Kapitel 4
Arbeiten in der
Rente
S
ie wollen auch während Ihres Ruhestandes noch arbeiten gehen, weil Sie sich weiter einbringen wollen und Ihre Arbeit lieben? Oder müssen Sie im Ruhestand etwas weiterarbeiten, weil Sie sonst mit Ihrer Rente kaum über die Runden kommen?
Dann ist dieses Kapitel für Sie. Wir liefern Ihnen Tipps, wie und wo Sie Arbeit als Rentner finden können und klären Sie im Allgemeinen über die Möglichkeiten des Zuverdienstes auf. Wir können leider nicht ins Detail gehen, denn wir wissen nicht, in welcher Phase Sie sich genau befinden. Ruhestand muss nicht automatisch bedeuten, dass Sie das gesetzliche Rentenalter erreicht haben.
Bitte Informieren Sie sich noch einmal unabhängig bei einem Steuerberater, der Lohnbuchhaltung Ihrer Ex-Firma, dem Finanzamt oder Ihrer Arbeitervertretung. So können Sie genau erfahren, ob Sie mit Abschlägen rechnen müssen oder womöglich von zusätzlichen Abgaben oder Steuern betroffen sind. Für den Fall, dass Sie Ihre Arbeitszeit verlängert haben, was in unseren Breiten immer häufiger der Fall ist, stehen Sie bezüglich Steuern und Abgaben auf derselben Stufe wie jeder andere Arbeitnehmer. Erkundigen Sie sich aber auch hier frühzeitig über Ihre Möglichkeiten und beachten Sie die gesetzlichen Bestimmungen dazu.
Allgemeine Regelungen zum Hinzuverdienst
Ohne Ihre Situation zu kennen, können wir Ihnen sagen, dass Sie einen sogenannten 450-Euro-Minijob jederzeit annehmen können. Das wird keinerlei Auswirkungen auf Ihre Rentenbezüge haben. Es ist auch ganz gleich, ob Sie in einem Monat 600 ? verdienen und im Folgemonat dafür weniger. Über das Jahr darf der Verdienst die Grenze von 6.300 ? nicht überschreiten.
Das veranlasst viele Arbeitgeber in klassischen Dienstleistungsberufen wie beispielsweise der Gastronomie oder Hotellerie, in der Hochsaison auf ehemalige Mitarbeiter zurückzugreifen. Veranstaltungen können so organisiert und durchgeführt werden, weil der Chef weiß, dass seine "alten Hasen" die Wege und Abläufe im Grunde kennen. Schulungen und Einweisungen sind unnötig und jeder kann sich direkt auf seine Arbeit konzentrieren.
Seit etwa 2017 ist es für Rentner nach dem Erreichen der regulären Regelaltersgrenze auch möglich, Vollzeit weiterzuarbeiten und dennoch Rente zu beziehen. Allerdings muss vom laufenden Gehalt dann weiterhin in die Rentenversicherung eingezahlt werden. Das ist allerdings kaum ein Problem, denn es erhöht letztendlich die Rente im Jahresschnitt.
Vorsichtig mit Zuverdiensten müssen vor allem Frührentner sein. Hier macht es den meisten Sinn, sich umfassend über die Möglichkeiten einer Pensionsverbesserung zu informieren. Ehrenamtliche Tätigkeiten können beispielsweise reizvoll sein, wenn man als Ausgleich irgendwo billiger einkaufen kann, in einer Bibliothek kostenlos Bücher leihen darf oder nach der Aufsicht der Jugendsportgruppe selbst die Anlage nutzen kann. Aufgrund der rasant steigenden Inflationsgefahr kann es für manche Rentner sogar günstiger sein, Arbeit gegen Leistung anstelle von bunt bedrucktem Papier zu tauschen. Beachten Sie auf jeden Fall die Möglichkeiten, denn sie werden immer mehr.
Möglichkeiten
Wenn Ihre Rente an der Armutsgrenze liegt, dann haben Sie Anspruch auf Hilfen von diversen Ämtern. Auch wenn es kein Vergnügen ist, nach einem Leben voll harter Arbeit zu einem Bittsteller zu werden, so nehmen Sie bitte dennoch die Hilfen in Anspruch. Schließlich stehen sie Ihnen zu und Sie haben mit Ihren Steuern ein Leben lang dafür eingezahlt.
Welche Möglichkeiten Sie für Zuzahlungen im gesetzlichen Rahmen haben, können wir für Sie persönlich nicht aus dem Ärmel schütteln. Tatsache ist aber, dass es Rentner in Deutschland gibt, die hart am Existenzminimum leben, aber aus falscher Scham den Schritt zum Sozialamt nicht gehen wollen. Denken Sie um. Es steht Ihnen zu.
Sie haben dieses Land, diese Industrie und diesen Wohlfahrtsstaat mit aufgebaut. Nicht nur mit Ihrer Hände Arbeit, sondern auch mit vielen Tausend Euro an Steuern, die Sie Ihr ganzes Leben bezahlt haben und auch in Zukunft zahlen werden. Also holen Sie sich bitte auch das, was Ihnen zusteht. Erst dann können Sie sich über andere Bezieher von Sozialleistungen mokieren, die bis dato nichts zum Aufbau und Erhalt derselben beigetragen haben. Wenn Sie alle Hilfen ausgereizt haben, können Sie immer noch einen Minijob annehmen. Am besten Sie erkundigen sich diesbezüglich auf dem Amt auch gleich intensiv nach Ihren Möglichkeiten. Die Herrschaften dort sind genau dafür angestellt und haben Einsicht in Ihre Unterlagen. Das heißt, dass Sie auch eine professionelle Beratung erwarten können.
Einige Branchen arbeiten auf Minijob- und Teilzeitbasis gerne auch mit Rentnern zusammen. Einige davon haben sogar eigene Jobbörsen im Internet. Sehen Sie sich jedenfalls dort um. Sie wissen nicht, ob durch Zufall etwas für Sie dabei sein könnte. Es handelt sich hier um Branchen, die klassischerweise auch für Studenten interessant sind. Allerdings ziehen so manche Arbeitgeber einen oder zwei fixe Rentner als Hilfen oder Aushilfskräfte den Studenten und Schülern vor. Rentner haben oft einfach mehr Erfahrung und sind meistens auch praktischer veranlagt. Hier eine Übersicht der Branchen, wo Sie Arbeit finden können:
- Gastronomie und Hotellerie
- Gärtnereien und Blumenläden sowie Dekorationslieferanten für Events
- Soziale Dienstleister wie Pflegeheime, Krankenhäuser oder Heimhilfen
- Groß- und Einzelhandel
- Touristische Unternehmen wie Stadtführungen, Souvenirverkauf, Kostümverleih, Museumswart etc.
- Handwerker - neuerdings immer mehr für kleine Reparaturen
- Zeitungs- und Werbeverlage, perfekt für Frühaufsteher
- Tierheime und Tierasyle, hauptsächlich ehrenamtlich, aber auch gegen Sachleistungen
Es bleibt ganz Ihnen überlassen, ob Sie in Ihrer angestammten Branche bleiben wollen oder etwas Neues ausprobieren. Durch die Möglichkeiten des Home Office finden sich auch immer mehr administrative Tätigkeiten für Rentner im Internet. Von der Vorbereitung der Buchhaltung über die Lohnabrechnung bis zur Erstellung von Kundenbriefen bietet sich ein Nebenjob vor allem dann an, wenn Sie in derselben Firma weiterarbeiten.
Oft finden sich kleine Jobs auf Anschlagtafeln im Supermarkt, in Kantinen und auf Universitätsgeländen sowie in der regionalen Zeitung. Halten Sie einfach die Augen offen und finden Sie die Tätigkeit, die zu Ihnen passt. Sie soll nicht nur Ihren Finanzen unter die Arme greifen, sondern Ihnen auch Freude bereiten und neue soziale Kontakte ermöglichen.
Vorteile
- Neben der Bezahlung für die geleistete Arbeit findet sich eine Vielzahl von Vorteilen für Rentner, die im Ruhestand ein wenig arbeiten.
- Sie können lieb gewonnene Strukturen und Handlungen beibehalten, wenn Sie einem geregelten Job nachgehen.
- Sie können einfacher neue Gewohnheiten etablieren durch neue Zeiteinteilungen für Ihren Job.
- Sie bleiben mit den Menschen Ihrer Umgebung in Kontakt und treffen auch immer noch neue Menschen.
- Bleiben Sie in Ihrer alten Firma als Berater oder Aushilfskraft, fallen einmal gesponnene Netzwerke nicht so schnell auseinander und Sie haben mehr Zeit, neue Freundschaften aufzubauen.
- Sie bleiben geistig fit und aktiv.
- Sind Sie Ihrer Branche treu geblieben, dann bleiben Sie immer up to date und können auch gesammeltes Wissen weitergeben. Daraus kann sich auch eine ganz neue Tätigkeit für Sie entwickeln.
- Starten Sie in einer unbekannten Branche, dann sammeln Sie zusätzliche Erfahrungen und Erinnerungen aus ganz neuen Bereichen.
Späte Selbständigkeit
Sie haben immer davon geträumt, sich selbstständig zu machen? Warum nicht jetzt? Warum nicht eine vollkommen neue Karriere und vollkommen neues Leben aufbauen? Sie haben noch mindestens 15 bis 20 Jahre Zeit, sich Ihrem neuen Ziel zu widmen.
Die Zuverdienstgrenze ist nach dem Erreichen der Regelaltersgrenze dieselbe: gleich 0. Sie können verdienen, soviel Sie wollen oder können. Früher im Altersschema müssen Sie sich intensiver erkundigen. Da aber Selbstständigkeiten natürlich nicht immer Millionen bedeuten, können Sie Ihre Selbstständigkeit auch in Ruhe aufbauen. Gehen Sie dann in die Vollen, wenn Sie die Altersgrenze erreicht haben, aber legen Sie den Startpunkt jetzt fest.
Beraten Sie sich mit einem Steuerfachmann über zusätzliche oder notwendige Krankenversicherungen, die Sie als Selbstständiger zu bezahlen haben.
Das zusätzliche Einkommen muss wie bei jedem Betrieb und Unternehmen versteuert werden, ganz gleich, ob Sie Freiberufler sind oder ein Gewerbe angemeldet haben. Die große Frage ist immer, inwieweit es Ihre Rentenzahlung berührt. Sehen Sie sich alle notwendigen Obergrenzen für Zuverdienste genau an und erstellen Sie dann einen Businessplan, so wie es auch jungen Gründern empfohlen wird. Legen Sie los!
Interessante Tätigkeiten für eine spätere Selbstständigkeit:
- Werden Sie Influencer.
- Starten Sie eine Karriere als Texter oder Blogger.
- Schreiben Sie ein Buch oder lassen Sie es schreiben. Sie vermarkten es dann nur.
- Beraten Sie in Ihren Kernthemen, gleich aus welcher Branche Sie kommen. Denken Sie dabei an das viele Wissen, das Sie im Laufe der Jahre gesammelt haben.
- Stürzen Sie sich in etwas vollkommen Neues, das an Ihre Hobbys angelehnt ist. Zu diesem Thema finden Sie weitere Informationen im folgenden Kapitel über...