Schweitzer Fachinformationen
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Dieses Buch soll dir Know-how im Umgang mit deinem kranken Kind vermitteln und dich außerdem unterstützen, das Umfeld deines gesunden Kindes schon vorab so zu gestalten, dass keine Unfälle passieren. Es geht also um präventives Handeln. Neben dem Wissen über medizinische Fakten und vorbeugende Maßnahmen gehört dazu aus meiner Sicht noch mehr, ich nenne es "Sicherheitskultur".
Prävention bedeutet, vorab durch geeignete Maßnahmen Risiken zu reduzieren oder die schädlichen Folgen von etwas zu verringern oder abzuschwächen. Der Begriff wird oft synonym zu "Vorbeugung" verwendet.
"Unfälle sind zeitlich begrenzte, von außen auf den Körper einwirkende Ereignisse, die zu einem Gesundheitsschaden oder zum Tod führen." (SGB VII § 8)
Als Notfall oder Notfallsituation gilt jede Situation, in der eine drohende Gefährdung für Sachen, Tiere oder die körperliche Unversehrtheit von Menschen eintritt.
Sicherheit bedeutet das Geschütztsein vor Gefahren oder Schaden und das höchstmögliche Freisein von Gefährdung. Damit das gewährleistet ist, muss sich innerhalb einer Familie oder auch innerhalb einer Betreuungseinrichtung eine Sicherheitskultur etablieren. Damit ist heute - auch in großen Firmen - nicht das völlige Vermeiden von Fehlern gemeint, sondern das richtige Durchführen von Projekten, die Reaktion auf Unfälle und Notfälle und auch der offene und wertschätzende Umgang miteinander, wenn "Fehler" passieren. Kein Anprangern oder Zuweisen von Schuld, sondern Vorbeugen von Anfang an, wodurch auch die Nachbereitung eines solchen Ereignisses "außerhalb der Norm" gehört. Nur können Babys und Kinder, da sind wir uns einig, das selbstverständlich noch nicht allein. Sie sind unmittelbar und immer auf deine Hilfe angewiesen und erwerben das Bewusstsein für Gefahren erst mit der Zeit.
Entwicklung von Gefahrenbewusstsein bei Kindern
Den richtigen Umgang mit Gefahren und (Not-)Fällen habe ich als Notärztin durch einige nützliche Tools gelernt, die ich mit dir teilen möchte. Viele davon kommen aus der Luftfahrt und der taktischen Medizin. Für den positiven Ausgang eines Notfalls sind diese ebenso wichtig wie die medizinischen Grundlagen. In einem Notfall ist unser Gehirn nämlich stark mit den von außen kommenden Reizen beschäftigt, aber auch mit den körperlichen und emotionalen Auswirkungen dieses Stressereignisses. Dein Adrenalinpegel steigt, dein Körper schüttet Stresshormone aus. Wenn es schnell, hektisch und laut wird, leidet außerdem die Konzentration. Trotzdem solltest du ad hoc eine gute Entscheidung treffen können - für dich und deinen Schützling. Hierzu sind aus meiner Sicht zwei Aspekte immens wichtig:
Handeln im Notfall
Leider hast du keine Gebrauchsanleitung für dein Kind mitgeliefert bekommen. Du hast dich aber zum Beispiel für dieses Buch entschieden. Oder vielleicht sogar einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Kinder und Babys absolviert. (Es ist nie zu spät, einen solchen zu buchen.) Im weiteren Verlauf dieses Buches hoffe ich, dir grundlegendes Fachwissen vermitteln zu können.
Kommen wir zur Umsetzung deiner Entscheidung: Natürlich kannst du im Notfall nicht völlig emotionslos und faktenbasiert handeln, insbesondere, wenn es sich um dein eigenes Kind handelt. Mit ein paar Tipps und Tricks kann es dir aber gelingen, so viel Struktur wie möglich in eine herausfordernde Situation zu bringen. In der Notfallmedizin gibt es deshalb einige Grundregeln für die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Fachdisziplinen aus der "Blaulichtfamilie" (Rettungsdienst, Krankenhaus, Polizei, Feuerwehr, Wasserrettung), mit deren Hilfe wir gut und kontrolliert zusammenarbeiten können. Natürlich sind diese Sicherheitskultur und diese Algorithmen nicht eins zu eins auf das Zusammenleben mit einem Neugeborenen übertragbar. Trotzdem möchte ich dir hier ein paar Insights geben, von denen ich denke, dass sie sich hervorragend auf den Alltag mit Kindern übertragen lassen. (Ein paar weitere Tipps findest du auch noch im Elternkapitel am Ende des Buches.)
Die Kollegen aus der Luftfahrt nennen es "Fit to fly?". Bei uns gibt es die Abkürzung "I'm safe?" Diese Abkürzung steht für:
Illness: Gibt es Erkrankungen oder Einschränkungen, die mich dienstuntauglich machen?
Medication: Stehe ich unter dem Einfluss von Medikamenten, zum Beispiel Schmerzmitteln oder Antidepressiva, die mich einschränken könnten?
Stress: Stehe ich aktuell unter emotionalem Stress, zum Beispiel durch einen Streit in einer Beziehung, eine Trennung, einen Todesfall oder eine posttraumatische Belastungsstörung?
Alcohol: Bin ich abgelenkt oder unkonzentriert, weil ich vor Dienstantritt Alkohol getrunken habe/alkohol- oder drogenabhängig bin?
Fatigue: Bin ich aktuell so müde oder erschöpft, dass ich nicht adäquat arbeiten kann?
Emotion/Eating: Bin ich mental stabil genug bzw. nicht abgelenkt, etwa durch Emotionen (siehe oben bei Stress)? Habe ich mich um meine Grundbedürfnisse gekümmert und zum Beispiel ausreichend gegessen?
Natürlich ist mir klar, dass insbesondere mit einem Baby diese Fragen kaum alle zufriedenstellend beantwortet werden können, etwa aufgrund von Schmerzmitteln nach einem Kaiserschnitt oder dem typischen chronischen Schlafmangel. Es ist dennoch sehr hilfreich, sich diese Fragen einmal zu stellen und zu wissen, dass all die oben genannten Punkte eine deutliche Einschränkung deiner Performance bewirken können. Erst wenn man solche Belastungen erkannt hat, kann man auch versuchen, sie zu beheben. Natürlich kann man ein Neugeborenes nicht problemlos zum Schlafen bringen, aber man erkennt, dass die eigene Müdigkeit ein kritischer Punkt ist und kann sich diesbezüglich Hilfe holen. Ein Netzwerk aus Freunden, Familie und Babysittern ist immens entlastend. Es hilft schon, sich diese Fragen gemeinsam mit dem Partner überhaupt mal zu stellen. Das schafft Bewusstsein!
In einer Notfallsituation gibt es strenge Algorithmen (klare Handlungsvorschriften zur Lösung eines Problems), an die wir uns im Rettungsdienst halten. So haben wir stets eine konkrete Liste, an der wir uns entlanghangeln können und anhand der jeder aus dem Team genau weiß, was als Nächstes zu tun ist. Im Team Familie kann noch nicht jeder Algorithmen so umsetzen, wie du als Erwachsener. Statt Algorithmen empfehle ich dir deshalb das Anlegen von strukturierten Listen. Damit hast du etwas Konkretes an der Hand.
Dies kann zum Beispiel eine Telefonliste sein (auch wenn du jetzt denkst, ich weiß doch alle Nummern auswendig). Während eines Notfalls können wir oft nicht mehr klar denken. Manchmal müssen wir einen Nachbarn oder eine dritte Person in den Notfall mit einbeziehen, die vielleicht diese Nummern nicht kennt. Es sollte also für alle gut sichtbar in der Küche am Kühlschrank oder an einem anderen Ort eine Telefonliste mit den allerwichtigsten Nummern hängen. Dazu zählen für mich auch die Notrufnummern, die Nummer eures Kinderarztes, die Telefonnummer des nächsten Kinderkrankenhauses, die Giftnotrufnummer usw.
Ebenso empfiehlt es sich, eine Liste mit Medikamenten...
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