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Was ist Harmonie?
In einem Lexikon habe ich als Definition für Harmonie gefunden: "stimmige, geregelte oder gefällige Ordnung der Bestandteile«. Im sozialen Kontext verstehen wir unter Harmonie gemeinhin einen Zustand, in dem die Menschen gut miteinander auskommen, nett zueinander sind und friedlich zusammenleben, ohne sich zu streiten.
Wenn ich eine musikalische Metapher heranziehe, entsteht Harmonie, wenn verschiedene Stimmen, die verschiedene Noten singen, sich zu einem angenehmen Ganzen verbinden. Disparate Elemente kommen auf geplante Weise zueinander. Die Harmonie ist auch das Produkt unserer Bemühungen, einander zu verstehen, zusammenzuarbeiten und unsere Unterschiede zu berücksichtigen. Eine Chorleiterin weiß, dass der Tenor das hohe A nicht singen kann, und lässt hier die Altistin übernehmen.
In jedem Sportteam haben die Mitglieder ihre speziellen Fähigkeiten, und ein versierter Trainer setzt sie gemäß dieser individuellen Stärken ein, würdigt die Unterschiede und schlägt aus ihnen Kapital.
Die Unterschiede, etwa eine sexuelle Orientierung, können auch eine große Rolle für das Selbstbild spielen. Für viele Menschen hat auch die Karriere oder die Arbeit großen Anteil am Selbstbild. (Deswegen werden Sie auch niemals jemanden sagen hören: "Ach, ich wusste gar nicht, dass Sie Lufthansa-Pilot sind!« Denn wenn Sie einen Lufthansa-Piloten treffen, wissen Sie das sofort, weil er Ihnen das ganz von alleine sagt - soll nur ein Scherz sein.)
Für andere wiederum ist es ihre Herkunft, Ethnie oder Kultur, die sie nach eigener Überzeugung weitgehend definiert. Für viele weiße Australier hat die kulturelle Identität - historisch wie gegenwärtig - keine besondere Auswirkung aufs Leben; für einheimische Australier dagegen ist der Aborigine-Status verständlicherweise oft ein wichtiger Bestandteil der eigenen Identität.
Wir müssen in der Lage sein, solche wichtigen Unterschiede zu respektieren, und dürfen sie nicht vernachlässigen.
Und in dieser Form geht auch Respekt über Harmonie. Respekt ist der INPUT, Harmonie ist der OUTPUT.
Wenn Harmonie also nicht die magische Zutat ist, die für Teamleistung sorgt, was dann? Die Antwort ist ein wenig komplex. Mark de Rond von der Universität Cambridge zufolge sind es zwei Merkmale, die offenbar erheblich zu einer überdurchschnittlichen Leistung von Teams beitragen. Das eine sei psychologische Sicherheit: "In Teams, die einen sicheren Rahmen für offene und konstruktive Gespräche bieten, ist viel seltener zu beobachten, dass Mitglieder Fehler oder Krankheiten verbergen oder aus lauter Angst, inkompetent zu wirken, Selbstzensur betreiben.« Und als anderes Merkmal fand er: Effektive Teams "wissen genau, was wichtig ist (und für wen es wichtig ist), um Neulinge zu integrieren, schwierige Gespräche zu führen und Fortschritte zu messen.«
Das Ruderteam der Universität Cambridge hat nur einen einzigen Daseinsgrund: die Rivalen von der Universität Oxford beim jährlichen Rennen auf der Themse zu schlagen, das seit 1829 ausgetragen wird.
Dieser alleinige Fokus führt dazu, dass bei allen Entscheidungen nur ein einziges Kriterium herangezogen wird: Hilft uns das, das Rennen zu gewinnen - ja oder nein? Eine andere Formulierung, die unter den Rudergenossen als Stephens-Test bekannt ist, lautet: "Macht das unser Boot schneller?« Wenn ja, machen wir es. Wenn nicht, dann nicht.
Nun sind die Unternehmen und Organisationen heute im Allgemeinen weit komplexer und verschachtelter als ein Ruderteam, insbesondere Matrixorganisationen mit ihren vielfältigen Berichtslinien. Aber könnte es nicht hilfreich sein, wenn ein Team versuchte, einen ähnlichen "Test« zu formulieren, der zur Fokussierung beiträgt, zum Schaffen einer Identität und zur Hilfe bei der Entscheidungsfindung?
Der Chef des britischen Radsport-Teams Sky, Dave Brailsford, sagt über seine Fahrer: "Ich mache mir nicht eine Nanosekunde lang Gedanken, ob die gut miteinander auskommen. Die Leute reden immer von Teameinigkeit und Teamharmonie.« Aber der Sport, so meint er, ist kein harmonischer Bereich. "Das ist ein verbissenes Umfeld, in dem die Leute richtig hart kämpfen. Was du da brauchst ist Zielharmonie, und das ist ein großer Unterschied.«
Wir denken oft, die besten Teams seien diejenigen, die sich untereinander am besten verstehen, aber das ist natürlich nicht immer der Fall und sollte es auch gar nicht. Die Herausforderung für eine kreative Führungskraft besteht darin, die Spannungen zu managen (mitunter sogar für Spannungen zu sorgen), um zu den besten Ergebnissen zu gelangen.
"Nicht kritisieren«, so sagt man, sei eine der wichtigsten Regeln beim Brainstorming. Das unterstreicht aber auch die Tatsache, dass Kritik und kreative Einschränkungen erhebliche Auswirkungen auf die Qualität der hervorgebrachten Ideen haben können. Harmonie schaltet Ergebnisse aus.
Wie sieht ein Mangel an Respekt aus?
Respekt ist etwas Persönliches, ähnlich wie eine Beleidigung. Was ich selber unglaublich respektlos finde, stört den nächsten womöglich nicht im Mindesten. Was wir respektlos oder beleidigend finden unterscheidet sich je nach unseren Werten und Lebenserfahrungen.
Sehr oft ist die Person, die nach unserer Auffassung einen Mangel an Respekt zeigt, sich dessen überhaupt nicht bewusst. Wenn wir sie auf ihr Verhalten aufmerksam machen, kann es gut sein, dass sie jetzt zum ersten Mal darüber nachdenkt. Ob sie ihr Verhalten anschließend ändert, liegt zwar voll und ganz bei ihr, wir haben aber zumindest auf die Wirkung aufmerksam gemacht, die es auf uns hat.
Lassen Sie uns einmal kurz auf drei unterschiedliche Umfelder schauen, in denen so etwas passieren kann.
Ich habe vor einiger Zeit den Rektor einer Schule gefragt, ob er mir mit Beispielen für ein Verhalten dienen könne, das von einem Teil der Belegschaft als respektlos, vom anderen dagegen als ohne Weiteres hinnehmbar betrachtet wird. Beim ersten Beispiel, das ihm einfiel, ging es um die Hofaufsicht. Dabei hat immer eine Lehrkraft die erste Hälfte der Zeit Dienst, von 13.30 Uhr bis 14.00 Uhr, dann übernimmt die nächste Person auf dem Dienstplan. Aber so lief es nicht immer. Manche Lehrer der zweiten Schicht kamen erst um 14.05 Uhr oder 14.10 Uhr auf den Hof. Sie waren zu Beginn ihrer Schicht noch damit beschäftigt, ihre Trinkflaschen zu füllen, ihre Warnwesten anzulegen und Sonnencreme aufzutragen, sodass sie regelmäßig zu spät dran waren. Für die erste Schicht wurde das zunehmend zum Ärgernis, weil es ihnen die Zeit zum Mittagessen nahm. In manchen Fällen blieben ihnen, wenn sie zurück im Lehrerzimmer waren, nur noch 20 Minuten bis zum Beginn des nächsten Unterrichts.
Wir sprachen darüber, ob es hier nur um "ein paar Minuten« ging oder um etwas Bedeutsameres - namentlich um einen Mangel an Respekt. Das Thema wurde auf der nächsten Lehrerkonferenz besprochen, und nach einer Menge Diskussion kam man zum Ergebnis, dass man, wenn man um 14.00 Dienstbeginn hatte, doch bitteschön auch um 14.00 Uhr mit seiner Hofrunde beginnen solle.
Das Wichtigste war, dass das Problem aufgegriffen und professionell und offen besprochen wurde, statt es weiter zu ignorieren und die Unzufriedenheit schwelen zu lassen.
Ein Krankenhaus ist ein sehr anspruchsvoller Arbeitsplatz. Es steht dort viel auf dem Spiel, und oft haben Patienten ihre Emotionen nicht im Zaum. Es kann ein unglaublich stressiges Umfeld sein, und trotzdem bleibt es ein Arbeitsplatz, an dem jedes Mitglied der Belegschaft mit Respekt behandelt werden sollte, unabhängig von seiner Rolle.
Ich habe vor einiger Zeit mit dem Team eines privaten Krankenhauses zusammengearbeitet, das erhebliche Probleme mit einem chirurgischen Spezialisten hatte. Zum einen war sein Benehmen unverschämt und aggressiv, insbesondere gegenüber dem Pflegepersonal, zum anderen kam er regelmäßig zu spät zu seinen OP-Terminen, was Folgewirkungen für alle übrigen Mediziner hatte, die den OP gebucht hatten.
Als ich fragte, warum niemand das Problem ansprach, wurde mir berichtet, das liege daran, dass er hoch qualifiziert und sehr gefragt sei und dem Krankenhaus beträchtliche Einnahmen verschaffe. Mit anderen Worten: Wir schauen weg, damit der Frieden gewahrt bleibt.
Als wir mögliche Lösungen diskutierten, erfuhr ich, dass der fragliche Chirurg immer die Pole Position im OP hatte. Für ihn war jedes Mal das...
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