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Die heiße Dusche und frische Sachen vertrieben den letzten Rest von Jetlag. Zumindest für den Moment. Und erinnerten mich daran, dass das Frühstück im Flugzeug heute meine letzte Mahlzeit gewesen war. Wobei man bei einem Erste-Klasse-Flug nicht mäkeln konnte. Aber wenn ich keine Lust darauf hatte, dass mein Magen demnächst anfing zu knurren, hieß mein nächstes Ziel wohl »Küche und Kühlschrank«.
Irgendwer hatte mein Gepäck neben der Tür abgestellt, während ich geschlafen hatte. Etwas, das mir so gar nicht behagte. Vor allem, weil ich rein gar nichts davon mitbekommen hatte.
Da mein Zimmer anscheinend am Ende des Korridors lag, gab es nur eine Richtung. Ich schaffte es bis zum Ende der Treppe aus dunklem Holz, die ins Erdgeschoss führte und in einer ebenso dunklen Eingangshalle endete, als aus dem hinteren Teil des Hauses plötzlich Stimmen erklangen und nur ein paar Sekunden später ein Pärchen aus einem Durchgang neben den letzten Stufen auftauchte. Als sie mich bemerkte, blieb sie so abrupt stehen, dass er um ein Haar in sie hineingelaufen wäre. So zierlich, wie sie gebaut war, hätte er sie damit wahrscheinlich glatt von den Füßen geholt. Allerdings brauchte sie nicht lange, um sich von ihrer Überraschung zu erholen. Ihr Lächeln hatte etwas absolut Ansteckendes.
»Du musst Cassandra sein. - Ich bin Sarah-Ann.« Sie verzog den Mund. »Aber Ann reicht vollkommen. Sarah klingt so .« Ihre Geste verriet, was sie von ihrem Namen hielt. ». sagen wir: nicht gerade cool.« Sie kam auf mich zu, deutete hinter sich. »Das ist Luke.« Ich wurde mit einem lässigen Salut bedacht. Er war offensichtlich einer von den gut aussehenden, coolen Typen, nach denen sich alles, was weiblich war, umdrehte.
Ich verkniff es mir im allerletzten Moment, Darth Vaders »Nein, ich bin dein Vater« zu zitieren.
Anns Händedruck war erstaunlich fest. Ihre Hände selbst waren allerdings eiskalt.
Das also musste die Tochter des Richters sein. Und er? Ihr Freund? Unwahrscheinlich, dass sie Single war. Nicht bei diesem Aussehen. »Cass.« Weder Mom noch Granny hatten mir je verraten, wer auf die grandiose Idee gekommen war, mich nach dieser griechischen Seherin zu nennen. Und Dad hatte sowieso geschwiegen wie ein Grab. Ich schob möglichst unauffällig die Hände in die Taschen meiner Jeans, sah mich demonstrativ um. »Beeindruckend.« Mehr fiel mir zu der dunklen Täfelung, der ebensolchen Treppe, den schweren Teppichen und den Tischchen mit den Blumenvasen unter den Gemälden nicht ein. Zumindest nicht, ohne ihr zu nahe zu treten, wenn sie diesen Stil mochte.
Das Lächeln wurde zu einem Lachen. »Manche bezeichnen es als >erdrückend< . wenn sie nett sind.« Sie warf einen kurzen Blick hinter sich. »Nicht wahr?«
Sein Schulterzucken hatte fast etwas Spöttisches. »Ich bin immer nett.« Vollkommen selbstverständlich legte sein Arm sich von hinten um ihre Taille. Aha. Freund.
Sie schnaubte, dann lehnte sie sich gegen ihn. »Wir hatten damit gerechnet, dass du früher aufwachst. Mein Vater ist in seinem Arbeitszimmer.« Mit einer kleinen Bewegung nickte sie zu einer Tür hinter mir. »Er hat gesagt, er empfängt dich, sobald du herunterkommst.«
Empfängt. Oha. »Dann sollte ich ihn wohl nicht länger warten lassen.« Mein Magen musste sich also wohl oder übel noch etwas gedulden.
Das Arbeitszimmer des Richters unterschied sich nicht sonderlich von denen meiner vorherigen Gastgeber. Deckenhohe Bücherregale entlang der Wände, Vitrinen mit irgendwelchen alten Folianten oder Kunstgegenständen mitten im Raum, schwere Teppiche auf dem wie poliert glänzenden Boden und ein ausladender Schreibtisch.
Richter Ambrose Wittmore war an den Schläfen schon grau. Aber ansonsten verriet nichts sein Alter. Wenn man mich gefragt hätte, hätte ich ihn auf Anfang fünfzig geschätzt. Nur war ich in so etwas nicht besonders gut.
Er hatte auf mein Klopfen mit einem deutlichen »Herein« geantwortet. Jetzt erhob er sich hinter seinem Schreibtisch, während ich die Tür hinter mir schloss.
»Cassandra, willkommen in meinem Haus. Ich hoffe, du hattest einen angenehmen Flug.« Er deutete auf einen der Sessel vor seinem Schreibtisch. »Setz dich.«
Erfahrungsgemäß hatte ich diese Begrüßungsansprachen schneller hinter mir, wenn ich das brave Kind spielte und mich genauso benahm, wie sie es erwarteten. Wie ich wirklich war, würden sie früh genug feststellen. Also setzte ich mich.
»Danke. Wie ein Erster-Klasse-Flug so ist. Und danke, dass Sie mich haben abholen lassen. Ich hätte mir aber auch ein Taxi nehmen können.« Wäre vielleicht unterhaltsamer gewesen.
»Unsinn. Dir einen Chauffeur zu schicken, war ja wohl das Mindeste.« Er winkte ab. »Hast du deinen Aufenthalt in Paris genossen?«
Ich hob gelangweilt die Schultern. Hoffentlich war dieser Small Talk bald vorbei. »Paris ist eine tolle Stadt .«
». die dich leider auch nicht dazu verleiten konnte, deine Studien aufzunehmen. -«
Halleluja. Er kam zur Sache.
Der Richter verschränkte die Hände auf der Tischplatte, musterte mich. »Was wir alle sehr bedauern. - Natürlich ebenso sehr, wie den Verlust deiner Mutter und deiner Großmutter. Agatha war eine . beeindruckende Frau.«
Vor der jeder Einzelne von euch den Schwanz eingezogen hat. Und die euch zum Teufel gejagt hat, als ihr Mom vorschreiben wolltet, wen sie heiraten soll. Anscheinend bedeutete bei seinen Ehren »zur Sache kommen« nicht auch zwingend zum Punkt zu kommen. - Leider.
»Entsprechend ist es mir eine Ehre, mich jetzt um ihre Enkeltochter kümmern zu dürfen.«
Ich rang mir ein höfliches Lächeln ab. Jedem einzelnen meiner bisherigen Gastgeber traute ich zu, die Finger bei dem Feuer, das Mom und Dad getötet hatte, im Spiel gehabt zu haben. Und dann bei Grannys Unfall keine zwei Wochen später.
»Umso mehr, da ich hoffe, dich davon überzeugen zu können, doch dein Erbe anzunehmen. Ein Talent wie das deine .«, er deutete ein Kopfschütteln an, ». es wäre eine unendliche Verschwendung, es nicht zu kultivieren.«
Ich unterdrückte das Schnauben im letzten Moment. Woher wollte er etwas über mein Talent wissen?
»Entsprechend kannst du natürlich mit jeder Unterstützung rechnen, die du für deine Studien brauchst.«
Das klang, als wäre es für ihn beschlossene Sache, dass ich endlich tun würde, was sie alle von mir erwarteten. Never ever.
»Und sollte es dir helfen, Luke zu benutzen .«
Wie bitte? Anscheinend sprach mein Gesichtsausdruck Bände. Der Richter lächelte.
»Offenbar ist es dir entgangen. Nun ja, man kann ja auch von jemandem ohne Ausbildung nicht erwarten, dass er solche Dinge erkennt: Luke ist ein Vertrauter.«
Dieses Mal holte ich scharf Luft. Die Katze. Dieser miese Bastard. Na warte.
»Natürlich soll er sich dauerhaft mit Sarah-Ann verbinden, wenn sie so weit ist.« War da gerade Missbilligung in seinem Ton? Ach? Hieß das, sein Töchterchen war nicht der Überflieger, den er gerne hätte, oder hatte er etwas gegen diesen Luke? »Aber ich denke, vorübergehend würde nichts dagegen sprechen .«
»Das wird nicht nötig sein.« Die Brauen seiner Ehren hoben sich. Anscheinend war er es nicht gewohnt, dass ihm jemand so einfach ins Wort fiel. »Ich will nichts mit der Hexerei zu tun haben. Meine Entscheidung steht fest. Und daran wird sich auch nichts ändern.«
Für den Bruchteil einer Sekunde war der Ärger in seinem Gesicht nicht zu übersehen. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Nun, wir werden sehen .«
Ich hob die Schultern. »Wie Sie .« Sein Handy beendete meinen Satz. Also hatte man hier zumindest Empfang. Wenigstens ein Lichtblick.
»Entschuldige.« Für mein Gefühl fast ein bisschen zu hastig griff er danach. »Wittmore? W-« Wer auch immer am anderen Ende war, ließ ihn anscheinend nicht ausreden. Und was auch immer er zu ihm sagte: Der Richter wurde schlagartig kalkweiß. »Das kann nicht . - Warum sollte er das . - Ja, ich weiß, dass man das auch bei Walter . - Ja, natürlich ist mir bewusst . - Ist die Polizei schon . - Verdammt. - Ja, selbstverständlich komme ich. Sorg dafür, dass sie nicht zu viel herumschnüffeln, bis ich da bin. Nach der Sache mit Walter will ich nicht noch mehr Aufmerksamkeit.« Er stand so heftig auf, dass er gegen seinen Schreibtisch stieß. »Es ist mir egal, wie du das machst. Tu es!«
Polizei? Na, da sieh mal einer an. Da war wohl doch nicht alles so wunderbar in der heilen Welt seiner Ehren. Nur passte es dem Richter offenbar gar nicht, dass irgendetwas davon nach außen drang.
Und es war wichtig genug, dass er sich selbst darum kümmerte.
Ich stand auf, während er schon um den Schreibtisch herum kam. Mit einer Handbewegung wies er zur Tür, legte mir zugleich die andere auf den Rücken und schob mich regelrecht durch den Raum und aus ihm hinaus.
»Ich fürchte, wir müssen unsere Unterhaltung hier fürs Erste beenden.« Er machte eine kleine, bedauernde Geste. »Ein unschöner Zwischenfall bei einem Freund.« Sein Schulterzucken sollte wohl gleichgültig sein. »Nichts von Bedeutung.« Ja, klar. »Sieh dich in aller Ruhe um und fühl dich wie zu Hause. Wir sehen uns beim Abendessen.« Damit ließ er mich tatsächlich stehen und schloss die Tür zu seinem Arbeitszimmer hinter mir.
Einen Moment sah ich das dunkle Holz an. Und konnte ein dünnes Lächeln nicht unterdrücken....
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