Schweitzer Fachinformationen
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»Hat er gerade in der Nase gebohrt?«, fragt Sedona.
»Japp. Willkommen in Romes Leben.«
»Igitt, wie ekelhaft.«
Dion zieht den Finger aus der Nase und inspiziert den Popel. Langsam öffnet er den Mund.
»Phoenix, halt ihn auf.« Dion steckt seinen Finger in den Mund.
»Dann muss ich ja seinen Finger berühren«, erwidere ich.
»Du kannst nicht zulassen, dass unser Neffe Popel isst.«
Sedona ist Savannah unheimlich ähnlich. Ich glaube, sie teilen sich sogar eine Pinterest-Seite zum Thema »Organisieren«.
»Doch, kann ich. Habe ich schon mehr als einmal gemacht.«
Meine Verbitterung ist mir deutlich anzuhören, denn im Gegensatz zu mir lebt meine Zwillingsschwester ihren Traum. Ich gebe zu, dass ich durchaus ein wenig stur sein kann.
»Wie oft muss ich mich noch dafür entschuldigen, dass ich es nicht zur Geburtstagsparty eines Zweijährigen geschafft habe?«, fragt Sedona verärgert.
Jetzt habe ich das Gefühl, eine beschissene Schwester zu sein, weil ich nicht vor Freude auf und ab hüpfe, schließlich ist sie drauf und dran, ihren College-Abschluss zu machen. Mit dem Englischdiplom, das sie schon immer wollte.
Ich will gerade etwas erwidern, als Grandma Dori ihr Gesicht vor das iPad schiebt.
»Hi, Grandma«, begrüßt Sedona sie bereits zum fünften Mal heute, dabei hatten wir noch nicht mal Kuchen.
»Diese Technik.« Grandma Dori schüttelt den Kopf. »Du siehst müde aus, Liebes. Nickerchen sind etwas Großartiges, aber nie länger als fünfzehn Minuten.« Sie wedelt mit dem Zeigefinger.
»Vielleicht hält Jamison sie nachts wach«, bemerke ich.
Grandma Dori sieht mich an und hebt die grauen Augenbrauen.
»Hör auf, Phoenix. So ist es nicht, Gram. Mach dir keine Sorgen.«
Sedona ist ziemlich gut darin, Gerüchte, sie sei keine Jungfrau mehr, schnell zu zerstreuen. Unsere Familie wäre schockiert, zu erfahren, dass sie ihre Jungfräulichkeit lange vor mir verloren hat. Ich kann mir richtig vorstellen, wie sie nach Luft schnappen und die Hände vor die Münder schlagen würden. »Doch nicht unsere perfekte Sedona!« Aber ich? Ich bin das schwarze Schaf. Die schlechte Erbse im Topf. Oder wie auch immer ihr die Person nennen wollt, die anders ist als der Rest der Familie.
»Lass dir nichts vormachen, Grandma. Ich habe gehört, Jamison hat ihr zum Geburtstag einen Dreier geschenkt.«
»Phoenix!«
Sedona schreit so laut, dass sich alle Partygäste zu uns umdrehen. Doch keiner fragt, warum Sedonas Wangen so gerötet sind. Sie gehen einfach davon aus, dass ich der Grund dafür bin.
Um ehrlich zu sein, schätze ich, Jamison hat ihr eine Kette geschenkt. Mit einem Herzanhänger mit seinem Foto darin. Irgendwas total Klischeehaftes.
»Ich mache nur Spaß«, sage ich.
Grandma Dori verpasst mir einen Klaps auf den Hinterkopf. »Was soll ich bloß mit dir machen?«
Ich zucke mit den Schultern und schiebe mir noch eine von den Garnelenpasteten, die Rome zubereitet hat, in den Mund.
»Wie ist das Essen?«, fragt Sedona, nachdem Grandma Dori zu Juno gegangen ist, um sich mit ihr zu unterhalten.
»Lecker wie immer.«
Sie stöhnt. »Ich habe nur noch eine Tüte alter Doritos.«
»Warum besorgt dir Jamison nichts zu essen?« Ich kann nicht mal bis zwei zählen, bevor sie sich für ihn eine Entschuldigung einfallen lässt.
»Er ist in Chicago.«
»Und macht dort was?«
»Profifußball spielen.« Sie verdreht die Augen und atmet genervt aus. »Ich sollte jetzt besser Schluss machen. Ich muss noch für die Abschlussprüfung lernen.«
Ich rolle ebenfalls die Augen.
»Es gibt Kuchen!«, ruft Rome, und Harley betritt mit einem riesigen Dinosaurierkuchen den Raum.
»Hast du diese Dinger in allen Farben?«, fragt Denver und berührt das Tragetuch, in dem Phoebe sitzt und sich an Romes Brust schmiegt. Sie ist erst fünf Monate alt, aber schon jetzt das exakte Ebenbild ihrer großen Schwester Calista.
Dion hüpft auf und ab und steckt den Finger in den Kuchen.
»Wie gut, dass ich nichts von diesem Kuchen abbekomme«, bemerkt Sedona.
»Die andere Seite ist noch gut«, erwidere ich und begutachte den Teil, den Dion noch nicht kontaminiert hat. Ich denke darüber nach, meine Depression mit dieser schokoladigen Köstlichkeit zu betäuben, denn in meinem Leben geht einfach nichts voran.
»Ich vermisse Sweet Suga.« Sedona seufzt. Würde ich jetzt auf das iPad blicken, würde ich bestimmt einen Sabberfaden sehen. Wenigstens eine Sache, die ich habe und sie nicht. Ich kriege Kuchen von ihrer Lieblingsbäckerei.
»Aber nach deinen Abschlussprüfungen kommst du zurück, oder?«, frage ich.
»Ähm . ja.«
»Für immer?«
Ihr Schweigen bringt mich dazu, wieder auf das iPad zu sehen. Sofort bemerke ich das Zögern in ihren Augen.
»Sedona.« Ich presse fest die Kiefer aufeinander. Ich wusste, dass sie ihre Pläne für Jamison ändern würde, sobald sie wieder zusammen sind.
»Na ja, Jamison hat mich gefragt, ob ich bei ihm einziehe.«
»Er hat was?«
Austin unterbricht uns. »Hey, Mädels. Habt ihr was dagegen, eurem Neffen ein Geburtstagsständchen zu singen?«
Ich drehe das iPad wieder so, dass Sedona die anderen sieht, während sich Wut in mir breitmacht. Ich singe das »Happy Birthday« so leise mit, dass mich die anderen bei Weitem übertönen. Ich halte den Blick auf Dion gerichtet. Er lächelt so breit, dass man meinen könnte, er wäre von allen Paw Patrol-Figuren umringt.
Ich denke an den Tag, als er geboren wurde. Ich erhielt die Textnachricht von Harley direkt nach einem Auftritt, der mir nur zwanzig Dollar eingebracht hatte, weil die Bar so leer war. Sie schrieb uns allen, sie läge nun in den Wehen. Mein Handy explodierte förmlich, als ich die schäbige Bar verließ, in der man mich wie eine Karaokesängerin und nicht wie eine professionelle Musikerin behandelt hatte.
Ich sandte die obligatorischen Glückwünsche und ein trauriges Emoji, weil ich nicht dabei sein konnte. Und ich meinte es auch so. Ich liebe meine Nichten und meinen Neffen, auch wenn sie Rome das Leben manchmal ganz schön zur Hölle machen. Ich fand es urkomisch, als Calista letztes Jahr so besessen von »Baby Shark« war. Doch während meine Familie in Lake Starlight so glücklich war, lag mein Traum in L.A. auf dem Sterbebett.
Die zwanzig Dollar in meiner Tasche halfen mir auch nicht, meine Miete zu bezahlen. Savannah und Austin hatten mir im ersten Jahr unter die Arme gegriffen, doch danach musste ich auf eigenen Beinen stehen. Als der Räumungsbefehl an meiner Tür hing und mein Konto im Minus war, benutzte ich die Kreditkarte, die sie mir für Notfälle gegeben hatten, und buchte ein Ticket zurück nach Alaska.
Jetzt wohne ich mit Denver und Cleo in Savannahs Haus, ohne Miete zu bezahlen. Ich wechsle von Job zu Job. Jedes meiner Familienmitglieder gibt mir eine Chance, aber eigentlich will ich nur Sängerin werden. Eine berühmte Sängerin.
»Phoenix«, flüstert Sedona. Zögerlich drehe ich das iPad wieder zu mir. »Ich komme nach dem Abschluss nach Hause. Versprochen.«
Ich nicke. Ich vermisse meine Zwillingsschwester wie verrückt, aber sie soll sich nicht ihre Zukunft ruinieren, nur weil ich keine habe. »Nein, wirst du nicht. Du wirst mit Jamison zusammenziehen.«
Sie lächelt ein wenig und sieht mich so durchdringend an, dass ich in meinem Sessel hin- und herrutsche. »Du weißt, dass es irgendwann passieren wird, richtig? Eines Tages. Morgen oder in fünf Jahren. Du bist zum Singen bestimmt.«
Meine restliche Familie ist der Meinung, dass ich meine Chance hatte und mir nun einen normalen Job suchen muss. Nur Sedona nicht.
»Zieh bei uns ein. New York braucht Sängerinnen. Ich weiß, dass du den ganzen Popstars nacheiferst, aber New York bietet auch viele Möglichkeiten.«
Ich kaue auf meinem Fingernagel herum. Das bietet sie mir an, seit ich wieder nach Lake Starlight gezogen bin. Aber es ist schwierig, es noch mal zu probieren, wenn die Gefahr, zu scheitern, so viel höher ist als die Wahrscheinlichkeit, es tatsächlich zu schaffen. Und ich will meiner Schwester, die noch nicht mal ihren College-Abschluss hat, nicht auf der Tasche liegen. Es reicht schon, dass ich bei meiner älteren, erfolgreichen Schwester schnorren muss.
»Hey, Sedona. Wir sehen uns in ein paar Wochen!« Juno reicht mir einen Teller mit Kuchen. »Ich werde uns Tickets für eine Broadway-Show besorgen.«
»Oh, okay!«, erwidert Sedona.
Nur ein paar von uns werden für ihre Abschlussfeier nach New York fliegen. Dank unseres reichen Schwagers Wyatt - und seines Whitmore-Status - reisen wir in einem Privatjet.
»Mean Girls läuft«, sagt Sedona.
Junos Augen beginnen zu leuchten. Großartig. Noch etwas, wofür ich Geld brauchen werde.
»Von welcher Seite des Kuchens...
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