Schweitzer Fachinformationen
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Liverpool, Royal School for the Blind, 1854: Der jungen Lehrerin Eve wird eine außergewöhnliche Anstellung angeboten. Der Sultan von Sansibar sucht eine Gouvernante für seine blinde Tochter Nunu. Die 25-jährige Eve überlegt nicht lange, als Waise hält sie nichts in England. Im fernen Sansibar, in dem prächtigen Palast des Sultans, lernt sie eine völlig neue Welt kennen. Als der alte Sultan stirbt, entbrennt jedoch ein erbitterter Machtkampf um seine Nachfolge. Eve zieht sich mit Nunu auf eine Gewürzplantage zurück, wo sie Nunus Begabung im Umgang mit Düften und in der Herstellung von Duftkompositionen weiter fördert. Aber die friedliche Zeit endet jäh, als sich die beiden Frauen in denselben Mann verlieben ...
Eine junge Frau wagt ein neues Leben. In einem märchenhaften Palast am Meer beweist sie Mut und Stärke.
Ein mitreißender Schmöker, der uns ins faszinierende Sansibar führt.
Als die Überfahrt anstand, hatte Eve die Wahl, mit großen Passagierschiffen zu reisen, die auf dem Weg zum Kap der Guten Hoffnung und darüber hinaus mehrere Zwischenstopps einlegten, oder die Chance zu nutzen, eine Passage auf einem kleinen Frachtschiff zu buchen, das Sansibar direkt anfuhr. Es legte kurz nach Weihnachten ab, und erst als sie schon auf See waren, erfuhr sie, dass die Seagull Munition für die englischen Kriegsschiffe beförderte, die vor Sansibar vor Anker lagen. Es behagte ihr nicht sehr, doch immerhin waren die Mitreisenden ruhige, bescheidene Menschen, Missionare, die zum Teil schon früher in Ostafrika tätig gewesen waren.
»Nein, nicht auf Sansibar selbst«, erklärte Reverend Owen, ein freundlicher, etwas behäbiger Mann, der nach einem Heimaturlaub gemeinsam mit seiner Frau zurück in seine Mission reiste. »Da bestimmt der Sultan, und der duldet keine christlichen Missionsstationen. Es gibt wohl ein paar Priester, welche die dort ansässigen Europäer seelsorgerisch betreuen, erwünscht sind sie aber nicht. Auf Sansibar herrscht der Islam, der Sultan wird auch Imam genannt, er ist also gleichzeitig Vorsteher der Religionsgemeinschaft.«
»Und in Tanganjika?«, fragte Eve, die inzwischen wusste, welcher Region Sansibar vorgelagert war.
»Ach, da gibt es keine Zentralregierung«, meinte der Reverend. »Offiziell herrscht dort zwar auch der Sultan von Sansibar, aber er kümmert sich praktisch nicht um diese Region. Also gibt es verschiedene Stämme, die einander oft spinnefeind sind - und das macht es den arabischen Sklavenhändlern leicht, die dort auf Menschenfang gehen. Wir bemühen uns natürlich, unsere bekehrten Christen davor zu bewahren. Es gibt selten Zugriffe auf unsere Missionsstationen. Aber erst mal müssen wir die Menschen davon überzeugen, selbst die Sklavenhaltung aufzugeben, wenn sie sich taufen lassen .«
»Sind das dann auch Muslime?«, fragte Eve.
Der Reverend schüttelte den Kopf. »Nein, sie hängen verschiedenen Naturreligionen an. Die Welt ist für sie voller Götter und Geister. Sie haben natürlich auch ihre Moralvorstellungen, aber in mancher Hinsicht sind die sehr verschieden von den unseren .«
Eve hatte ausreichend Zeit, den Missionaren alle Fragen zum Thema Afrika zu stellen, die ihr nur einfielen, denn die Überfahrt dauerte gute drei Monate. Dabei lösten ruhige und stürmische Tage auf See einander ab. Mitunter war es traumhaft schön und sonnig, und Eve konnte Delfine beobachten, die das Schiff gern umkreisten. An anderen Tagen wurde die eher kleine Seagull von den Wellen hin und her geworfen, Gewitter gingen nieder, und die ohnehin primitiven Unterkünfte der Reisenden liefen voll Wasser. Die Passagiere - und sicher auch die Besatzung - beteten darum, dass wenigstens kein Blitz ihr mit Schießpulver beladenes Schiff traf.
Die Verpflegung an Bord war langweilig, aber ausreichend - allerdings litten einige der Passagiere an Seekrankheit. Die arme Mrs. Owen verbrachte die halbe Reise über die Reling gebeugt, um das wenige Essen wieder von sich zu geben, das sie sich gezwungen hatte, zu sich zu nehmen. Nie wieder, so schwor sie, würde sie ihre Mission in Tanganjika verlassen. Auch die anderen Mitreisenden freuten sich auf die Heimkehr nach Afrika. Zumindest die Natur und das Klima schienen angenehm zu sein, und die Missionare schilderten auch die Menschen als herzlich und freundlich.
Wenn die nicht gerade Sklaven jagen, dachte Eve. Ihr war ihr Zielort immer noch etwas suspekt, und sie spähte gespannt nach der Insel aus, als das Südende Sansibars endlich in Sicht kam. Auch die Owens und die anderen Passagiere sollten das Schiff hier verlassen. Sie würden sich in Stonetown, der Hauptstadt der größeren Insel, um eine Überfahrt zur Küste kümmern müssen.
Eve lernte, dass im Meer um Sansibar Ebbe und Flut herrschten. Die Seagull ankerte ein Stück vor der Kaimauer. Anlegen konnte sie hier nicht, dafür war das Hafenbecken nicht tief genug. Das gestaltete sich jedoch als nicht weiter schlimm. Bei Ebbe stieg man zunächst in ein Ruderboot um und konnte dann zum Hafen hinüberwaten oder die Dienste von Trägern in Anspruch nehmen, die einen in einer Art Tragstuhl bequem durch den Schlick brachten. Bei Flut wurden die Passagiere mit kleinen Booten übergesetzt. In einem von ihnen fand schließlich auch Eve Platz und fragte sich, wie es jetzt weitergehen sollte. Der Sultan war davon in Kenntnis gesetzt worden, dass sie mit der Seagull eintreffen sollte. Doch würde er für eine Abholung sorgen? Eve wusste nicht einmal, wie weit es zu seinem Palast war. Entschlossen nahm sie ihren kleinen Koffer aus der Hand eines Matrosen entgegen und überwand die Hafenmauer. Unten am Strand herrschte ein eifriges Kommen und Gehen. Die bevorzugten Beförderungsmittel der Einheimischen bestanden wohl aus Karren, die entweder von Eseln oder von Rindern gezogen wurden, welche eine Art Buckel auf dem oberen Rücken trugen. Sie waren kleiner als europäische Hausrinder und oft mager. Eve taten sie leid, wenn die Karren, die sie zogen, zu schwer beladen wurden, und auch aufgrund des Seils, das ihnen durch die Nasenscheidewand gezogen war, um sie damit lenken zu können. Die meisten Männer, die man sah, waren dunkelhäutig, oft nur mit einer leichten, weiten Leinenhose bekleidet und mit irgendwelchen Arbeiten beschäftigt. Ein paar Frauen unterhielten Garküchen und beförderten Waren auf dem Kopf. Sie waren bunt gekleidet, wobei sämtliche Kleider langärmelig und knöchellang waren. Auf dem Kopf trugen sie Tücher oder Turbane. Eve erinnerte sich daran, dass es für Musliminnen Pflicht war, ihr Haar zu bedecken. Sie empfand die Bekleidung der Frauen aber durchaus als kleidsam, und sie schienen auch nicht unterjocht und traurig, sondern guter Stimmung zu sein. Sie lachten und scherzten miteinander und mit den Männern und Kindern. Bestimmt lebten sie nicht in einem Harem, abgeschirmt von der Welt.
Unter all den mit mehrmals geflickten, schäbigen Geschirren ausgestatteten Last- und Zugtieren fiel Eve plötzlich ein sehr großer Esel auf, der wohlgenährt und kostbar ausgestattet war. Er trug ein mit Glöckchen geschmücktes, golden und silbern glänzendes Zaumzeug und einen hohen Sattel, bezogen mit Seide und abgepolstert mit Decken, die mit Gold- und Silberfäden bestickt waren. Die drei weiß gekleideten Männer, die zu ihm gehörten, blickten sich forschend unter den Neuankömmlingen des Schiffes um - und einer stieß die anderen an, als er Eve erblickte. Sie schienen kurz miteinander zu diskutieren, dann kam einer von ihnen näher.
»Verzeihen, Bibi, Madam . Sie . E-v-e Goo-dall? Lehrerin? Sultan?« Er verbeugte sich tief, während er die Fragen stellte.
Eve war erleichtert. Also wurde sie tatsächlich erwartet.
»Ja, das bin ich!«, erklärte sie. »Schickt Sie der Sultan? Wie soll ich .«
Der Mann strahlte sie über sein ganzes Gesicht an. »Willkommen, Madam!«, sagte er, ein Gruß, den er sicher für sie auswendig gelernt hatte. »Wir von Sultan. Sie bringen nach Bet il Mtoni. Aufsteigen bitte!« Einer der anderen führte den Esel vor sie, der im Gegensatz zu seinen Lasten ziehenden grauen Artgenossen fast schneeweiß war.
Eve sah das Tier entsetzt an. Sie hatte in ihrem Leben noch nie auf einem Pferd gesessen. Ihr Reisekostüm eignete sich auch auf keinen Fall dafür, zu reiten. Der Rock war viel zu eng, um sich breitbeinig aufs Pferd zu setzen - und im Seitsitz . Sie würde das nicht wagen - auch nicht bei einem Esel, der zwar brav wirkte, doch ebenfalls ziemlich groß war.
»Das kann ich nicht. Nein und nochmals nein!«, wehrte sie ab. »Ich kann nicht reiten . ich will auch nicht . ich habe Angst .«
Die drei Männer blickten einander verständnislos an.
»Reiten alle Frauen«, erklärte der eine, der ein paar englische Wörter kannte. »Alle Sarari . ist bequem . wir begleiten .«
Eve stellte jetzt fest, dass der Sprecher etwas zierlicher war als die anderen Männer. Er wirkte fast ein wenig mädchenhaft.
»Aber ich kann das nicht! Das ist nicht üblich, nicht schicklich . ich .«
Andere Länder, andere Sitten, fuhr es ihr durch den Kopf, trotzdem konnte sie sich nicht überwinden, sich irgendwie auf den Esel spedieren zu lassen. Wie sollte sie da überhaupt hinaufkommen? Und wie lange würde der Ritt dauern?
Während sie weiter versuchte, sich zu wehren, schlenderte ein junger Mann näher, der europäische Kleidung trug. Er hatte ein ovales, freundliches Gesicht, trug einen sorgfältig gestutzten Backenbart, und sein etwas lockiges Haar war rötlich-braun.
Grüne Augen blitzten auf, als er Eve genauer ansah, und sein voller Mund verzog sich zu einem Lächeln.
»Kann ich helfen?«, fragte er in fließendem Englisch. »Sie scheinen die Ehre nicht zu würdigen wissen, die der Palast Ihnen angedeihen lässt, indem er Ihnen ein derart edles Reittier schickt.«
Einer der weiß gekleideten Männer sagte etwas, und der junge Engländer nickte ihm zu.
»Der Esel ist sogar als Geschenk gedacht«, erklärte er. »Ein Willkommensgeschenk des Sultans für die geehrte Lehrerin. Die Prinzessin hat ihn selbst für Sie ausgewählt.«
Eve fragte sich, ob sie hier womöglich dem ersten Streich der ihr als schwierig geschilderten Nunu zum Opfer fiel.
»Aber das kann ich nicht annehmen!«, sagte sie. »Ich kann unmöglich auf einem Esel . und was sind das für Männer ....
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