Schweitzer Fachinformationen
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Egon und die Wasserpistole
Das Glöckchen am Turm der Krumpfburg1 bimmbammelte genau acht Mal, als Egon aufwachte.
"Du darfst gerne noch ein bisschen weiterschlummern, Egon Krumpfling", sagte Egon zu sich selbst. "Heute ist nämlich Samstag."
Der kleine Krumpfling liebte das Wochenende, weil er da so lange schlafen konnte, wie er wollte. Er gähnte und kuschelte sich noch tiefer in seinen Schlafsack. Doch plötzlich schreckte er hoch.
"Samstag? Krumpfgütiger Pfannkuchen! Heute ist Samstag und heute ist der Ausflug!" Er krabbelte schnell aus seinem Schlafsack heraus. "Professor Honigschwamm wird dir die Löffelohren kaninchenlauscherlang langziehen, wenn du nicht pünktlich am Treffpunkt bist!"
Der Lehrer der Krumpflinge hatte an diesem Samstag nämlich Außergewöhnliches vor. Er wollte mit seinen Schülern die Krumpfburg verlassen, um mit ihnen die Menschenwelt zu erforschen! Solche Ausflüge waren für die Krumpflingsschüler etwas ganz Besonderes. Selbst Egon, der sich beinahe täglich heimlich aus dem Keller schlich und seinen Menschenfreund Albert Artich besuchte, freute sich riesig darauf. Vielleicht würde es ihm gelingen, Albi aus der Ferne zu winken. Wie ein Knallfrosch sprang Egon los. Doch gerade als er sich aus der roten Kindergießkanne mit den weißen Punkten, die ihm Oma Krumpfling als Behausung zugeteilt hatte, hangeln wollte, fiel ihm etwas Wichtiges ein. Bevor er seine Wohnhöhle verließ, musste er seinen Schatz besser verstecken! In der Krumpfburg konnte man sich nie sicher sein, ob einem nicht ein anderer Krumpfling etwas wegstibitzte. Also ließ sich Egon zurück in die Gießkanne fallen. Dort kramte er hastig eine Zündholzschachtel unter seinem Kopfkissen heraus und öffnete sie vorsichtig. Sein Schatz war noch da! Er bestand aus einer ganzen Pfote voller Reißnägel, die Egon unter Frau Artichs Pinnwand in der Küche gefunden hatte. Klein und rund waren sie und vorne spitz wie Egons Hackezähnchen. Das Schönste aber war ihre Farbe: Sie glänzten golden in dem trüben Lichtstrahl, der durch die Tülle fiel.
"Eins, zwei, vier, drei, fünf und sechs", zählte Egon jeden einzelnen Reißnagel. "Konfettikompletti!"
Er schob seine Schatzschachtel wieder zu und sah sich um. Wo sollte er sie nun verstecken? Außer dem angeschlagenen Eierbecher, aus dem er seinen Krumpftee trank, besaß er nicht viel. Doch der Schlafsack, den ihm sein Freund Albi zu Wein-Nachten gefilzt hatte, war ein prima Versteck! Egon stopfte die Streichholzschachtel tief hinein bis zum Fußende. Dann hüpfte er gut gelaunt aus der Gießkanne heraus. Jetzt konnte er den Ausflug zu den Menschen ganz entspannt genießen. Flink wie ein Eichhörnchen kletterte er den Garderobenständer, an dem seine Gießkanne hing, herunter und machte sich auf den Weg. Einen Glupschaugenblick später rollte er auch schon vor das alte Ofenrohr. Hier, beim Eingang der Krumpfburg, hatte sich der Lehrer mit seinen Schülern verabredet.
Genau vor Professor Honigschwamms Plattfüßen kam Egon zum Stehen. Seine Klassenkameraden waren bereits in einem wilden Haufen versammelt und balgten sich.
"Soso", sagte Professor Honigschwamm und schob sich die Brille zurecht. "Da purzelt unser Schlummdumm Egon herbei. Dann kann es endlich losgehen. Endlich."
"Der trutschschnauzige Egon kommt immer zu spät", blökte der schleimige Schorschi und zupfte Professor Honigschwamm von hinten am Bademantel. "Dafür muss er eine krumpfgemeine Strafe bekommen, gell?"
"Genau", kreischte Lutschki aus dem Gewühl heraus. "Eine Strafe! Herzchenfleck, Fliegendreck, nehmt ihm doch die Decke weg!"
"Herzchenfleck, Fliegendreck. Lutschki, das hast du wundergreulich gereimt, wundergreulich!", sagte Professor Honigschwamm anerkennend.
"Pah!", kreischte Schorschi. "Da kann ich doch viel besser dichten. Herzchenfleck, Wampenspeck, Krumpfburgschreck, Trottelzeck!"
Egon seufzte. Würde das denn niemals aufhören? Seine Mitschüler machten sich über ihn lustig und wurden dafür vom Lehrer auch noch gelobt.
Als ob er sich dieses lindenblattgrüne Herz in seinem spinatgrünen Fell selbst ausgesucht hätte. Kälber kommen doch auch mit komischen Flecken im Fell auf die Welt und keine Kuh lacht darüber!
Professor Honigschwamm strich Schorschi über den Seitenscheitel.
"Sehr, sehr gut, Hans-Georg. Für diese köstlichen Beschimpfungen erhältst du einen Hausaufgabengutschein von mir."
"Krumpfibätsch!" Schorschi sah sich stolz um und streckte Lutschki die Zunge raus. Doch Lutschki kümmerte sich gar nicht darum, sondern versuchte inzwischen, Kniff auf die Pfote zu steigen. Der zwickte ihn aus Rache ins Ohr.
Wenigstens hatte Professor Honigschwamm über die vielen Spottereien vergessen, dass Egon zu spät gekommen war. Er wies die Schüler an, sich der Größe nach aufzustellen. Während sich Zara und Zwurz um den vordersten Platz zankten, weil sie aufs Pelzhaar genau gleich groß waren, trollte sich Egon freiwillig an das Ende der Reihe. Er war der Kleinste in der Klasse, daran würde sich erst etwas ändern, wenn Babykrumpfling Gaga eines Tages in die Schule kam.
Nachdem Professor Honigschwamm Zara und Zwurz nebeneinandergestellt hatte, rief er: "Wie ihr wisst, machen wir heute einen Ausflug hinauf zu den Menschen, um sie genau zu beobachten! Wozu brauchen wir Krumpflinge die Menschen? Wer hat im Unterricht gut aufgepasst?"
Schorschi brüllte sofort: "Wir brauchen Menschen, um Schimpfwörter von ihnen zu ernten und daraus Krumpftee herzustellen!"
"Richtig, wir ernten aus dem großen Duschkopf am Hauptplatz Schimpfwörter von den Menschen, die über uns wohnen. Daraus brühen wir dann Tee", bestätigte Professor Honigschwamm. "Ohne schmackhaften Krumpftee wäre unser Leben nur halb so lustig. Aber die Menschen können uns auch gefährlich werden, gefährlich. Haltet euch also nah bei mir und macht ausnahmsweise keinen Quatsch."
Professor Honigschwamm schulterte eine umgebaute Pflasterpackung mit Trageriemen wie einen Wanderrucksack und marschierte los. Die kleinen Krumpflinge folgten ihm tatsächlich ungewöhnlich brav durch das Ofenrohr am Briefkasten der Krumpfburg vorbei nach draußen. Egon achtete darauf, immer genug Abstand zu Fieselise zu halten. Er wusste, dass sie sich gerne einen Spaß daraus machte, unerwartet stehen zu bleiben, damit er auf sie prallte. Nachdem sie die Krumpfburg verlassen hatten, ging es aus dem Kohlenkeller hinaus, die Kellertreppe hinauf bis ins Erdgeschoss der Villa Artich. Aus dem Wohnzimmer drang ein röhrendes Geräusch. Professor Honigschwamm hielt inne. Er stellte die Löffelohren auf und lauschte.
"Zwurz, wie lautet die Krumpflingsregel Nr. 15?", wollte er wissen.
Zwurz wisperte aufgeregt: "Nähere dich niemals einem Staubsauger! Ist das Röhrgebrumse etwa das Geräusch eines Staubsaugers?"
"So ist es." Professor Honigschwamm nickte ernst. "Neben Hunden, Greifvögeln und Rattenfallen sind Staubsauger unsere gefährlichsten Feinde. Wir machen also besser einen Bogen um das Wohnzimmer und erkunden lieber den Garten, den Garten. Vielleicht treffen wir ja auch dort auf Menschenwesen."
Professor Honigschwamm und seine Klasse hatten Glück. Neben dem Gewächshaus werkelte Herr Artich im Gemüsebeet herum. Dabei unterhielt er sich über den Zaun hinweg mit seinem Nachbarn Herrn Vogelsang. Egon erkannte Albis Vater und den Pa von Lulu Vogelsang schon von Weitem. Er sah sich nach seinem Freund Albi um. Von dem war aber leider nichts zu sehen.
Unter der Führung von Professor Honigschwamm schlichen sich die Krumpflingsschüler lautlos durch die Wiese heran und versteckten sich zwischen den großen Blättern einer Rhabarberpflanze. Da sie allesamt grün waren, fielen sie nur einer Amsel auf, die erschrocken davonflatterte. Egon linste zwischen Wobbel und Schorschi hindurch und beobachtete die beiden Männer.
"Ich verstehe das nicht", sagte Herr Artich zu Herrn Vogelsang. "Deine Tomaten sind viel größer als meine. Dabei habe ich ein Fachbuch über Gemüsegärtnerei gelesen. Wie empfohlen, dünge und spritze ich meine Pflanzen mit selbst gegorener Brennnesseljauche."
Er zeigte auf einen Eimer voller stinkender brauner Brühe. Daneben lag ein Drucksprühgerät. Tatsächlich hingen an seinen Tomatenpflanzen aber nur Früchte, die gerade mal so klein wie Haselnüsse waren. Die Pflanzen von Herrn Vogelsang bogen sich dagegen unter tennisballgroßen Tomaten.
Herr Vogelsang lachte und rief: "Bei dem Gestank würde ich auch nicht wachsen, Bertram! Ich singe meinen Pflanzen lieber vor, als sie zu düngen. Horch mal!" Er begann lauthals einen italienischen Schlager zu schmettern. "Viva la pappa col pommopommodoro!"
"Hör auf, das ist doch lächerlich. Die Wirkung von Musik auf Pflanzen ist wissenschaftlich nicht nachweisbar!"
"Na, dann singe ich eben meinem Komposthaufen vor."
Herr Vogelsang nahm die Schubkarre und zog pfeifend davon. Unwillig winkte Herr Artich ihm nach. Dabei fiel ihm seine Gartenschere herunter und brach eines der mickrigen Tomätchen ab. Herr Artich wollte sich danach bücken und stieß mit der Stirn gegen die Pflanzstange.
"Schei . nwerfer!", rief er wütend.
Ein paar Krumpflingsschüler kicherten schadenfroh los, bis Professor Honigschwamm sie durch ein Pfotenzeichen zum Schweigen...
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