Schweitzer Fachinformationen
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Lou scheint alles zu haben, wovon sie seit ihrer Kindheit geträumt hat: einen erfolgreichen Anwalt zum Freund und ihr eigenes kleines Restaurant. Bis sie ihren Freund in flagranti mit einer anderen Frau erwischt. Zu allem Überfluss besucht genau an diesem Tag auch noch der gefürchtete Restaurantkritiker A. W. Wodyski Lous Lokal, und natürlich geht so ziemlich alles schief. Die folgende - verheerende - Kritik macht eine Zukunft für Lous Restaurant unmöglich. Doch trotz dieser bitteren Erfahrungen gibt es einen Lichtblick für Lou: Die allwöchentlichen Treffen mit dem Briten Al Waters, den sie von dem Charme und dem kulinarischen Glanz Milwaukees überzeugen möchte. Was Lou nicht weiß: Al ist in Wahrheit der Kritiker Wodyski ...
Lou hob ihr Kleid über die Knöchel und stieß eine Reihe wimmernder Schmerzensschreie aus, als sie über den Parkplatz stöckelte. Die glitzernden Zehn-Zentimeter-High-Heels hatten im Karton so hübsch ausgesehen. Jetzt fühlte es sich mehr danach an, als würden die Knochen in ihren Füßen bei jedem Schritt mit Hammer und Meißel bearbeitet. Sie vermisste ihre grünen Crocs. Sie zupfte an dem engen, elastischen Stoff, der sie wie eine zweite Haut umspannte. Ein Geschenk ihres Verlobten Devlin, dem sie - mit fünf Schritten Abstand - hinterhertrippelte. »Überfüllte Trüffel an Gänseleberpasteten-Würstchen«, murmelte sie.
Devlin runzelte verwirrt die Stirn. »Wie bitte?«
»Ein neues Gericht, inspiriert von dem Gefühl, in diesen Klamotten zu stecken. Dazu vielleicht Butter-Dumplings .« Lou neigte den Kopf in dem Versuch, das neue Gericht vor ihrem geistigen Auge erstehen zu lassen.
Devlin warf ihr einen missbilligenden Blick zu und seufzte.
Lou schrumpfte angesichts seiner nur allzu vertrauten Reaktion in sich zusammen. »Entschuldige. Es hilft mir einfach dabei mich abzulenken.«
Seine Gesichtszüge entspannten sich, als er sie ansah. »Der Abend wird super laufen. Du siehst umwerfend aus.«
Lou schenkte ihm ein klägliches Lächeln, während sie durch den Eingang des Milwaukee Country Clubs traten. Warmes gelbes Licht und dezent gemusterte Teppiche, die so weich waren, dass sie bei jedem Schritt zu federn schienen, empfingen sie. Schwarz-Weiß-Fotografien, die die Geschichte des schrecklich vornehmen Clubs erzählten, zierten die eierschalenfarbenen Wände. Auf den meisten waren ehrgeizige junge Männer ganz in Weiß zu sehen, die hinter wohlhabenden Gentlemen in lustigen Hosen standen. In den Augen der jungen Männer war der Hunger nach mehr zu lesen. Lou verstand sie nur zu gut. Sie drehte sich zu Devlin um und hakte sich bei ihm ein. »Du hättest mich wirklich nicht den ganzen Tag in den Schönheitssalon schicken müssen, und so viel Geld für ein Kleid auszugeben wäre schon gar nicht nötig gewesen.« Sie strich mit den Händen über den Stoff. Das eng anliegende Unterkleid passte hervorragend zu ihrer angespannten Stimmung. Sie trug einen bodenlangen schwarzen Schlauch aus Jersey mit dazu passenden Handschuhen, die bis zu den Ellbogen hinaufreichten - schlicht, elegant und viel zu teuer.
»Das ist mein Geschenk an dich. Du gönnst dir selbst ja nie etwas«, meinte er und zuckte mit den Schultern. »Gewöhn dich schon mal daran. Die zukünftige Frau eines Staranwalts sollte es genießen, wenn sie verwöhnt wird.«
»Und wie soll ich all das zu deinem Geburtstag toppen?«
»Erstens wirst du den fantastischen Kokosnusskuchen deiner Großmutter backen. Alles andere erzähle ich dir später .« Er zwinkerte vielsagend.
Als Devlin auf sie herablächelte, stockte Lou für eine Sekunde der Atem. Er sah einfach umwerfend aus in seinem Smoking. Der klassische Schnitt betonte seine athletische Figur und verlieh ihm eine latente Aura von Macht und Männlichkeit. Ein schwacher Nelkenduft ging von ihm aus. Sein dickes schwarzes Haar bildete den Kontrast zu seinen kristallklaren blauen Augen - ihr ganz persönlicher Disney-Märchenprinz. Er streichelte ihr mit teurem Schmuck behangenes Handgelenk und führte sie weiter durch die Menge. Lou klammerte sich verzweifelt an seinen in feinste italienische Wolle gekleideten Arm wie an einen Rettungsanker, als sie sich einen Weg durch den Pulk zu stark parfümierter und gestylter Anwälte und ihrer Ehefrauen bahnten, die zu der jährlichen Firmengala geladen waren. Ein Club herausgeputzter Frauen und mächtiger Männer. Schwärme von Kellnern in weißen Smokingjacken wuselten durch die Menge, um zwanzig Jahre alten Whisky und kühlen Weißwein unter die durstigen Gäste zu tragen. Andere balancierten Tabletts mit Appetithäppchen - die obligatorischen Maronen im Speckmantel und Shrimps-Cocktails. Beim Anblick der einfallslosen Kreationen entfuhr Lou ein Seufzer, als sie sich vorstellte, was sie mit dem Budget dieses Abends alles hätte zaubern können.
Devlin führte sie zu einer Gruppe von älteren Herren, allesamt mit elegant gekleideten Ehefrauen an ihrer Seite. »Wie geht's dir, Bill?«, brachte Devlin sich in das Gespräch ein und streckte dem größten Mann in der Runde die Hand entgegen. »Du erinnerst dich sicherlich an meine wunderbare Verlobte, Elizabeth.«
Aller Blicke richteten sich auf sie. Lou knirschte bei seinen Worten mit den Zähnen.
Bill richtete sich an Lou und Devlin. »Wir haben gerade über den neuen Restaurantkritiker gesprochen, A.?W. Wodyski. Haben Sie schon eine seiner Rezensionen gelesen?«
Devlin schüttelte den Kopf. »Ich habe schon von ihm gehört, hatte aber noch keine Zeit, etwas von ihm zu lesen. Der Churman-Fall nimmt mehr Zeit in Anspruch, als ich vermutet hätte. Gibt er ein paar gute Empfehlungen?«
»Eher im Gegenteil. Er hat mit seinen Besprechungen bisher noch jedes Restaurant vernichtet. Aber wenigstens tut er es auf eine höchst unterhaltsame Weise. Der Dennis Miller der Restaurantkritiker sozusagen.«
»Wirklich?« Lou täuschte Gleichgültigkeit vor, um sich den beißenden Kommentar zu verkneifen, der ihr angesichts der arroganten Äußerung auf der Zunge lag.
»Ja, er hat nicht eine einzige positive Kritik geschrieben. Wie man hört, mussten einige Restaurants sogar schließen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Devlin. »Keine Besprechung der Welt könnte ein Restaurant ruinieren, das wirklich gut ist.«
»Das könnte sie schon, wenn der Laden vorher schon Probleme hatte«, erwiderte Lou leise und mit gerunzelter Stirn. Sie öffnete den Mund, um noch etwas hinzuzufügen, aber Devlin verpasste ihr unauffällig einen Ellbogenstoß in die Rippen. Sie nickte und schwieg, während sich die Unterhaltung wieder den üblichen Diskussionen über Mandanten und abrechnungsfähige Stunden zuwandte. Lou öffnete ihre mit Strass besetzte Clutch und fuhr über das Display ihres Handys. Keine neuen Nachrichten. Sie klappte die Handtasche wieder zu.
Ein Kellner erschien und bot ihnen Getränke an. Lou warf einen Blick auf sein Namensschild, dann sah sie ihm in die Augen. »Danke, Tyler.« Der Mann wirkte für einen Moment irritiert, dann nickte er kurz. Lou lächelte ihn an. Der Rest der Gruppe war noch immer in ein Gespräch über anstehende Gerichtsverhandlungen und die Schwierigkeiten, ein gutes Kindermädchen zu finden, vertieft. Lou beobachtete, wie der Kellner durch die Menge in Richtung Bar huschte, rechts und links leere Gläser einsammelte und mit leichtem Kopfnicken neue Getränkebestellungen entgegennahm. Er arbeitete effizient, ohne Gespräche zu unterbrechen, zügig, aber nicht hektisch. Als Lou sich umdrehte, um ihm zu folgen, spürte sie, wie sich eine Hand auf ihren Arm legte. Als sie aufsah, stand Bills Ehefrau viel zu nah vor ihr, Wolken von Moschusduft gingen von ihr aus. »Wie haben Sie sich kennengelernt?«
Bevor Lou antworten konnte, drehte sich Devlin zu ihnen um. »Elizabeth hat damals bei Giuseppe's gearbeitet.«
»Dort gab es eine offene Küche, wo man frische Nudelgerichte bestellen und dem Koch bei der Arbeit zusehen konnte«, fügte Lou lächelnd hinzu.
»Ich war zu einem geschäftlichen Mittagessen verabredet, aber der Termin wurde kurzfristig abgesagt. Also saß ich ganz alleine am Tresen - direkt vor dieser wunderschönen Köchin.« Devlin legte ihr einen Arm um die Schulter. »In der Woche bin ich jeden Tag zu Giuseppe's gegangen.« Er sah sie liebevoll an und lächelte.
»Am Freitag ließ er neben dem Trinkgeld eine rote Rose und seine Visitenkarte liegen.«
»Am nächsten Tag rief sie mich an - und bald wird sie meine zauberhafte Braut sein.«
»Wunderschön! Und auch noch eine Köchin«, rief Bill bewundernd. »Kein Wunder, dass du das >Geschäft< so schnell unter Dach und Fach gebracht hast.«
»Ich bringe jedes Geschäft schnell unter Dach und Fach.« Devlin ergriff ihren Arm. »Bitte entschuldigen Sie uns. Ich habe gerade Susan entdeckt. Ich muss sie unbedingt noch etwas fragen, zu einer Aussage, die sie für mich gemacht hat.« Er führte Lou durch die Menge in Richtung der französischen Flügeltüren.
»Ich muss noch mal kurz auf die Toilette, bevor das Essen anfängt. Treffen wir uns am Tisch?« Bevor Devlin antworten konnte, drehte sich Lou um und ging in Richtung der Waschräume. Nachdem die schwere holzgetäfelte Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, spürte sie augenblicklich, wie die Stille, die sie plötzlich umgab, etwas von ihrer inneren Anspannung löste.
In der winzigen Kabine, die eher die Bezeichnung Toiletten-Schuhkarton verdient hätte, kämpfte Lou damit, ihr Unterkleid wieder in seine ursprüngliche Position zu raffen, während sie gleichzeitig versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Devlin hatte noch nie verstanden, wie viel ihr das Restaurant bedeutete. Er schien zu glauben, dass er sie vor einem Leben voller Mühsal und harter Arbeit bewahrte - ein Leben, wie seine Mutter es hatte erdulden müssen, als sie sich an zwei Kellnerinnen-Jobs aufrieb, um ihren akademisch begabten Sohn zu ernähren und einzukleiden. Sie berührte ihren Ring, ein makelloses Rechteck, klar wie ein Eiswürfel, der jeden Moment schmelzen mochte. Sie versuchte Trost in Devlins Art zu finden, ihr seine Liebe zu zeigen. Sie wackelte mit den Hüften, um ihr Kleid wieder an seinen ordnungsgemäßen Platz zu befördern, nahm ihre Handtasche und verließ das heilige Örtchen. Während sie sich die...
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