Der Marientod von Hugo van der Goes ist ein ganz und gar ungewöhnliches Gemälde. Im Bild dominiert die für das Spätmittelalter untypische Farbe Blau, wodurch sich die dargestellte Szene dem Betrachter zu entziehen scheint. Die Apostel, die sich um Marias Sterbebett versammelt haben, sind in ihrer Trauer vereinzelt und wirken wie erstarrt. Entgegen der Konvention vollziehen sie nicht die Sterberituale.
Auf diese Weise hat das Bild schon Generationen von Kunsthistorikern irritiert, die es als spannungsgeladen, irreal und irrational beschrieben haben. Worauf gründen sich diese Urteile?
Die vorliegende Bildanalyse spürt den Ursachen der ungewöhnlichen Wirkung nach, die sich auf einen präzisen Einsatz von Distanzen im Bild zurückführen lässt: Flächen- und Tiefendistanzen, temporale und soziale Distanzen innerhalb des Bildraums - aber auch die realen und imaginären
Abstände zum Betrachter - laufen der Konvention komplett entgegen und müssen als bewusste Opposition des Künstlers zum Zeitgeist verstanden werden. In van der Goes' Bild sprechen Distanzen eine eigene Sprache, die neben dem eigentlichen Thema des Marientodes die Ratlosigkeit der menschlichen Vernunft gegenüber dem Tod zum Ausdruck bringt.
Sprache
Verlagsort
Ilmtal-Weinstraße
Deutschland
Zielgruppe
Dateigröße
ISBN-13
978-3-95899-259-7 (9783958992597)
DOI
Schweitzer Klassifikation
1 - Cover [Seite 1]
2 - Titel [Seite 5]
3 - Impressum [Seite 6]
4 - Inhaltsverzeichnis [Seite 7]
5 - Dank [Seite 9]
6 - Einleitung [Seite 11]
7 - Künstler und Gemälde [Seite 19]
7.1 - 1. Hugo van der Goes: Leben und Werk [Seite 19]
7.2 - 2. Zum Gegenstand: Der Brügger Marientod [Seite 21]
7.3 - 3. Zur Thematik des Marientodes [Seite 26]
7.4 - 4. Zum Forschungsstand [Seite 35]
7.5 - 5. Distanzen bei Hugo van der Goes: Halbfiguren [Seite 51]
8 - Der Brügger Marientod und Distanzen: Bildanalyse [Seite 57]
8.1 - 1. Distanzen in der Fläche:Rhythmische Gliederung isolierter Einzelfiguren [Seite 57]
8.2 - 2. Distanzen in der Tiefe:Abkehr von einer logischen Perspektivkonstruktion [Seite 65]
8.3 - 3. Reale Distanzen: Von großen und kleinen Bildern [Seite 69]
8.4 - 4. Imaginäre Distanzen: Die ästhetische Grenze [Seite 74]
8.5 - 5. Temporale Distanzen: Raum und Zeit [Seite 85]
8.6 - 6. Soziale Distanzen: Abstand wahren [Seite 91]
9 - Der Marientod von Martin Schongauer: Ein Bildvergleich [Seite 99]
9.1 - 1. Zum Gegenstand [Seite 99]
9.2 - 2. Distanzen in der Fläche und Tiefe [Seite 102]
9.3 - 3. Reale Distanzen [Seite 105]
9.4 - 4. Imaginäre Distanzen [Seite 106]
9.5 - 5. Soziale Distanzen [Seite 107]
9.6 - 6. Temporale Distanzen [Seite 108]
9.7 - 7. Hugos und Schongauers Marientod: Gegenbilder [Seite 110]
10 - Die Aussagekraft von Distanzen [Seite 113]
10.1 - 1. Die Christusgestalt [Seite 113]
10.2 - 2. Die Mariengestalt [Seite 117]
10.3 - 3. Irrationalität [Seite 121]
10.4 - 4. Unsichtbares sichtbar machen [Seite 128]
10.5 - 5. Zerbrochene Gemeinsamkeit [Seite 132]
11 - Schluss [Seite 135]
12 - Literaturverzeichnis [Seite 143]
13 - Abbildungen [Seite 167]