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Ein Winterweihnachtswunder auf Sylt
Alle um Josephine herum freuen sich auf Weihnachten, doch sie ist nicht in besinnlicher Stimmung. Da kommt der Anruf ihrer Freundin Linnea gerade recht: Sie braucht über die Feiertage dringend Hilfe in ihrem Café auf Sylt und Josi sagt sofort zu. Nach ihrer Ankunft entdeckt sie in einem Schuppen einen alten Foodtruck. Josi sieht das gute Stück aufgearbeitet und weihnachtlich verziert schon auf dem Sylter Wintermarkt stehen und macht sich an die Renovierung. Unterstützung dabei erhält sie vom gutaussehenden Gastronom Erik. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, nur Linnea zieht sich mehr und mehr zurück. Hat sie auch Gefühle für Erik? Josi ist hin und her gerissen zwischen ihrer wachsenden Zuneigung für Erik und ihrer Freundschaft zu Linnea, die ihr alles bedeutet. Erst ein Blick weit in die Vergangenheit offenbart, was Linnea das Herz gebrochen hat...
***
Nach "Winterzauber in den kleinen Teestube am Meer" der neue Winter-Sylt-Roman von Julia Rogasch!
»Josi? Sag nicht, du hast mich vergessen? Was ist mit unserem Kaffee im Auszeit?«, klang Daniels Stimme vorwurfsvoll aus dem Handy, und ich schlug mir entsetzt eine Hand gegen die Stirn. Im Hintergrund hörte ich Tellerklappern und Stimmengewirr.
»Oh nein! Das tut mir furchtbar leid!« Mein Blick schweifte durch das Wohnzimmer, das einer chaotischen Werkstatt glich. Seit meiner Kündigung in der Catering-Agentur bestand meine Hauptbeschäftigung darin, dass ich stundenlang darin versank, alte Möbelstücke aufzubereiten. Darüber hatte ich die Verabredung mit meinem Bruder tatsächlich vollkommen vergessen. Leise erinnerte ich mich jetzt daran, dass er gefragt hatte, ob wir uns auf einen Kaffee verabreden wollten, um die Weihnachtsplanung zu besprechen. Seine Frau hatte heute andere Pläne. Obwohl mir gar nicht nach Weihnachten zumute war, hatte ich zugesagt. Denn so musste ich wenigstens nur mit ihm darüber reden, und die Begegnung mit meiner nervigen Schwägerin Felicitas blieb mir erspart. Ich überlegte, wie ich schnellstmöglich noch dort ankommen sollte, und fuhr die Strecke in Gedanken ab.
»Bestell dir doch einen Kaffee, und ich mache mich sofort auf den Weg«, bot ich versöhnlich an.
»Alles klar«, sagte er. Skeptisch schaute ich an mir herunter. Mein Outfit aus Jogginghose und Oversize-Shirt voller Farbkleckse eignete sich kaum für einen Cafébesuch. Kurz hatte ich gehofft, dass er keine Lust haben würde, auf mich zu warten. Das würde mir einiges an Hektik ersparen. Aber die Festtage rückten näher und damit auch deren Planung und Felicitas' große Stunde.
Seufzend raffte ich mich auf, um mir schnell etwas anderes anzuziehen. Auf dem Weg ins Bad strich ich im Vorbeigehen über eine Kommode. Ich hatte ein Faible für alte Möbelstücke und in den letzten Wochen schon einige Flohmarktfundstücke in meiner Wohnung zu neuem Leben erweckt. Im Gehen warf ich einen Blick über die Schulter zurück in mein Wohnzimmer, das ich auch als Büro für meine Homeoffice-Tage in der Catering-Agentur genutzt hatte. Davon war nichts mehr zu erkennen. Hier stapelten sich jetzt Farbeimer, Werkzeuge und verschiedene Materialien, die ich für die Restauration alter Möbel benötigte. Ein Hobby, das mich abschalten ließ zwischen Grübelei und Bewerbungsstress. Ich war nicht glücklich in meinem Job in der Catering-Agentur gewesen, wo ich für die Planung der kulinarischen Begleitung von Events zuständig gewesen war. Ich wollte mitten im Geschehen und unter Leuten sein, lieber selbst bei den Veranstaltungen die Gäste betreuen, als immer alles nur theoretisch zu organisieren. Menüs oder Snacks für Events zu konzipieren machte mir Spaß. Aber die Freude auf den Gesichtern der Menschen war das eigentlich Reizvolle. Ich wünschte mir, hautnah zu erleben, was gut ankam und woran wir bei unserem Angebot noch feilen mussten. In letzter Zeit war mir bewusst geworden, wie weit ich mich von meinem Wunsch entfernt hatte, weil ich nur noch am Laptop saß. Mit einem Anflug von Mut hatte ich den Job bei dem angesehenen Caterer also an den Nagel gehängt.
Meine Wohnung lag in einem Hamburger Altbau. Sie war nicht groß, aber für eine Person ausreichend. Nur den Hobbyraum, den ich mir schon immer gewünscht hatte, gab sie nicht her. Nun, wo ich ohne Job war, würde es mit der Miete nur noch eine Zeit lang gut gehen. Dann müsste ich mich eher noch verkleinern. Aber so weit wollte ich jetzt noch nicht denken. Es war nicht das erste Mal in den letzten Jahren, dass ich mich über eine gewisse Durststrecke hangeln musste. Ich würde das schon irgendwie meistern. Meine Oma hatte immer gesagt, dass das Leben einen erst herausforderte, bevor es einen belohnte. Darauf vertraute ich auch jetzt.
Missmutig warf ich einen Blick aus dem Fenster. Es war November und schon richtig kalt. Ich zog einen dicken Daunenmantel an, schlüpfte in gefütterte Boots und eilte zur Bahn. Durch den Feierabendverkehr in der Hamburger City würde ich mit dem Auto ewig brauchen.
In der Stadt hatte man schon damit begonnen, die imposante Weihnachtsbeleuchtung zu installieren. Normalerweise liebte ich die Vorweihnachtszeit, denn ich war ein großer Weihnachtsfan. Früher war dies für mich immer ein wunderschönes Fest. Den diesjährigen Feierlichkeiten blickte ich jedoch mit Bauchweh entgegen.
Meine Hand fuhr automatisch zu der Kette, die ich um den Hals trug. Es war die, die meine Oma täglich getragen hatte, bevor sie vor wenigen Monaten verstorben war. Der herzförmige Rosenquarz, eingefasst in Silber, war mein ganzer Stolz. Wann immer mein Blick auf das Schmuckstück fiel, sah ich meine Oma vor mir in ihrem dunkelblauen Kleid, wie sie strahlend unter unserem Weihnachtsbaum saß.
In meinem Kopf hallten die Worte nach, die sie mir bei unserer letzten Weihnachtsfeier zugeraunt hatte: »Liebes, den Quatsch hier hast du zum letzten Mal mit veranstaltet. Und ich auch. Das musst du mir versprechen. Nächstes Jahr machen wir was Außergewöhnliches.« Sie hatte gekichert wie ein kleines Mädchen, und ihre Augen hatten gefunkelt. Keine von uns hatte zu dem Zeitpunkt geahnt, dass das ihr letztes Weihnachten war. Ich hatte mir vorgestellt, endlich mit ihr nach Sylt zu reisen. Ich seufzte. Weihnachten auf Sylt. Das wäre ihr Traum gewesen. Nun war es zu spät. Auch ich war davon, nicht nur finanziell, meilenweit entfernt. Statt auf Sylt saß ich in meinem zur Werkstatt umfunktionierten Wohnzimmer und blies Trübsal. Selbst Weihnachten machte keinen Spaß mehr.
Felicitas, die Frau meines Bruders, hatte alles Besinnliche in meiner Familie zunichtegemacht. Seit sie die Feiertagsplanungen übernommen hatte, gruselte ich mich regelrecht davor. Meine Eltern verreisten in diesem Jahr über die Festtage sogar. Das schmerzte doppelt. Felicitas und mein Bruder hatten meinen Eltern die Reise nämlich zu ihrem fünfundzwanzigsten Hochzeitstag, der auf den 23. Dezember fiel, geschenkt. Nicht, dass ich ihnen die Reise nicht von Herzen gönnte! Nach dem Tod meiner Oma, der meine Mama viel Kraft gekostet hatte, würde ihnen diese Auszeit guttun. Aber es fühlte sich an, als ob meine Eltern mich mit dem Weihnachtsfest bei meiner Schwägerin im Stich ließen. Schließlich konnten sie dieses ach so großzügige Geschenk ja unmöglich ablehnen. Von meiner Mutter hatte ich die Liebe zu den Feiertagen geerbt, und sie war es auch, die diese früher besonders besinnlich gestaltet hatte. Gerade in diesem Jahr hätte ich meine Eltern gebraucht, selbst mit ihnen an meiner Seite hätte ich meine Oma furchtbar vermisst. Am liebsten wäre ich direkt mit ihnen verreist, aber mir war selbst klar, dass ich dabei das fünfte Rad am Wagen gewesen wäre.
So aber würde ich ganz allein neben dem Bilderbuchpaar am durchgestylten Festtagstisch sitzen, der so gar nichts mit meiner Vorstellung von Weihnachten gemein haben würde. Eigentlich hatte ich vor, schon aus Prinzip, deshalb einfach allein zu feiern: ohne Familie, ohne Job, ohne Mann - ich hatte nicht einmal ein Haustier. Seufzend schüttelte ich den Kopf. Ich hatte aktuell wirklich keine gute Phase, und jetzt würde dieses Jahr ohne meine geliebte Oma und ohne Vorfreude auf Weihnachten enden. Und nun musste ich mir auch noch jedes fürchterlich durchgeplante Detail der sterilen Weihnachtsplanung anhören. Schrecklich.
Ich stieg in einiger Entfernung vom Café aus der Bahn aus, sprang in einen Bus, der mich zur Alster brachte, und ging das letzte Stück zu Fuß. Dabei kam ich an einem Fahrzeug vorbei, aus dem eine junge Frau Heißgetränke verkaufte. Dick eingemummelt in einen bunten Wollschal und Pudelmütze stand sie hinter dem Tresen des liebevoll dekorierten Wagens, von dem aus sie einen traumhaften Blick auf die Alster hatte. Sie kam allerdings wohl kaum dazu, den zu bestaunen, so viel, wie sie zu tun hatte. Das sorgfältig mit Kreide gemalte Schild vor dem Wagen versprach Getränke mit wohlklingenden Namen wie Winterzauberpunsch oder Weihnachtsbratapfel. Richtig gemütlich konnte es in dem Wagen nicht sein - der Wind, der von der Alster kam, war schneidend. Wahrscheinlich musste die Verkäuferin sich selbst auch immer mal wieder mit einem Heißgetränk aufwärmen.
Für einen Moment ruhte mein Blick auf den dankbaren Spaziergängern, die mit klammen Fingern einige Münzen aus ihren Portemonnaies klaubten und dann ihre Hände um die wärmenden Becher legten. Sie setzten mit zufriedenen Gesichtern ihren Weg fort, und ich stellte mir vor, dass ein warmer Kakao im Bauch einen romantischen Spaziergang an der Alster auf ganz hervorragende Art abrunden würde.
In meiner Fantasie liefen hier Liebespaare bei einem ihrer ersten Treffen nebeneinanderher, schüchtern, noch unsicher, immer darauf bedacht, nichts Falsches zu sagen, und interessiert daran, mehr voneinander zu erfahren .
In meine Träumerei vertieft erreichte ich das Café, in dem mein Bruder Daniel bereits an einem Tisch saß und mir zuwinkte. Gerade verabschiedete er eine Frau, die nach ihrer Tasche griff, sich mit einem zerstreuten Lächeln an mir vorbeischob und das Café verließ.
Er stand auf, umarmte mich kurz, und ich nahm ihm gegenüber Platz.
»Hey, Josi.«
»Hi. Entschuldige bitte, dass ich so...
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