Schweitzer Fachinformationen
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"Menschliche Arbeit hat nicht nur einen Ertrag, sie hat einen Sinn. Für die Mehrzahl der Bürger ist sie Gewähr eines gelingenden Lebensprozesses: Sie ermöglicht soziale Identität, Kontakte zu anderen Menschen über den Kreis der Familie hinaus und zwingt zu einem strukturierten Tagesablauf." Willy Brandt[1]
Das vorangegangene Zitat des ehemaligen, deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt liefert eine hervorragende Eröffnung der vorliegenden Bachelorthesis. Die Autorin wird sich mit einem zentralen Teil menschlichen Lebens - der Erwerbstätigkeit - befassen und eine Antwort auf die Frage suchen, wie diese in einer sich wandelnden Arbeitswelt künftig vergütet werden könnte. Auch der Begründer der New-Work-Bewegung Frithjof Bergmann greift das Gedankengut Brandts auf und stellt fest: Die Arbeit gehört zum Menschen und seiner Sinnstiftung. Doch erfüllt sie (auch in einer neuen Arbeitswelt 4.0) einen weiteren Zweck: Die Sicherstellung des Lebensunterhalts in Form von Vergütung.[2]
Die Arbeitswelt 4.0 bringt eine Vielzahl von Entwicklungen mit sich. Diese teilweise neuen und weiterentwickelten Aspekte unserer Arbeit werden heute gerne mit dem Begriff New Work betitelt. Da der Begriff in dieser wissenschaftlichen Arbeit fortlaufend verwendet wird, soll gleich zu Beginn ein einheitliches Begriffsverständnis geschaffen werden, denn der Begriff New Work lässt sich nicht klar definieren. Er folgt keinem starren Konstrukt, sondern setzt vor allem auf eines: Flexibilität. Der Ursprungsgedanke war die Umkehr vom Zweck-Mittel-Verhältnis der Arbeit hin zu einer Tätigkeit, die der Mensch als sinnstiftend empfindet.[3] Wer ihn verwendet, spricht oft von agilen Arbeitsmethoden, wie zum Beispiel Jobsharing, Design Thinking oder Scrum. Es können aber auch kulturelle Aspekte damit aufgegriffen werden, wie die zunehmende Diversität oder die Gleichstellung der Geschlechter. Ebenso betrachtet werden Organisationsmodelle - im Vordergrund steht hier die Partizipation und Digitalisierung.[4] New Work ist der Grundstein für Arbeiten 4.0 - unsere Arbeit im Zeitalter der vierten, industriellen Revolution, auch genannt Industrie 4.0. Auf die Meilensteine von Arbeit und Vergütung wird im Kapitel 1.1. näher eingegangen. Die Grundidee von New Work ist, starre Strukturen mit Hilfe verschiedener Aspekte zu durchbrechen. [5] Durch Fairness soll eine Diversität mit gleichen Arbeitsbedingungen für alle, sowie nachvollziehbare und angemessene Prozesse entstehen. Mit Hilfe von Transparenz etabliert sich der gleiche Informationsgehalt für alle Beteiligten. Die gesteigerte Selbstverantwortung fördert Selbstautonomie. Sie entsteht durch Hierarchieabbau, Führung auf Augenhöhe und bringt mehr Freiheit beim Treffen von Entscheidungen mit sich. Das führt folglich zu einer Art selbstverständlichen Partizipation. Die Arbeitnehmer*innen haben mehr Selbstbestimmung bei der Gestaltung der eigenen Arbeitsumwelt. Ihre Flexibilität, also die Hoheit über die eigene Zeit und Verfügbarkeit, rückt als eine Forderung mehr in den Vordergrund. Sie wird in einer Arbeitsumgebung von New Work nahezu unabdingbar. Das Wir-Denken wird fokussiert- man will weg vom individuellen Leistungsdruck hin zur echten Kollaboration. Zuletzt kennzeichnet eine solche Arbeitsumwelt, dass Scheitern als Option möglich ist. Eine offene Fehlerkultur und Lernerlebnisse sind erwünscht. Wer sich demnach mit Arbeiten 4.0 befasst, wird sich vermutlich irgendwann mit der Frage beschäftigen: Passt unsere Vergütung noch zu der Art, wie wir in Zukunft arbeiten wollen?
Viele der Ansätze und Gedanken, die bis dato zu dieser Fragestellung in der wissenschaftlichen und journalistischen Welt aufgegriffen wurden, erhielten in der logischen Schlussfolgerung die passende Überschrift zur Ausgangslage: New Pay. Diesen Begriff hat die Autorin bereits für den Titel der Thesis verwendet. Um ebenfalls ein einheitliches Verständnis des Begriffs zu schaffen, werden folgende Leitplanken gesetzt: New Pay ist kein vorgegebenes Vergütungsmodell nach einem bestimmten Schema, sondern in seiner Gestaltung vollkommen offen. Es geht vor allem um eine individuellere und flexiblere Gestaltung der Vergütung. Außerdem bedeutet es nicht, alles Bekannte über Bord zu werfen, weil das englische Wort für 'neu' im Begriff enthalten ist - sondern vielmehr, das Vorhandene neu zu denken und an die sich veränderten Gegebenheiten anzupassen. Diese Dynamisierung der Vergütung macht sich bestenfalls nicht nur auf dem Gehaltskonto, sondern auch in den Werten und der Kultur einer Organisation bemerkbar. Drei Attributen wird bei New Work eine besondere Bedeutung zugeschrieben: Transparenz, Partizipation und Fairness.[6] In einer Hinsicht trifft die Neuartigkeit von New Pay allerdings zu: Eine wissenschaftliche Definition des Begriffes ist bis dato nicht vorhanden, da die Entstehung dieser Thematik gerade erst begonnen hat. Im nun folgenden Unterkapitel wird näher auf die Problemstellung, sowie die Relevanz des Themas eingegangen.
Das Zusammenspiel von Arbeit und Vergütung wurde in der Menschheitsgeschichte maßgeblich durch einen Faktor beeinflusst: Gesellschaftliche Veränderungen. Die Abbildung 1 gibt einen Überblick über die Meilensteine der Arbeitswelt mit seinen Wendepunkten und Ereignissen.[7]
Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 1: Meilensteine der Arbeitswelt in der Zeitgeschichte
In der Antike (8. Jahrhundert v. Chr. bis 5. Jahrhundert n. Chr.) entstand das Konzept der Lohnarbeit - in Mesopotamien vor allem in der Landwirtschaft und anfangs noch gegen Vergütung mit Naturalien. Im antiken Rom und Griechenland wurde die Lohnarbeit bereits mit Geld vergütet. Der Mangel an Produktionsmittel und Grund im eigenen Besitz zwang die Lohnarbeiter*innen zum Verkauf ihrer Arbeitskraft. Anders als die damaligen Sklav*innen waren sie "[.] juristisch frei."[8] Die negative Belegung des Begriffes Arbeit wurde geschaffen, da die Lohnarbeiter*innen meist schweren Tätigkeiten nachgingen. Diese fremdbestimmten, handwerklichen Tätigkeiten standen in der Rangfolge deutlich unter der selbstbestimmten Geistesarbeit, was sich bis heute in unserer Arbeitswelt bemerkbar macht.[9]
Diese Denkweise lebte im Mittelalter (5. bis 15. Jahrhundert) durch die Auffassung von Arbeit im Christentum weiter. Geistliche Tätigkeiten galten höherwertiger als mühselige Arbeit. Die Einteilung in drei Stände kennzeichnen diese Zeit. Den ersten und untersten Stand bildeten die Bauern, den zweiten Stand der Adel und den Obersten der Klerus. Bereits im frühen Mittelalter wurde durch die Ordensregel ora et labora der Grundstein für die spätere Abkehr von der Unvereinbarkeit geistlicher und manueller Arbeit gelegt. Die Gesellschaft veränderte sich: Städte wurden neu gegründet und es entstanden neue Schichten, wie die einfachen Stadtbürger oder die freien Handwerker.[10] "Letztere schlossen sich zu städtischen Zünften zusammen, um ihre gemeinsamen Interessen zu wahren."[11] In der frühen Neuzeit (15. bis 18. Jahrhundert) wurde das Verhältnis der Gesellschaft zur Arbeit maßgeblich durch die beiden Reformatoren Martin Luther und Johannes Calvin geprägt. Die Arbeit wurde von ihnen erstmals als Teil menschlichen Lebens und seiner Sinnstiftung hervorgehoben und erhielt mehr und mehr eine positive Besetzung. Bescheidenheit, aber vor allem Fleiß bei der Arbeit sind eng mit dem Calvinismus verknüpft. Der zuvor dem Adelsstand vorbehaltene Müßiggang erhielt eine negativere Anschauung und wurde sogar den Versuchungen des Teufels zugeschrieben.[12]
Zum Beginn der Neuzeit (18. bis 20. Jahrhundert) war abermals eine gesellschaftliche Entwicklung der Startschuss für eine Veränderung in der Arbeitswelt: Die Industrialisierung. Die Bevölkerungszahlen erhöhten sich drastisch und Menschen begannen Städte dichter zu besiedeln. Plötzlich hatten die dort entstandenen Fabriken eine große Anzahl von Arbeitskräften zur Verfügung. Durch Eisenbahn und Dampfmaschine wurde außerdem die Produktivität der Fabriken gesteigert.[13] Dieser Umschwung führte zu einer Gegenüberstellung von lohnabhängigem Proletariat und kapitalistischen Unternehmer*innen. Auf der einen Seite wollten die Arbeiter*innen nach Auszahlung des Lohns nicht mehr arbeiten als nötig und auf der anderen Seite kürzten die Unternehmer*innen daraufhin die Löhne. Die Antwort auf diesen sich festigenden Kapitalismus war die Arbeiterbewegung.[14] Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen begann mit der Erlassung der ersten Fabrikgesetze 1833 in England. Außerdem wurden erste Gewerkschaften gegründet. Dem Beispiel Englands folgten viele europäische Staaten. Die Gewerkschaften hatten ein Thema besonders im Fokus: Die Verkürzung der...
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