Schweitzer Fachinformationen
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Als ich vor mehr als zehn Jahren zum ersten Mal mit der TCM in Kontakt kam, war ich sofort "infiziert". Ich habe gleich erkannt, dass auch "Nicht-Tierärzt:innen" ohne Röntgengerät und Ultraschall, über eine Diagnostik nach Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM), Erkrankungen einstufen und klassifizieren können.
Im Laufe meiner therapeutischen Arbeit musste ich leider feststellen, dass dieses Instrument kaum genutzt wird, und so kam ich bereits vor einigen Jahren auf die Idee, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben. Dies war ein Herzenswunsch, und so habe ich sehr viel Arbeit investiert, um die Diagnostik nach TCM genau zu erforschen.
Im Laufe der Jahre haben verschiedene Mediziner:innen immer wieder neue Interpretationen zur Chinesischen Medizin hinzugefügt, um sie für westliche Therapeut:innen und Tierärzt:innen zu "vereinfachen". Dies erschwert die Diagnostik allerdings eher, da dadurch viele verschiedene Interpretationen der Untersuchung und Behandlung nach TCM entstanden sind. Dieses Buch beschäftigt sich ausschließlich mit der Traditionellen Chinesischen Medizin und der Diagnose nach klassischen chinesischen Grundsätzen.
Um die Chinesische Medizin zu begreifen, müssen wir Europäer:innen erst einmal umdenken und lernen, in chinesischen Mustern zu denken. Ich hoffe, dieses Buch kann Ihnen dabei helfen, zu einer neuen Sichtweise zu gelangen.
Die TCM ist das älteste überlieferte medizinische Behandlungssystem der Welt - das sind ca. 5000 Jahre Weisheit. Sie wird bis heute an chinesischen Universitäten gelehrt - das sind 3000 Jahre Wissensvermittlung. Und fast genauso lange hat es gedauert, bis sich die TCM auch hier im Westen etabliert hat. Gerade in den letzten Jahren hat die Traditionelle Chinesische Medizin auch in der Veterinärmedizin immer mehr an Ansehen gewonnen.
Willkommen in der fantastischen Welt der Chinesischen Medizin.
Zu Beginn möchte ich aus dem Grundbuch der chinesischen Heilkunde, "Huang Di Nei Jing Su Wen - Nan Jing", zitieren, warum eine fundierte TCM-Diagnostik immer erfolgreicher ist als eine Akupunktur nach schulmedizinischen Kriterien. Im ersten Kapitel des Grundbuchs der chinesischen Heilkunde und Nadel-Moxa-Therapie sagt der kaiserliche Arzt Qi Bo zum Herrscher:
"Der ungebildete Mediziner betrachtet seine Patienten nur von außen. Der bessere Arzt erkennt das Shen1 seines Patienten und damit den ganzen Hintergrund der Krankheit." Und weiter: "Primitive Heiler stechen gewöhnlich nur Nadeln an den Gelenken. Der bessere Arzt versucht, vor der Behandlung, den Kranken als Ganzes zu erfassen, das heißt sein Shen und die Reserven seiner Organfunktionen zu ergründen."2
Leider hat es sich sowohl in der Human- wie auch in der Tiermedizin etabliert, Akupunkturnadeln nach westlicher Diagnose zu stechen. Das mag wohl zu einem großen Teil daran liegen, dass es nur sehr wenige Ausbildungsinstitute gibt (ich spreche ausschließlich von der Tiermedizin, zur Humanmedizin kann ich mich nicht äußern), die eine fundierte TCM-Diagnostik und -Behandlung lehren. Auch sind leider sehr viele Schüler:innen nicht bereit, eine intensive Ausbildungszeit und große Mühe zu investieren, sondern möchten lieber schnell und einfach therapieren.
Die chinesische Krankheitsanalyse ist aber für die korrekte Therapie mittels Nadeln oder Kräutern unentbehrlich und darf nicht einfach durch westliche Diagnosen oder - noch laienhafter - durch das Locus-dolendi-Stechen (Stechen von Schmerzpunkten) ersetzt werden. Denn dabei würde die Wirkung der Behandlung vermindert.
Leider lässt sich die Chinesische Medizin nicht in drei Wochenendkursen erlernen - vielmehr ist es ein kontinuierliches Streben nach immer mehr Wissen. Auch ich bin noch längst nicht an meinem Ziel angekommen und strebe nach immer mehr Ausbildung.
Ein chinesisches Sprichwort besagt:
Um die Chinesische Medizin kompetent zu beherrschen, benötigt der zielstrebige Schüler ca. 950 Jahre.
Dieses Sprichwort soll nicht abschrecken, sondern eher den Durst nach immer mehr Wissen anregen. Ich selbst nehme diese Aussage als Ansporn. Wenn ich noch nicht alles weiß, so liegt es einfach daran, dass ich erst etwa zehn Jahre lerne. Mal sehen, was die nächsten 940 Jahre noch bringen.
Da die TCM so komplex ist, ist es unmöglich, Themen der Reihe nach zu behandeln, ohne dazu Begriffe zu verwenden, die erst an späterer Stelle im Buch genau erläutert werden. Damit Ihnen, liebe Leser:innen, die Lektüre trotzdem leichtfällt, finden Sie hier eine Tabelle mit den wichtigsten Begriffen zum Nachschlagen. Die Seitenzahl verweist jeweils auf das vertiefende Kapitel bzw. den Abschnitt, in dem dieser Begriff genau erklärt wird.
Bi-Syndrom:
Blockade bzw. Schmerz-Syndrom (S. 89)
chinesische Phytotherapie:
chinesische Arzneitherapie
Disharmoniemuster:
Erkrankungen nach TCM-Diagnose (S. 186 ff.)
Funktionskreise:
Organe der TCM mit ihren Zugehörigkeiten
Grundsubstanzen:
die Fünf Substanzen, die für die Funktionsabläufe im Körper zuständig sind (S. 43)
Jing:
Lebensessenz (S. 54)
JinYe:
Körperflüssigkeiten (S. 56)
Leitbahnen:
Kanäle, in denen die Lebensenergie fließt und auf denen sich die Akupunkturpunkte befinden (S. 237)
Leitkriterien:
Grundlage zur Bestimmung von Krankheitsmustern, ältestes Diagnoseverfahren (S. 29)
Moxibustion:
Erwärmen des Akupunkturpunktes mit Beifußkraut (S. 74)
Mu-Punkte:
Diagnosepunkte für die inneren Organe (S. 160)
pathogener Faktor:
krankmachender Faktor (S. 63, 93 u. a.)
Qi:
Lebensenergie (S. 43)
Shen:
Geist/Seele, psychischer Aspekt (S. 60)
Shu-Punkte:
Diagnosepunkte auf dem Rücken (S. 154)
Stau, Stase und Stagnation:
In der TCM verschiedene Begriffe, die alle beschreiben, dass eine Grundsubstanz und/oder eine Leitbahn im Fluss gestört ist
Ting-Punkte:
Diagnosepunkte am Kronrand oder an den Krallen (S. 162)
Xue:
Blut, materieller Teil der Lebensenergie (S. 50)
Yin und Yang:
zwei Begriffe der Chinesischen Medizin, mit denen gegensätzliche Beziehungen zwischen zwei, drei oder auch mehreren Dingen ausgedrückt werden (S. 36)
Zang-Fu:
Organsysteme in der TCM (S. 183)
Zur Vereinheitlichung habe ich in diesem Buch immer die Abkürzungen der Akupunkturpunkte benutzt, z. B. "Lu7". Zum besseren Verständnis finden Sie hier eine Liste mit den Abkürzungen:
Lunge
Lu
Dickdarm
Di
Magen
Ma
Milz-Pankreas
MP
Herz
He
Dünndarm
Dü
Blase
Bl
Niere
Ni
Pericard
Pc
Dreifach-Erwärmer
3E
Gallenblase
Gb
Leber
Le
Konzeptionsgefäß
KG
Lenkergefäß
LG
1 Der chinesische...
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