Schweitzer Fachinformationen
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An einem bitterkalten Morgen, kurz bevor das Jahr 2060 sich verabschieden würde, stand Lieutenant Eve Dallas in einem luxuriösen Schlafgemach, das in kühnem Violett, kühlem Metallicgrau und frischem Grün gehalten war. Vor dem Fenster warben Werbeflieger manisch für den irren nachweihnachtlichen Ausverkauf der Waren, die vor dem Fest nicht weggegangen waren, und Straßenhändler boten den Touristen, die zwischen den Feiertagen im Big Apple eingefallen waren, gefälschte Designeruhren und -taschen an.
Draußen ging das Leben weiter, während es im Inneren des eleganten, farbenfrohen Raums stehen geblieben war.
Der Duft der weißen Lilien und der violetten Rosen in der hohen, kristallenen Vase, die auf einem Ständer vor dem breiten Fenster stand, verstärkte noch den süßlichen Geruch des Todes, der im Zimmer hing.
Auf einem Bett, das groß genug für sechs Personen war, lag eine Frau, die einmal wunderschön gewesen war und deren makelloser Stil ihrem perfekten Outfit aus lavendelfarbenem Seidentop und silbergrauen Slacks sowie den tadellos gepflegten, violett lackierten Finger- und auch Zehennägeln noch immer deutlich anzusehen war.
Unter dichten Wimpern hervor starrten ihre Augen leicht verwirrt die Zimmerdecke an.
Das Blut aus einer dünnen, tiefen Schnittwunde um ihren Hals verklebte die weizenblonden Haare auf dem grauen Kopfkissen, und ihre Zunge wurde auf groteske Art in einem Kristallglas auf dem violett schimmernden Nachttisch links neben dem Bett zur Schau gestellt.
Der größte Hammer aber war für Eve die Botschaft, die in schwarzen Druckbuchstaben an der grauen Wand am Kopfende des Bettes hinterlassen worden war.
FÜR LIEUTENANT EVE DALLAS;
ALS ZEICHEN DES VERSTÄNDNISSES UND DER BEWUNDERUNG. IHR TOD IST UNSERE WAHRHEIT, WEIL IHR LEBEN EINE LÜGE WAR.
SIE HAT IHNEN KEINERLEI RESPEKT ERWIESEN, SCHLECHT VON IHNEN GESPROCHEN UND VOR ALLEM DAVON PROFITIEREN WOLLEN, DASS SIE IHRE ARBEIT UNTERGRÄBT. ES WAR MIR EINE FREUDE UND VOR ALLEM EINE EHRE, DIE WAAGSCHALEN INS GLEICHGEWICHT ZU BRINGEN. ICH HABE DER GERECHTIGKEIT GEDIENT, WEIL ICH LOYAL UND IHNEN TREU ERGEBEN BIN.
Eves Partnerin, Detective Delia Peabody, atmete zischend aus. »Was für ein Scheiß.«
Ohne etwas zu erwidern, wandte Eve sich dem Beamten in der Tür des Zimmers zu. »Wer hat sie gefunden?«
»Ein gewisser Cecil Haversham. Ihr Assistent. Das Opfer hat gestern Abend ein Geschäftsessen verpasst und kam heute Morgen auch nicht ins Büro, obwohl sie dort um neun einen Mandanten treffen sollte. Als auch telefonisch niemand sie erreichen konnte, hat ihr Assistent sich auf den Weg hierher gemacht. Sie kam nicht an die Tür, also hat er sich selber aufgemacht. Er hatte den Zugangscode und die Schlüsselkarte, weil er immer ihre Blumen gießt und in der Wohnung nach dem Rechten sieht, wenn sie auf Reisen ist. Er kam gegen Viertel nach neun herein, hörte den Fernseher im Schlafzimmer, der immer noch nicht ausgeschaltet ist, und kam herein. Der Notruf ging um 9.19 Uhr ein, das heißt, das Timing passt.«
»Wo ist er jetzt?«
»Das Esszimmer lässt sich vom Rest der Wohnung abtrennen. Wir haben ihm gesagt, dass er dort warten soll.«
»Dann lassen Sie ihn erst mal dort, besorgen mir die Aufnahmen der Überwachungskameras des Hauses und fangen mit der Befragung der Bewohner an.«
»Zu Befehl, Ma'am.« Er wies mit seinem ausgestreckten Kinn auf die Botschaft an der Wand. »Kennen Sie das Opfer?«
»Ich hatte ab und zu mit ihr zu tun.« Um weitere Fragen abzuwehren, wandte Eve sich ab.
Sie hatte ihre Hände und die Schuhe bereits vor der Wohnungstür versiegelt und den Rekorder eingeschaltet, bevor sie in das Schlafzimmer gekommen war. Jetzt blieb die hochgewachsene, schlanke Frau mit dem kurzen, wild zerzausten braunen Haar kurz stehen und sah sich ausdruckslos mit ihren bernsteinbraunen Augen um.
Oh ja, sie hatte hin und wieder mit der Frau zu tun gehabt und sie verabscheut, dachte sie. Als Strafverteidigerin hatte sie die Ethik einer Klapperschlange an den Tag gelegt, trotzdem träten Eve und Peabody während der letzten Tage dieses Jahres für sie ein.
»Am besten gehen wir die Sache vorschriftsmäßig an und identifizieren sie erst mal offiziell«, wandte sie sich an ihre Partnerin.
Nickend schälte die Kollegin sich aus ihrem pinkfarbenen Ledermantel, den sie zu Weihnachten von Eve bekommen hatte, legte ihn zur Seite und zog einen Untersuchungsbeutel auf. Das Identifizierungspad in einer Hand und ihre bunt gestreifte Pudelmütze auf den dunklen Haaren, trat sie an das Bett und nahm die Arbeit auf. »Bei unserem Opfer handelt es sich um Leanore Bastwick, wohnhaft hier in diesem Haus.«
»Die Todesursache scheint eindeutig zu sein. Die Untersuchung durch den Pathologen steht noch aus, aber wie's aussieht, wurde sie mit einer Drahtgarotte stranguliert. Ermitteln Sie den Todeszeitpunkt.«
Wieder wühlte Peabody in ihrem Untersuchungsbeutel und hielt dann das Messgerät in einem Winkel an den Körper ihres Opfers, sodass die Anzeige in der von Eve gemachten Aufnahme gut sichtbar war.
»Todeszeitpunkt ist 18.33 Uhr.«
»Es gibt keine Spuren eines Kampfs, keinen Hinweis darauf, dass jemand gewaltsam in die Wohnung eingedrungen ist, das Opfer weist auch keine sichtbaren Abwehrverletzungen auf. Es ist vollständig bekleidet, in dem Apartment liegen eine Reihe leicht zu transportierender Wertsachen herum. Es sieht nicht nach einem Sexualverbrechen und auch nicht nach einem Einbruch aus. Anscheinend war der Mord an dieser Frau das Einzige, worum es unserem Täter ging.«
Peabody blickte auf die Nachricht an der Wand. »So hat er's auch formuliert.«
»Genau. Vielleicht erzählen die Aufnahmen der Überwachungskameras ja eine andere Geschichte, aber bisher sieht es aus, als ob das Opfer seinen Mörder selbst hereingelassen hätte, was bedeutet, dass sie ihn entweder kannte oder angenommen hat, dass sie ihn kennt. Dann hat er sie entweder sofort mit einem Stunner, einer Spritze oder einem Schlag außer Gefecht gesetzt oder sie gezwungen, mit ihm ins Schlafzimmer zu gehen. Wohnungen wie diese sind normalerweise schallgeschützt, sie hätte also schreien oder laut um Hilfe rufen können, ohne dass es jemand hört. An den Fenstern ist der Sichtschutz aktiviert, von außen konnte also niemand sehen, was hier drin passiert.«
»Weder ihre Hand- noch ihre Fußgelenke weisen Fesselspuren auf.«
Jetzt trat auch Eve neben das Bett, hob vorsichtig den Kopf der Toten an und stellte fest: »Sieht nicht so aus, als wäre irgendwer mit einem stumpfen Gegenstand von hinten auf sie losgegangen.«
Sie zog eine Mikrobrille aus ihrem eigenen Untersuchungsbeutel und sah sich den Hinterkopf des Opfers noch einmal genauer an. »Hier gibt es eine leichte Abschürfung und einen kleinen blauen Fleck. Wahrscheinlich hat sie sich den Kopf gestoßen, als sie umgefallen ist. Er hat sie also entweder gleich an der Tür oder, falls es ein Bekannter war, nachdem sie ihn hereingelassen hatte, außer Gefecht gesetzt. Wenn er sie nicht gezwungen hat, ins Schlafzimmer zu gehen, hat er sie hergeschleppt. Das Bett ist nicht zerwühlt, die Kissen liegen so, wie sie sie wahrscheinlich selber nach dem Aufstehen morgens angeordnet hat.«
Sie hob eine Hand der Toten hoch und sah sich die Finger und die Nägel an. »Sauber, keine Spuren, nichts, was darauf hinweist, dass die DNA des Täters unter ihren Nägeln steckt. Das heißt, sie konnte sich nicht wehren. Sonst hätte sie sich spätestens in dem Moment, in dem die Drahtschlinge um ihren Hals gezogen worden ist, zur Wehr gesetzt.«
Die Mikrobrille auf der Nase beugte Eve sich über das Kristallglas, in dem Bastwicks abgetrennte Zunge lag. »Der Rand wirkt ziemlich glatt - die Zunge wurde ihr nicht herausgerissen und nicht abgesägt. Der Schnitt deutet auf eine dünne, scharfe Klinge hin. Vielleicht von einem Skalpell. Ohne Zunge kann man keinen Müll mehr reden«, sagte sie halb zu sich selbst. »Und auch keine Kriminellen vor Gericht verteidigen. Dies ist ein kleines Extra, ein Symbol, ein . Hinweis.«
»Der wahrscheinlich Ihnen gilt.«
Eve betrachtete die Nachricht an der Wand und atmete tief durch. »So wirkt's auf jeden Fall. Wir haben uns vor zwei Jahren wegen des Jess-Barrow-Falls und kurz davor nach der Ermordung ihres Partners miteinander angelegt. Sie war ein harter Knochen, doch vor allem hat sie ihren Job gemacht. Auf die Art, die sie für richtig hielt.«
Jetzt wandte Eve sich von der Leiche ab und betrat den großen, begehbaren Kleiderschrank. »Sie hatte sich ein Outfit für den Restaurantbesuch zurechtgelegt. Schicke Schuhe, schwarzes Kleid, Dessous und Schmuck, der echt aussieht. Anscheinend hat der Killer hier nichts angerührt.«
Sie ging weiter in das elegante, ganz in Weiß und Silber gehaltene Bad, in dem in einer viereckigen Glasvase auf einem langen weißen Tresen wie bereits im Schlafzimmer ein Strauß mit violetten Blumen stand.
»Handtücher über dem Handtuchwärmer, Morgenmantel an dem Haken bei der Dusche, ein Glas Wein und irgendwelche Pampe fürs Gesicht neben dem Waschbecken.«
»Eine Maske.«
»Was?«
»Die Pampe fürs Gesicht«, erklärte Peabody und tätschelte sich kurz die Wangen. »Und zwar echt teures Zeug. Da die Ablage sonst leer ist, schätze ich, dass sie sich eine Maske machen, sich die Einwirkzeit mit einem Gläschen Wein vertreiben und dann duschen wollte, als jemand an der Tür geklingelt hat.«
»In Ordnung, gut. Sie will sich also ausgehfertig...
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