Schweitzer Fachinformationen
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Wie gewöhnlich traf sich der Kollegenstammtisch im vierwöchigen Rhythmus donnertagabends in der Altstadtkneipe Alibi.
Die Kommissare Pia Wagner und Martin Drews saßen beim Hereinkommen ihres Chefs schon am Tisch. Charlotte Stern und Horst Fleischmann erschienen aus verschiedenen Richtungen und trafen vor dem Lokal aufeinander. In dieser Runde kannten sie sich am längsten. Im Näherkommen musterte sie den Freund. Sie war die Einzige, der er seine Diätpläne Anfang des Jahres anvertraut hatte. Der Mediziner wusste, dass ihn sein starkes Übergewicht ins Grab bringen würde, wenn er nicht endlich dagegen ankämpfte. Neben Kurzatmigkeit machten ihm Schweißausbrüche und Gelenkschmerzen zu schaffen. Deshalb war er von seiner ungesunden Fast-Food-Ernährung zu Low-Cab gewechselt, was ihm erstaunlicherweise nicht besonders schwergefallen war. Anders sah es mit der Fitness aus. Er hatte sich selbst mehr Bewegung verordnet und vorläufig damit begonnen, wann immer es möglich war, die Treppe statt eines Fahrstuhls zu benutzen oder für kurze Wege auf das Auto zu verzichten. Zu einem effektiven Training in einem Studio konnte er sich noch nicht entschließen. Immerhin musste man es ja nicht gleich übertreiben. Eines Tages würde er Charlotte vielleicht in ihr Fitnessstudio begleiten.
»Gut siehst du aus«, sagte sie lächelnd und wechselte den Tragegurt ihrer Sporttasche von der rechten auf die linke Schulter. »Fühlst du dich auch so?«
»Viel besser, als ich zunächst befürchtet hatte. Die ersten 13 Kilo sind runter.«
»Gratuliere. Das ist eine tolle Leistung.«
»Danke. Aber das ist erst der Anfang. Du weißt ja, was ich mir vorgenommen habe.«
»Du schaffst das. Und wenn du mal einen Motivationsschub brauchst, sag mir einfach Bescheid.«
Er strahlte sie an. Sie war nach wie vor seine große Liebe, die er immer tief in sich bewahren würde.
»Verlass dich drauf.«
Zusammen betraten sie den Schankraum. Wie stets war die Begrüßung herzlich. Unaufgefordert brachte der Kellner bald alkoholfreies Bier, für Horst diesmal Mineralwasser. Nachdem sie angestoßen hatten, schaute Pia lächelnd zu Charlotte hinüber.
»Wird es dir nicht allmählich zu langweilig in deiner Alten-WG - so ganz ohne Mord und Totschlag?«
Charlotte ahnte den Grund dieser Frage. Bis zu ihrer Pensionierung hatte sie das Kriminalarchiv geleitet. Anstatt ihren Lebensabend nur mit angenehmen Dingen zu gestalten, ließ sie sich immer wieder auf Ermittlungen ein. Seit Mitte Dezember pausierte ihre Spürnase allerdings.
»Wir haben die letzten drei Monate ohne Verbrechen sehr genossen und sind noch enger zusammengewachsen.« Seit einem Dreivierteljahr lebte sie in einer Villa mit fünf befreundeten Senioren unter einem Dach. Das funktionierte sehr gut. »Warum möchtest du das wissen? Braucht ihr etwa meine Unterstützung?«
Während Pia den Kopf schüttelte, schaltete sich Hannes ein.
»Du sollst deinen Ruhestand genießen. Um die bösen Buben kümmern wir uns.«
»Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.«
»Philipps Krimi ist zwar erst seit ein paar Tagen auf dem Markt, aber bald hast du sowieso keine Zeit mehr«, prophezeite der Rechtsmediziner. »Als Lebensgefährtin eines berühmten Autors wirst du ihn bestimmt auf seinen Lesereisen begleiten.«
»So weit ist es noch lange nicht. Erst mal findet die Premierenlesung auf dem Krimifestival statt.«
Interessiert beugte sich Pia etwas vor.
»Wie heißt der Roman des Professors eigentlich?«
»Kopperloch.«
»Was ist das denn? Davon habe ich noch nie gehört. Hat das irgendwas mit Forensik zu tun?«
Charlotte tauschte einen amüsierten Blick mit Horst. Außer ihr war nur er in diesem Kreis waschechter Hannoveraner. Zudem interessierte er sich für die Geschichte seiner Heimatstadt. Nicht nur deshalb wusste er, um was es sich handelte.
»Das Kopperloch oder für Zugezogene: Kupferloch ist eine historische Wasserstelle in der südlichen Eilenriede in der Nähe des Heiligers-Brunnens. Das war mal so was wie eine Badeanstalt, die aber im Laufe der Zeit zuwuchs und vergessen wurde.«
»Erst vor ungefähr 60 Jahren wurde sie zufällig wiederentdeckt und später originalgetreu restauriert«, fügte Charlotte hinzu. »Wegen des Schwefelgeruchs nannte man sie übrigens auch Teufelsbad. Am Morgen vor Philipps Lesung findet zur Einstimmung auf den Krimi eine Führung dorthin statt.«
Erwartungsvoll grinste Pia.
»Mit Leiche?«
»Das wollen wir nicht hoffen.«
»Aber dein Professor hat im Krimi eines seiner Opfer in dem Tümpel ersaufen lassen, oder?«
»Wenn du das wissen möchtest, solltest du das Buch lesen.«
»Das werde ich.«
»Es lohnt sich.« Horst hatte sich vor Jahren damit abgefunden, dass er sich auf seine langjährige Freundschaft mit Charlotte beschränken musste. Sogar ihre Beziehung zu Philipp Thaler, einem renommierten Forensischen Psychologen, akzeptierte er - zumal er mit ihm befreundet war. »Ich freue mich auf die Premierenlesung.«
»Bist du nicht auch ein Programmpunkt bei diesem Festival?«, fragte Martin, der Jüngste im Team. »Unter dem Motto: Der Geruch des Todes - Schnupperunterricht im Leichenkeller?«
Der Rechtsmediziner verzog keine Miene.
»Ich rangiere unter: >Vorträge von Branchenexperten<. Außer den Lesungen und Signierstunden finden noch Workshops für Autoren zu kriminalistischen Themen wie Leichenschau, Waffenkunde oder Profiling statt.«
Hannes Bremer konzentrierte sich auf die neben ihm sitzende Freundin. Da Charlotte mit Professor Thaler zusammenlebte, war sie bestimmt bestens informiert.
»Kommen zu diesem Event viele Leute nach Hannover?«
»Wie ich gehörte habe, sind etwa 200 deutschsprachige Krimiautoren angemeldet. Zu den Veranstaltungen werden circa 15.000 Gäste erwartet.«
»Die Schriftsteller werden vermutlich in verschiedenen Hotels, über das ganze Stadtgebiet verteilt, untergebracht.«
»Nicht alle. Die Autoren, die hier wohnen, wurden gefragt, ob sie einen Kollegen beherbergen möchten. Kurz nach dem Krimifestival findet die Hannover Messe statt. Da sind viele Hotelzimmer bereits Tage vorher durch Aussteller belegt. Wir nehmen Loretta Lamar bei uns auf.«
»Wow!«, entfuhr es Pia. »Die kenne ich. Erst neulich habe ich beim Frisör gelesen, was für Riesenauflagen die hat. Über zehn Millionen - allein in Deutschland.«
Charlotte nickte.
»Ihre Krimis sind sehr spannend. Ich habe einige davon verschlungen.«
Hannes wollte mehr über das Fest wissen.
»Wahrscheinlich gibt es bei so viel Prominenz in der Stadt besondere Sicherheitsvorkehrungen, oder?«
Bedauernd zuckte Charlotte die Schultern.
»Darüber ist mir nichts bekannt, aber Philipp hatte öfter Kontakt mit Holger Beski, dem Hauptorganisator. Der müsste das wissen.« Ein plötzlich aufkeimender Verdacht ließ sie stutzen. »Allmählich glaube ich, dass deine Fragen etwas mit eurem aktuellen Fall zu tun haben.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»In der Zeitung stand heute Morgen nur, dass es sich bei dem Toten aus dem Arena Park Hotel um einen 59-jährigen Mann aus Hildesheim handelt. Nichts weiter. Keine Information darüber, was ihn nach Hannover geführt hat, kein Wort zu den Todesumständen oder zur Todesursache. Das bedeutet, ihr habt eine Informationssperre verhängt. Nun willst du von mir alles Mögliche über das Festival wissen. Das ist doch kein Zufall.«
Hannes zwinkerte Pia vielsagend zu.
»So viel zu deiner Prophezeiung, dass Charly den Braten nicht riecht.«
Als die Kommissarin nur die Schultern zuckte, brannte Charlotte darauf, mehr zu erfahren.
»Was hatte der Tote mit dem Krimifestival zu tun? War er Autor? Lektor oder Verleger?«
Da sie am einzigen Tisch links von der Theke in einer Nische saßen, musste er keine Lauscher befürchten.
»Morgen steht es sowieso in der Zeitung. - Sagt dir der Name Erpo Tennstedt etwas?«
Mit einem so prominenten Schriftsteller hatte sie nicht gerechnet.
»Den kennt fast jeder, der gern Krimis liest.«
»Was weißt du über ihn?«
»Über ihn persönlich nicht viel. Ein paar Infos aus der Vita, die man unter dem Klappentext auf der ersten Buchseite findet. Soweit ich mich erinnere, war er Gerichtsreporter, bevor er seinen ersten Krimi veröffentlicht hat. Den Durchbruch hatte er später mit einer Trilogie.« Sie dachte kurz nach. »Royal Flash . Tödliches Roulette . und Schachmatt. Das waren Riesenerfolge. Danach hat er ein paar Thriller geschrieben, die mir aber zu brutal waren. Ich lese lieber welche, die mit möglichst wenig Blut und Gewalt auskommen, dafür aber psychologisch gut durchdacht sind und in die Abgründe der menschlichen Seele eintauchen.«
»Wie Kopperloch«, warf der Rechtsmediziner ein, der Philipp bei den rechtsmedizinischen Details beraten hatte. Als kleines Dankeschön hatte er ein Belegexemplar erhalten und es bereits gelesen. »Darin wird man mehrfach geschickt auf eine falsche Fährte gelockt.«
»Diese Trilogie .«, erwartungsvoll wandte sich Hannes an die langjährige Freundin, »weißt du noch, worum es darin ging?«
»So ungefähr. Warum fragst du?«
»Wir stehen erst ganz am Anfang unserer Ermittlungen. Da wären ein paar Infos vorab nicht schlecht. Was ist mit dem Roman:...
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