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Sr. Philippa und Burkhard, ihr kennt euch noch gar nicht so lange. Wie habt ihr zusammengefunden?
Sr. Philippa: Nach dem Erscheinen des Buches "Weil Gott es so will" mit 150 Lebenszeugnissen von Frauen, die sich zur Priesterin oder Diakonin berufen wissen (Freiburg 2021), kam in mir der Gedanke auf, einen Komplementärband mit Stimmen von Kirchenmännern herauszugeben. Ich hatte sehr viel Resonanz auf das erste Buch hin bekommen, auch von Männern, die sich bedankten und mir schrieben: Wie können wir uns solidarisieren mit dem berechtigten Anliegen der Frauen?
So entstand der Gedanke dieses "Männerbuchs". Meine Überlegung war: Wenn ich Männer der Kirche darum bitte, einen Beitrag zu schreiben, dann wäre es sicher sinnvoll, einen männlichen Mitherausgeber zu finden, möglichst einen Priester. Und das sollte natürlich ein aufgeschlossener, frei denkender Mensch und auch ein Stück weit ein bekannter Name sein. Da fiel mir sehr schnell Burkhard Hose ein. Ich kannte seine Bücher. Ihn persönlich kannte ich damals noch nicht. So habe ich zum Telefon gegriffen und ihn angerufen. Ich war erstaunt, dass er sofort zusagte. Das war die Initialzündung für unseren gemeinsamen Weg. Ich spürte damals gleich, dass da eine innere Verbindung da war. Ich war gerade in Urlaub auf der Reichenau. Burkhard kam von Würzburg aus auf die Insel, an einem wunderschönen Spätsommertag. Dort haben wir gemeinsam eine Liste mit 105 potenziellen Autoren erstellt und diese dann eingeladen, an unserem "Männerbuch" mitzuarbeiten.
Burkhard: Dass ich so spontan dabei war, lag vor allem an meinem Vertrauen in deine Person, Philippa. Wir kannten uns zwar nicht persönlich, aber ich habe dich natürlich wahrgenommen, etwa mit deinem beeindruckenden Eingangsstatement bei der Eröffnung des Synodalen Wegs. Damals hast du gesagt: "Ich liebe unsere Kirche, aber ich leide auch an ihr und nicht selten schäme ich mich für sie." Und: "Ich stehe hier vor allem für viele Frauen, auch Ordensfrauen, die sich mehr Mitbeteiligung und Mitverantwortung in unserer Kirche wünschen - nicht als Lückenbüßer, nicht als Almosen, sondern als verbrieftes Recht in Anerkennung ihrer gleichen Würde."
Hinzu kam: Ich war innerlich schon länger mit der Frage beschäftigt, wie ich mich in meiner privilegierten Position als Priester in dieser Kirche solidarisch mit den Frauen zeigen könnte - ohne bloß paternalistisch zu erzählen, wie wichtig Frauen sind, wo es sie braucht oder wo sie fehlen. Solche Erzählungen, die nett klingen, kennen wir aus dem Mund von Kirchenmännern zur Genüge. Sie ändern substanziell aber weder etwas an der ungerechten Zurücksetzung, die Frauen erfahren, noch an der privilegierten Bevorzugung der Männer bzw. der Priester-Männer.
Regelrecht umgetrieben hat mich in dieser Hinsicht eine Erfahrung, die ich wenige Monate zuvor bei einer Veranstaltung von Maria 2.0 gemacht hatte. Ich war zu einer Lesung in Köln eingeladen. In der anschließenden Diskussion hatten mich Besucher:innen der Veranstaltung darauf angesprochen, was ich denn eigentlich persönlich als Mann, der ein kirchliches Amt innehat, dazu beitragen würde, dass sich jetzt mal die Kirchenmänner zusammenschließen und für Gerechtigkeit eintreten. Ich habe mich damals irgendwie herausgewunden. Von da an hatte ich das Gefühl, so etwas wie einen Auftrag erhalten zu haben, dem ich mich nicht entziehen konnte. Und das hat mich nicht in Ruhe gelassen. Da kam dann deine Anfrage, die genau in diese Beunruhigung hineingefallen ist. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, die zu Recht eingeforderte Solidarisierung der privilegierten Kirchenmänner mit den Frauen anzugehen und mich dafür persönlich zu engagieren. Es war so, als hätte tatsächlich noch ein konkreter Anstoß gefehlt. Und dann kam dein Anruf, der genau in diese Richtung zielte. Wir haben uns sofort in diesem Punkt verstanden.
Sr. Philippa: Der Gedanke, dass das Priestertum für die Männer ein Privileg ist, war mir vorher so nie gekommen. Darauf bin ich erst durch unser erstes Gespräch aufmerksam geworden. Seitdem ist das ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Privilegien sollte es in der Kirche nicht geben. Schritt für Schritt hat sich dann unser gemeinsames Ziel der Gerechtigkeit herauskristallisiert: dass Geschlechtergerechtigkeit sein möge, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche. Es stünde ihr so gut an und entspräche so sehr der Botschaft Jesu, gerade in dieser Frage beispielgebend voranzugehen, statt den gesellschaftlichen Entwicklungen hinterherzulaufen. Wie entscheidend könnte sich die Welt zum Guten verändern, wenn Frauen und Männer überall die gleiche Würde und die gleichen Rechte hätten!
Burkhard und ich haben uns also in unseren Herzensanliegen und in unserem Engagement sehr gut ergänzt. Es war eine bereichernde und fruchtbare gemeinsame Zeit, eine Weggemeinschaft und Freundschaft auf Entfernung. Wir sehen uns kaum und wenn, dann nur bei offiziellen Anlässen. Aber ich habe immer das Gefühl, dass wir uns schon immer gekannt haben.
Unser Männerbuch Frauen ins Amt! Männer der Kirche solidarisieren sich wurde dann auch tatsächlich eine wunderbare Ergänzung zum ersten Band "Weil Gott es so will". Wenn ich heute immer wieder einmal den ein oder anderen der Autoren treffe, zum Beispiel im Synodalen Ausschuss oder bei Veranstaltungen, dann erinnere ich sie gern daran, was sie vor drei Jahren geschrieben haben. Manche haben das nämlich leider schon allzu schnell wieder vergessen .
Burkhard: Vergessen kann man das eigentlich nur, wenn man sich nicht wirklich auf den persönlichen, ich möchte beinahe sagen emotionalen Ansatz eingelassen hat, den wir den männlichen Autoren ans Herz gelegt haben. Uns war wichtig - neben der argumentativen und kognitiven Auseinandersetzung mit dem Thema -, die Männer biografisch anzusprechen. Wir haben ihnen gesagt, wir wollen von ihnen keine theologischen Abhandlungen. Theologisch ist alles längst geschrieben und nachzulesen. Deshalb haben wir die Autoren eingeladen: Schreiben Sie etwas dazu, an welchem Punkt in Ihrer Lebensgeschichte Sie persönlich gespürt haben, dass es ungerecht zugeht. Das ist mir seither immer wichtiger geworden: Der Wandel setzt tatsächlich dort ein, wo Kirchenmänner der Veränderung nicht nur kognitiv zustimmen, sondern die Notwendigkeit, dass sich etwas ändern muss, emotional, sozusagen am eigenen Leib erfahren.
Und du, Philippa, hast auch einen großen Anteil daran, wie ich mein Priesteramt in dieser Kirche heute interpretiere. Ich ringe damit, warum ich überhaupt ein Amt habe und auch gerne in der Kirche bleiben will. Heute empfinde ich es fast wie eine erweiterte oder neue Berufung, das Amt im Amt, soweit es mir möglich ist, umzuprägen und umzugestalten. Ich will in der Art, wie ich dieses Amt ausfülle, nicht weiter Ungerechtigkeit manifestieren. Ich will dieses Amt und den Einfluss, der sich damit verbindet, nutzen, damit sich das verändert. Ich möchte nicht nur um der Frauen willen, dass es gerechter zugeht, sondern auch um meinetwillen und um all der Männer willen, von denen ich weiß, dass sie sich in der bisherigen Amtsvorstellung nicht mehr beheimatet fühlen. Das hat sich durch die Begegnung mit dir herauskristallisiert.
Sr. Philippa: In dem Zusammenhang hat mich sehr beeindruckt, dass du mit deiner Kollegin eines Tages das Büro getauscht hast. Büroräume sind immer auch Statussymbole. Genau so muss es sein, denke ich. Einzelne müssen anfangen, auf ihre Privilegien zu verzichten, müssen das Ganze einmal von der anderen Seite her betrachten und anders zu leben beginnen. Nur so verändern wir die Welt und auch unsere Kirche. Auch dein Engagement bei #OutInChurch hat mich in diesem Zusammenhang immer bewegt. Kurzum: Wir kämpfen an verschiedenen Orten, du eher auf der Straße in die Gesellschaft hinein, ich aus dem Kloster heraus in die Kirche hinein. Was uns verbindet, ist die gemeinsame Sehnsucht nach einer anderen Kirche.
Wenn wir unser aktuelles Projekt in den Blick nehmen:Was bedeutet es euch? Was ist euch daran wichtig?
Sr. Philippa: Ich bin in den letzten Jahren sehr vielen ganz unterschiedlichen Menschen begegnet. Mir ist dabei immer wichtiger geworden, die Menschen vor Resignation zu bewahren und ihre Hoffnung zu stärken. Es stehen so viele derzeit auf der Kippe, nicht wenige haben unsere Kirche schon verlassen oder sind zumindest innerlich deutlich auf Distanz gegangen. In dieser Situation möchte ich Hoffnungszeichen setzen und auch persönlich davon erzählen, wie sehr mich die Hoffnung durch mein Leben begleitet und getragen hat, wie sehr sie mir geholfen hat, Grenzen zu übersteigen und Mauern zu überwinden. Ich halte die Hoffnung tatsächlich für die stärkste Kraft in meinem Leben. Glaube, Liebe, Hoffnung, die berühmten christlichen Tugenden. Für mich ist da noch vor der Liebe die Hoffnung die stärkste Kraft. Nur, indem ich an der Hoffnung festgehalten habe, habe ich viele schwierige und schwere Situationen in meinem Leben durchgestanden. Nur die Hoffnung hat mir neue Horizonte eröffnet, mich Schritt...
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