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Die Politik diskutiert schon lange über Möglichkeiten den bestehenden Pflegenotstand zu beheben.
Um einen Pflegenotstand zu vermeiden, wird über eine Reform der Pflegeversicherung, über höhere Beiträge oder über eine private Absicherung diskutiert.
Trotz Pflegereformen und Gesetzesänderungen, trotz Erhöhung des Beitrages zur gesetzlichen Pflegeversicherung wurden die Probleme im Pflegebereich in den letzten Jahren aber eher mehr als weniger. In den Krankenhäusern wurden Anfang der 2000er Jahre sogar über 30.000 Pflegestellen abgebaut, um beim größten Kostenfaktor, dem Personal, zu sparen.
Symptom und Ursache
Wie fast überall in der Politik und der Medizin wird auch beim Pflegenotstand nur das Symptom bekämpft, aber nichts an der Ursache verändert. Die Politik versucht zwar alles, um die Pflege der ständig wachsenden Zahl der Pflegebedürftigen zu finanzieren, aber sie unternimmt nichts, um diese Zahl zu reduzieren.
Bei den ganzen Diskussionen über den Pflegenotstand dreht sich alles nur darum, welche Kosten kommen auf uns zu und wie kann man das Ganze finanzieren. Sowohl im Bundestag wie auch in Talkshows wird nur darüber diskutiert, wie man Pflegeberufe attraktiver machen kann und wie mehr Pflegeplätze geschaffen werden können.
Obwohl sich die Zahl der Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen seit 1999 mehr als verdoppelt hat, stehen wir immer noch vor dem gleichen Problem, da sich auch die Zahl der Pflegebedürftigen im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt hat.
Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen:
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik)
Man versucht die Symptome zu lindern, ändert aber nichts an der Ursache. Aufgabe der Politik und des Gesundheitsministers sollte jedoch sein, alles daran zu setzen den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu verbessern und dadurch das Gesundheitswesen und den Pflegebereich zu entlasten.
Anstatt zu überlegen, wie man die Pflege von fünf Millionen Pflegebedürftigen finanziert, sollte man sich doch besser fragen, warum nimmt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen ständig zu, was sind die Ursachen und wie könnte man heute schon gegensteuern, damit das Ganze keine so dramatischen Ausmaße annimmt.
Wäre es nicht sinnvoller, Geld dafür auszugeben, den Gesundheitszustand der Menschen zu verbessern und dadurch langfristig die Zahl der pflegebedürftigen Menschen zu reduzieren, anstatt immer mehr Geld für die Pflege aufbringen zu müssen?
Unser Gesundheitssystem ist eigentlich ein Krankheitssystem, da es hauptsächlich darum geht, Krankheiten zu behandeln statt Gesundheit zu fördern. Wahrscheinlich wird sich das erst ändern, wenn man mit Gesundheit mehr Geld verdienen kann als mit Krankheit. Frühere Ärzte wie Hippokrates waren Heiler, ihr Ziel war es, die Menschen zu heilen.
In der heutigen Medizin geht es schon lange nicht mehr um Heilung, es geht hauptsächlich nur noch um Reparatur. So versucht man, alle Beschwerden so gut es geht zu reparieren, bis man nichts mehr reparieren kann und der Patient pflegebedürftig ist.
Tabelle 1
Die Ursache für die steigende Zahl der Pflegebedürftigen liegt, laut Politik und Medizin, im demografischen Wandel und der steigenden Lebenserwartung.
Von 1999 bis 2009 hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland bei Männern um 2,5 Jahre und bei Frauen um1,6 Jahre erhöht. Die Zahl der Pflegebedürftigen stieg im gleichen Zeitraum um 320.000 Personen. Von 2009 bis 2019 stieg die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern nur noch um 1,1 Jahre und bei Frauen um 0,8 Jahre. Obwohl sich der Anstieg der Lebenserwartung verringerte, hat sich die Anzahl der Pflegebedürftigen in diesem Zeitraum um 1,79 Millionen Personen erhöht. Seit 2016 ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland nicht mehr gestiegen. Bei Männern ist sie seit 2019 sogar leicht rückläufig. Trotzdem ist die Zahl der Pflegebedürftigen Menschen von 2019 bis 2021 um 830.000 gestiegen.
Ein Sondereffekt liegt seit 2017 mit der Einführung des neuen weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs vor. Dies führte zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen. Zudem ist ein Teil des Anstiegs 2021 (etwa 160 000 Pflegebedürftige) auf die Behebung einer vorherigen Untererfassung im Pflegegrad 1 zurückzuführen.
(Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/Hintergruende-Auswirkungen/demografie-pflege.html
Von 1999 bis 2021 haben sich die jährlichen Gesundheitsausgaben pro Einwohner in Deutschland mehr als verdoppelt. Trotz der stark gestiegenen Ausgaben hat sich auch die Zahl der Pflegebedürftigen in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. Anscheinend führen höhere Gesundheitsausgaben nicht automatisch zu einem besseren Gesundheitszustand der Menschen.
Mit ziemlicher Sicherheit wird die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland in den nächsten Jahren nicht weiter ansteigen, wahrscheinlich wird sie sogar sinken. Trotzdem soll sich die Zahl der Pflegebedürftigen, laut verschiedener Prognosen, bis 2050 auf etwa 6,8 Millionen erhöhen.
Wenn die steigende Lebenserwartung der Grund für die wachsende Zahl der Pflegebedürftigen ist, dann dürfte bei einer stagnierenden oder sogar sinkenden Lebenserwartung die Zahl der Pflegebedürftigen ja nicht weiter steigen. Vielleicht gibt es doch noch andere Ursachen, die in die Pflegebedürftigkeit führen.
Warum ist die Zahl der pflegebedürftigen Menschen 1999 noch nicht so stark gestiegen wie 20 Jahre später, obwohl die Einwohnerzahl fast gleich war und die durchschnittliche Lebenserwartung sich damals noch jedes Jahr erhöhte?
Das Alter, in dem Menschen pflegebedürftig werden, liegt bei etwa 75 Jahren und darüber. Wer im Jahr 1999 75 Jahre alt war, wurde 1924 geboren. Das heißt, diese Menschen hatten als Kinder und Jugendliche noch wesentlich mehr Bewegung als spätere Generationen. Auch war ihre Ernährung noch viel natürlicher, es gab noch kein Fastfood und kaum industriell verarbeitete Nahrungsmittel. Diese Menschen hatten den 2. Weltkrieg erlebt und die Notzeiten danach. Wahrscheinlich hatte kaum jemand von ihnen zu dieser Zeit Übergewicht. Ein Auto war ein Luxus, den sich nur wenige leisten konnten. 1955 waren in Deutschland 1.747.555 PKW zugelassen, 1965 waren es 9.267.423 und 1975 waren es schon 17.898.422 Autos. Am 4. Dezember 1971 wurde die erste McDonald´s Filiale in Deutschland (München) eröffnet und es gab immer mehr Supermärkte mit immer mehr industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln. Man kann also davon ausgehen, dass die Menschen die 1924 geboren wurden bis zu einem Alter von ca. Mitte 40 kaum Übergewicht hatten, da sie sich zwangsläufig mehr bewegten und gesünder ernährten. Erst dann konnten sie sich mehr und mehr einen bequemeren und dadurch auch ungesünderen Lebensstil leisten. Die Personen, die 2021 75 Jahre alt waren, wurden 1946 geboren und konnten sich diese ungesündere Lebensweise, mit weniger Bewegung und mehr Risikofaktoren, schon ab einem Alter von ca. Mitte 20 leisten. Sie lebten also 20 Jahre länger mit verschiedenen Risikofaktoren, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit im Alter pflegebedürftig zu werden, stark erhöhte. Je länger wir bewegungsarm und unnatürlich leben und uns falsch ernähren, umso höher ist das Risiko im Alter pflegebedürftig zu werden. Das zeigt, dass die Lebensweise und die Ernährung einen großen Einfluss darauf haben, ob jemand pflegebedürftig wird oder nicht. Wenn wir sehen, mit wie wenig Bewegung und welcher Ernährung die heutigen Kinder aufwachsen, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn die Zahl der Pflegebedürftigen in Zukunft immer noch schneller wächst.
Man...
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