Schweitzer Fachinformationen
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Ende des 19. Jahrhunderts: Raquel zieht nach Burg Weidenau, um dem Burgherren Jakob Martin Donkert als Gesellschafterin zu dienen. Von Tag zu Tag ist die junge Frau mehr fasziniert von dem ehrgeizigen Botaniker und Insektologen - und aus zarten Banden entwickelt sich bald stürmische Leidenschaft. Doch kann diese unstandesgemäße Liebe glücklich enden? Heute: Für Tessa könnte es nicht besser laufen! Frisch aus den Flitterwochen zurück steht die Eröffnung ihres Tagungshotels Burg Weidenau kurz bevor. Als sich die ersten Gäste ankündigen, ahnt Tessa nicht, dass ein furchtbares Unglück all ihre Zukunftsträume vernichten soll. Die Burg umgibt ein düsteres Geheimnis, und Tessas eigene Vergangenheit wirft ihre dunklen Schatten auf ihr zart keimendes Glück ... Der neue bewegende Familiengeheimnis-Roman von Carolin Rath, der Autorin des Bestsellers »Das Erbe der Wintersteins«. Alle Romane der Familiengeheimnis-Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Es war ein perfekter Tag.
Sanfter Wind streichelte über ihre Haut, als sie die Fensterflügel öffnete.
Tessa dachte, dass dies der schönste Mai ihres Lebens war, und atmete die weiche Luft in vollen Zügen. Unten, im Innenhof, war für Valeries Zwillinge schon das Planschbecken aufgebaut. Ihre wilden, fröhlichen Kinderschreie drangen bis zu Tessa herauf.
Valerie, wie immer ganz in Schwarz, im chic gestylten Outfit und mit mindestens einer bunt gefärbten punkigen Haarsträhne, war gerade auf dem Weg in ihr Büro, das schräg gegenüber dem Hauptgebäude in der ehemaligen Zehntscheune lag.
»Morgen, Tess!«, rief sie gut gelaunt und winkte nach oben.
»Morgen«, gab Tessa zurück. »Was steht heute an?«
»Die Tagung der Achterbahningenieure. Und das Catering kommt gleich.«
»Ich könnte helfen«, meinte Tessa.
»Oh nein, nicht nötig. Nicht an deinem ersten Tag hier. Du bist gestern erst zurückgekommen. Koch dir einen Kaffee, pack in Ruhe aus. Ich erledige das schon.«
Valerie sah noch kurz nach ihren Zwillingen, die sie vom Büro aus im Auge behalten konnte. Die beiden Achtjährigen machten den Eindruck, dass sie nicht unglücklich darüber waren, wenn ihre Mutter jetzt arbeiten musste. Sie hatten schulfrei und wussten ihre Zeit gut zu nutzen.
Tessa warf aus dem Fenster einen zufriedenen Rundblick auf die Burganlage.
Sie war angekommen. Dies war ihr Zuhause. Burg Weidenau, eine ursprünglich aus dem vierzehnten Jahrhundert stammende und auf einer sanften Anhöhe gelegene kleine Burganlage rund vier Kilometer vom Mondsee entfernt. Während einiger Fehden war die Burg in frühen Jahrhunderten fast verbrannt, in Kriegen beinahe gänzlich zerstört und doch immer wieder aufgebaut worden.
Die eigentliche Wohnburg bestand aus rotem Stein. Wirtschaftsgebäude mit Stallungen und ein lang gestreckter Fachwerkbau aus späteren Jahrhunderten sowie weitere kleine Gebäude umgaben einen Hof mit Kopfsteinpflaster. Der alte Burgfried stand nur noch als malerische Ruine, an dessen Mauern sich jetzt Kletterrosen und rankende Hortensien schmiegten.
Wo früher vor den Wällen der Burg ein Hausgarten, die Weiden und Wirtschaftsflächen gelegen hatten, erstreckte sich jetzt ein kleiner Park mit zahlreichen verschlungenen Wegen unter alten Bäumen, die geradewegs in einen von Tessa frisch angelegten Staudengarten führten.
Burghardt, ihr Mann, war äußerst erfolgreich darin gewesen, Weidenau in ein Paradies zu verwandeln, nachdem Tessa es stark sanierungsbedürftig von der Großmutter geerbt hatte.
Dass ein großer Teil des Anwesens nun als hoffentlich wirtschaftlich arbeitender Tagungsort zur Verfügung stand, war eine Grundbedingung gewesen, um Weidenau zu erhalten. Die Anlage würde sich in Zukunft finanziell selbst tragen müssen.
Tessa hatte nicht nur Verständnis für dieses Geschäftskonzept, sie sah darin auch eine neue berufliche Chance für sich selbst, und außerdem fand sie, dass es dem Anwesen guttun würde, Gäste zu beherbergen. Eine Burg wollte mit Menschen gefüllt sein, mit Geschäftigkeit, mit Leben und nicht nur den spannenden Geschichten aus alten Zeiten.
Ihre private Wohnung lag im Hauptgebäude, direkt über der alten Bibliothek, die jetzt als kleiner Veranstaltungssaal diente. Der Umbau, die Umstrukturierungen und der Kampf mit den Behörden hatten Burghardt ziemlich viele Nerven gekostet. Aber er wäre nicht der erfolgreiche, international bekannte Architekt Burghardt Faerber, wenn er sich davon hätte beeinflussen oder gar abhalten lassen. Und an dem Tag, an dem auch der letzte Handwerker in Weidenau das Feld geräumt hatte, hatte Burghardt Tessa am Abend nach dem Essen in einem Fünf-Sterne-Restaurant eine kleine Schachtel überreicht, und darin hatte ein Schlüssel gelegen. Der Schlüssel zu Weidenau.
»Für meine Schöne«, hatte Burghard gesagt und sie dann geküsst. Wie liebte sie seine Küsse, diese zärtlichen, sinnlichen Küsse. Auch nach fünf Jahren noch, und sie wusste, sie würde sie selbst in Jahrzehnten noch lieben. Und dann hatte er ihr noch etwas in die Hand gedrückt, einen Umschlag, und in dem steckten die Tickets nach Mauritius.
»Willst du mich heiraten?«, hatte er sie gefragt. Seine Stimme klang dabei etwas rau vor Nervosität. »Ich bin zwar schon ein alter Knacker, doch ich liebe dich, das weißt du, und ich werde es für den Rest meines Lebens tun. Du gehst also kein Risiko ein und .« Dann schwieg er, damit sie Ja sagen konnte, und sie küsste ihn mit so viel Zärtlichkeit, wie es in diesem vornehmen Restaurant eben möglich war.
»Du bist kein alter Knacker«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Burghardt Faerber war fünfzig, Tessa Donkert erst vierunddreißig. Sie machte sich nichts aus dem Altersunterschied. Sie liebte Burghardt einfach mit jeder Faser ihres Körpers. Sie liebte ihn nicht, weil er gut situiert war oder erfolgreich, klug oder durchsetzungsfähig, sie liebte ihn einfach um seiner selbst willen. Sie liebte den sensiblen, empfindsamen Geist, der in ihm wohnte, genauso wie seine ruhige Souveränität, die herzliche Verbindlichkeit, mit der er seine Freunde bedachte, und die Großzügigkeit im Umgang selbst mit denen, die ihm nicht gewogen waren. Sie liebte seine Zuversicht bei der Begegnung mit Widerständen und die Art seines Optimismus, die sie schließlich gelehrt hatte, ihr Leben doch noch zu lieben, obwohl ihr das vor der Begegnung mit Burghardt so lange schwergefallen war. Er war in jeder Hinsicht einfach perfekt, und sie beide waren das perfekte Paar. Ganz gleich, wo sie zusammen erschienen, ob im Golfklub, im Kulturkreis oder bei der Opernpremiere, ihre Freunde lagen ihnen zu Füßen, dem charmanten Burghardt und seiner schönen und eleganten jungen Frau.
Gemeinsam würden sie noch einen weiten Weg zurücklegen, auf dieser verheißungsvollen Reise durch ihr Leben.
An dem Abend des Heiratsantrages hatten sie beide gescherzt, dass Tessa also offiziell »Burgfräulein« geworden war, und über das »Fräulein« hatten sie in dieser Nacht noch viele Male ziemlich anzüglich gelacht.
Zur Hochzeit auf Mauritius reisten auch Tessas Eltern an. Burghardts Vater allerdings, der gebrechliche Herr Faerber, war zu alt und krank, als dass er hätte mitkommen können, und seine ungeliebte Mutter Regina wurde bei den Einladungen von Burghardt geflissentlich übergangen.
Aber er spendierte Tessas bester Freundin Margot und seinem Teilhaber und engen Vertrauten Henk Sachs Tickets für die Traumreise.
Nachdem die Hochzeitsgäste schon längst wieder in Deutschland waren, blieben für die beiden Liebenden noch vierzehn Tage der Strand, die Sonnenuntergänge und das exotische Paradies ihre Heimat, dann ging es zurück: für Tessa nach Weidenau, Burghardt jedoch stieg in München in ein anderes Flugzeug. Ein Geschäftsauftrag führte ihn noch für einige Tage nach Saudi Arabien.
Es fiel Tessa schwer, nach den Flitterwochen allein nach Weidenau zurückzukehren. Es fühlte sich nicht richtig an, dennoch sah sie die Notwendigkeit ein. Sie tröstete sich damit, dass sie nicht viel Zeit für Sehnsucht haben würde. Es gab noch genug zu tun mit der Einrichtung der neuen Wohnung und der Aufnahme des Gästebetriebs.
Tessa freute sich auf ihren neuen Beruf, auf die Verwaltung des Tagungsortes Weidenau mit allem, was an Herausforderungen dabei auf sie zukam. Lehramt Grundschule war ohnehin ein Albtraum für sie gewesen. Auch die Ferien hatten darüber nicht hinwegtrösten können. Die Hälfte der Zeit verbrachte sie damit, sich vor dem nächsten Halbjahr zu gruseln. Sie hatte keine Angst vor den Kindern, eher vor den Eltern, die immer so taten, als gäben sie die Verantwortung für ihre lieben Kleinen zum Zeitpunkt der Einschulung ersatzlos an Tessa und ihre Kollegen ab, die dafür gefälligst auch noch Dankbarkeit zeigen sollten.
Tessa war sich ziemlich sicher, dass sie einen guten Start in ihre neue Berufstätigkeit haben würde. Valerie Pohl, ihres Zeichens Reiseverkehrskauffrau und Eventmanagerin mit Erfahrungen als Geschäftsführerin eines Fünf-Sterne-Hotels, würde sie perfekt in die Materie einarbeiten. Burghardt hatte sie während eines Architektentreffens in einem Berliner Hotel kennengelernt und sofort für Weidenau abgeworben. Valerie, das hatte Tessa von Burghardt erfahren, war gern hergekommen. Hier blieb sie frei in ihren Entscheidungen, die Anwesenheit ihrer Kinder war völlig unproblematisch, sie erhielt eine schicke und geräumige Wohnung in der Burg für eine überschaubare Miete. Und es gefiel ihr offensichtlich, hier am Aufbau eines neuen Projektes beteiligt zu sein.
Tessa kannte Valerie noch nicht sehr lange, aber sie war überzeugt, mit ihr gut klarzukommen.
Ida und Tommy, Valeries Zwillinge, kreischten draußen im Hof aus vollem Hals im Planschbecken. Ihre Freude und Begeisterungsfähigkeit wirkten ansteckend, und Tessa lächelte, während sie mit Kaffeedurst in ihre offen gestaltete Küche schlenderte. Burghardt hatte sie selbst entworfen. Er war Ästhet und kannte überdies auch Tessas Bedürfnis nach Wärme. So war die Küche kein seelenloser, kalter Raum geworden, sondern ein lichter, sonnendurchfluteter Ort mit weichen Konturen in naturbelassenen Holztönen.
Die Kaffeemaschine setzte sich brummend in Bewegung. Tessa strich über ihren Bauch.
»Jetzt trinken wir zwei erst mal Kaffee«, sagte sie, »und wenn dein immer noch unwissender Vater übermorgen nach Hause kommt, werden wir eine schöne Überraschung für ihn parat haben.« Sie lachte beim Gedanken an Burghardts Gesicht. Es war klar, er wünschte sich einen kleinen Faerber junior. Aber dass es so schnell geklappt hatte, damit hätten sie wohl beide nicht gerechnet. Dabei wusste Tessa schon lange sehr genau, dass das Zimmer neben der Küche einmal...
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