Schweitzer Fachinformationen
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Über den Autor 11
Einführung 33
Teil I: Alles im Fluss: Stoffwechsel 37
Kapitel 1: Ein paar Gedanken zur Thermodynamik 39
Kapitel 2: Energiegewinnung. 45
Kapitel 3: Immer schön angepasst, Stoffwechselphasen 71
Kapitel 4: Stoffwechselregulation, leider nicht ohne Enzymkinetik 81
Kapitel 5: Expressionskontrolle 101
Kapitel 6: Transkription 113
Kapitel 7: Einige einführende Gedanken zu Kohlenhydraten 127
Kapitel 8: Verdauung und Resorption von Kohlenhydraten 135
Kapitel 9: Stoffwechsel der Monosaccharide in der Leber und im Skelettmuskel 141
Kapitel 10: Regulation der Regulatoren: Insulin, Glucagon und Adrenalin 169
Kapitel 11: Ein kurzer Blick auf Aminosäuren, Peptide und Proteine 177
Kapitel 12: Stoffwechsel von Aminosäuren 189
Kapitel 13: Verdauung von Proteinen, Resorption von Aminosäuren und Stickstoffbilanz 211
Kapitel 14: Proteinsynthese und Proteostase 223
Kapitel 15: Stoffwechsel der Lipide, Grundlagen 255
Kapitel 16: Verdauung und Resorption von Lipiden 265
Kapitel 17: Stoffwechsel der Lipoproteine 273
Kapitel 18: Synthese, Speicherung und Verwertung von Fettsäuren 287
Kapitel 19: Stoffwechsel des Cholesterols 313
Kapitel 20: Stoffwechsel der Pyrimidine und Purine 327
Kapitel 21: Natrium, Kalium und Wasserhaushalt 341
Kapitel 22: Regulation des Calcium- und Phosphathaushalts 359
Kapitel 23: Spurenelemente 369
Kapitel 24: Vitamine 385
Teil II: Ohne Kommunikation läuft gar nichts: Signaltransduktion 415
Kapitel 25: Arbeitsteilung braucht Koordination, Grundprinzipien der Signaltransduktion 417
Kapitel 26: Ectorezeptoren I: Ligand-aktivierte Ionenkanäle und G-Protein-gekoppelte Rezeptoren 425
Kapitel 27: Ectorezeptoren II: Rezeptorenzyme, Enzym-assoziierte Rezeptoren, Plattform-bildende Rezeptoren und Zelladhäsionsrezeptoren 451
Kapitel 28: Hormonsystem I: Hypothalamisch-hypophysärer Regelkreis: Schilddrüsenhormon, Steroidhormone und Wachstumshormon 481
Kapitel 29: Hormonsystem II: Gastrointestinale Hormone, Gewebshormone, biogene Amine und Lipidmediatoren 515
Kapitel 30: Cytokine und Organokine 531
Teil III: Ganz schön speziell: Biochemische Aspekte der Zell- und Organbiologie 549
Kapitel 31: Zellzykluskontrolle, DNA-Synthese und Apoptose 551
Kapitel 32: Mutation und DNA-Reparatur 573
Kapitel 33: Blut, nicht nur roter Saft 591
Kapitel 34: Immunsystem 609
Kapitel 35: Alles in Bewegung 627
Kapitel 36: Zehn Sternstunden der Biochemie 649
Abbildungsverzeichnis 655
Stichwortverzeichnis 677
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Keine Angst, dies wird kein Exkurs in die Tiefen der physikalischen Biochemie und auch mathematische Formeln werden kaum bemüht. Es geht um das Grundverständnis, wie Stoffwechselprozesse ablaufen und was Leben aus biochemischer Sicht eigentlich ist.
Die Thermodynamik beschäftigt sich mit dem Energiegehalt von Systemen und der Umwandlung verschiedener Energieformen ineinander, also den Energieflüssen. In den chemischen Verbindungen, aus denen ein Organismus aufgebaut ist, ist eine bestimmte Menge Energie pro Molekül enthalten. Die pro Molekül enthaltene Energiemenge unterscheidet sich zwischen verschiedenen Verbindungen. Wenn eine chemische Verbindung in eine andere umgewandelt wird, und das ist, was im Stoffwechsel dauernd passiert, wird also entweder Energie freigesetzt oder benötigt. Wovon hängt das ab?
Die Antwort auf diese Frage gibt das thermodynamische Gleichgewicht. Jede chemische Reaktion ist umkehrbar. Wenn A + B zu C + D reagieren, kann aus C + D auch A + B werden. In welcher Richtung die Reaktion netto abläuft, ist eine Frage der Konzentration der Reaktionspartner und deren Energiegehalt. Man schreibt das so:
Jede chemische Reaktion läuft so lange ab, bis das thermodynamische Gleichgewicht erreicht ist. Im thermodynamischen Gleichgewicht haben alle Reaktionspartner eine Konzentration erreicht, bei der die Reaktion in beiden Richtungen gleich schnell abläuft. Netto läuft also gar nichts. Dies bedeutet aber nicht, dass keine Reaktionen mehr stattfinden, sondern nur, dass die Konzentrationen der beteiligten Substanzen konstant bleiben. Also definiert man eine
Gleichgewichtskonstante:
Die eckigen Klammern besagen, dass es sich um die Angabe der Konzentration der Reaktionspartner handelt.
Man kann das Ganze auch aus Sicht der Energiebilanz betrachten: Wenn bei einer Reaktion »Energie frei wird«, dann läuft sie spontan ab, man spricht auch von exergoner Reaktion. Um die Energiebilanz einer Reaktion zu beschreiben, benutzt man die freie Reaktionsenergie (oder besser Enthalpie) ?G. Wenn der Wert negativ ist, dann »wird Energie frei«. Ist der Wert 0, passiert gar nichts, das thermodynamische Gleichgewicht einer Reaktion ist erreicht. Ist der Wert positiv, ist die Reaktion endergon, was bedeutet, dass »man Energie reinstecken muss«, damit die Reaktion abläuft.
All das muss man nun noch mit dem Gleichgewicht unter einen Hut bekommen, was recht einfach geht, wenn sogenannte Standardbedingungen herrschen. Für die Biochemie werden die etwas abweichend von den für die Chemie geltenden (gekennzeichnet durch »'« hinter dem G) definiert als: 25°C (298,15 K), 1 atm (100?000 Pa), pH 7,0 und 1 M von allen Reaktionspartnern. Unter diesen Bedingungen gilt:
Die für die tatsächlichen Verhältnisse geltende Energiebilanz kann man dann berechnen nach
wobei in die eckigen Klammern die tatsächlich vorherrschenden Konzentrationen aller Reaktionspartner eingesetzt werden und T die absolute Temperatur in Kelvin ist.
Niemals ?G und ?G'0 verwechseln und ACHTUNG, im Gleichgewicht ist ?G = 0 und nicht ?G'0, obwohl das »?G'0« die verfluchte 0 im Superskript hat!
Aus dieser Gleichung kann man, ohne viel Mathematik zu bemühen, zweierlei ablesen:
6-Phosphogluconat + NADP+ Ribulose-5-Phosphat + NADPH + H+ + CO2 . und das ist der springende Punkt: CO2 entweicht als Gas und wird so dem Gleichgewicht entzogen. Die Reaktion läuft so lange ab, bis kein Substrat mehr da ist.
Ganz analog läuft das im Citratzyklus, der über die Kopplung an die oxidative Phosphorylierung der wichtigste energieproduzierende Stoffwechselweg ist. An drei Stellen findet hier eine oxidative Decarboxylierung (Kapitel 2, Citratzyklus) statt, nämlich in der Pyruvatdehydrogenase-, Isocitratdehydogenase- und a-Ketoglutaratdehydrogenase-Reaktion. Hier entsteht CO2, das wiederum dem Gleichgewicht entzogen wird und das wir nach »Verbrennung« der Energielieferanten ausatmen.
Aber auch sonst wird in lebenden Organismen immer dafür gesorgt, dass alles im Fluss bleibt:
In lebenden Organismen laufen die Reaktionen nie bis zum thermodynamischen Gleichgewicht ab. Wird das thermodynamische Gleichgewicht erreicht, ist der Organismus tot. Lebende Organismen befinden sich immer in einem Fließgleichgewicht oberhalb des thermodynamischen Gleichgewichts. Das kann man sich vorstellen wie einen Eimer mit einem Loch, in dem der Wasserspiegel auf konstanter Höhe gehalten wird: Oben muss immer so viel Wasser reinfließen, wie unten raustropft. Ganz wichtig ist, dass die Höhe des Spiegels im Fließgleichgewicht von den Flussraten abhängig ist. Erhöht man den Zufluss, steigt der Spiegel im Eimer so lange an, bis der Druck am Auslauf so hoch ist, dass die Abflussgeschwindigkeit wieder genau so hoch ist wie die Zulaufgeschwindigkeit. Autotrophe Organismen wie grüne Pflanzen führen die notwendige Energie durch Absorption von Sonnenlicht in das System ein, heterotrophe Organismen, wie Tiere und Menschen, müssen die Energie über die Nahrung zuführen. Im Fließgleichgewicht geht die Gesamtbilanz immer mit einem »Energieverbrauch« einher, ?G ist also negativ.
Beim Menschen beträgt der Grundumsatz, das ist der unter thermoneutralen Bedingungen in Ruhe zur Lebenserhaltung notwendige Energiebedarf, über den Daumen gepeilt 24 kcal/kg*d für Männer, Frauen brauchen ca. 10 % weniger. Wer es genauer ausrechnen möchte, kann zum Beispiel die Harris-Benedict-Formel nutzen:
kcal/d = [13,7516 * Körpergewicht (kg) + 5,0033 * Körperhöhe (cm) - 6,7550 * Alter (Jahren) + 66,4730] für Männer und
kcal/d = [9,5634 * Körpergewicht + 1,8496 * Körperhöhe - 4,6756 * Alter + 655,0955] für Frauen.
Endergone Reaktionen, das sind Reaktionen, bei denen das ?G positiv ist, laufen nicht spontan ab. Viele Reaktionen, bei denen aus einzelnen Bausteinen neue Verbindungen synthetisiert werden, sind aber endergon. In der Technik hilft man sich oft, indem man Druck oder Temperatur stark erhöht. Das geht im lebenden Organismus natürlich nicht. Hier hilft wieder das Fließgleichgewicht: Eine Reaktion, die stark exergon ist, wird an die endergone Reaktion gekoppelt. Während die exergone Reaktion den Berg runterläuft, zieht sie die gekoppelte endergone Reaktion den Berg hinauf. Dabei ist das ?G der Gesamtreaktion negativ (Abbildung 1.1).
Abbildung 1.1: Kopplung endergoner und exergoner Reaktionen. Die Kopplung endergoner und exergoner Reaktionen im Stoffwechsel erlauben, dass endergone Reaktionen ablaufen, solange das ?G der Gesamtreaktion negativ ist.
Praktisch kann das auf verschiedene Weise geschehen. Eine Möglichkeit besteht darin, dass durch die exergone Reaktion eines von mehreren Produkten der endergonen Reaktion aus dem Gleichgewicht entfernt wird (siehe oben). Der gängigste Weg ist aber, dass sogenannte »energiereiche« Verbindungen in die Reaktion eingebracht werden. Chemisch sind das Verbindungen, die ein sehr hohes Gruppenübertragungspotenzial haben. Der Klassiker sind die Nucleosidtriphosphate, zum Beispiel das ATP. Bei der Spaltung von ATP zu ADP und anorganischem Phosphat wird »Energie...
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