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Das Tal der geheimen Gräber: ein Schauplatz voller Mythen und Legenden - Hochspannung bis zur letzten Seite!
Der rätselhafte Tod eines Babys führt Inspectora Amaia Salazar erneut ins beschauliche Baztán-Tal am Fuß der Pyrenäen. Für die Urgroßmutter des Kindes steht der Täter fest: Inguma, ein mythologisches Wesen, das schlafenden Kindern den Atem raubt. Amaia Salazar dagegen überführt den Vater, der seine eigene Tochter im Schlaf erstickt hat. Doch damit ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen, denn die Ermittlerin stößt auf weitere ungeklärte Kindstode, die sich in der Gegend zu häufen scheinen ...
"Ein Meilenstein in der Geschichte des spanischen Romans." El Mundo
Der fulminante Abschluss der Baztán-Trilogie wurde von ZDF/arte verfilmt als "Das Tal der geheimen Gräber".
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
Amaia saß seit zwanzig Minuten im Auto und observierte das Haus. Sie hatte den Motor ausgemacht, die Scheiben waren beschlagen, und der Regen tat sein Übriges dazu, dass die Fassade mit den dunklen Fensterläden nur verschwommen zu sehen war.
Ein Wagen hielt direkt vor der Tür. Ein junger Mann stieg aus, spannte einen Regenschirm auf, beugte sich über das Armaturenbrett und griff nach einem Notizbuch. Er warf einen kurzen Blick hinein und ließ es dann wieder auf die Ablage fallen. Dann machte er die Tür zu, holte ein flaches Paket aus dem Kofferraum und ging zum Hauseingang.
Amaia war bei ihm, als er gerade läutete.
»Wer sind Sie?«
»Sozialer Dienst. Wir bringen jeden Tag das Mittag- und Abendessen«, erklärte er und deutete auf das in Zellophan eingeschweißte Essen in seiner Hand. »Der Mann darf nicht aus dem Haus und hat niemanden, der sich um ihn kümmert. Sind Sie eine Angehörige?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Nein, Policía Foral.«
»Aha«, sagte der Sozialarbeiter, offenbar enttäuscht.
Er klingelte noch einmal, trat näher an die Tür und rief:
»Señor Yáñez, ich bin's, Mikel, vom Sozialen Dienst. Erinnern Sie sich? Ich bringe Ihnen .«
Bevor er zu Ende sprechen konnte, wurde geöffnet. Das hagere, aschgraue Gesicht von Yáñez erschien in der Tür.
»Natürlich erinnere ich mich, ich bin ja nicht senil. Und wieso zum Teufel schreien Sie so? Taub bin ich nämlich auch nicht«, blaffte er schlecht gelaunt.
»Natürlich nicht, Señor Yáñez«, beschwichtigte der junge Mann grinsend, drückte die Tür auf und schlüpfte hinein.
Amaia suchte nach ihrem Dienstausweis.
»Nicht nötig«, sagte Yáñez, der sie erkannt hatte und beiseitetrat, um sie hereinzulassen.
Er trug eine Cordhose und einen dicken Pullover, über den er einen Frotteebademantel gezogen hatte, dessen Farbe Amaia im spärlichen Licht, das durch die fast vollständig geschlossenen Fensterläden fiel, nicht ausmachen konnte. Sie folgte Yáñez über den Flur in die Küche, wo die Neonlampe mehrmals flackerte, bevor sie ansprang.
»Aber Señor Yáñez!«, rief der junge Mann einen Tick zu laut. »Sie haben Ihr Abendessen ja gar nicht gegessen!« Er hatte den Kühlschrank geöffnet, holte ein paar verschweißte Päckchen heraus und stellte die neuen hinein. »Sie wissen doch, dass ich das in meinem Bericht vermerken muss. Wenn der Arzt mit Ihnen schimpft, dürfen Sie sich nicht bei mir beschweren.« Er sprach wie zu einem kleinen Kind.
»Das kannst du von mir aus sonstwo vermerken«, raunzte Yáñez.
»Hat Ihnen der Seehecht mit Soße nicht geschmeckt?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Heute gibt's Kichererbsen mit Fleisch und Joghurt, und zum Abendessen Tortilla, Suppe und als Nachtisch Biskuit.« Er drehte sich um, stapelte die nicht angerührten Speisen auf einem Tablett, bückte sich zur Spüle hinunter, verknotete die halbleere Mülltüte und machte sich auf den Weg. An der Tür blieb er noch einmal stehen und sagte wieder etwas zu laut: »Gut, Señor Yáñez, das wär's dann. Guten Appetit und bis morgen.«
Er nickte Amaia zu und ging los. Yáñez wartete, bis er die Haustür ins Schloss fallen hörte, bevor er das Wort ergriff.
»Na, wie fanden Sie diesen Auftritt? Heute hat er sich ziemlich viel Zeit genommen, normalerweise dauert es keine zwanzig Sekunden. Der arme Kerl will weg, bevor er überhaupt reingekommen ist«, sagte er, schaltete das Licht aus und ließ Amaia fast im Dunkeln stehen. »Hier drin kriegt er das Grausen, und ich kann es ihm nicht verübeln, ist ja auch wie auf dem Friedhof bei mir.«
Auf dem braunen Samtsofa lagen ein Kissen, zwei grobe Decken und ein Laken. Amaia vermutete, dass Yáñez dort schlief und wahrscheinlich auch den größten Teil des Tages dort verbrachte. Überall waren Krümel, und auf einer der Decken prangte ein trockener eigelbfarbener Fleck. Yáñez setzte sich, gegen das Kissen gelehnt. Amaia betrachtete ihn aufmerksam. Ein Monat war vergangen, seit sie ihn auf dem Kommissariat gesehen hatte. Aufgrund seines Alters wartete er unter Hausarrest auf seinen Prozess. Er war dünner geworden, und der harte, misstrauische Gesichtsausdruck hatte sich ihm so tief eingegraben, dass er wie ein verrückter Asket wirkte. Seine Haare waren kurz geschnitten, und er hatte sich auch rasiert, aber unter dem Bademantel und dem Pullover lugte das Schlafanzugoberteil hervor. Amaia fragte sich, wie lange er das wohl schon trug. Es war eiskalt in der Wohnung, als wäre seit Tagen nicht mehr geheizt worden. Dem Sofa gegenüber befanden sich ein Kamin, in dem allerdings kein Feuer brannte, und ein auf lautlos gestellter, ziemlich neuer Fernseher, der den Kamin an Größe noch übertraf und das Zimmer in ein kaltes bläuliches Licht tauchte.
»Kann ich die Fenster öffnen?«, fragte Amaia.
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Hauptsache, Sie machen sie hinterher wieder zu.«
Sie nickte, öffnete die Fenster und stieß die Holzläden auf, um das spärliche Licht Baztáns einzulassen. Dann drehte sie sich wieder zu ihm und bemerkte, dass er seine ganze Aufmerksamkeit auf den Fernseher gerichtet hatte.
»Señor Yáñez.«
Er starrte auf den Bildschirm, als wäre sie überhaupt nicht anwesend.
Missmutig sah er sie an.
»Ich würde mich gern mal umsehen«, sagte sie und machte eine Geste in Richtung Flur.
»Tun Sie sich keinen Zwang an«, erwiderte er, »aber bringen Sie nicht alles durcheinander. Beim letzten Mal haben Ihre Kollegen das reinste Chaos hinterlassen. Ich hab ewig gebraucht, bis alles wieder so war wie vorher.«
»Natürlich.«
»Außer dem Polizisten gestern, der war etwas rücksichtsvoller.«
»Gestern war ein Polizist hier?«, fragte sie erstaunt.
»Ja, ein netter Mensch. Hat mir sogar einen Milchkaffee gemacht, bevor er wieder gegangen ist.«
Das Haus hatte nur ein Stockwerk. Neben der Küche und dem kleinen Wohnzimmer gab es noch drei Schlafzimmer und ein ziemlich großes Bad. Amaia öffnete die Schränkchen und nahm die Regale genauer unter die Lupe: Rasierzeug, Toilettenpapier, irgendwelche Tabletten. Das erste Schlafzimmer dominierte ein Ehebett, in dem schon seit längerem niemand mehr geschlafen zu haben schien. Die geblümte Tagesdecke, die gut zu den Vorhängen passte, war an den Stellen, auf die seit Jahren die Sonne schien, stark ausgebleicht. Häkeldeckchen auf dem Toilettentisch und den beiden Nachttischen verstärkten noch den Eindruck einer Zeitreise in diesem Zimmer, das jemand in den Siebzigerjahren mit viel Liebe eingerichtet hatte, wahrscheinlich Yáñez' Frau. Offenbar hatte er daran nie wieder etwas geändert. Die Vasen mit den Plastikblumen in den schrillsten Farben riefen in Amaia ein unwirkliches Gefühl hervor, als wäre das Zimmer eine Rekonstruktion in einem ethnologischen Museum, so kalt und unwirtlich wie ein Grab.
Das zweite Schlafzimmer war leer, bis auf eine alte Schreibmaschine und einen Weidenkorb vor dem Fenster. Amaia erinnerte sich noch gut an den Durchsuchungsbericht. Trotzdem hob sie den Deckel an, um sich die Stoffreste anzusehen, unter denen auch eine farbintensivere Version des Vorhangstoffs aus dem ersten Schlafzimmer war.
Das dritte Schlafzimmer war das Kinderzimmer, so hatte es wenigstens im Bericht geheißen. Und so war es auch: das typische Zimmer eines elf oder zwölf Jahre alten Jungen. Einzelbett mit einer sauberen weißen Tagesdecke; auf den Regalen Exemplare einer Kinderbuchreihe, die auch sie selbst schon gelesen hatte, und Spielzeug, vor allem Modellbauten, Schiffe, Flugzeuge, eine ganze Sammlung Metallautos, alle schön aufgereiht und ohne einen Fussel Staub; an der Innenseite der Tür das Poster eines Ferraris und auf dem Schreibtisch alte Schulbücher und ein Stapel Sammelbildchen, die von einem Gummiring zusammengehalten wurden. Sie nahm ihn in die Hand und stellte fest, dass das Gummi hart, rissig und mit der bleichen Pappe der Bildchen verklebt war. Sie legte den Stapel wieder zurück und verglich im Geist dieses eiskalte Zimmer mit Berasateguis Wohnung in Pamplona. In Yáñez' Haus gab es noch zwei weitere Räume, eine kleine Waschküche und eine gut gefüllte Brennholzkammer, in der auch Gartenwerkzeuge und Kisten mit Kartoffeln und Zwiebeln verstaut waren. Neben der Tür, die nach draußen führte, befand sich ein ausgeschalteter Gasbrenner.
Amaia holte sich aus der Küche einen Stuhl und stellte ihn zwischen Yáñez und den Fernseher.
»Ich würde Ihnen gern einige Fragen stellen.«
Yáñez nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Dann sah er Amaia an, mit seinem typischen Gesichtsausdruck zwischen wütend und verbittert, der Amaia schon bei ihrer ersten Begegnung dazu veranlasst hatte, ihn in der Kategorie unberechenbar abzuspeichern.
»Erzählen Sie mir von Ihrem Sohn.«
Yáñez zuckte mit den Schultern.
»Wie war Ihre Beziehung zu ihm?«
»Er ist ein guter Junge«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. »Und er hat alles getan, was man von einem guten Jungen erwarten konnte.«
»Zum Beispiel?«
Diesmal musste er nachdenken.
»Er hat mir Geld gegeben, ab und zu eingekauft, Essen gebracht, solche Sachen halt.«
»Ich habe da ganz andere Informationen. Im Dorf heißt es, Sie hätten den Jungen nach dem Tod Ihrer Frau zum Studieren ins Ausland geschickt und er hätte sich jahrelang nicht mehr hier blicken lassen.«
»Er hat eben studiert und musste viel lernen, zwei Studiengänge und ein Master, der Junge ist einer der besten Psychiater...
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