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Seit ihrer Kindheit sind Adena und Paedyn ein unzertrennliches Gespann. Gemeinsam trotzen sie dem rauen Alltag auf den Straßen Ilyas - bis Paedyn zur Kandidatin für die Säuberungsspiele wird. Adena bleibt allein in den Slums zurück und muss um das Leben ihrer Freundin bangen. Doch dann trifft sie auf Mak. Der geheimnisvolle Mann besitzt eine dunkle Gabe, die Adena helfen könnte, Paedyn zu retten. Auch Mak hat Interesse daran, Zugang zu den Säuberungsspielen zu erhalten, und so schließen die beiden einen Pakt - nichts ahnend, dass dieser ihre Schicksale untrennbar miteinander verbinden wird.
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Adena
Nur die Stoffreste leisten mir noch Gesellschaft.
Das Ganze hört sich weitaus deprimierender an, als es ist. Dies ist nur ein vorübergehender Schub an Einsamkeit. Sobald Pae von den Spielen zurückkehrt - ich weigere mich zu glauben, dass es anders ausgehen könnte -, wird sie wieder friedlich zu meiner Linken schlummern.
Bei dem Gedanken rutsche ich zur Seite und sorge dafür, dass sie genug Platz hat, um ungestört zu schlafen. Ich weigere mich, ihre Seite zu besetzen, und reserviere sie stattdessen mit meinem Stoffbündel. Eine Gedenkstätte, wenn man so will. Aber nicht auf so eine tote, schwermütige Art. Vielmehr auf die »Ich vermisse dich, aber keine Sorge, ich halte deinen Platz frei«-Art.
Das Fort ist heute Abend ein bisschen zugig, aber das liegt möglicherweise daran, dass wir es damals als Dreizehnjährige aus Dutzenden verschiedenen Gegenständen zusammengeschustert haben. Der plötzliche Drang, unser kleines Zuhause zu verschönern, hält mich zu sehr auf Trab, um zu schlafen. Pae verdient ein fabelhafteres Fort, in das sie zurückkehren kann. Aber ich vermute, dass sie die Hälfte der Slums kaufen kann, wenn sie diese Spiele gewinnt.
Wie beeindruckend wäre es, wenn sie das schafft? Wenn sie es schafft, etwas zu gewinnen, das die Macht der Eliten demonstrieren soll, obwohl sie nichts dergleichen besitzt. Und wenn es eine Banale schafft, dann Pae. Sie wird alle mit ihren »Seherinnen«-Fähigkeiten täuschen. Hätte sie mir nicht die Wahrheit erzählt, würde ich wahrscheinlich immer noch ihrer vorgespielten Beobachtungsgabe glauben.
Ich vergrabe mich in unsere Decke, während mir all die Möglichkeiten durch den Kopf schwirren. Dann nicke ich und entscheide mich für meine Fort-Umdekorationsüberraschung. Das wird mein Geschenk für sie sein.
Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich eingeschlafen bin, bis ein Sonnenstrahl meine Stirn kitzelt.
Ich rolle mich auf die Seite und befinde den Stoffhaufen für recht gemütlich, bevor mich die Streifen zum Niesen bringen. Sobald meine Nase mit dem Anfall fertig ist, setze ich mich auf und streiche den Pony zurück, der an meiner Stirn klebt. Meine verschlafenen Augen bekomme ich nur langsam auf, doch ich merke schnell, dass der Platz neben mir leer ist.
Ich zögere, während ich hinter dem Fort sitze und nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll. In den letzten fünf Jahren ist Paedyn nur dank meiner Beharrlichkeit jeden Morgen aufgewacht. Und vielleicht hat ein Teil von mir die Routine genossen, die erste Person zu sein, die Pae dann sieht. Allerdings ist diese Aufgabe nichts für schwache Nerven. Sie ist dickköpfig, sogar im Schlaf.
Mit einer Entschlossenheit, die ich im Moment lieber nicht aufbringen möchte, schaffe ich es, mich aufzurappeln. Ich tausche ein übergroßes Hemd gegen ein anderes und versuche, mit den Fingern durch die verhedderten Locken zu fahren, die ich mir durch eine Nacht des Hin- und Herwälzens zugelegt habe. Es dauert nicht lange, und ich gebe auf, wie jeden Tag. Ich habe beschlossen, dass das jetzt zu meiner Routine gehört.
Nachdem ich mein Haar zu einem unordentlichen Knoten im Nacken gedreht habe, schnappe ich mir ein Bündel Kleidung und transiere durch die Barriere, die unser Fort darstellt.
Sonnenlicht umhüllt die Dächer der verfallenen Läden, als ich mich auf den Weg nach Beute mache, und die Strahlen rieseln an den Wänden hinunter und sprenkeln den Gehweg. Ich lächle bei diesem Anblick und sage dem glänzenden Stern leise guten Morgen. Wir waren uns schon immer nahe, auf eine Art verbunden, die ich nicht erklären kann.
Ich komme an mehreren Händlern vorbei, die ihre Karren für den Tag vorbereiten, und lächle den wenigen zu, die diese Geste zu schätzen wissen.
Routine. Schon wieder.
Ich habe es fast bis zu meiner Ecke geschafft, als mir der Duft von frischem Teig entgegenschlägt. Mein Magen beschwert sich lautstark über den Geruch und murrt, dass er nichts zu essen hat. Und anscheinend hören meine Füße darauf. Sie tragen mich zur Quelle des Geruchs, während ich den Stoff noch fester an mich drücke.
So finde ich mich vor dem Karren eines Händlers wieder, der mit Honigbrötchen voll beladen ist. Der Mann nickt knapp, während ich liebreizend lächle, als ob ich nichts Unrechtes im Sinn hätte. Aber es ist, als wäre die Versuchung nur für mich erschaffen worden. Mein Magen ist hartnäckig, meine Hände lechzen danach, ein glasiertes Stück Teig zu erhaschen.
Ich war noch nie besonders gut im Weghaschen, weshalb ich diese Spezialdisziplin immer Pae überlassen habe. Aber sie hat mich allein gelassen mit meinem Appetit und ohne eine Stimme der Vernunft. Was für eine gefährliche Kombination. Zumal mein Hunger momentan jede Vernunft erstickt.
Als der Händler mir den Rücken zudreht, sorge ich dafür, dass sich die Geschichte wiederholt.
Ich klaue ein süßes Brötchen. Der Honig, der zwischen meinen Fingern hervorquillt, fühlt sich an wie ein Déjà-vu. Ich starre auf die glänzende Masse in meiner Handfläche, während ich mich abmühe, mir das Kleiderbündel unter einen Arm zu klemmen. Langsam wende ich mich ab und flüstere dem augenscheinlich freundlichen Mann eine Entschuldigung zu, während ich von seinem Stand wegtrete.
In diesem Moment fällt der grüne Faltenrock, an dem ich stundenlang genäht habe, aus dem Bündel und landet hinter mir. Ich wirbele herum und will ihn aufheben, bevor der Händler etwas merkt und .
»Hey! Willst du das noch bezahlen, Mädchen?«
Stolpernd ergreife ich die Flucht. Ich bin eine furchtbare Person, die stiehlt und vor den Konsequenzen davonrennt. Nicht dass Pae furchtbar wäre. Nein, ich bin einfach nicht für so etwas geschaffen. Mein Gewissen kann so eine schreckliche Tat nicht dulden.
»Es tut mir leid!«, rufe ich, während ich die Straße hinunterstürme. »Es ist garantiert köstlich und das Geld, das ich nicht habe, mehr als wert!«
Ich flitze durch die anwachsende Menge und spüre, wie die Kleidungsstücke bei jedem schwungvollen Schritt immer mehr verrutschen. Verschwommene Gesichter schauen zu, wie ich an ihnen vorbeirase, eines davon ist zur Hälfte mit einer weißen Maske bedeckt.
Na großartig! Ich habe die Aufmerksamkeit eines Imperialen erregt.
Genau wie vor fünf Jahren, als ich genau das gleiche Verbrechen begangen habe. Ich könnte über meine wiederholte Dummheit lachen. Nur ist Paedyn dieses Mal nicht da, um mich zu retten, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als allein zu fliehen und zu versuchen, meinem Verbrechen zu entkommen.
Der Imperiale verfolgt mich und schreit mir Befehle zu. Ich zwinge mich, seine Drohungen zu ignorieren, und laufe durch die vertraute Gasse, in der unser Fort liegt. Es bereitet mir körperliche Schmerzen, meine Kleider in die Sackgasse zu werfen, aber ich versichere ihnen: »Ich komme wieder und hole euch!« Und dann kneife ich die Augen zu, um nicht mitansehen zu müssen, wie meine geliebten Kleidungsstücke auf das schmutzige Kopfsteinpflaster prallen.
Ohne das Bündel renne ich die Straße hinunter, während ich mir im Geiste Vorwürfe mache, was ich getan habe. Das hält mich aber nicht davon ab, ein paar Bissen Teig zu verschlingen, um so die Beweislast zu verkleinern.
Ich biege in mehrere Straßen ein und kreuze Gassen, während ich versuche, mich nicht an meinem Diebesgut zu verschlucken. Der Imperiale ist mir immer noch auf den Fersen, gerade als ich um eine Ecke schlittere und .
Kräftige Arme schlingen sich um mich, und ich werde an jemand Fremdes gepresst. Mein Versuch, mich zu wehren, ist angesichts der Größe der Gestalt hinter mir zwecklos. Gerade will ich irgendwen um Hilfe anflehen, als eine Hand auf meinen Mund gedrückt wird. Sie riecht nach Ruß, der mir in die Nase sticht.
Ich werde rückwärts gezerrt, immer weiter und weiter, bis mein Häscher gegen die Wand prallt und .
Er transiert hindurch und zwingt mich, das Gleiche zu tun.
Auf der anderen Seite des Backsteins gerate ich ins Taumeln und stolpere über meine Füße. Ein muskulöser Arm hebt mich hoch, bevor ich ausrutschen und mit dem Gesicht voran auf den Boden knallen kann. Eine große Hand verschließt mir immer noch Nase und Mund, und verzweifelt versuche ich, mich zu befreien, um jedes Wort auszuspucken, das gerade erstickt wird.
In diesem Moment niese ich in seine Handfläche.
»Scheiße!«
Kaum berühren meine Füße wieder den Boden, werde ich von der Quelle der tiefen Stimme weggeschoben; meine Nase brennt noch immer von dem Staub, der seine Hand verkrustet hat. Ich atme tief durch, bevor ich mich ihm zuwende und dabei versuche, meine Gedanken zu sammeln und meine Emotionen zu bändigen.
Aber anscheinend gelingt mir beides nicht, denn ich wirbele herum und flüstere scharf: »Du bist auch ein Transierer?«
Falls ich noch einen einzigen rationalen Gedanken übrig hatte, dann hat er sich in der Sekunde in Luft aufgelöst, als mein Blick ihn traf.
Wenn es einen Gott gibt, dann ist dieser Mann der Beweis dafür, dass Er Seine Lieblinge hat.
Er ist so atemberaubend, auf eine Weise, wie ich mir eine Stichwunde vorstelle, so bestechend, dass es einen regelrecht durchbohrt. Wie eine Klinge ist alles an ihm scharf und kalt.
Und auf einmal beschleicht mich bei seinem Anblick das vage Gefühl der Vertrautheit.
Ich hebe den Kopf, nehme seine dunklen Augen wahr und betrachte dann die scharfen Wangenknochen darunter. Ich verfolge den Schwung seines Amorbogens, bis ich die Narbe entdecke, die seine Lippen zerschneidet. Alles unterhalb seines...
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