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Das Alte Testament offenbart uns Gott als den Schöpfer des Universums, als allgegenwärtiges und allmächtiges Wesen. Israel, Gottes Volk, wird aufgefordert, zu bekennen: »Höre Israel! Der HERR ist unser Gott, der HERR allein« (5Mo 6,4 ELB). Gott ist jedoch nicht nur ihr Gott, er ist Gott der ganzen Erde (1Mo 18,25; Ps 22,28-29 u.ö.; Jer 10,6-7; Dan 2,47). »Die ganze Erde gehört mir«, sagt Gott (2Mo 19,5). Die Völker berufen sich auf eigene Götter (2Mo 9,14; 5Mo 3,24; Ps 96,5), doch in Wahrheit sind sie keine Götter, sondern von Menschen geschaffene Götzenbilder (Jes 37,19). Israel erhält das Gebot, keine anderen Götter neben Jahwe zu haben (2Mo 20,3). Der Prophet Jesaja zitiert Gott mit den Worten: »Denn ich bin Gott, und sonst keiner« (Jes 46,9 LUT).
Die Perspektive des Alten Testaments auf Gott und die Götter ist von grundlegender Bedeutung für eine Theologie der Mission. Warum? Zunächst etabliert sie ein Grundmuster der Autorität: Was auch immer wir Menschen über das Leben und seine Bedeutung auf der Erde aussagen, muss sich zurückbeziehen auf den Urheber des Lebens - Gott, die Quelle allen Seins! Dies bezieht auch die Mission mit ein. Es kann keinen anderen Grund für Mission geben als den, welchen Gott als gültigen Grund bestimmt. Mission muss daher theologisch durchdacht und diskutiert werden. Sie ist zuallererst Gottes Mission.
Zum Zweiten schließt das Alte Testament andere sekundäre Quellen und Begründungen für den Sinn des Lebens aus. Die Götter der Menschen sind nichts und ihre Religionen sind nur ein schwacher Abklatsch von dem, was Jahwe, der einzig wahre Gott, anbietet. Mission wird niemals auf ihre Einsichten zurückgreifen, außer in den Fällen, in denen diese Einsichten mit dem übereinstimmen, was Gott uns in seinem Wort offenbart hat.
Das Gottesbild des Alten Testaments stellt für uns den ersten Bezugsrahmen für eine biblische Theologie der Mission dar. Es bezieht Mission auf die ureigenste Natur Gottes und beschreibt Mission als Handlung des souveränen Gottes. Wir werden unsere Antwort nach dem Verhältnis von Mission und Politik nur angemessen beantworten können, wenn wir herausfinden, worin die Mission Gottes besteht. Dafür beginnen wir dort, wo Gottes Missionsgeschichte beginnt: im Alten Testament.
Die erste Selbstoffenbarung Gottes ist die als Schöpfer der Welt. Laut dem Alten Testament schuf er die Welt ex nihilo, aus dem Nichts (1Mo 1,1ff). Vor ihm existierte kein Universum. Er ist der Urheber der Welt. Der Prophet Jesaja zitiert Gott mit den Worten: »So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet, oder welches ist die Stätte, da ich ruhen sollte? Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR« (Jes 66,1-2 LUT).22
Gott ist der Schöpfer der Welt und was auch immer er schafft, hat eine Bedeutung. Hinter allem, was Gott tut, steht ein göttlicher Plan. Gott verfolgte eine Mission, als er das Universum schuf. Der Schöpfungsakt muss daher als ein Akt der Mission verstanden werden, was uns den zweiten Aspekt einer biblischen Theologie der Mission eröffnet. Jede Auseinandersetzung mit Gottes Mission in der Welt muss mit der Schöpfung beginnen. Hier begann jegliche Form von Mission. Dabei ist Gott sowohl der Sendende als auch der Gesandte. Er ist die Quelle seiner eigenen Mission. Daher ist jede Mission zuallererst Gottes Mission - missio Dei. Gott ist der Herr der Mission und der ausführende Missionar in einer Person! In seiner Weisheit wurde die Welt durch ihn geschaffen, und er schuf die Welt, um seinen Plan zu verwirklichen. Der Zusammenhang von Schöpfung und Mission ist der zweite Bezugsrahmen, den uns das Alte Testament bietet. Gott, der Missionar, beginnt seine Mission für die Welt dadurch, dass er sie mit einer Bestimmung erschafft.
Die alttestamentliche Perspektive auf die Schöpfung ist eine wichtige Grundlage für eine Theologie der Mission. Sie gibt der Mission ihren Rahmen. Gott geht es nicht nur um uns Menschen - er setzt ein Universum in Bewegung. Dieses Universum als Ganzes ist Gegenstand seines Wirkens durch die Geschichte. Mission muss daher immer die Schöpfung in ihrer Ganzheit einschließen, niemals nur Teilaspekte.
Gott schuf die Welt und stellte mitten in seine Schöpfung den Menschen, geschaffen nach seinem Bild (1Mo 1,26). Adam und Eva, die ersten Menschen, wurden geschaffen, um zu herrschen, sich zu vermehren und die Erde zu bebauen (1Mo 1,28). Sie wurden gottähnlich geschaffen und seine Mission wurde in ihre Hände übergeben (1Mo 1,26). Diese Mission lässt sich am treffendsten als kulturelles Mandat beschreiben.23 Er schuf die Welt, und die Menschen sollten sie bebauen und als einen Ort gottgefälligen Lebens gestalten, indem sie das Land kultivieren, Städte bauen, die Musik erfinden und das Leben genießen (1Mo 5).24 Gott als der eigentliche Missionar beruft Männer und Frauen, um seinen Willen in Zeit und Raum zu verwirklichen.
Darin lässt er die Menschheit jedoch nicht allein. Seine Berufung beginnt mit einem Segen (1Mo 1,28a). Gottes Segen und seine Mission gehören zusammen. Wen er sendet, den segnet er zuvor, ja, er wird ihm zum Bündnispartner und sagt ihm seine Gegenwart in allen Situationen zu, in die der Gesandte geraten mag. Beispiele dafür bieten der Bund mit Noah (1Mo 6,1-19), mit Abram (1Mo 12,1-3) und viele weitere. Sendung und Segen bilden den dritten Bezugsrahmen für Mission, den uns das Alte Testament aufzeigt.
Gott schafft die Welt und erhält sie. Das Alte Testament bezeugt auf vielfältige Weise Gottes heilvolles Eingreifen in der Welt. Von den ersten Seiten der Genesis bis zum letzten Propheten des Alten Testaments begegnen wir einem fürsorgenden Gott. Das Alte Testament vergeistigt Gottes Gegenwart nicht. Sein Eingreifen ist real und verwirklicht sich in der Geschichte seines Volkes. Die anderen Götter erscheinen vergeistigt und verborgen, Jahwe dagegen offenbart sich in lebendigen Taten. Er ist ein Gott, der sich mitten unter die Menschen begibt, seine Gegenwart ist wahrnehmbar. Um das auszudrücken, verwendet das Alte Testament anthropomorphe Sprache: Gott wandert durch den Garten (1Mo 3,8), er spricht zu den Menschen und der Schlange (1Mo 3,14-15; 4,6-16; 7,1-5 u.ö.).
Menschen lernen Gott durch Erfahrung kennen. Er sucht von sich aus den Dialog und die Gemeinschaft der Menschen und wird bekannt als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Er erwählt einzelne Personen, offenbart ihnen seinen Willen und wirkt durch sie.
Wer das missionarische Herz Gottes kennenlernen will, muss ihn in der Geschichte suchen. Gottes Mission findet in Zeit und Raum statt, sie verwirklicht sich in der Welt. Er offenbart sich selbst mitten im wirklichen Leben. Es gibt keinen Lebensbereich, an dem er nicht teilhaben will. Er gründet Nationen wie Israel (1Mo 15,1-3) und etabliert dieses Volk in einem verheißenen Land, nachdem er es aus der Knechtschaft in Ägypten geführt hat (2. Buch Mose). Er bietet dem Volk ein detailreiches, lebensnahes Gesetzeswerk an, das alle sozialen, ökonomischen, politischen und geistlichen Lebensbereiche umfasst (3. Buch Mose). Wo Gott inmitten seines Volkes erscheint, wird das Leben bereichert, wo er spricht, betrifft es das Leben im Kern. Für unsere Theologie der Mission ergibt sich als vierter Bezugsrahmen das Verhältnis von Offenbarung und Geschichte, Mission und ihrem Kontext.
Gott schuf den Menschen mit einem freien Willen und unsere Vorfahren entschieden sich dafür, ihm ungehorsam zu sein, indem sie die Geschichte der Menschheit in Leid und Schmerz stürzten (1Mo 3-6). So verloren sie das ewige Leben; der Tod zog in die menschliche Geschichte ein. Dennoch vernichtete Gott die Menschheit nicht völlig, sondern offenbarte stattdessen seine Gnade und seine Liebe.
Die Autoren des Alten Testaments betonen beides: das menschliche Dilemma der Sünde und Gottes wiederholtes Rettungshandeln. Das Thema der Erlösung zieht sich durch sämtliche Bücher des Alten Testaments. Gott straft Sünde, aber er zieht seinen Segen und seine fürsorgliche Hand nicht von seiner Schöpfung zurück. Er sendet eine Flut der Zerstörung, schließt jedoch anschließend einen Bund mit Noah (1Mo 6). Er zerstreut die Völker, aber erwählt im Anschluss Abram dazu, ein Segen für alle Nationen zu sein (1Mo 11-12; 12,3). Schließlich erwählt er Israel aus allen Nationen, um ein Segen für die Welt zu werden.25 Das Ziel all dieser missionarischen Energie, die aus dem Herzen Gottes fließt, findet ihren Höhepunkt in der »Rettung für die ganze Welt« (Jes 49,6). Jeder Versuch einer biblischen Theologie der Mission muss sich auf Gottes Erlösungswillen beziehen. Befreiung und Wiederherstellung sind zentrale Themen des Alten Testaments. Der fünfte Bezugsrahmen, der in eine Begründung der Mission auf der Basis des Alten Testaments einbezogen werden muss, ist der Aspekt von Mission und Wiederherstellung, Mission und Erlösung. »Die tragische Entfremdung des Menschen von Gott und seinen Mitmenschen ist die Tatsache, die hinter der christlichen Mission steht«.26
Das Alte Testament beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Geschichte Israels. Gott schuf Israel, um den Nationen der Welt seinen Willen...
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