Schweitzer Fachinformationen
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Die Hohenzollernbrücke ist so gebaut, dass Sie bei der Ankunft das Gefühl haben, der Zug fahre genau auf den Dom zu. Aus dem Abteilfenster blicken Sie auf die Schokoladenseite: auf den Rhein mit der weißen Flotte der Ausflugsdampfer, die Brücken, die schmalbrüstigen Häuser der Altstadt, den mächtigen romanischen Bau von Groß St. Martin.
Früher wollte Köln immer gerne eine Millionenmetropole sein und zählte deswegen auch die Studenten mit Zweitwohnsitz offiziell zu ihren Einwohnern. Heute haben die Stadtoberen solche statistischen Tricks nicht mehr nötig, denn durch stetigen Zuzug kommt Köln inzwischen auf mehr als 1 Mio. Einwohner mit Erstwohnsitz. Diesen Zuwachs hat die Stadt vor allem ihrer Bedeutung als regionales Branchenzentrum für die Firmen der Informationstechnologie zu verdanken: Als Microsoft mit seiner NRW-Niederlassung von Neuss in den Kölner Rheinauhafen zog, hatte das eine wichtige Signalwirkung. So zählte die örtliche IHK wenige Jahre später im Großraum Köln bereits 11 000 IT-Firmen mit rund 100 000 Mitarbeitern. Diese "Netzwerker am Rhein" stellen eine Wachstumsbranche dar, ebenso ihre Kollegen in der "Kreativwirtschaft", die sich mit ihren Designerbüros und Medienfirmen vornehmlich im Stadtteil Ehrenfeld tummeln. WDR und RTL zählen als die größten TV-Sender nach wie vor zu den wichtigsten Arbeitgebern in der Stadt. Zehn Fernseh- und Rundfunksender haben ihren Sitz in Köln. Rund 15 000 Menschen arbeiten in 800 Firmen der Medienbranche.
Die Beschäftigten in diesen Branchen sorgen auch sonst für eine wirtschaftliche Belebung, denn sie sind konsumfreudig und gehen gerne aus: So prägen sie die Atmosphäre der modernen, weltoffenen Großstadt auf den Partymeilen der club culture und in der übrigen Kneipenszene, die sich hinter jener in Berlin nicht zu verstecken braucht. Sie sind gern gesehene Kunden in Fitnessstudios, bei Sportausrüstern und in Biosupermärkten.
Die Kehrseite: Der Kölner Wohnungsmarkt ist nichts für junge Familien mit kleinen Kindern; im Zentrum und in den attraktiven Vororten sind die Mieten neben jenen in München und Düsseldorf bundesweit am höchsten. In einer Leserumfrage von Focus Online über die Lebensqualität in deutschen Städten belegte Köln deswegen - und wegen des Verkehrs - nur einen mittleren Platz: Im Berufspendlerverkehr den Kölner Autobahnring zu frequentieren ist tatsächlich nur etwas für Masochisten.
Dennoch bleibt Köln attraktiv. Mehr als 40 internationale Messen finden jährlich in Köln-Deutz statt. Mit 16 Hochschulen und fünf Forschungszentren ist die Metropole zudem ein Zentrum für Bildung, Forschung und Wissenschaft. Die Forschungsstätten sind Schwerpunkte für die Schlüsseltechnologien des 21. Jhs.: Multimedia, Kommunikations- und Softwaretechnologie, Medizin, Biotechnologie, Solar- und Umweltforschung. 44.000 Studenten sind als Ersthörer an der Kölner Universität eingeschrieben; sie ist neben jener in München die größte in Deutschland.
Auch der Karneval ist ein Wirtschaftsfaktor, der u. a. Mützensticker und Musiker, Kostümschneider und Kellner ernährt. Rund 100 Karnevalsgesellschaften veranstalten zwischen Neujahr und Aschermittwoch etwa 500 Bälle und Sitzungen. An den tollen Tagen zwischen Weiberfastnacht und Rosenmontag haben Sie nur zwei Möglichkeiten: Sie meiden die Stadt, oder Sie feiern mit! Nur müssen Sie wissen, wo und wie, denn die vielen Fernsehübertragungen haben in den letzten Jahren einer fragwürdigen Kommerzialisierung des Karnevals Vorschub geleistet. In den typischen Touristenfallen werden Sie Opfer gastronomischen Nepps, und plumpe Altherrenwitze und Rumtata-Gedröhne als Kulisse für ein Massenbesäufnis sind gewiss nicht jedermanns Sache. Das hat mit urkölschem Brauchtum allerdings auch nichts (mehr) zu tun. Bei den kleineren Gesellschaften können Sie aber immer noch einen schönen und urtümlichen Volkskarneval erleben.
Auch wenn heute nur ein Drittel der Einwohner gebürtige Kölner sind: Die mediterrane Leben-und-leben-lassen-Atmosphäre beeinflusst auch die Zugereisten. In Brauhäusern und Biergärten können Sie feststellen: Rheinländer sind zwar unkompliziert und kontaktfreudig, beschränken diese Kontakte aber auf Flüchtiges. Große Namen und sozialer Status machen in dieser Bürgerstadt keinen Eindruck. Promis sind einfach nur "Lück wie ich un du" (Lück = Leute). Auch sonst ist das Verhältnis der Kölner zur Obrigkeit und zu anderen Autoritäten eher unbefangen. Treffen sie auf Mitmenschen mit Neigung zu gespreiztem Gehabe, demonstrieren sie gern ihre Vorliebe für Erdverbundenes und Schnörkelloses: "Mach nit esu en Jedöns!" Das Einzige, was die Kölner sich an metaphysischer Anwandlung leisten, ist die Überzeugung "Et kütt wie et kütt" (Es kommt wie es kommt). Sie lässt sie die Widrigkeiten des Lebens mit stoischem Gleichmut ertragen.
Schon die Urkölner lebten nach der Devise "Seid nett zueinander". Das waren die Ubier, die der römische Statthalter 38 v. Chr. am linken Rheinufer ansiedelte. Als handfeste Pragmatiker zogen sie es vor, mit den Römern Handel zu treiben statt Kriege zu führen. Eine Geisteshaltung, die sich durchsetzte: Egal, wer in den folgenden 2000 Jahren die Stadt regierte, die Bürger wussten immer hinter dem Rücken der weltlichen wie der geistlichen Obrigkeit ihre eigenen Interessen zu wahren. Aus diesem Gemauschel entstand seit dem Mittelalter der sprichwörtliche "kölsche Klüngel". Das Wort bedeutet Knäuel - für den Außenstehenden ist der Klüngel etwas undurchsichtig Verwobenes. Dessen moderne Ausdrucksform brachte Konrad Adenauer in seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister (1917 bis 1933 und 1945) auf die Formel: "Man kennt sich, man hilft sich". Allerdings hat die Verfilzung von Politik, Wirtschaft und dem Funktionärswesen bei Sport- und Karnevalsvereinen auch seine anrüchigen Seiten. Und dieses ewige Maggeln und Mauscheln mündet leider nicht immer nur in folkloristische Possen.
Im März 2009 stürzte in der Severinstraße das Historische Archiv ein; zwei Menschen kamen dabei zu Tode. Als knapp ein Jahr nach dem Einsturz die Staatsanwaltschaft einen "Anfangsverdacht" äußerte, beim U-Bahnbau könnten Bauprotokolle manipuliert worden sein, schrieb die im benachbarten Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" gallig: "Kritiker des kölschen Klüngels haben einen Anlass mehr, sich schadenfroh die Hände zu reiben". Als der Europäische Gerichtshof feststellte, beim Neubau der Kölner Messehallen sei gegen das EU-Vergaberecht verstoßen worden, ließen die ertappten Klüngelbrüder im Rathaus keinerlei Unrechtsbewusstsein erkennen.
Die wunderschönen romanischen Kirchen sind Zeugnisse des einstmals "hillige Kölle", aber die selbstbewussten, freisinnigen Bürger verstanden es durchaus, ihre Frömmigkeit mit den vitalen Interessen des Diesseits zu verbinden. 1288 verbannten sie den Erzbischof, der auch Kurfürst war, aus ihren Mauern - Köln war nun de facto freie Reichsstadt. Später fielen die Bewohner nicht mehr durch allzu großen umstürzlerischen Elan auf. Im Kölnischen Stadtmuseum sehen Sie ein Bild mit einer Szene der Revolution von 1848: Die Kölner Revolutionäre hatten ihre Barrikade mit Bedacht direkt neben einer Weinkneipe errichtet. Der Legende nach soll Stunden später ein preußischer Schutzmann das Lokal betreten und den Zechern zugerufen haben: "Ihr könnt die Barrikade wieder abbauen; die Revolution ist vorbei!"
In dieser Zeit tauchten im Hänneschen-Theater auch erstmals die Figuren Tünnes und Schäl auf. Sie veranschaulichen die beiden Seiten des kölschen Wesens: Tünnes verkörpert den pfiffig-bäuerlichen Einschlag; er ist ein Trieb- und Sinnenmensch. Schäl ist der Kulturbürger. Köln war allerdings nie eine feudale Residenzstadt mit breiten Boulevards, sondern immer eine Stadt der Kaufleute und Handwerker mit verwinkelten Straßen und Gassen. Heute ist es eine multikulturelle Stadt mit Menschen, die ihre Wurzeln in 184 verschiedenen Nationen haben. Diese kulturelle Vielfalt ist im Alltag überall in der Gastronomie und im Einzelhandel deutlich sichtbar - man kann in Köln afrikanisches Palmöl kaufen und arabisches Hennapulver, persische Safranfäden und japanisches Bier. Es gibt in Buchheim einen buddhistischen Tempel und in Ehrenfeld eine große Moschee. Das tolerante Nebeneinander fasst der Kölner gerne in die Formel "Jede Jeck es anders". Doch das gilt leider nur bedingt. Denn als der Schriftsteller Günter Wallraff undercover als dunkelhäutiger Afrikaner zurechtgeschminkt eine kölsche Kneipe testete, wurde er dort übel angepöbelt.
Fast 2000 Jahre lang orientierten sich die Kölner kulturell am linken Rheinufer, an den Fundamenten der römischen und mittelalterlichen Stadt. Deren Ausgrabungen mit einem römischen Abwasserkanal und den Resten...
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