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Betrunken zum Sieg
Finnische Skispringer und der Alkohol - eine lange Geschichte, die schon früh ihren Anfang genommen hat: 1955/56 setzte sich der Vierschanzentourneesieger des Vorjahres, Hemmo Silvennoinen, über das vom Trainer verordnete Alkoholverbot in der Silvesternacht hinweg. Eigentlich hatte der finnische Cheftrainer den Skispringer für das Neujahrsspringen am folgenden Tag sperren wollen, doch die Mannschaft machte sich für ihren damaligen Topspringer stark. Am Ende durfte Silvennoinen starten - und gewann das prestigereiche Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen.
Wind? Unbekannt!
Die Technik hat das Skispringen über die Jahre revolutioniert. Windmesser oder Startampeln für die Freigabe der Sprünge gab es in den Anfangsjahren der Vierschanzentournee nicht - stattdessen: Heini Klopfer, den früheren Skispringer und erfolgreichen Architekten von Skisprungschanzen. Um den Athleten die Startfreigabe zu erteilen, stand er mit einer roten Fahne am Schanzentisch. Doch um zu verhindern, dass die Athleten erfuhren, aus welcher Richtung oder wie stark der Wind wehte, tauchte er die Fahne in den bereitgestellten Wassereimer, damit sie nicht flattern konnte.
Skispringer als Multifunktionär
Der Oberstdorfer Max Bolkart hatte bei der Tournee 1959/60 alle Hände voll zu tun. Während die anderen Springer auf seiner Heimschanze schon mit dem Training begonnen hatten, war er noch damit beschäftigt, die Lautsprecheranlage im Stadion zu montieren. Er legte immer dann sein Werkzeug beiseite, wenn er seine eigenen Trainingssprünge zu absolvieren hatte. Im späteren Wettkampf wurde Bolkart immerhin Zweiter. Vor dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen fuhr Bolkart kurzfristig zurück nach Oberstdorf - um als Mitglied der Stadtkapelle Silvestermusik zu spielen. Trotz weniger Stunden Schlaf stand er auch in Garmisch-Partenkirchen wieder auf dem Podium.
DDR-Springer boykottieren Tournee
Schon bei der achten Ausgabe der Vierschanzentournee 1959/60 sorgte die politische Situation zwischen Westdeutschland und der DDR für einen Eklat. Weil die Bundesrepublik die DDR-Flagge nicht anerkannt und den Start unter diesem Staatsemblem verboten hatte, sahen sich die Tourneeorganisatoren nicht in der Lage, die Flagge an den Skisprungschanzen zu hissen. Ausgerechnet nachdem in den beiden Jahren zuvor mit Helmut Recknagel ein ostdeutscher Springer die Vierschanzentournee gewonnen hatte, verzichteten die so erfolgreichen DDR-Skispringer auf die Teilnahme. Daraufhin boykottierten auch die Mannschaften aus Polen, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei die Tournee.
Trotz politisch weiter angespannter Lage suchten die Organisatoren für die darauffolgende Vierschanzentournee eine Lösung, weil sie nicht auf die starken DDR-Springer verzichten wollten. Statt der jeweiligen Nationalflaggen hat man sich dafür entschieden, nur noch die Fahnen der Skivereine zu hissen, für die die Athleten starteten. Das DDR-Team zeigte sich einverstanden, trat 1960/61 wieder in Bestbesetzung an und stellte mit Helmut Recknagel erneut den Gesamtsieger. Weitere Siege waren Recknagel danach nicht mehr vergönnt, weil der Sportverkehr zwischen der Bundesrepublik und der DDR daraufhin bis 1965/66 komplett gesperrt wurde und die DDR-Springer somit weder in Oberstdorf noch in Garmisch-Partenkirchen an den Start gehen durften.
Verrechnet: Falscher Sieger
Seit 1964/65 werden bei der Vierschanzentournee Computer zur Berechnung der Endergebnisse eingesetzt. Trotzdem kam es zu einem Fehler: Beim Neujahrsspringen wurde zunächst der Deutsche Heini Ihle als Sieger bekannt gegeben, was auch in den Fernsehübertragungen so vermeldet wurde. Erst nach einer erneuten Überprüfung gaben die Organisatoren eine Stunde später bekannt, dass man sich um einen Zehntelpunkt verrechnet hatte: Neuer Sieger war Erkki Pukka aus Finnland. Nach einem Sturz beim dritten Springen in Innsbruck war Ihle im Kampf um den Gesamtsieg aber ohnehin chancenlos.
Polizei ermittelt gegen Skispringer
1968/69 verstrickten sich mehrere norwegische Skispringer am Rande des Tourneefinales in Bischofshofen in eine handfeste Schlägerei in einem Nachtlokal. Sogar die Polizei ermittelte zwischenzeitlich, stellte dies nach der Intervention von Funktionären des SC Bischofshofen aber wieder ein. Nur mit Mühe konnten die Skispringer durch die Organisatoren rechtzeitig zum Wettkampf aus dem Polizeigewahrsam befreit werden.
Vierstündige Liveübertragung
Das Neujahrsspringen war schon vor Jahrzehnten ein Klassiker: Darum übertrug das ZDF das traditionsreiche Springen am Neujahrstag 1979 mehr als vier Stunden ohne Unterbrechung live - ohne dass ein einziger Springer über den Bakken ging. Nach einem Temperatursturz in der Silvesternacht war es den Organisatoren nicht möglich, die vereiste Anlage sprungbereit zu präparieren. Sportreporter Bruno Moravetz musste die Zeit mit Anekdoten überbrücken, danach wurde der Wettkampf auf den Folgetag verlegt. Dass das Neujahrsspringen nicht am 1. Januar stattfand, war ebenfalls ein Novum.
Spezialhandschuhe als Garantie für den Sieg?
Für Walter Steiner, einen der erfolgreichsten Schweizer Skispringer der Geschichte und bis heute in seiner Heimat als »Der Vogelmensch« bekannt, hätte mithilfe einer besonderen Innovation im Materialbereich die gesamte Skisprungwelt düpieren können: Sein Skihersteller Kneissl entwickelte zur Vierschanzentournee 1975/76 eine Art Flossenhandschuh, der ihm durch die vergrößerte Tragfläche einen erheblichen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen sollte. Was heutzutage streng reglementiert ist, wäre damals kein Verstoß gegen das Regelwerk gewesen.
Wie Steiner zu Recherchen für dieses Buch erklärt hat, weigerte er sich allerdings, damit an den Start zu gehen: »Scheinbar ist es dem Skihersteller trotzdem gelungen, damit viel Aufmerksamkeit zu erregen.« Erst im Jahr darauf belegte der Schweizer dann - ohne Spezialhandschuhe - immerhin den zweiten Platz bei der Vierschanzentournee.
Skispringer als Namensgeber für Popstar
Die ganz großen Erfolge sind Falko Weißpflog während seiner aktiven Karriere zwar ausgeblieben - doch der Einfluss des sächsischen Skispringers war auch nach dessen Karriereende 1980 weiterhin immens. Nicht unbedingt im Skispringen, sondern vielmehr in der Musikbranche: Es war das Neujahrsspringen der Vierschanzentournee 1978, das Johann Hölzel in einem Hotel verfolgt und daraufhin beschlossen hatte, sich nach dem auch als »Falken« bekannten Skispringer zu benennen. Doch wer ist Johann Hölzel? Berühmt wurde er kurz darauf als Falco, der aufgrund der internationalen Vermarktbarkeit nur die Schreibweise des Skispringers geändert hat und auch weltweit durchstartet ist. Der österreichische Interpret des bis heute einzigen deutschsprachigen Songs, der jemals die Spitze der britischen und der US-Charts erklommen hat (»Rock Me Amadeus«), hat sich seinen Namen vom Skispringer aus Sachsen geliehen.
Erst betrunken, dann Tourneesieger
Zweifelsohne ist Matti Nykänen einer der größten Skispringer aller Zeiten. Doch mit seinen Alkoholeskapaden machte der Finne häufiger Schlagzeilen. So auch beim Neujahrsspringen 1986/87, als Nykänen von seinem damaligen Trainer Matti Pulli die Teilnahme verboten wurde, weil er betrunken an den Start gehen wollte. Im Jahr darauf gewann Nykänen zum zweiten Mal die Tournee. Im Februar 2019 ist er im Alter von nur 55 Jahren verstorben.
Absprungfehler revolutioniert den Sport
Lange Zeit sprang Jan Boklöv der internationalen Weltspitze der Skispringer hinterher. Ein Absprungfehler im Training 1987 sollte nicht nur seine eigene sportliche Karriere maßgeblich beeinflussen, sondern den gesamten Skisprungsport revolutionieren. Versehentlich brachte der bis dahin weitgehend unbekannte Schwede seine Sprungskier nicht in den bis dahin vorgesehenen Parallelstil, sondern bildete stattdessen ein V - und sprang damit weiter als je zuvor. Weil die Skier in diesem Stil dem Wind mehr Angriffsfläche bieten, erhöht sich der Auftrieb für die Skispringer. Ein neuer Sprungstil war geboren.
Nachdem er den V-Stil auch in Wettkämpfen eingesetzt hatte, erntete Boklöv zunächst nur Kopfschütteln und satte Abzüge von den Punktrichtern. Die Verantwortlichen der FIS um den damaligen Präsidenten des Skisprungkomitees, Torbjørn Yggeseth aus Norwegen, sahen so die Ästhetik des Skispringens gefährdet. Doch trotz hoher Punktabzüge landete Boklöv so weit vor der Konkurrenz, dass er im Dezember 1988 den ersten Weltcup seiner Karriere und in derselben Saison auch den Gesamtweltcup gewinnen konnte. Ab 1990 haben nahezu alle Skispringer versucht, vom Parallel- zum V-Stil zu wechseln, was sich aber oft schwierig gestaltet hat. Für viele Athleten führte die neue Technik schnell zur Beendigung der Karriere, nur acht von ihnen haben in beiden Stilen Weltcupsiege gefeiert. Erst 1992 wurde der neue Sprungstil international akzeptiert und nicht mehr mit Punktabzügen bestraft.
Norweger halten...
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