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Es ging schneller als erwartet. Aus Großkonzernen wurden wahre Giganten, ihre Größe und die Geschwindigkeit ihres Wachstums verblüfften uns jeden Tag aufs Neue. Der US-amerikanische Konzern Apple überschritt im Sommer 2018 als erstes Unternehmen der Geschichte den Marktwert von einer Billion Dollar, also 1000 Milliarden Dollar, und zwei Jahre später knackte sein Marktwert die 2000-Milliarden-Dollar-Grenze. Das einzige andere Unternehmen, das diesen Wert überschritten hatte, war damals Aramco, das die immensen Ölreserven Saudi-Arabiens fördert. Aramcos Marktwert lag im Dezember 2019 für kurze Zeit über der magischen Grenze. Im Juni 2021 schloss sich auch der US-amerikanische Konzern Microsoft dem 2000-Milliarden-Dollar-Club an.
Gelegentlich lassen sich die Dimensionen des Wandels anhand vereinzelter Anekdoten illustrieren. Der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg berichtete am 31. Juli 2018, dass der reichste Mann der Welt, Jeff Bezos, Gründer des börsennotierten US-amerikanischen Onlineversandhändlers Amazon, seine Eltern im Jahr 1995 dazu überredet hatte, 245.573 Dollar in das Unternehmen ihres Sohnes zu investieren: »Ich möchte, dass ihr begreift, wie riskant das ist«, hatte Bezos zu seinen Eltern gesagt. »Ich möchte am Erntedankfest zum Abendessen kommen, und ich möchte, dass ihr nicht sauer auf mich seid.«
Der Wert dieser ursprünglichen Investition von einer Viertelmillion Dollar entsprach Bloombergs Einschätzung zufolge im Sommer 2018 30 Milliarden Dollar. Zum damaligen Zeitpunkt lag der Wert einer Amazon-Aktie bei rund 1700 Dollar. Im Sommer 2020 war der Kurs auf 3300 Dollar angestiegen, und laut Bloombergs Formel war die Investition von Bezos' Eltern bereits 58 Milliarden Dollar wert.
Zwei weitere aufschlussreiche Beispiele für die Dimensionen der globalen Wirtschaft: Im Sommer 2018 sank der Wert des sozialen Netzwerks Facebook, das vom US-amerikanischen Unternehmen Meta Platforms betrieben wird, für einen Börsentag um 20 Prozent, also um 120 Milliarden Dollar. Grund für den Kursabfall war die Meldung des Konzerns, dass die Analytiker eine Verlangsamung des Wachstums erwarteten.
Noch mehr litten die Investoren, als der Börsenwert des chinesischen Internetunternehmens Tencent innerhalb weniger Monate um 180 Milliarden Dollar sank. Ungeachtet der starken Kursabfälle gerieten die Unternehmen in keinerlei Schwierigkeiten, und auch ihre Investoren gingen daran nicht zugrunde. Die größten Unternehmen sind bereits so groß geworden und die reichsten Investoren so reich, dass ein Wertverlust in Milliardenhöhe für sie überhaupt nicht mehr spürbar ist.
Die Giganten sind schneller gewachsen als der Markt. Das bedeutet, dass ein immer größerer Anteil der gesamten Produktion und des gesamten Verkaufs in den Händen einer immer kleineren Gruppe von Unternehmen liegt.
Laut Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wuchs der Verkaufsanteil der acht größten Unternehmen an ihrer eigenen Branche von 2000 bis 2014 in Europa um etwa vier Prozentpunkte. Der US-amerikanische Markt konzentrierte sich in noch höherer Geschwindigkeit: Der Verkaufsanteil der acht größten Unternehmen stieg um acht Prozentpunkte.
Vor allem das Internetbusiness und das damit einhergehende florierende Mobiltelefonbusiness sind zum Spielfeld einiger weniger Auserwählter geworden.
Das Rezept für Amazons Erfolg? Nicht die Tatsache, dass der Konzern neben Büchern jetzt auch alles Mögliche verkauft, sondern vielmehr, dass er seine Plattform auch für all seine Konkurrenten zugänglich gemacht hat.
So sehen sowohl die VerbraucherInnen als auch Amazons MitarbeiterInnen gleich, ob ein anderes Unternehmen dasselbe Produkt billiger verkauft.
Wenn der Preisunterschied groß ist, kann Amazon die Ursache dafür finden und als Großkunde vom Hersteller einen niedrigeren Preis erpressen.
Oftmals kann Amazon allerdings einen etwas höheren Preis verlangen als irgendein unzuverlässig wirkendes Unternehmen, da der Kunde gerne für die sichere Lieferung bezahlt und dafür, dass er weiß, wie der Reklamations- und Rücksendungsprozess bei Amazon abläuft.
Der größte Faktor ist jedoch, dass, wenn ein Verbraucher sein Produkt irgendwo anders kauft, Amazon vom Verkäufer des Produkts eine Kommission für die Nutzung der Plattform kassiert. Amazon gewinnt also in jedem Fall, immer.
Den Erfolg der IT-Riesen veranschaulicht auch die Liste der reichsten Personen der Welt. Die zehn Reichsten waren im Oktober 2022 (Vermögenswert in Millionen Dollar):
Unternehmen der am stärksten konzentrierten Branchen fahren höhere Gewinne ein als die anderen. Gleichzeitig ist die Effizienz dieser Unternehmen nicht merklich gestiegen, was bedeutet, dass die Marktmacht zu einem wichtigen Bestandteil des Unternehmenswertes geworden ist. Marktmacht bedeutet der relative Status der Beteiligten an der Marktlage.
Die starke Stellung der Unternehmen, die ihre Machtposition etabliert haben, zeigt sich auch darin, dass die Anzahl neuer Unternehmen in den USA innerhalb der vergangenen 30 Jahre stark gesunken ist.
Die Wettbewerbsregulierung konnte mit der Entwicklung der Geschäftswelt nicht Schritt halten. Die Gesetzgeber konnten sich nicht auf eine Welt vorbereiten, in der persönliche Daten von Menschen mehr und mehr für kommerzielle Zwecke genutzt und teilweise auch missbraucht werden. Heute »bezahlen« Verbraucher für viele Dienstleistungen (zum Beispiel Facebook und Google), indem sie den Anbietern ihre Daten überlassen. Auch das ist ein neues Phänomen, dass Unternehmen in einer Machtposition ihre Plattformen (Apple, Amazon) nutzen, um die Konkurrenz im Griff zu haben.
Apple kann man ohne Weiteres als echten Superkonzern bezeichnen. Wir meinen damit einen Konzern, der in seinem eigenen Industriezweig eine derartige Größe erreicht hat, dass er mit ein oder zwei weiteren Unternehmen die Preise und Bedingungen auf dem Markt diktieren kann.
Der Erfolg der Superkonzerne verdeckt allerdings die Tatsache, dass es trotz der lang anhaltenden Wachstumsperiode nicht allen Unternehmen gut geht. In den Vereinigten Staaten stiegen die Aktienpreise seit Anfang 2009 fast kontinuierlich bis zum Corona-Frühling 2020. Hinter dem Kursanstieg steckten jedoch fast ausschließlich Apple und andere Superkonzerne der US-amerikanischen Technologieunternehmen wie Amazon, Facebook und Google. Nach dem kurzen Corona-Tief stiegen die Aktienkurse weiter an.
Zur Zeit des Inflationsdrucks und der steigenden Zinsen fielen 2022 die Aktienkurse vieler Konzerne, auch der IT-Konzerne, rasch. Letztgenannte fielen sogar schneller als der Durchschnitt. Ende September war beispielsweise der Kurs von Microsoft um 30 und der von Meta um ganze 56 Prozent innerhalb von zwölf Monaten gesunken.
Bis Anfang Oktober 2022 hatten US-amerikanische IT-Milliardäre im Laufe des Jahres 2022 Vermögen im Wert von rund 315 Milliarden verloren, berechnete der US-amerikanische Technikblog Recode. Der größte Teil verfügte trotzdem immer noch über mehr Vermögen als zu Beginn der Coronapandemie.
In den USA verteilten sich 1975 die Hälfte aller Gewinne von börsengelisteten Unternehmen auf 109 Unternehmen. Heute nehmen 30 Unternehmen die Hälfte der Gewinne ein.
Jan De Loecker, Professor an der Katholischen Universität Löwen (Belgien), und Jan Eeckhout, Professor am Londoner University College, untersuchten die Marktmacht von Konzernen, indem sie das, was die Konzerne für ihre Produktion bezahlen mussten, dem gegenüberstellten, was sie auf dem Markt für das hergestellte Produkt bekamen.
De Loecker und Eeckhout stellten eine Datenbank aus 134 Ländern zusammen, die mehr als 70.000 Unternehmen umfasst. Aus der Analyse der Datenbank ging hervor, dass die rechnerische Deckung von durchschnittlich 1,1 im Jahr 1980 auf 1,6 im Jahr 2016 angestiegen war. Am stärksten war die Deckung in den USA und Europa gestiegen, in Südamerika war der Anstieg am geringsten. »Wettbewerb ist für eine gut funktionierende Wirtschaft unerlässlich. Ohne Konkurrenzdruck reißen die Konzerne Marktmacht an sich, was sie wiederum dazu befähigt, Güter zu höheren Preisen zu verkaufen. Marktmacht führt natürlicherweise zur Umverteilung...
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