Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Manchmal müssen wir loslassen, um etwas zu bewahren
Schon viel zu lange hat Zoey sich wegen eines schrecklichen Erlebnisses in ihrer Vergangenheit versteckt. Jetzt will sie ihr Leben endlich wieder in die Hand nehmen und einen Neuanfang wagen. Für ihr Psychologiestudium zieht sie nach Seattle in die WG ihres Bruders. Einer ihrer neuen Mitbewohner ist Dylan - freundlich, aber verschlossen und mit einem Geheimnis, das nur wenige Menschen kennen. Doch Zoey zieht ihn magisch an, und so kommen sich die beiden langsam näher. Dabei müssen sie erfahren, wie schwer es ist, für sich selbst einzustehen und die eigene schmerzhafte Vergangenheit mit jemand anderem zu teilen ...
"Deeply ist wie eine tiefe Berührung voller Hoffnung auf Liebe, Akzeptanz und Heilung. Dieser Roman fesselt durch beeindruckende Charaktere, die für die ein oder andere bittersüße Wendung sorgen." DINA VON DINABLOGSY
Abschluss der IN-LOVE-Trilogie von Erfolgsautorin und Leser-Liebling Ava Reed
Auch Menschen, die dich lieben, können dir wehtun und dir das Leben schwer machen. Ganz besonders sie.
»Bist du sicher, dass du das tun willst?«
Ganz abgesehen davon, dass Montag die Uni beginnt, wäre es ziemlich spät, sich erst jetzt darüber Gedanken zu machen, aber das behalte ich für mich. Meine Mom hat mir diese Frage in den letzten Tagen bereits so oft gestellt, dass ich sie nicht mehr hören kann, und es kostet mich unendlich viel Kraft, nicht frustriert aufzustöhnen oder ganz offensichtlich die Augen zu verdrehen. Natürlich meint sie es nur gut, das tut sie immer, ich weiß das, und ich liebe sie. Aber aus irgendeinem Grund raubt mir diese Fragerei seit Wochen mehr und mehr die Luft zum Atmen.
Statt einer genervten Erwiderung, die ich nur über die Lippen bringen würde, weil ich so nervös bin, und die ich später bereuen würde, setze ich mich auf meinen in die Jahre gekommenen Koffer, puste mir eine verirrte Strähne aus der Stirn und versuche angestrengt, den Reißverschluss zu schließen, ohne dass mir mein ganzes Zeug entgegenfliegt. Das ist der dritte Versuch, zuvor habe ich immer etwas vergessen. Jedes Mal wurde es schwieriger, das Ding wieder zu schließen. Wird es ein vierter, und das gegen neun Uhr morgens, bekomme ich nicht nur einen Nervenzusammenbruch, sondern verpasse auch meinen Zug.
»Ja, Mom. Ich bin sicher. Das bin ich, seit ich beschlossen habe, mich an der Harbor Hill zu bewerben«, betone ich, aber das Gesicht meiner Mom sieht weiterhin sehr leidend aus. Es macht keinen Unterschied. Meine Pläne stehen fest, und ich werde sie nicht ändern, nur weil sie meinen Eltern Bauchschmerzen bereiten.
Angespannt bemühe ich mich um ein Lächeln, und sie tut es mir gleich. »Ich bin nicht aus der Welt, und in den Semesterferien komme ich euch besuchen. Versprochen. Die nächsten sind schon im Frühsommer.«
»Wir schaffen das bestimmt schon vorher, Zoey.«
Dabei bin ich nur für meine Eltern so lange daheimgeblieben, sonst wäre ich bereits vor einigen Tagen nach Seattle aufgebrochen, um genügend Zeit zu haben, richtig anzukommen.
»Bestimmt. Die Zeit wird verfliegen, du wirst sehen.«
»Egal, was ist, vergiss nicht: Du passt bitte immer gut auf dich auf.« Das betont sie sehr nachdrücklich. Wären es Worte auf Papier, hätte meine Mom sie ganz sicher mit Edding und in Großbuchstaben geschrieben, unterstrichen und fett angemalt. Mit Ausrufezeichen dahinter.
»Werde ich.« Ich senke den Kopf ein wenig, damit sie nicht sieht, wie ich angestrengt die Lippen zusammenpresse.
Mir nicht anmerken zu lassen, dass mich dieser eine Satz von ihr auf gewisse Art verletzt, ist schwieriger als gedacht.
Mom sorgt sich um mich und würde alles dafür tun, die Zeit zurückzudrehen. Da ist sie nicht die Einzige. Aber mir so nachdrücklich zu sagen, dass ich auf mich aufpassen soll, und zwar immer und gut, das klingt, als hätte ich das damals nicht getan oder versucht. Als wäre es meine Schuld und als wäre mir meine Sicherheit egal gewesen. Es hört sich an, als hätte man mir das auf keinen Fall angetan, wäre ich nur vorsichtiger gewesen. Dann hätte man es mir nicht antun können. Doch von diesen Gedanken und der Wirkung ihrer Worte ahnt Mom nichts.
»Dass es ausgerechnet Seattle sein muss. Ausgerechnet diese Stadt .«, reißt mich ihre Stimme aus meinen Überlegungen, und jetzt kneife ich die Augen zusammen, bevor ich den Blick wieder hebe und einmal kräftig schlucke. Nicht nur Spucke, sondern erneut eine Erwiderung auf das Gesagte.
Genervt murre ich. Wegen des Koffers, der einfach nicht mit mir zusammenarbeiten will, und ganz besonders wegen Mom.
Ich gehe nach Seattle, weil diese Stadt für mich heute nicht mehr ewige Angst und Reue symbolisiert, sondern nichts weiter als einen Schritt nach vorne. Sie bedeutet für mich Heilung, einen Abschluss und einen Neuanfang. Ich werde nicht länger vor meiner Zukunft oder dieser Stadt davonlaufen. Und ich passe auf mich auf, das habe ich immer getan. Ich bin kein kleines Kind mehr und erst recht nicht die Zoey von früher. Mom will das anscheinend nicht begreifen, egal, wie oft ich es ihr erkläre. Sie kann die Vergangenheit nicht loslassen, dabei ist sie zu schmerzhaft, um sich an ihr festzuhalten. Irgendwann versteht sie das hoffentlich und meine Entscheidung ebenso. Besonders die, mich nicht von ihr aufhalten zu lassen.
Als ich Cooper vor ein paar Monaten besucht habe, bin ich nicht zusammengebrochen. Weder jene Nacht vor einigen Jahren noch die Stadt haben mich gebrochen. Sie haben mich nur verändert.
Ich werde das schaffen.
»Na, wie sieht es bei euch aus? Alles in Ordnung?« Dad stellt sich zu Mom in den Türrahmen meines Zimmers, während ich den Reißverschluss mit einem letzten Ruck zuziehe und mir mit dem Handrücken über die Stirn fahre. Endlich geschafft.
»Natürlich«, antwortet sie. »Ich kann es nur immer noch nicht glauben, dass unsere Tochter auszieht und studiert.«
»Wenigstens zieht sie in ein Mädchenwohnheim.« Mein Dad drückt meine Mom an sich und haucht ihr einen Kuss auf die Schläfe. Er ist fest davon überzeugt, man würde da schon auf mich achtgeben, immerhin gelten dort Regeln, und der Bereich gehört zusätzlich zum Unigelände. Ich glaube, dass er verdrängt, wie das mit Gefahren im echten Leben funktioniert, sonst könnte er mich nicht gehen lassen. Ist vielleicht ganz gut so.
Derweil schießt mir aufgrund seiner Worte die Röte ins Gesicht, und ich bekomme augenblicklich ein schlechtes Gewissen.
Ja, ich habe meine Eltern angelogen. Nachdem ich den Platz an der Harbor Hill bekommen habe und sie mir mein Sparkonto zur freien Verfügung übertrugen, habe ich ihnen gesagt, ich würde ins Wohnheim ziehen. Sie dachten also, das von ihnen und mir ersparte Collegegeld wäre in guten Händen und würde in eine sichere kleine Mädchen-WG mitten auf dem Campus fließen und nicht in eine Mietwohnung, in der zwei Männer wohnen. Einen kennen sie nicht, den anderen mögen sie nicht.
Wenn sie also wüssten, dass ich die neuen Möbel und alles, was ich brauche, zu ihrem ausgestoßenen Sohn und einem weiteren männlichen Mitbewohner liefern lasse, würden sie mich vermutlich nie gehen lassen oder mir den Abschied zur Hölle machen. Es war nicht gerade ein Kinderspiel, sie davon zu überzeugen, mich allein fahren zu lassen, anstatt mich zu bringen, aber nach tagelangem Diskutieren haben sie nachgegeben. Meine Möbel werden direkt geliefert, ich kann den Rest allein stemmen. Nicht nur wegen meiner Vorsätze, meiner Ziele und Wünsche, sondern auch wegen der Sache mit der Wohnung.
Deshalb bleibe ich still. Es ist noch nicht an der Zeit, das alles anzusprechen. Ich bin zwar kein Feigling, aber blöd bin ich auch nicht.
Das eben war außerdem eindeutig eine Anspielung auf meinen Bruder. Eine von unzähligen in den letzten Jahren, und das, obwohl sie nie von ihm oder über ihn reden wollen. Nicht direkt. Nicht wirklich. Es ist unfassbar, dass sie ihm nicht verzeihen, geschweige denn seinen Namen über die Lippen bringen. Nicht, dass es da überhaupt etwas zu verzeihen gäbe. Nicht für mich. Es sollte für niemanden so sein.
Es ist bald fünf Jahre her. Ob sie es akzeptieren wollen oder nicht: Seattle kann nichts dafür. Cooper hat ebenso wenig Schuld an dem, was an jenem Abend passiert ist, wie ich oder sie.
Trotzdem will ich das nicht immer wieder aufwärmen, mit ihnen streiten und ihnen wehtun, genauso wenig wie Coop. Ich habe alles versucht, habe über die Jahre geredet und geredet, habe sogar Milly hergebeten, doch meine Eltern haben nur abgeblockt, und so langsam weiß ich nicht mehr weiter. Mom und Dad tragen den Schmerz jeden Tag unaufhörlich mit sich, als wäre er festgewachsen und sie nicht bereit, ihn zu vergessen - aber sie müssen lernen, dass ich dazu bereit bin. Dass ich es sein muss. Wenn ich dieser Stadt, die ich mag, weiter aus dem Weg gehe, wird da immer etwas sein, das mich zurückhält. Das mir Angst macht.
Und das kann ich nicht zulassen. Ich gebe mich nicht auf, für nichts und niemanden, und ich werde mich trauen, der Angst ins Gesicht zu schauen, egal, wie groß sie ist. Das hat man mir in jener Nacht nicht nehmen können, selbst wenn ich es nicht sofort erkannt habe. Auch in Zukunft lasse ich mir das nicht nehmen.
Nein, das lasse ich nicht zu .
Ich stehe auf, schaue mich um, und das erste Mal, seit feststeht, dass ich an der Harbor Hill für ein Psychologie-Studium angenommen wurde, wird mir ganz schwer ums Herz. Ich hoffe, das neue Bett wird genauso bequem sein, dennoch wird mir mein altes mit der durchgelegenen Matratze und der darüber angebrachten blauen Himmeltapete samt Wolken fehlen. Ebenso wie der schlichte Holzschreibtisch, auf dessen Unterseite Cooper, Mason und ich unsere Namen eingeritzt und seltsame Comics gezeichnet haben, die keiner von uns mehr versteht. Oder mein flauschiger bunter Rundteppich, der die meisten der Kerben auf dem Parkett verdeckt. Am Ende vermisse ich wahrscheinlich sogar die Hitze, die einen hier an heißen Sommertagen umhüllt und niederdrückt, und die Schräge über meinem Bett, an der ich mir über all die Jahre viel zu oft den Kopf gestoßen habe. Oder Coop, wenn er in meinem Zimmer geschlafen hat, weil Mom und Dad nicht mitbekommen sollten, dass er zu spät zu Hause war. Dann ist er über das riesige Spalier an der Hauswand auf die Garage geklettert und von da aus weiter in mein Zimmer. Seines liegt auf der anderen Seite des Hauses, direkt neben dem unserer Eltern. Da gibt oder gab es für ihn keine Möglichkeit,...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.