1903
Vier Gründer, eine Erfolgsgeschichte
Wenige Motorradhersteller erwecken bei Ihren Kunden derart große Loyalität und Begeisterung wie Harley-Davidson. Hundertausende von Motorradfahrern lassen sich die beiden Familiennamen, aus denen die Firmenbezeichnung zusammengesetzt ist, in die Haut tätowieren, und die Nachbildung des Holzschuppens, in dem das erste Motorrad gebaut wurde, ist eine veritable Pilgerstätte. 1903 wird das Unternehmen gegründet. Die Namen der vier Gründerväter lauten William S. Harley und Arthur Davidson, dazu kommen die Brüder William A. und Walter Davidson.
1903 Die legendäre Nummer 1
2003 feierte Harley-Davidson 100. Geburtstag. Bis dahin galt es als Gotteslästerung, an der Echheit von "Nummer 1" zu zweifeln, dem angeblich so und nicht anders 1903 gebauten ersten Harley-Davidson-Motorrad. Mittlerweile steht fest, dass zwar mehrere Motorteile der im Harley-Davidson Museum ausgestellten ersten Maschine die Schlagzahl "1" tragen, dass aber viele Komponenten die Merkmale späterer Baujahre haben. So stammt der Rahmen aus dem Jahr 1905. Was jetzt in der Glasvitrine in Milwaukee steht, ist ein makelloses Museumsstück, aber ob es wirklich einst so glänzend und blitzend ausgesehen hat? Fest steht, dass es die älteste existierende Harley ist und dass einst unter den denkbar dürftigsten Umständen der Grundstein für eine Legende gelegt wurde. Aber es steckt noch immer genug Wahrheit in der Legende, um die "Nummer 1" zur Ikone zu machen.
Restauriert: Viele Teile von "No. 1" tragen eine Schlagzahl dieser Nummer, aber es gibt auch viele Komponenten späterer Baujahre.
Um den eigentlichen Schaukasten herum deutet ein in den Boden eingelassener Leuchtrahmen an, dass der Holzschuppen, in dem die ersten Motorräder entstanden, nicht viel größer war.
Makelloses Museumsstück: Die No. 1 in Milwaukee.
Motor:
luftgekühlter 4-Takt Einzylinder, IOE-Ventilsteuerung mit Schnüffelventil
Hubraum:
405,20 cm3, 24,74 cubic inch
Leistung:
3 PS
Verkaufspreis:
200 US-$
Besonderheiten:
Kurbelwelle mit "Nummer 1" gestempelt
Die Aufnahme von 1912 mit der Negativnummer 599 zeigt Steven J. Sparrow, damaligen Besitzer einer Harley, bei der es sich möglicherweise .
. um die "Nummer 1" handelte, hier im frisch restaurierten Zustand 2003.
1909 Model 5 La Crosse Police
Diese sehr schlanke Erscheinung war einmal ein Behördenfahrzeug: Das Model 5 wurde 1909 an die Polizei von La Crosse im US-Bundesstaat Wisconsin ausgeliefert. Lediglich die Metallteile am Motor wurden gereinigt, ansonsten präsentiert sich das Motorrad mit der Patina eines mehr als 100 Jahre alten Zweirads, das den harten Polizei-Einsatz auf den staubigen Straßen entlang des Mississippi überstanden hat. Polizeichef John Webber, seit 1907 im Amt, führte 1909 die Motorcycle Patrol zur Verfolgung von Verkehrsverstößen ein. 1909 war für Harley-Davidson ein weiteres Jahr des Erfolgs: Mit 1149 Maschinen wurden mehr als doppelt so viele Motorräder wie noch im Vorjahr verkauft. 27 Exemplare des ersten V-Twins Model 5D sollen montiert worden sein, der Rest waren die verbesserten Einzylinder Model 5. Die am häufigsten gebaute Ausführung besaß 28-Zoll-Speichenräder und Batteriezündung - und kostete wie das mit 26-Zoll-Rädern bestückte Modell B 210 US-$. Die größere Zuverlässigkeit gegenüber der Batterie oder der höhere Einkaufspreis für die Zündmagneten machten die Modelle 5A (28 Zoll) und 5C (26 Zoll) je 40 US-$ teurer.
Das Model 5 war schon 1909 ein alltagstaugliches Motorrad. Hier die La Crosse-Polizeimaschine vor dem Friedhof der Strafanstalt Anamosa.
Motor:
luftgekühlter 4-Takt-Einzylinder, IOE-Ventilsteuerung mit Schnüffelventil
Hubraum:
494,05 cm3, 30,17 cubic inch
Leistung:
4,3 PS
Verkaufspreis:
210 - 325 US-$
Besonderheiten:
Antrieb über Lederriemen
Ein Beamter der Detroiter Polizei mit einem späteren Einzylinder-Modell. Die Detroit Police hatte 1908 die ersten Harley-Davidson bekommen.
Der Einzylinder leistete 4 PS
Der Treibriemen auf der linken Seite. Dank speziellen Riemenspanners ließ sich das Hinterrad vom Antrieb entkoppeln.
Wer Harley-Davidson sagt, meint normalerweise einen dicken V-Twin. Seit 1909 gibt es diese Bauweise made in Milwaukee.
2009 feierte Harley-Davidson 100 Jahre V-Twin. Gut, dass die Road King Kupplung, Getriebe und E-Starter hat!
1909 Modell 5D
Wer Harley-Davidson sagt, meint meist ein Motorrad mit Zweizylinder-V-Motor. 1909 taucht in den Verkaufsprospekten der erste V-Twin auf. Bill Harley schuf den großvolumigen V-Zweizylinder mit zwei Pleueln auf einem Hubzapfen. Model 5D hat Magnetzündung und 7 PS Leistung - genug für mehr als 70 km/h. 35 Harley-Davidson-Mitarbeiter produzierten 1909 neben 1122 Einzylindern 27 Motorräder mit V2. Das Triebwerk sollte zum Baumuster für luftgekühlte US-amerikanische Motorradmotoren werden, vor allem aber zum Symbol für die Marke aus Milwaukee. Arbeitsprinzip, Zylinderzahl und -anordnung sowie Ventilzahl haben sich nie geändert: Seit 1909 handelt es sich um einen Viertakt-Zweizylinder-V mit einem Zylinderwinkel von 45 Grad und mit zwei Ventilen pro Zylinder. Das Urmodell war ein "verdoppelter" Einzylinder mit Schnüffelventilen nach DeDion-Bouton-Prinzip. Im Modelljahr 1910 verschwand der Twin kurz aus dem Programm, um im Jahr darauf als 7D (für Double) mit einem Spannsystem für den Riemen zurückzukehren. Der Siegeszug des Twins war von nun an nicht mehr aufzuhalten.
Motor:
luftgekühlter 45-V-Twin, IOE-Ventilsteuerung mit Einlass-Schnüffelventil
Hubraum:
810,42 cm3, 49,46 cubic inch
Leistung:
7 PS
Verkaufspreis:
325 US-$
Besonderheiten:
erster V-Twin, nur 27 Stück gebaut
Der V-Twin von 1909: Keine Möglichkeit, die Kraft vom Rad zu entkoppeln!
Eine zeitgenössische Aufnahme des 1911er V-Twins
Ein restaurierter V-Twin von 1909
Unter dem Sattel der Hebel für die Schaltung. Der am Motor entspannt den Riemen.
1912 Model X8A
Ein echter Fortschritt gegenüber den bis dato gebauten Harleys war das Model X8A, vorgestellt 1912. Obwohl die ersten V2 bereits Furore machten, baute das Werk in Milwaukee nach wie vor in erster Linie Einzylinder-Motorräder. Der in der X8A leistete stramme 4,3 PS, die erstmals mittels eines brauchbaren Kupplungssystems aufs Hinterrad übertragen wurden. Die "Free-wheel"-Kupplung schonte den Riemen und machte auch das Halten im laufenden Verkehr sicherer. Der Handhebel sitzt auf der linken Rahmenseite und ist am hinteren Rahmenrohr aufgehängt - das "X" in der Typenbezeichnung steht für die Kupplung. Dazu gab es den "Ful Floteing"-Sattel, der eine Feder im Sattelrohr und zwei unter dem hinteren Ende der Sitzfläche aufwies. Er ersetzte zwar eine Hinterradaufhängung nur unvollkommen, sollte aber jahrzehntelang den Komfort bilden, den Harley-Fahrer bekamen. Er hielt sich bei der Electra Glide bis in die 70er Jahre! Vorbesitzer des Fotomodells...