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Das Spektrum der chronischen Darmerkrankungen ist breit: Es reicht von belastenden Nahrungsmittelunverträglichkeiten über Fehlbesiedelungen bis hin zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Aussackungen der Darmwand oder gar Tumoren im Darm. Lesen Sie hier, woran Sie eine Darmkrankheit erkennen, was dahinterstecken kann und wie man sie behandelt.
Der Begriff »Colitis ulcerosa« setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort »Colon« für Dickdarm, der Wortendung »-itis« für Entzündung und dem lateinischen Wort »ulcus« für Geschwür. Für die Entzündung ist wahrscheinlich ein gestörtes Zusammenspiel des Immunsystems, des Darms und des Mikrobioms verantwortlich. Die entzündeten Bereiche liegen bei einer Colitis ulcerosa in der Regel alle nebeneinander und sind nicht auf Segmente beschränkt wie beim Morbus Crohn - ein Aspekt, der die Abgrenzung beider Erkrankungen erleichtert.
Wie Morbus Crohn ist die Colitis ulcerosa eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Infolge der Entzündung der Dickdarmschleimhaut können sich Geschwüre - also Ulzerationen - bilden. Die Colitis ulcerosa beginnt zumeist im Enddarm und breitet sich dann aufsteigend weiter im Dickdarm aus. Bei Menschen mit einer Colitis ulcerosa ist die wichtige Schutzfunktion der Darmschleimhaut gestört. Dadurch können Bakterien, Toxine und Eiweiß eindringen, das Immunsystem wird alarmiert und reagiert mit einer Entzündung.
Die Colitis ulcerosa tritt in Schüben auf. Phasen mit hoher Entzündungsaktivität und Symptomen wechseln mit sogenannten Ruhephasen (Remissionen) ab, in denen Betroffene weitgehend oder völlig beschwerdefrei leben können. Nur in sehr seltenen Fällen dauern die Symptome an. Typischerweise beginnt die Erkrankung im jungen Erwachsenenalter, sie kann aber auch erst später einsetzen.
Mit Schleim und Blut vermischter Stuhl sind neben Durchfall und anfangs leichten Bauchschmerzen die typischen Symptome der Colitis ulcerosa. Im Einzelfall können je nach Schwere des Verlaufs krampfartige Leibschmerzen, bis zu 20 Stuhlgänge täglich, Fieber und Gewichtsverlust hinzukommen; seltener sind Gelenk-, Haut- oder Augenentzündungen. Menschen mit Colitis ulcerosa fühlen sich möglicherweise häufig müde und abgeschlagen, da ihr Körper Nährstoffe nur unzureichend aufnehmen kann oder die Blutungen zu einer Blutarmut (Anämie) führen.
Die Entzündungen im Darm können Blutungen auslösen, die mitunter so stark sind, dass daraus eine Anämie mit einem Eisenmangel resultiert. Liegt eine Colitis ulcerosa vor, steigt zudem das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken.
Das toxische Megakolon ist eine seltene, aber akut lebensbedrohliche Komplikation der Colitis ulcerosa. Durch schwere Entzündungen kann die Funktion des Darmnervensystems und der Darmmuskelzellen beeinträchtigt werden. Dadurch geht die Beweglichkeit des Darms verloren, und der Darm weitet sich übermäßig stark aus. Betroffene leiden unter starken Bauchschmerzen, einem aufgetriebenen Bauch, Fieber und einem starken Krankheitsgefühl. Es besteht die Gefahr eines Darmdurchbruchs (Perforation) mit Schocksymptomatik.
Achtung: Beim toxischen Megakolon handelt es sich um einen Notfall! In der Regel ist eine umgehende Operation und/oder eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich.
ZAHLEN UND FAKTEN
Laut wissenschaftlicher Erkenntnisse können mehrere Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt sein. Dazu gehören Schädigungen der Darmschleimhaut, eine gesteigerte Immunreaktion gegen körpereigene Darmbakterien (Mikrobiom), eine genetische Veranlagung sowie Umweltfaktoren und bestimmte Nahrungsbestandteile. Medikamente wie orale Verhütungsmittel oder einige Schmerzmittel (nichtsteroidale Antirheumatika wie Azetylsalizylsäure [ASS], Ibuprofen, Diclofenac oder Paracetamol) scheinen sich ungünstig auf die Erkrankung auszuwirken. Zudem haben psychische Belastungen einen ungünstigen Einfluss auf die Krankheitsaktivität.
Beim Abtasten des Bauchs kann ärztlich festgestellt werden, ob Druckschmerzen auftreten oder Bereiche des Bauchs verhärtet sind. Meist wird der Enddarm ausgetastet, um eventuelle Veränderungen festzustellen.
Laboruntersuchungen von Blut (insbesondere C-reaktives Protein [CRP] oder Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit [BKS], Leukozyten, Leberwerte, Hämatokrit) und Stuhl (Calprotectin) sind ebenfalls notwendig.
Die wichtigste Untersuchung ist die Darmspiegelung (Koloskopie), da sie Erkenntnisse über das Ausmaß der Entzündung und der Veränderungen an der Schleimhaut gibt. In der Regel werden im Rahmen der Koloskopie auch Gewebeproben entnommen und untersucht.
Die Therapie mit antientzündlichen und immunsuppressiven Medikamenten wird der Schwere der Krankheitsschübe angepasst und gegebenenfalls in Stufen gesteigert. Zur Standardtherapie gehören 5-Aminosalizylsäure, Kortison und Immunsuppressiva. Da die beschwerdefreien Phasen (Remission) wieder in einen akuten Schub übergehen können, werden Personen in Remission mindestens 2 Jahre medikamentös behandelt. Unter bestimmten Umständen kann eine Operation notwendig werden - etwa wenn Medikamente bei einem starken Entzündungsschub nicht wirken oder bei schweren Darmblutungen. Ein künstlicher Darmausgang kann in einigen Fällen nötig sein.
Wenn es durch die häufigen Durchfälle und das Entzündungsgeschehen zu Nährstoffverlusten gekommen ist, sollten diese ausgeglichen werden. Im Prinzip ähnelt der naturheilkundliche Ansatz dem bei Morbus Crohn: Zunächst erfolgt idealerweise ein Stuhlbefund, bei dem zahlreiche Parameter erhoben werden (siehe Laborbefunde verstehen, Seite 71). Dem schließt sich die Basistherapie an, bestehend aus einer verträglichen Kost, einer Darmsanierung, dem Aufbau einer gesunden Schleimhaut sowie der Gabe von Vitalstoffen und entzündungshemmenden Heilpflanzen. In der Praxis kann zudem noch tiefer nach der Ursache gefahndet werden. Etwas, das Betroffene im übertragenen Sinne »nicht richtig verdauen« können - auch wenn es oftmals auf Anhieb nicht gesehen wird -, sollte näher betrachtet werden, weil dies die Genesung nachhaltig beeinflussen kann.
Vielleicht waren es die ständigen Verdauungsbeschwerden seines Vaters, die den amerikanischen Gastroenterologen, Burrill B. Crohn (1884-1983), dazu bewegten, den Großteil seiner beruflichen Laufbahn mit dem Studium von Durchfall und Verstopfung zu verbringen. 1932 beschrieb er erstmals eine schubweise verlaufende Darmentzündung, die später seinen Namen erhielt.
Während bei Gesunden eine intakte Schleimhaut die Darmwand schützt, ist die Barrierefunktion des Darms bei Morbus Crohn gestört, das Mikrobiom des Darms hat sich verändert, und alle Schichten der Darmwand sind entzündet.
Die häufig bereits in jungen Jahren beginnende Erkrankung ist per Definition eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die in unregelmäßigen Schüben verläuft. Der gesamte Verdauungstrakt - vom Mund bis zum After - kann davon betroffen sein. Typischerweise ist das Entzündungsgeschehen aber über den Verdauungstrakt verteilt, unterbrochen von gesunden Abschnitten. Die Entzündung kann in alle Schichten der Darmwand vordringen, das heißt in die Schleimhaut und in die darunterliegenden Muskelschichten. Bei etwa der Hälfte aller Betroffenen sind sowohl der Dünn- als auch der Dickdarm, bei 25-30 % ausschließlich der Dünndarm, bei 20-25 % nur der Dickdarm und bei 4 % Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm betroffen. Per Definition gilt Morbus Crohn als nicht heilbar.
In vielen Quellen wird Morbus Crohn den Autoimmunerkrankungen zugeordnet. Mittlerweile gehen Forschende davon aus, dass es sich um eine immunassoziierte Krankheit handelt. Dabei kommt es zu einer Fehlfunktion des Immunsystems, die entzündliche Prozesse auslöst. Durch eine Störung der Barrierefunktion der Schleimhaut können Viren, Bakterien, Fremdeiweiße und Toxine durch die Schleimhaut eindringen. Dadurch wird eine Entzündung ausgelöst,...
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