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Wer hat eigentlich Transfers erfunden? Genau die, die heute am meisten investieren. Real Madrid, der FC Barcelona, die großen italienischen Klubs und die Engländer.
Schon 1905 zahlte der FC Middlesbrough für einen Spieler etwa 1000 Pfund Sterling an den FC Sunderland. 1928 gab es die erste fünfstellige Ablösesumme, als David Jack von Bolton zum FC Arsenal ging.
Die ersten strategischen Transfers bewerkstelligte Real Madrid unter der Führung von Santiago Bernabéu. Der Stein des Anstoßes: Alfredo Di Stéfano. Das argentinische Phänomen, damals in Diensten von River Plate, verzückte zuerst sein Heimatland und gewann 1947 die Copa America. Doch wegen eines Spielerstreiks wechselte er 1949 eigenmächtig nach Kolumbien. Passenderweise zum Millonarios FC, der finanzstark war und sogar Freundschaftsspiele in Europa organisierte. 1952 gastierten die Millonarios bei Real Madrid. Die Königlichen feierten ihr fünfzigjähriges Jubiläum. Di Stéfano zog alle Aufmerksamkeit auf sich, und es entfachte sich das erste ausführlich dokumentierte Wettbieten um einen Spieler dieser Klasse.
Denn auch der FC Barcelona wollte den »Blonden Pfeil« unbedingt verpflichten. Sie einigten sich sogar mit River Plate - nicht den Millonarios, da die FIFA entschied, dass die Kolumbianer gegen das Vertragsrecht verstoßen hatten. Doch Bernabéu wollte eine Niederlage in diesem Streit nicht akzeptieren und bot sowohl den Millonarios als auch River Plate eine Entschädigung. Er erzielte eine Einigung mit beiden Vereinen, und auch der Spieler fand nun mehr Gefallen an Madrid.
Damals wie heute galt: Nichts ist unmöglich. Gerüchten zufolge weigerte sich der Präsident von Barcelona, Di Stéfano weitere Zugeständnisse zu machen, bestand aber auf einem gültigen Vertrag. So entwickelte sich eine Pattsituation, die der spanische Verband regeln musste. Man kam auf die skurrile Idee, dass der Spieler abwechselnd eine Saison in Madrid und dann eine Saison in Barcelona spielen sollte. Doch als Di Stéfano in Barcelona lustlos wirkte, wich Barcelona von dieser Idee ab und einigte sich mit Madrid auf eine Entschädigung. Real musste 1953 also drei Vereinen Geld zahlen, um den Spieler zu bekommen. Es sollte sich lohnen. Die Königlichen verzauberten die Zuschauer auf den Tribünen. Einer davon war der spätere Präsident Florentino Pérez, der als Kind selbst miterlebte, wie teure Transfers einen Verein auf ein neues Level heben konnten.
Madrid gewann ab 1956 die ersten fünf Ausgaben des neuen Wettbewerbs Europapokal der Landesmeister. Nun kamen auch andere Weltstars ins »Weiße Ballett« - wenn sie denn durften. Der ungarische Superstar Ferenc Puskás wurde nach der WM 1954 heiß umworben und flüchtete 1956 aus seinem kommunistisch regierten Heimatland. 1957 unterschrieb er beim Wiener Sportklub, erhielt jedoch keine Spielerlaubnis. Erst 1958 war er wieder spielberechtigt, dann jedoch für Real Madrid.
In den 1960er-Jahren erlebte die italienische Serie A ihren ersten Boom. Erfolgreiche Unternehmer wie der Ölmagnat Angelo Moratti investierten in den Fußball. Inter Mailand war das Maß aller Dinge und versuchte unter anderem, Uwe Seeler vom Hamburger SV zu verpflichten. Im Sommer 1961 reiste Trainer Helenio Herrera nach Hamburg, lebte eine Woche lang im Hotel Atlantic und bot Seeler ein sensationelles Gehalt, bis zu 600.000 Euro im Jahr. Doch Seeler blieb standhaft und entschied sich für ein bodenständiges Leben in Hamburg.
Das war zu diesem Zeitpunkt bereits eine Ausnahme. Der spanische Ballon-d'Or-Gewinner Luis Suárez wechselte 1961 für 175.000 Euro vom FC Barcelona zu Inter Mailand. Italien war damals Vorreiter, wenn es darum ging, mittels kluger Transfers die Mannschaft zu verbessern.
In Deutschland lernte der Fußball in dieser Zeit erst langsam, wirtschaftlicher zu handeln, was größere Transfers ermöglichen würde. Die Vereine finanzierten sich fast ausschließlich durch die Ticketverkäufe der Heimspiele. 1973 trat Eintracht Braunschweig erstmals mit Werbung auf dem Trikot an. Der Likörhersteller Jägermeister aus dem benachbarten Wolfenbüttel zahlte dem finanziell angeschlagenen Verein dafür fünfzigtausend Euro - ein riesiger Skandal. Der DFB verbot zunächst die Werbung, doch Braunschweig entschloss sich, das Logo des Herstellers, den Hirsch, als Vereinswappen zu übernehmen, und hebelte das Verbot damit aus.
Die heute essenziell wichtigen TV-Einnahmen waren zu dieser Zeit noch viel zu gering, um größere Ausgaben zu finanzieren. Aufgrund des Monopols des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gab es kaum Gebote für die Übertragungsrechte an der Bundesliga. Die Spiele wurden nur in eintönigen Zusammenfassungen ausgestrahlt. Einzig die Nationalmannschaft sorgte für hohe Einschaltquoten. Auch das Merchandising - also der Verkauf von Trikots, Schals und anderen Fanartikeln - war kaum entwickelt, weshalb sich kaum ein Verein langfristige Verträge mit seinen Spielern leisten konnte.
Erst zwei ehemalige Spieler, Uli Hoeneß bei Bayern München und Günter Netzer beim Hamburger SV, dachten Ende der Siebzigerjahre den Fußball neu. Beide setzten sowohl auf als auch neben dem Platz neue Maßstäbe für die Bundesliga. Sie lernten von Geschäftsleuten und begriffen ihre Vereine zunehmend als Wirtschaftsunternehmen. Robert Schwan modernisierte den FC Bayern, während Peter Krohn den damals mittelmäßigen HSV wiederbelebte. Krohn verpflichtete 1977 sensationell den damaligen englischen Weltstar Kevin Keegan vom FC Liverpool für 2,2 Millionen Mark - eine Ablösesumme, die in Sachen Staunen etwa den 95 Millionen Euro für Harry Kane sechsundvierzig Jahre später entsprach.
Schwan verkaufte 1977 Franz Beckenbauer für 900.000 Euro an Cosmos New York, was zu seiner Entlassung führte, da er gleichzeitig auch Beckenbauers Berater war. Kurz danach übernahmen Hoeneß und Netzer das Ruder von ihren Mentoren und führten ihre Vereine an die Spitze der Bundesliga und Europas.
Andere Vereine mussten kreativ werden, um mit den beiden Giganten mitzuhalten. Der 1. FC Köln wollte 1984 den »verlorenen Sohn« Bernd Schuster aus Spanien zurückholen, doch fehlte das nötige Geld. Der Unternehmer Robert Schwarz bot an, den Transfer zu finanzieren - unter der Bedingung, dass der Verein in 1. FC Phantasialand Köln umbenannt würde. Der Deal kam nicht zustande.
Trotz ihrer sportlichen Erfolge waren die deutschen Klubs finanziell längst noch nicht auf Augenhöhe mit der internationalen Konkurrenz. Selbst der große FC Bayern musste 1984 Karl-Heinz Rummenigge für 5,5 Millionen Euro an Inter Mailand verkaufen, um nicht bankrottzugehen. Rummenigge konnte sich seinen neuen Verein aussuchen. Neben Inter Mailand wollten auch Juventus und Florenz ihn verpflichten. »Wer das italienische Gemüt kennt, weiß, dass das für einen nur von Vorteil sein kann«, sagte Rummenigge 2020 im Podcast Phrasenmäher von BILD. Bereits 1984 waren die großen Vereine Italiens allesamt reicher als der FC Bayern. Der wahre Boom sollte jedoch erst in den kommenden Jahren einsetzen.
Diego Armando Maradona, geboren 1960 in Buenos Aires, debütierte bereits mit fünfzehn Jahren bei seinem Jugendverein Argentinos Juniors. Schon damals wurde er von seinem guten Freund Jorge Cyterszpiler beraten. Nur zwei Jahre älter als Maradona selbst, führte Cyterszpiler ein ganz anderes Leben als der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Maradona. Der Sohn jüdischer Einwanderer hatte bereits im Schulalter ein ausgeprägtes Gespür für das Sportgeschäft. Er erkannte die Unterschiede zwischen dem in Argentinien amateurhaft organisierten Fußball und anderen Sportarten. Cyterszpiler orientierte sich an Marc McCormack, dem ersten echten Berater für Spitzensportler, der Tennisspieler wie Rod Laver oder den Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart zu Werbe-Ikonen gemacht hatte.
Mit der Hilfe von Cyterszpiler sicherte sich Maradona schon in jungen Jahren äußerst lukrative Werbeverträge. Mit einundzwanzig Jahren verdiente er bereits 2 Millionen US-Dollar pro Jahr. Auch sein Verein Argentinos Juniors erkannte den Wert des »Goldjungen«. Bei Verhandlungen mit europäischen Klubs verlangten sie für die damalige Zeit absurde Summen. Die Boca Juniors zahlten im Winter 1981 für eine achtzehnmonatige Leihe umgerechnet 3,8 Millionen Euro. 1982 folgte dann der Wechsel nach Europa zum FC Barcelona. »Blaugrana« blätterte umgerechnet 7,3 Millionen Euro hin, nachdem Vizepräsident Nicolau Casaus Maradona vier Jahre lang umworben hatte.
Doch der wurde in Barcelona nie glücklich. Er tat sich schwer mit der europäischen Arbeitsmentalität, feierte ständig Partys und kam häufig zu spät zum Training. Wahrscheinlich lernte er in dieser Zeit auch die Liebe seines Lebens kennen: das weiße Pulver. Maradona untergrub die Autorität des damaligen Trainers Udo Lattek, der nach wenigen...
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