Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Höhen Und Tiefen
Nach durchwachsenen Phasen in den 1920er und 1930er Jahren stiegen die Bayerischen Flugzeugwerke beziehungsweise späteren Messerschmitt Werke ab 1933 zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reichs auf. Willy Messerschmitt schrieb unterdessen mit Typen wie der Bf 108, Bf 109 und Me 262 Luftfahrtgeschichte.
Geboren wurde Wilhelm "Willy" Emil am 26. Juni 1898 in Frankfurt am Main als Sohn der ledigen Anna Maria Schaller. 1905 heiratete sie Johann Baptist Ferdinand Messerschmitt, der ihren Sohn anerkannte und die beiden 1906 in seine fränkische Heimatstadt Bamberg holte, wo sie die eingesessene Weinwirtschaft Messerschmitt betrieben.
Beseelt von den Eindrücken auf der Internationalen Luftfahrtausstellung in Frankfurt 1909, begann Willy zunächst mit dem Bau von Flugzeugmodellen. 1913 schloss er sich einer Fliegergruppe an, geführt von Flugpionier Friedrich Harth, und beschäftigte sich in den nächsten Jahren ausgiebig mit dem Bau von Gleitern, die Harth mit teils großem Erfolg erprobte. Mit dem Abitur der Oberrealschule in der Tasche meldete sich Willy Messerschmitt im Zuge des Ersten Weltkriegs 1917 unfreiwillig zum Militärdienst, wurde bald als psychisch krank eingestuft, diente aber noch von Juni 1918 bis Kriegsende in einer Fliegerpionierabteilung. Dort sah er sich völlig deplatziert und brachte dies angeblich während des Präparierens einer Flugpiste missmutig zum Ausdruck: "Was soll ich bei dem Haufen, ich bin doch Flugzeugkonstrukteur."
Noch 1918 begann er mit dem Studium der Ingenieurswissenschaften an der Technischen Hochschule (TH) München und arbeitete in dieser Zeit zusammen mit Harth intensiv an immer fortschrittlicheren und leistungsfähigeren Segelflugzeugen, ab 1921 sogar in der dafür gegründeten Firma Segelflugzeugbau Harth-Messerschmitt. 1922 trennten sich die Wege von Harth und Messerschmitt, der seinen Lehrmeister inzwischen mit seinen innovativen Ideen quasi überflügelte.
Kurz vor Abschluss seines Studiums gründete Willy Messerschmitt 1923 im Alter von 25 Jahren mit finanzieller Unterstützung seines Bruders Ferdinand die Firma Flugzeugbau Messerschmitt, Bamberg, und dies auf dem Höhepunkt der Inflation. Als Werkstatt nutzte Messerschmitt Räumlichkeiten des elterlichen Betriebs. Auf dem Rhön-Segelflugwettbewerb 1923 brillierte Messerschmitt mit seiner von Hans Hackmack geflogenen S 14.
Nach Abschluss des Studiums und Bau der Motorsegler S 15 und S 16 in neuen, größeren Räumen, präsentierte Willy Messerschmitt 1925 mit dem Leichtflugzeug M 17 sein erstes reines Motorflugzeug, mit dem er große Erfolge einheimste und die Basis für seine folgenden Entwicklungen schuf. Finanziell unterstützt wurde er dabei von dem vier Jahre älteren Theo Croneiß. Aus der geschäftlichen Verbindung entstand auch eine anhaltende Freundschaft - es sollte die einzige in Willy Messerschmitts Leben bleiben, der als zwischenmenschlich reserviert und gefühlskalt galt und selbst nach tödlichen Unfällen keinerlei Mitgefühl gezeigt haben soll.
Einen gewaltigen Sprung machte Willy Messerschmitt 1925 mit der Entwicklung der Passagiermaschine M 18 für die Nordbayerische Verkehrsflug GmbH. Im April 1926 folgte aus geschäftlichen Gründen der Eintrag der Messerschmitt Flugzeugbau GmbH Bamberg im Gesellschaftsregister der Stadt. Messerschmitt wurde Anteilseigner der Nordbayerische Verkehrsflug und diese, vertreten durch Theo Croneiß, Gesellschafter bei Messerschmitt.
1927 ging Messerschmitt mit der Bayerischen Flugzeugwerke AG (BFW), die 1926 aus der in Konkurs gegangenen Udet Flugzeugbau GmbH entstanden war, einen Interessenvertrag ein und zog in deren Anlagen nach Haunstetten bei Augsburg. Während BFW für die Flugzeugfertigung zuständig war, oblag den Bambergern die Entwicklungsarbeit. Willy Messerschmitt wurde Chefkonstrukteur der BFW und in den Vorstand berufen. Von 1930 an unterrichtete er zudem Flugzeugbau an der TH München.
80 Prozent der BFW-Aktien hielten das Deutsche Reich und der Freistaat Bayern. Als im Reichstag die Reprivatisierung der BFW beschlossen wurde, standen die Staatsanteile zum Verkauf. Nun griff die Finanzgruppe Stromeyer-Michel-Raulino, vertreten durch Messerschmitts spätere Frau Lilly Stromeyer, geborene Freiin von Michel-Raulino, zu und übernahm die staatlichen Anteile an BFW. Messerschmitt steuerte den Rest bei - insgesamt 400.000 Reichsmark.
1929 machte Messerschmitt endlich den Flugschein, blieb aber zeitlebens ein eher unsicherer Pilot. Das Tüfteln an Entwürfen und Feilen an Details erfüllten ihn, nicht das Fliegen selbst. Unter Willy Messerschmitts Federführung entstanden weiterhin zahlreiche Flugzeugmuster, wie etwa die M 23, von der bis 1931 etwa 80 Stück verkauft wurden. Zwar erhielt BFW, wie alle anderen renommierten Flugzeugbauer, aufgrund der Weltwirtschaftskrise 1929 über das Reichsverkehrsministerium eine Subvention zugeteilt, doch wirtschaftete das Haunstettener Unternehmen insgesamt betrachtet zu schlecht, um geschäftlich rentabel zu sein.
Zwei fatale Unfälle mit dem Verkehrsflugzeug M 20 mündeten in einem kostspieligen Rechtsstreit mit der von Erhard Milch geführten Deutschen Luft Hansa (ab 1933 Lufthansa), dem Hauptabnehmer der M 20. 1931 musste die ohnehin schon in finanzieller Schieflage befindliche BFW AG Konkurs anmelden.
Messerschmitt zog sich aus der Affäre, indem er seine nach wie vor bestehende Messerschmitt Flugzeugbau GmbH (Mtt-GmbH) mit gekündigten BFW-Mitarbeitern auf Sparflamme weiterbetrieb. Erst im Mai 1933, nachdem der Konkurs der BFW nach einem Zwangsvergleich abgewendet werden konnte, wurde die Mtt-GmbH wieder in die BFW eingegliedert. Mit einer gerade einmal 82-köpfigen Belegschaft ging die Arbeit nun weiter. 1933 stellte BFW das elegante Schul- und Kunstflugzeug M 35 vor - ein weiterer kleiner Lichtblick für die Augsburger.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 lief die Wiederaufrüstung des Deutschen Reichs im großen Stil an, wenngleich dies wegen des Versailler Vertrags nach wie vor im Geheimen geschah. Die deutsche Luftfahrtindustrie stand vor gigantischen Herausforderungen. Die vorhandenen Produktionskapazitäten reichten für Großserien bei Weitem nicht. Trotz ungünstiger Voraussetzungen gelang es in kürzester Zeit, eine neue Luftwaffe aus dem Boden zu stampfen. Treibende Kraft dieses Prozesses war das im April 1933 geschaffene Reichsluftfahrtministerium (RLM) unter Luftwaffenchef Hermann Göring. Sein Staatssekretär, und damit zweiter Mann im RLM, war ausgerechnet Erhard Milch, der seit den M-20-Abstürzen ein angespanntes Verhältnis zu Messerschmitt pflegte.
So blieben Entwicklungsaufträge für Messerschmitt aus und es gingen zunächst nur Lizenzbauaufträge für Konkurrenzmuster an die knapp am Konkurs vorbeigeschrammte schwäbische Flugzeugbaufirma. Erst die Fürsprache von Theo Croneiß und die Bürgschaft der Stromeyer-Raulino-Gruppe durch Lilly Stromeyer über zwei Millionen Reichsmark, für den Fall, dass erneut ein Messerschmitt-Flugzeug abstürzen würde, brachte die Wende.
So erhielt BFW im September 1933 neben weiteren Firmen den Entwicklungsauftrag für das Wettbewerbsflugzeug M 37 (Bf 108), eine Aufgabe, für die Willy Messerschmitt aufgrund seiner Erfahrung bei Wettbewerbsmaschinen wohl geeignet sein sollte. Die revolutionäre Bf 108 bot ihm nun die Möglichkeit, modernsten Flugzeugbau nach seinen Vorstellungen industriell zu etablieren und sich selbst bei den RLM-Verantwortlichen ins rechte Licht zu rücken.
Die Lizenzbauaufträge brachten BFW nicht zuletzt dringend benötigtes Kapital sowie einen wachsenden Facharbeiterstamm. Etwa 400 Lizenzbauten galt es bis 1937 auszuliefern und damit 25 Prozent...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.