie. Charles' Hand verharrte reglos über der Dame. »Musst du da rangehen?«
Bobby sah die Nummer auf dem Display und runzelte die Stirn. Es war Rocky, die von ihrem privaten Handy anrief. »Ja. Wenn du mich bitte entschuldigen würdest.«
Charles machte eine auffordernde Geste. »Bitte. Soll ich den Raum verlassen?«
»Sei nicht albern.« Bobby drückte auf Annehmen. »Warum rufst du an?«
»Weil Granville mich angerufen hat«, sagte Rocky gepresst. Im Hintergrund waren Straßengeräusche zu hören. Sie saß also in ihrem Auto. »Mansfield ist bei ihm im Lager am Fluss. Mansfield hat gesagt, er habe - angeblich von Granville - eine SMS bekommen, dass Daniel Vartanian Bescheid weiß und mit der Polizei anrückt. Granville sagt, er habe diese SMS nicht geschickt, und ich wüsste nicht, warum er lügen sollte.«
Bobby sagte nichts. Das war weitaus schlimmer als erwartet.
Nach einem Augenblick fügte Rocky zögernd hinzu: »Vartanian hätte sie nicht gewarnt. Er wäre einfach mit einem SWAT-Team dort aufgetaucht. Ich . ich denke, wir waren zu spät.«
»Wir waren zu spät?«, fragte Bobby beißend, und am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
»Also gut«, sagte Rocky schließlich. »Ich war zu spät. Aber nun lässt es sich nicht mehr ändern. Wir müssen davon ausgehen, dass das Lager am Fluss nicht mehr zu gebrauchen ist.«
»Verdammter Dreck«, murmelte Bobby und wand sich innerlich, als Charles tadelnd eine Braue hochzog. »Verschwinde über den Fluss, nicht über die Straße. Es fehlt gerade noch, dass du den Bullen in die Arme läufst. Ruf Jersey an. Er hat schon öfter Ladungen für mich transportiert.«
»Granville hat ihn schon angerufen, und er ist unterwegs. Das Dumme ist bloß, dass wir nur sechs im Boot unterkriegen.«
Bobbys Miene verfinsterte sich. »Jerseys Boot hat Platz für zwölf - mindestens.«
»Das große wird an anderer Stelle gebraucht. Er kann uns nur das kleine zur Verfügung stellen.«
Verdammt. Bobby warf Charles einen Blick zu, der interessiert lauschte. »Eliminiert, was ihr nicht transportieren könnt. Und seht zu, dass ihr nichts zurücklasst. Verstanden? Lasst nichts zurück. Versenkt alles im Fluss, wenn keine Zeit für andere Arrangements ist. Hinterm Generator liegen einige Sandsäcke. Den Rest bringst du her. Ich treffe dich am Dock.«
»Okay. Ich bin unterwegs, um aufzupassen, dass die beiden keinen Mist bauen.«
»Gut. Und hab ein Auge auf Granville. Er ist nicht gerade .« Bobby warf Charles einen Blick zu, der nun amüsiert wirkte. »Gefestigt.«
»Das ist mir klar. Eines noch, ich habe gehört, dass Daniel Vartanian heute bei der Bank war.«
Endlich einmal eine bessere Nachricht. »Und? Hast du auch gehört, was dabei herausgekommen ist?«
»Nichts. Das Bankfach war leer.«
Natürlich war es leer. Weil ich es schon vor Jahren leer geräumt habe. »Interessant. Aber darüber können wir später reden. Sieh zu, dass du zum Lager kommst, und ruf mich an, wenn du alles erledigt hast.« Bobby legte auf und begegnete Charles' neugierigem Blick. »Du hättest mir sagen können, dass Toby Granville eine instabile Persönlichkeit ist, bevor er mein Geschäftspartner wurde. Dieser Spinner.«
Charles lächelte selbstzufrieden. »Dann wäre mir aber sehr viel Spaß entgangen. Wie macht sich deine neue Assistentin?«
»Gut. Sie wird immer noch ein wenig grün um die Nase, wenn sie Aufträge ausführt, aber das lässt sie sich vor den Männern nie anmerken. Und sie erledigt ihre Arbeit.«
»Schön. Das freut mich.« Er neigte den Kopf. »Und ist sonst auch alles in Ordnung?«
Bobby setzte sich zurück. »Das Unternehmen läuft bestens. Alles andere geht dich nichts an.«
»Solange meine Investitionen Erträge abwerfen, kannst du meinetwegen Geheimnisse haben.«
»Oh, du bekommst deine Dividende, keine Sorge. Dieses Jahr läuft recht gut. Die Gewinne liegen bei vierzig Prozent, und unsere neue Premium Line verkauft sich rasant.«
»Und doch hast du eben angeordnet, Ware zu eliminieren.«
»Diese Ware war ohnehin so gut wie hinüber. Also - wo waren wir?«
Charles setzte die Dame. »Bei Schachmatt, glaube ich.«
Bobby fluchte leise. »Ich hätte es wissen müssen. Du bist und bleibst ein Meister des Schachbretts.«
»Ich bin und bleibe der Meister«, korrigierte Charles, was Bobby instinktiv dazu brachte, sich etwas gerader aufzusetzen. Charles nickte, und Bobby musste den Ärger herunterschlucken, wie jedes Mal, wenn Charles die Zügel anzog. »Ich bin natürlich nicht einfach vorbeigekommen, um dich beim Schach zu schlagen«, fuhr Charles nun fort. »Ich habe Neuigkeiten. Heute Morgen ist ein Flugzeug in Atlanta gelandet.«
Unbehagen ließ Bobby frösteln. »Na und? In Atlanta landen tagtäglich Hunderte von Flugzeugen, wenn nicht sogar Tausende.«
»Stimmt.« Charles begann, die Schachfiguren in das Elfenbeinkästchen zu legen, das er stets bei sich trug. »Aber in diesem Flugzeug saß ein Passagier, an dem du ein besonderes Interesse hast.«
»Wer?«
Charles sah in Bobbys zusammengekniffene Augen und lächelte erneut. »Susannah Vartanian.« Er hielt die weiße Dame hoch. »Sie ist wieder in der Stadt.«
Bobby nahm Charles die Dame aus der Hand und versuchte, trotz des erneut aufkommenden Zorns gelassen zu wirken. »Sieh an.«
»Ja, sieh an. Das letzte Mal hast du deine Chance verpasst.«
»Ich habe es das letzte Mal gar nicht versucht«, fauchte Bobby trotzig. »Sie war nur einen einzigen Tag hier. Als der Richter und seine Frau begraben wurden.« Susannah hatte mit ausdruckslosem Gesicht an der Seite ihres Bruders gestanden, doch ihre Augen hatten sie verraten. Sie nach all den Jahren zu sehen . Der Sturm der Gefühle in Susannahs Blick war nichts gewesen im Vergleich zu dem brodelnden Zorn, den Bobby zu schlucken gezwungen war.
»Na, na, reiß meiner Dame nicht den Kopf ab«, sagte Charles gedehnt. »Sie wurde von einem Schnitzmeister in Saigon handgefertigt und ist im Gegensatz zu dir unersetzlich.«
Bobby legte Charles die Figur in die Hand, ohne auf die Spitze einzugehen. Beruhige dich. Wenn du wütend bist, begehst du Fehler. »Vergangene Woche ist sie zu schnell nach New York zurückgekehrt. Ich hatte keine Zeit, mich ausreichend vorzubereiten.« Es klang weinerlich, was Bobby noch wütender machte.
»Flugzeuge fliegen auch in die andere Richtung, Bobby. Du hättest nicht bis zu ihrer Rückkehr warten müssen.« Charles legte die Dame in die mit Samt ausgeschlagene Mulde seines Kästchens. »Aber anscheinend bekommst du jetzt eine zweite Chance. Und ich hoffe doch, dass du dieses Mal effektiver planst.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
Charles lächelte. »Reserviere mir einen Logenplatz, wenn es losgeht. Ich weiß eine gute Show zu schätzen.«
Bobby lächelte grimmig. »Die wirst du bekommen. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich habe eine dringende Sache zu erledigen.«
Charles erhob sich. »Ich muss ohnehin gehen. Man erwartet mich auf einer Beerdigung.«
»Und wer wird heute beerdigt?«
»Lisa Woolf.«
»Nun, dann hoffen wir, dass Jim und Marianne die Feier genießen. Zumindest müssen sie nicht befürchten, dass man ihnen die Story klaut. Endlich dürfen sie als Reporter mal in der ersten Reihe sitzen. Direkt am Familiengrab.«
»Schäm dich, Bobby.« Charles schüttelte mit gespielter Empörung den Kopf. »Wie kann man nur so etwas sagen.«
»Es ist wahr, und du weißt es. Jim Woolf hätte seine Schwester glatt selbst umgebracht, wenn ihm dafür die große Story sicher gewesen wäre.«
Charles setzte seinen Hut auf und nahm seinen Gehstock. Das Elfenbeinkästchen schob er sich unter den Arm. »Nun, dann ist der Unterschied zwischen euch ja gar nicht so groß.«
O doch, dachte Bobby, während Charles davonfuhr. Es geht mir wohl kaum um eine Story. Viel zu unbedeutend. Ein Geburtsrecht dagegen . nun, das war etwas vollkommen anderes. Aber nun war keine Zeit zum Träumen. Es gab viel zu tun.
»Tanner! Komm her. Ich brauche dich.«
Der alte Mann tauchte wie immer scheinbar aus dem Nichts auf. »Ja?«
»Wir bekommen unerwarteten Besuch. Bereite die Unterbringung von sechs weiteren vor.«
Tanner nickte. »Selbstverständlich. Während du mit Mr.Charles gesprochen hast, hat Mr.Haynes angerufen. Er wird heute Abend kommen, um sich für das Wochenende Gesellschaft zu besorgen.«
Bobby lächelte. Haynes war ein wichtiger Kunde - reich, pervers, verschwiegen -, und er zahlte bar. »Wunderbar. Wir haben, was er sucht.«
Charles hielt den Wagen am Ende der Straße an. Die Türmchen von Ridgefield House waren von hier aus noch zu erkennen. Das Haus war nahezu hundert Jahre alt und solide gebaut. Charles wusste architektonische Wertarbeit zu schätzen, denn er hatte schon an vielen Orten gewohnt, die nicht einmal Ratten als Zuhause bezeichnet hätten.
Bobby benutzte Ridgefield, um »Ware einzulagern«, und zu diesem Zweck war das Haus ideal. Es lag so einsam, dass die meisten Menschen im Umland es vergessen hatten. Der Fluss war recht nah, so dass man ihn nutzen konnte, aber nicht zu nah, falls das Wasser über die Ufer trat. Das Haus selbst war nicht groß, nicht schön oder alt genug, als dass es einen potenziellen Käufer interessiert hätte. Einfach...
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