Schweitzer Fachinformationen
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Die zugrunde liegenden Ursachen von Diabetes sind komplex und wurden bereits zu den Diabetestypen beschrieben, da sie für deren Unterteilung herangezogen werden. Genetik, Umweltfaktoren, Essgewohnheiten und Übergewicht, Genussdrogen, Lebensalter und Bewegungsmangel spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Diabetes mellitus.
Auf zwei weitere bedeutende Veränderungen möchte ich hier näher eingehen, da sie in der Fachwelt seltener diskutiert werden, jedoch meiner Meinung nach ebenfalls bedeutsam sind: Veränderungen der Zusammensetzung der Darmflora und Veränderungen der Leberwerte, insbesondere die nichtalkoholische Fettleber.
Die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Darm wird als »Darmflora« bezeichnet. Mittlerweile ist dafür der Begriff »Mikrobiom« geläufiger, der genau genommen auch die Mikroorganismen in Mund, Scheide (Vagina), den Augen, auf der Haut und eben jene im Darm umfasst. Das menschliche Darmmikrobiom enthält Bakterien, Pilze, Viren, Archaeen (einzellige Mikroorganismen ohne Zellkern), wobei Bakterien bei Weitem in der Überzahl sind. Forschende gehen davon aus, dass ein Mensch Gastgeber für rund 100 Milliarden Bakterien ist. Das entspricht in etwa 1,8-2 kg Bakterienmasse, die im Körper lebt, davon rund 97 % im Dickdarm.
Ein gesundes Darmmikrobiom zeichnet sich durch die Reichhaltigkeit an Bakterienarten aus. Zu den gesundheitsförderlichen Bakterien zählen Laktobazillen, Bifidobakterien und bestimmte Stämme von Enterkokken- und Escherichia-coli-Bakterien. Demgegenüber stehen gesundheitsschädigende Bakterienarten wie fäulnis- oder gärungsbildende Bakterien oder solche, die ursächlich zu verschiedenen Krankheitsbildern beitragen. Von Bedeutung sind unter anderem Klebsiellen, Clostridien, Enterokokken oder Fusobakterien.
Die Forschung ist seit Langem an unserem Mikrobiom interessiert und entdeckt immerzu neue Funktionen. So trägt das Mikrobiom entscheidend für die Ausbildung des Immunsystems bei. Immerhin 70-80 % der Abwehrzellen, die für die Immunabwehr wichtig sind, befinden sich in der Darmwand. Eine weitere wichtige Aufgabe der Darmbakterien ist die Unterstützung der Verdauungsarbeit, denn manche Nahrungsbestandteile wie Ballaststoffe können ohne sie nicht oder nur unvollständig verarbeitet werden. Dazu bilden Bakterienarten spezielle Enzyme, welche die Ballaststoffe zerlegen können. Die dabei entstehenden Abbauprodukte werden dem Körper in Form von Energie wieder zur Verfügung gestellt. Die »guten« Darmbakterien - auch Probiotika genannt - stellen als Nebenprodukt auch Milch- und Essigsäure her. Dadurch wird der pH-Wert im Darm gesenkt und das Wachstum krankmachender Bakterienarten von vorneherein erschwert. Zusätzlich produzieren Probiotika Vitamine wie Vitamin B12, Vitamin K, Biotin (Vitamin B7), Folsäure (Vitamin B9) sowie Riboflavin (Vitamin B2).
Das Darmmikrobiom ist maßgeblich am Stoff- und Energiestoffwechsel des Körpers beteiligt. Durch verschiedene Einflüsse kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen »guten« und »schlechten« Darmbakterien, auf die ich hier kurz eingehen möchte.
Zahlreiche Arzneimittel haben Auswirkungen auf die Zusammensetzung und damit die Funktion des Mikrobioms. An erster Stelle stehen sicherlich Antibiotika, da sie auf die Beseitigung von Bakterien ausgelegt sind. Durch deren massiven Einsatz, insbesondere von Breitspektrumantibiotika, in den vergangenen Jahrzehnten sind zunehmend multiresistente krankmachende (pathogene) Bakterienarten entstanden. Aber auch Hormonpräparate wie orale Kontrazeptiva (»Antibabypille«), Kortison und weitere Arzneimittel wie Schmerzmittel, Antihistaminika, Antidepressiva und auch viele blutdruck-, cholesterin- und blutzuckersenkende Medikamente haben negative Auswirkungen auf die Zusammensetzung und die Funktion des Mikrobioms. Interessanterweise bildet Metformin in dieser Hinsicht eine Ausnahme, da dessen Einnahme zu einer vermehrten Besiedelung mit Bakterienarten führt, die bestimmte Typen von erwünschten kurzkettigen Fettsäuren wie Butter- und Propionsäure bilden.
Weiterhin nehmen die genetische Veranlagung, Stress, Infektionen, Umweltschadstoffe oder ein Mangel an Verdauungssäften Einfluss auf das Mikrobiom.
Für die Zusammensetzung des Mikrobioms kommt jedoch der Ernährung die größte Bedeutung zu. Denn die Wahl der Nahrungsmittel entscheidet letztlich darüber, welche Bakterien sich im Darm ansiedeln können. Vor allem stark verarbeitete Lebensmittel, wie sie heute in jedem Supermarkt zu finden sind, schädigen das Mikrobiom. Das Darmmikrobiom von Menschen, die sich hauptsächlich pflanzlich und von frisch verarbeiteten Nahrungsmitteln ernähren, unterscheidet sich demnach deutlich von dem Darmmikrobiom von Menschen, auf deren Ernährungsplan zahlreiche (Fertig-)Produkte mit reichlich Zucker, Weißmehl oder Zusatzstoffen stehen. Vereinfacht gesagt »füttern« Zucker und ungesunde Fette die ungesunden Darmkeime. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass ein verändertes Darmmikrobiom mit der Entstehung von Fettleibigkeit und Fettlebererkrankungen, metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht werden kann. Aber auch bei Personen mit Typ-1-Diabetes gibt es in der Regel Veränderungen des Darmmikrobioms: Sowohl durch Endotoxine (Zerfallsprodukte von Bakterien) bedingte leichte Entzündungen im Darm, ein Mangel an Bakterienstämmen, die Buttersäure und kurzkettige Fettsäuren produzieren, als auch eine dadurch veränderte Stoffwechsellage wie eine verringerte Glukosetoleranz und Insulinresistenz werden hier diskutiert.
Einen Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes scheint es auch mit einer bislang weniger beachteten Bakterienart, die maßgeblich am Aufbau einer stabilen Schleimhautschicht beteiligt ist, zu geben, und zwar mit Akkermansia muciniphila. Bei gesunden Menschen liegt der Anteil dieser Bakterienart an der Darmflora zwischen 3 und 5 %, bei übergewichtigen Menschen und tendenziell auch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes fällt der Anteil deutlich geringer aus. Eine starke Schleimhaut sorgt dafür, dass Fremdkeime, aber auch schädliche Stoffe die Darmschleimhaut nicht überwinden und in die Blutbahn gelangen können. Ist diese Barriere gestört, hat dies erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Folgen sind unter anderem latente chronische Entzündungen.
Die Anfertigung eines Darmmikrobioms durch ein Labor und die Auswertung durch eine dafür geschulte Ärztin oder Heilpraktikerin kann bei einer Diabeteserkrankung somit durchaus sinnvoll sein.
EINE GESUNDE DARMFLORA UNTERSTÜTZEN - DAS KÖNNEN SIE TUN
Daneben gibt es einige Präparate, die...
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