Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Willkommen im Golfclub Schloss Schengenberg
An einem Waldstück am See liegt der Golfclub Schloss Schengenberg. 1923 gegründet, ist er ein Club mit Stil und Tradition. Der Platz wurde von einem Team englischer Architekten entworfen und ist mit einer Länge von 5803 m von den Herrenabschlägen recht kurz, aber taktisch fordernd. Es gibt viele Bunker und Wasserhindernisse. Die Fairways sind eng und von Bäumen umsäumt. Der Platz ist ein Naturerlebnis. Von einigen Fairways gibt es Ausblicke auf den See. Eichhörnchen, Hasen und Greifvögel sieht man immer wieder. Und so mancher Frühaufsteher unter den Golfern hat schon Rehe auf dem Platz gesehen.
Zur neuen Saison gibt es viele Veränderungen im Club. Der Golfplatz und das Clubhaus werden überarbeitet und renoviert. Auf der Driving Range werden Roboter zum Einsammeln der Bälle sowie ein modernes Radarsystem zur Ballverfolgung installiert. Zudem gibt es einen Trainerwechsel im Club. Der beliebte Pro Klaus muss aus gesundheitlichen Gründen den Club verlassen. Der neue Pro ist ein Südafrikaner namens Steve.
Steve ist Ende 40. Bevor er Teachingpro wurde, machte er Karriere als Surfprofi. Er trägt eine blonde Surfer-Mähne und ist athletisch gebaut. Golf hat er schon als Kind gespielt, doch fing er erst als Surfprofi an, den Sport ernst zu nehmen. Zwischen Surfevents spielte er mit seinen Tour-Kollegen. Anders als beim Surfen war Steve bei Golf kein Naturtalent. Anfangs verlor er. Doch seine Sportlichkeit, seine Spielfreude und sein Ehrgeiz, seine Kollegen zu schlagen, machten ihn schnell zum Scratchgolfer. Nachdem er mit 38 vom Surfen in Rente ging, machte er seine Golftrainerscheine in Südafrika, den USA und Deutschland. Seine letzte Station als Golflehrer war Schottland, wo er auf den Spuren des alten Tom Morris war. Steves Ziel war es, dort ursprüngliche Lehransätze zu finden, die über die reine Schwungtechnik hinausgehen.
"Wenn du die Technik des Spiels nicht beherrscht", sagte einer seiner schottischen Mentoren, "beherrscht das Spiel dich." "Lerne nicht die Technik", erklärte ihm ein anderer Schotte, "lerne das Spielen." Steve hat nie am Wert gezielter Bewegungsabläufe und Biomechanik in Golf gezweifelt. Er selbst hatte in seinen Anfangsjahren im Golf den größten Sprung gemacht, nachdem er sich mit den Details der Schwungbewegung intensiv auseinandergesetzt hat. Mit der Zeit hat er aber auch erkannt, dass die technische Komplexität des Schwungs überfordern kann. Vor allem auf dem Platz hat er die Erfahrung gemacht, dass Gedanken an Technik eher eine Hürde sind als eine Hilfe. Auch bei seinen Schülern stellte er über die Jahre fest, dass viele im Dschungel von Tipps und Tricks zum Schwung verloren sind. Sie sitzen in der Technikfalle, da sie glauben, die richtige Technik allein wird ihr Spiel richten. Doch so verlieren sie das Spiel im Golfsport aus den Augen. Steve machte sich viele Notizen in seiner Zeit in Schottland und kam am Ende seiner Zeit dort zum Schluss: "Es muss doch einen Weg aus der Technikfalle geben, bei dem man Technik und Spiel verbindet."
Zu Schloss Schengenberg, dem ersten deutschen Club, in dem Steve unterrichtet, kam er durch seine Frau Nina. Nina ist Mitte 30, sportlich und trägt ihre braunen Haare meist im Zopf. Sie besitzt eine Sporteventagentur, durch die sie die Manager und Vorstände des Golfclubs kennt. Sie haben Steve mit offenen Armen empfangen. Jetzt, wo Steve dort Pro ist, hat Nina sich vorgenommen, selbst die Platzreife zu machen.
Am Tag vor seinem ersten Arbeitstag steht Steve mit Nina auf der Driving Range. Die Range des GC Schloss Schengenberg geht leicht bergauf. Links ist ein Netz aufgebaut, um Bälle von der angrenzenden Landstraße aufzufangen. Rechts und nach hinten grenzt an der Range dichter Wald mit hohen alten Bäumen. Auf der Range sind vereinzelt Fahnen verschiedener Farben aufgestellt sowie alle 50 Meter bis 250 Meter Schilder mit Meterangaben.
"Nini, du versuchst, es zu erzwingen", sagt Steve zu Nina auf der Driving Range. "Du musst nicht so weit ausholen und du musst auch nicht so schnell schwingen. Es geht erst mal darum, den Ball zu treffen." "Du hast leicht reden!", erwidert Nina. "Du kannst es ja schon."
"Was hat das mit irgendetwas zu tun, Nini", sagt Steve in genervtem Ton, während er den Kopf schüttelt. "Es geht nicht um mich. Es geht um dich. Stehen. Drehen. Schlagen. Das ist alles, was jetzt zählt." Nina legt sich einen Ball zwischen die Füße zurecht. Sie steht so tief und breit, als würde sie auf einem Pferd sitzen. Die Arme positioniert sie so gebeugt, als wolle sie ein Baby halten. Beim Ausholen zieht sie die Arme geradeaus hoch und schlägt in einer Ruckbewegung auf den Ball ein. Sie verfehlt ihn.
"Das funktioniert überhaupt nicht, was du mir sagst!", schimpft sie zu Steve.
Steve seufzt.
"Ich hab's doch jetzt tausend Mal gesagt, Nina", sagt er mittlerweile genervt. "Alles, was du fürs Erste brauchst, ist Balance im Stand. Wie oft haben wir das geübt?"
Steve prüft Ninas Reaktion. Sie nickt - mit genervtem Blick.
"Was brauchst du als Zweites?", fragt Steve, als wolle er sie abfragen. "Einen kompakten Griff, bei dem der Schläger fest in weichen Händen liegt", sagt Nina in einem gebetsmühlenartigen Ton, als hätte sie es schon tausend Mal gehört.
"Gut", sagt Steve. "Und was noch?"
"Drehen", sagt Nina. "Ich muss mich drehen und dabei die Arme heben. Und wenn ich die Arme wieder Richtung Ball fallen lasse, muss ich mich wieder drehen."
"Wunderbar Nina!", sagt Steve. "Dann mach es jetzt bitte auch. Fang mit einer langsamen und kleinen Bewegung an."
"Das will ich aber nicht, Steve", sagt Nina trotzig. "Das macht auch keiner im Fernsehen so."
"Du willst mich ärgern, oder?", sagt Steve.
Nina sagt nichts und seufzt.
"Nina", sagt Steve, "ich geh' mal ins Clubhaus und lass dich eine Weile allein hier auf der Range. Probiere dich aus. Übe das, was wir besprochen haben. Ja?"
"Alles klar, Steve", sagt Nina.
Als Steve weggeht, entspannt sie sich. Es gefällt ihr nicht, wenn Steve sie belehrt und ihr beim Schwingen zuschaut. Wenn sie sich beobachtet fühlt, kommt es ihr so vor, als würde sie alles falsch machen.
Nina schlägt ein paar Bälle. Sie konzentriert sich auf das, was Steve ihr sagt, aber mit keinem Ball ist sie zufrieden. Mit dem Eisen 9 schlägt sie grade mal 40 Meter.
"Hey Nina", hört sie eine Stimme rufen. "Du auch hier?" Es ist Thomas, ihr Zahnarzt.
"Thomas!", sagt Nina überrascht und begeistert. "Wie cool, dich hier zu sehen. Du hast nie erzählt, dass du auch Golf spielst."
Mit seinen langen Locken unter seinem Strohhut sieht Thomas mehr wie ein Safariranger aus als wie ein Zahnarzt. Nina geht gerne zu Thomas in die Praxis. Seine witzige Art entspannt sie im Zahnarztsessel und seitdem sie bei ihm ist, hatte sie noch nie was Größeres an den Zähnen.
"Ich würde nicht sagen, dass ich Golf spiele", sagt Thomas. "Mir scheint, Golf spielt eher mit mir."
Nina lacht, auch wenn sie nicht verstanden hat, was Thomas damit sagen will.
"Zeig mal, was du kannst!", sagt Thomas.
"Ahm, ne, also es läuft grad nicht so gut", sagt Nina.
"Nicht so schüchtern", sagt Thomas. "Vielleicht kann ich dir einen Tipp geben. Ich spiele immerhin schon 30 Jahre und halte mein Handicap von 7."
"Das ist sehr nett, Thomas, aber mein Schwung ist mir peinlich", sagt Nina. "Ich treffe den Ball kaum."
Nina hatte Thomas nie erzählt, dass ihr Mann Golflehrer ist.
"Also von dem, was ich aus der Ferne gesehen hab, wirst du mit ein paar einfachen Kniffen schon besser schwingen", hakt Thomas nach. Nina wird neugierig und möchte jetzt auch nicht unhöflich sein. Sie willigt ein.
Noch bevor sie den Ball schlagen kann, geht Thomas dazwischen:
"Du stehst ja da, als sitzt du auf einem Pferd", sagt er. Nina lacht verlegen. "Du musst die Füße näher zusammentun, die Beine weniger beugen."
Nina folgt seinen Anweisungen.
"Ja, genau so!", sagt Thomas. "Dann die Arme locker fallen lassen. Du willst den Schläger ja nicht wie ein Baby im Arm schaukeln. Du musst die Arme strecken und noch so viel Platz zwischen dir und dem Körper lassen, dass deine aufgedrehte Hand noch dazwischenpasst." Thomas macht es vor.
Nina folgt wieder seinen Anweisungen und macht zwei Probeschwünge.
"Sieht gut aus!", sagt Thomas. "Jetzt schlag mal einen."
Nina stellt sich an den Ball, holt aus und schlägt zu. Fehlschlag.
"Siehst du", sagt Nina, "mein Schwung ist miserabel!"
"Du bewegst dich gut, Nina", versichert...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.