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Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Das Gendern ist in aller Munde - und oft Gegenstand hitziger Diskussionen. Die einen halten es für kompletten Unsinn, andere pochen auf das Gendersternchen. Und dann gibt es auch noch unzählige Varianten geschlechtergerechter Sprache! Wer alles richtig machen will, hat es nicht leicht zwischen den Fronten. Aber verfallen Sie jetzt bitte nicht in Panik! Wer sich von Gegnerinnen und Fanatikern nicht aus der Ruhe bringen lässt, kann lernen, so zu schreiben, dass jede:r sich gemeint fühlt.
Richtig gendern für Dummies wird Ihnen dabei helfen, herauszufinden, wie Sie in Zukunft gendern wollen. Und das ganz ohne Moralkeule! In diesem Kapitel erfahren Sie, was es mit der geschlechtergerechten Sprache auf sich hat, wen sie betrifft und warum Sie sie anwenden sollten. Außerdem bekommen Sie einen ersten Einblick in die Möglichkeiten, die Sie haben, um geschlechtergerecht zu kommunizieren.
Jahrzehnte und Jahrhunderte lang war es üblich, das generische Maskulinum, also immer nur die männliche Form von Wörtern zu verwenden, die Personen beschreiben. Warum also sollten Sie es plötzlich anders machen? Da gibt es viele Gründe:
Obwohl die Gleichstellungsgesetze erst viel später folgten, tauchten die ersten Vorschläge zu einer geschlechtergerechten Sprache in Deutschland schon in den 1970er-Jahren auf. Seitdem haben sich Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen, Schreibende und Kreative viele Gedanken über das Gendern gemacht sowie eine Fülle an Ideen und Möglichkeiten entwickelt. Die Beweggründe sind fast immer gleich: Frauen und nichtbinäre Menschen sollen in der Sprache genauso berücksichtigt werden wie Männer.
Eigentlich ist es doch ganz einfach: Sie sind entweder ein Leser oder eine Leserin. Oder? Sie würden vielleicht mit Ja antworten. Andere Leser:innen würden sagen: Nein, ich bin nichtbinär! Um zu verstehen, warum geschlechtergerechte Sprache wichtig, aber auch ein bisschen kompliziert ist, müssen Sie erst einmal wissen, wie viele Geschlechter es eigentlich gibt. Kleiner Spoiler: Es sind mehr als zwei!
Kennen Sie die Abbildungen des Farbspektrums, in denen alle Regenbogenfarben des sichtbaren Lichts in einem Streifen zwischen Ultraviolett und Infrarot dargestellt sind? So ähnlich verhält es sich auch mit den Geschlechtern: An den äußeren Enden stehen Mann und Frau. Alle, die sich dazwischen einordnen, also zum Beispiel inter- oder transgeschlechtliche Menschen, befinden sich mitten im Regenbogenspektrum. Die einen sind dem weiblichen, andere dem männlichen Geschlecht näher.
Und dann gibt es noch Personen, deren Geschlecht sich außerhalb dieses Spektrums befindet oder die gar kein Geschlecht haben. Sie bezeichnen sich selbst auch als nichtbinär, weil sie sich nicht im binären, also zweiteiligen Geschlechtersystem aus entweder Mann oder Frau bewegen.
Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie wir Menschen selbst! Deshalb ist es auch gar nicht so einfach, alle Geschlechtsidentitäten zu kennen und zu verstehen. Allein auf Facebook können Sie zwischen 62 verschiedenen Geschlechtern wählen. Einige davon sind wissenschaftlich erforscht, andere Selbstbezeichnungen der Menschen, die es betrifft. Trotzdem haben sie alle ihre Berechtigung. Wie das Gesetz mit der Geschlechtervielfalt umgeht, erfahren Sie in Kapitel 2.
An dieser Stelle alle Geschlechtsidentitäten zu erklären, die es so gibt, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Aber schauen Sie doch einmal im Internet nach - dort finden Sie Listen mit einer großen Zahl an Bezeichnungen und deren Bedeutung.
Eines der wichtigsten Dinge, die Sie wissen sollten, wenn Sie richtig gendern wollen, ist: Es gibt kein »richtig«! Bisher gelten keine einheitlichen Richtlinien, Gesetze oder Vorschriften zur geschlechtergerechten Sprache. Dafür existieren jede Menge Vorschläge, die über die naheliegendste Art zu gendern - die Paarform - hinausgehen. Mit »Leserinnen und Leser« ist zwar schon ein großer Teil der potenziellen Lesenden angesprochen. Nichtbinäre Menschen schließt diese Schreibweise jedoch aus.
In diesem Buch lernen Sie einige der gängigsten Arten zu gendern kennen (siehe Teil II):
An sich können Sie die Variante wählen, die Ihnen am besten gefällt oder die am ehesten Ihrer persönlichen Einstellung zur Vielfalt der Geschlechter entspricht. Doch jede Art hat ihre Vor- und Nachteile, über die Sie in den jeweiligen Kapiteln ebenfalls etwas erfahren. Deshalb lesen Sie in Teil III, wie Sie in verschiedenen Situationen richtig gendern.
Sie können sich ungefähr vorstellen, wie das Gendern funktioniert und dass es dazu dient, auch Frauen, trans- und intergeschlechtliche Menschen in der Sprache sichtbar zu machen. Aber vielleicht fragen Sie sich jetzt: Wieso eigentlich? Sind Frauen nicht längst an das generische Maskulinum gewöhnt und fühlen sich mitgemeint? Vielleicht geht es Ihnen ja selbst so! Und ist der Anteil nichtbinärer Menschen nicht verschwindend gering?
Auf den ersten Blick scheinen diese Einwände berechtigt und sind nachvollziehbar. Doch bei genauerem Hinsehen werden Sie feststellen, dass geschlechtergerechte Sprache wichtig ist, weil
Wie fast immer im Leben gibt es aber auch Argumente, die gegen das Gendern sprechen. Einige Varianten geschlechtergerechter Sprache
Es kommt also immer darauf an, für wen, in welchem Medium und mit welchem Ziel Sie schreiben. Ob Sie sich an die amtliche Rechtschreibung halten müssen, erfahren Sie in Kapitel 9. Um herauszufinden, wie Sie im Internet richtig gendern, lesen Sie Kapitel 10. Und in Kapitel 11 erfahren Sie, welche Arten zu gendern barrierefrei sind.
Geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, ist nicht nur eine persönliche Entscheidung. Auch gesetzlich ist die Gleichstellung der Geschlechter festgeschrieben - und die macht vor der Sprache natürlich nicht halt. Die wichtigsten Gesetzesgrundlagen in Deutschland bezüglich des Genderns sind diese:
In Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es:
Nach § 22 Artikel 3 des Personenstandsgesetzes gilt:
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