Schweitzer Fachinformationen
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Mittwoch, 1. Februar
Ich habe mütterliche Schuldgefühle wegen der Arbeit.
Habe Dad heute erzählt, wie schrecklich es war, Daisy wegen des Vorstellungsgesprächs allein zu lassen. Ein Gefühl, als würde ein Teil meines Körpers fehlen.
»Und von jetzt an wird das dreimal die Woche so sein«, sagte ich.
»Ich weiß genau, was du durchmachst«, sagte Dad, der gerade von seinem Kleingarten kam und seine Pudelmütze an einen Wandhaken hängte. »Als du klein warst, war es für mich auch so. Man will keinen Moment verpassen, stimmt's?«
»Dad«, sagte ich überrascht. »Was ist mit deinen Haaren passiert? Du siehst aus wie eine Vogelscheuche.«
»Guter Vorsatz fürs neue Jahr«, sagte Dad und bewunderte seine schlecht geschnittenen graubraunen Haare im Flurspiegel. »Ich schneide sie mir von jetzt an selbst, um ein Vermögen für den Friseur zu sparen.«
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich keinen Moment von Daisy verpassen will. Tatsächlich gibt es einige Momente, die ich sehr gerne verpasst hätte. Zum Beispiel gestern, als sie mir ins Gesicht spuckte, während sie sich übergab.
Alex hat heute nicht angerufen. Ich habe das Gefühl, er ist noch sauer wegen unserer Diskussion über Nick.
Ich vermisse ihn. Wird es immer so sein?
Donnerstag, 2. Februar
Alex hat mich heute Morgen am Bahnhof St. Pancras überrascht.
Ich lief gerade mit einem heißen Kaffee in der einen und einem Croissant in der anderen Hand an der Meeting-Place-Statue vorbei, als ich jemanden rufen hörte: »Langsam, Juliette! Du verschüttest noch deinen Kaffee.«
Ich drehte mich um, und da stand Alex - Hände in den Anzugtaschen. Er lächelte mit seinen dunkelbraunen Augen, nicht mit dem Mund.
Es war schön, ihn wiederzusehen. Und neben der Statue zweier Reisender, die sich umarmen, auch sehr romantisch.
»Hast du mit Absicht neben der Statue gewartet?«, fragte ich lächelnd.
»Welcher Statue?«, fragte Alex.
»Dieser da«, sagte ich und zeigte auf den Mann und die Frau aus Bronze in leidenschaftlicher Umarmung.
Alex drehte sich um. »Ganz sicher nicht. Ich habe mich sogar schon über diese Statue beschwert. Sie ist wirklich nicht schön.«
»Ich finde, sie ist sogar wunderschön«, sagte ich. »Zwei Menschen, die sich wiedersehen, nachdem sie lange getrennt waren.«
»Das ist sentimentaler Unsinn und alles, was Kunst nicht sein sollte«, sagte Alex. »Das da oben - das ist Kunst.«
Ich folgte seinem Blick. »Es ist nur eine Uhr.«
»Falsch. Die schwarze Uhr ist ein Kunstwerk von Cornelia Parker. Eine Reflexion über die Zeit, die uns daran erinnern soll, im Moment zu leben. Jeden kostbaren Moment festzuhalten. Wie die kostbaren Momente, die wir zusammen verbracht haben und die ich in Erinnerung behalte.«
»Du kommst mir nicht gerade vor wie jemand, der im Moment lebt«, erwiderte ich. »Eher wie jemand, der jede Sekunde plant.«
»Da irrst du dich. Ich weiß, was Momente bedeuten.« Alex sah mich auf seine eindringliche Art an. »Ich habe dich vermisst. Das weißt du, oder? Dich nicht zu sehen . mich immer wieder vergewissern zu müssen, dass es dir gut geht . das war hart. Bist du bereit für deinen ersten Arbeitstag?«
»Nicht im Geringsten«, gab ich zu.
Alex begleitete mich auf der Rolltreppe nach unten, vorbei an Cafés und einem Mann am Klavier, der The Entertainer spielte.
»Herrgott, er traktiert die Tasten«, sagte Alex.
»Könntest du es besser?«, fragte ich.
»Das will ich doch hoffen. Ich habe im Nationalen Jugendorchester gespielt.«
Eine typische Alex-Antwort.
»Kannst du die Melodie von Game of Thrones spielen?«, fragte ich.
»Vier Noten, die sich wiederholen? Ich denke, das kriege ich hin.«
»Was ist mit Somewhere Only We Know von Keane?«
»Auch, ja. Würde ich aber nicht.«
»Was ist mit .«
»Ich erfülle keine Musikwünsche.«
Als wir vor dem Bürohaus von Give a Damn standen, runzelte Alex wieder die Stirn.
»Hier arbeitest du?«, fragte er und betrachtete die stahlblauen Wände.
»Ja.«
»Es sieht schrecklich aus.«
»Dass dieses Gebäude nicht zu Londons prachtvoller Vergangenheit gehört, bedeutet nicht, dass es nicht ein schöner Ort zum Arbeiten ist«, sagte ich.
»Du triffst wirklich interessante Entscheidungen, Juliette«, sagte Alex und küsste mich auf die Stirn. »Ich hol dich nach der Arbeit ab.«
»Ich habe keine Zeit«, sagte ich. »Ich muss wegen Daisy nach Hause.«
Alex' Miene verdüsterte sich. »Triffst du Nick Spencer?«
»Nein«, sagte ich. »Alex, du musst damit aufhören. Das ist doch lächerlich.«
»Sagst du mir, wenn du dich mit ihm triffst?«
»Okay«, erwiderte ich. Aber dachte währenddessen: Werde ich das wirklich tun? Alex Bericht erstatten, wenn ich Daisys Dad treffe? So ein Verhalten klingt nicht besonders gesund .
»Dann lade ich dich morgen zum Lunch ein«, sagte Alex. »Passt dir St. Pancras? Ich muss den Eurostar am Nachmittag kriegen.«
Ich antwortete, das würde mir gut passen. Dann erkundigte sich Alex nach Daisy, und ich erzählte ihm, ich würde mir Sorgen machen, weil sie immer noch nicht läuft. »Sie cruist«, erklärte ich. »Aber sie läuft keinen Schritt.«
»Cruisen?«, sagte Alex. »Macht man das nicht in einem fetten Schlitten auf einem amerikanischen Freeway?«
Freitag, 3. Februar
Der erste Arbeitstag war . nicht toll.
Give a Damn scheint mir keine Wohltätigkeitsorganisation mehr zu sein.
Ich meine, ja - ein gewisser Teil der Gewinne wird tatsächlich für wohltätige Zwecke verwendet. Aber das Ganze wird wie ein Unternehmen geführt. Es gibt Bonussysteme und Shareholder und sagenhafte Sonderzahlungen für Mitarbeiter, die große Profite erwirtschaften. Ländern der Dritten Welt zu helfen ist nur noch eine Art Nebengedanke.
Hari Khan hat früher etwas mit Kreditkarten gemacht und hält Asylsuchende für Schmarotzer.
Meine Schichten ändern sich permanent, und ich muss auch an Feiertagen ins Büro kommen.
»Kann ich nicht jede Woche an denselben Tagen arbeiten?«, fragte ich Hari. Aber er sagte Nein. Neueinstellungen für das Street Collection Team seien »nicht vorhersehbar«. Man wisse nie, wer wann aufhört.
An Positivem kann ich berichten, dass der Lunch mit Alex, bevor er nach Paris gefahren ist, sehr schön war. Wir haben uns bei St. Pancras getroffen und in einem teuren Restaurant gegessen, in dem es nur Salat gab.
Alex griff über den Tisch hinweg nach meinen Händen und sagte: »Ich möchte dich beschützen. Und Daisy.«
Es war genau so wie die Szene in Twilight, in der Edward eigentlich dasselbe zu Bella sagt. Nur ohne ein Kind zu erwähnen.
Es wäre ein wunderschöner romantischer Moment gewesen, hätte nicht eine alte Dame hinter uns getobt: »Das ist eine Frechheit! Neun Pfund für einen Haufen Salatblätter.«
Samstag, 4. Februar
Brandi hat sich einen riesigen Flachbildfernseher gekauft.
Wieso kriegt sie eigentlich immer noch einen Kredit?
Wahrscheinlich, weil sie mit den Leuten flirtet. Mit Selbstbräuner, falschen Wimpern und meterlangen blonden Extensions wirkt meine kleine Schwester äußerst anziehend auf die falschen Männer.
Seit sie ihren Kosmetikkurs besucht, sieht Brandi mit jedem Semester mehr wie Barbie aus. Wenn auch wie eine Barbie mit dick nachgezeichneten Augenbrauen.
Der neue Fernseher nimmt die halbe Wand ein. Sogar vom Dorfspielplatz aus kann man ihn flimmern sehen. Außerdem ist er extrem laut, was die lange Liste von Gründen, warum ich ausziehen will, noch verlängert.
Brandi ist ganz begeistert von dem Fernseher und der kleine Callum natürlich auch. Im wirklichen Leben spielt er am liebsten Power Rangers und übt Karate.
Game of Thrones ist gerade wirklich grauenerregend.
Ich war erleichtert, als der Abspann lief und eine männliche Stimme sagte: »Wenn diese Sendung in irgendeiner Weise einen Effekt auf Sie gehabt hat, wählen Sie diese Nummer .«
Brandi schnaubte: »Wovon redet der Typ? O ja - Game of Thrones hatte einen Effekt auf mich. Ich habe eben einen White Walker in meinem Garten gesehen.«
Sonntag, 5. Februar
Nana Joan war heute zu Besuch im Pub. Sie hat Daisy in ihrer Nähgruppe, der sie angehört, ein Kleid genäht. Es war so lang wie breit, und Daisy sah darin aus wie Mr Strong, die Comicfigur.
Nach einer Tasse Tee und einem Schokoladenkeks schlief Nana auf dem Sofa ein, aufrecht sitzend und mit offenem Mund.
Sie sah aus, als wäre ihr der Stecker gezogen worden.
Montag, 6. Februar
War heute in der Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit im Krankenhaus, um mich über Verhütungsmethoden zu informieren.
Seit dem Neujahrsabend ist mit Alex nichts mehr gewesen, aber ich möchte vorbereitet sein, was das Thema angeht.
Die Krankenschwester zeigte mir einige Möglichkeiten - ein Diaphragma, eine Spirale und einen Vaginalring.
Warum sind all diese Dinge nur so groß?
Mediziner scheinen zu denken, Vaginen wären riesig genug, dass eine Teetasse reinpasst.
Als mir die Schwester den Vaginalring zeigte, der in seiner Größe einem Digestive-Keks ähnelte, fragte ich: »Wie in aller Welt soll das um meinen Muttermund passen?«
»Oh, der Ring muss nicht genau passen«, sagte sie. »Sie schieben ihn nur rein.«
»Und was ist hiermit?«, fragte ich und nahm das ebenso große Diaphragma.
»Sie wären überrascht zu sehen, wie sich die Vagina weiten kann«, erklärte die Krankenschwester. »Ein...
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