Schweitzer Fachinformationen
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Das menschliche Gehör identifiziert zwei Töne, deren Frequenzen im Verhältnis 2:1 stehen, als direkt miteinander verwandt. Akustisch sind sie fast nicht voneinander zu unterscheiden, man hört denselben Ton auf zwei verschiedenen Tonhöhen. Das Gehör nimmt den einen Ton als Teil des anderen wahr, so sehr sind sie miteinander verbunden. Beide Töne gehen inniglich ineinander auf, weshalb sie denselben Namen tragen, obwohl sie nicht dieselbe Frequenz haben. Sie erscheinen identisch, obwohl sie verschieden sind.
Ein Beispiel: Der Ton »A« hat laut Definition 440 Hz. Dasselbe betrifft einen Ton, der 880 Hz aufweist. Es ist derselbe Ton (weshalb er denselben Namen trägt), erklingt aber eine Oktave höher. Ein Ton mit 1760 Hz heißt ebenfalls »A« und ertönt noch eine Oktave höher als der zweite Ton. Das bedeutet, dass es den Ton »A« mehrmals gibt, und zwar in verschiedenen Oktavlagen, zwischen ganz tief und ganz hoch, und in vielen dazwischen liegenden Tonlagen. Alle diese »A« sind gleiche Töne, wenn auch mit verschiedenen Frequenzen.
Weil diese Hörwahrnehmung einer physikalischen Gesetzmäßigkeit entspricht, unterliegt das Empfinden von Oktaven nicht einer kulturellen Prägung und muss nicht antrainiert werden. Die Musiksysteme aller bekannten Musikkulturen der Welt beruhen auf dem Prinzip der Oktave. Darüber hinaus werden in vielen Weisheitsschulen bestimmte kosmische Prinzipien anhand des Oktavgesetzes erklärt. Es handelt sich im besten Sinne des Wortes um ein Universalgesetz.
Zwei Töne können derselbe Ton sein, obwohl sie nicht dieselbe Frequenz haben. Zwei Töne werden mit dem gleichen Namen benannt und werden als identisch wahrgenommen, obwohl sie verschieden sind. Das klingt sehr widersprüchlich, ist aber so! Wer verstanden hat, dass zwei Dinge gleichzeitig sowohl identisch als auch verschieden sein können, hat eine Menge begriffen.
Ein ganz wichtiges Wort! Wir sagen oft: »Es war keine Resonanz da«, und meinen, dass uns Informationen oder Angebote nicht berührt und keine Handlungsimpulse ausgelöst haben. Aber wir machen uns selten klar, dass wir mit einer solchen Formulierung eine naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeit ansprechen. Diese besagt, dass zwischen zwei Dingen nur dann eine Kraftübertragung möglich ist, wenn ihnen die gleiche Wellenlänge zugrunde liegt. Besteht eine unterschiedliche Wellenlänge, kann keine Kraft übertragen werden. Dieser Mechanismus funktioniert wie bei Zahnrädern. Einzig wenn die Zähne zweier Räder einen identischen Abstand zueinander haben, können diese ineinander greifen und Kraft übertragen. Dabei spielt die Größe der Räder keine Rolle, entscheidend für den physikalischen Mechanismus ist der Zahnabstand. Im Bereich von Schwingungen funktioniert Resonanz genauso. Jeder Ton kann eine gleichfrequente Beschaffenheit in Vibration versetzen und zum Klingen bringen.
In einem Konzertflügel sind viele Saiten gespannt, alle zwölf Töne in einem Umfang von über acht Oktaven. Jede dieser Saiten ist auf einen anderen Ton gestimmt, obwohl man das nicht sehen kann. Um herauszufinden, in welchem Ton eine Saite schwingt, muss man sie anschlagen und zum Klingen bringen. Das geschieht normalerweise mit einem Hämmerchen, das durch den Druck auf eine Taste bewegt wird.
Es geht aber auch anders. Man kann eine Stimmgabel zur Hand nehmen, sie anschlagen und auf den Rahmen des Flügels stellen. Der Ton der Stimmgabel überträgt sich jetzt über (Körper-) Schallwellen auf die Saiten des Flügels. Diese fangen daraufhin an zu schwingen. Aber nicht alle! Nur jene Saiten beginnen zu vibrieren, die exakt die Frequenz der Stimmgabel haben oder in einem Schwingungsverhältnis 2:1 zu ihr stehen. Alle anderen Saiten bleiben stumm. Könnte man sie fragen, warum sie nicht reagieren, würden sie sagen: »Wir haben nichts gespürt!« Das ist dann aber nicht ihr böser Wille oder ihre Unfähigkeit zu hören. Es ist einzig eine Auswirkung des Resonanzgesetzes. Weil keine Schwingungsgleichheit bestand, konnten die anderen Saiten den Ton der Stimmgabel gar nicht wahrnehmen. Das lässt die Physik nicht zu. Eine mechanische Kraftübertragung über Schwingungen kann nur bei gleichen Wellenlängen geschehen.
Dieser fast simple Mechanismus zieht dennoch große Konsequenzen nach sich. Er besagt nämlich, dass ein Ton (vermittelt durch sein Medium Schall) keinerlei Ergebnisse mit Gewalt hervorrufen kann. Wenn zwei Wellenlängen nicht identisch sind, werden sie nicht kommunizieren können. Man kann noch so oft eine Stimmgabel in einen Konzertflügel stellen, man kann noch so laut in ihn hinein singen – aber der Ton A mit seiner entsprechenden Wellenlänge wird niemals eine Saite, die auf den Ton C gestimmt ist, zum Schwingen und Klingen bringen. Die beiden Wellenlängen sind nicht annähernd identisch und können sich deshalb nicht gegenseitig aktivieren. Ein A bleibt immer ein A, ein C bleibt immer ein C. Erst wenn man eine auf C gestimmte Stimmgabel wählt oder wenn man die C-Klaviersaite auf den Ton A umstimmt, kann das Resonanzgesetz wirken.15
Für das tägliche Leben bedeutet dies, dass ein Mensch nicht mit Gewalt eine Veränderung bei seinen Mitmenschen hervorrufen kann. Man kann von einem Menschen kein Verhalten einfordern, wofür er keine Wellenlänge hat. Es gibt zwar die Möglichkeit des Erzwingens, aber damit ist noch lange nicht die innere Bereitschaft oder das Verständnis für ein bestimmtes Verhalten entstanden. Man kann einen unordentlichen Menschen dazu zwingen, sein Zimmer aufzuräumen. Das Ergebnis wird aber nur mangelhaft und keinesfalls nachhaltig sein, da sich nur das Verhalten, nicht aber die innere Haltung verändert hat. Wer wirklich etwas verändern möchte, muss in sich (oder bei anderen) die entsprechende Wellenlänge erschaffen. Um bei dem Beispiel mit dem Konzertflügel zu bleiben: Grundsätzlich haben alle Menschen für alles Denken, Empfinden oder Handeln die entsprechende Saite (Seite) in sich. Es kann nur passieren, dass eine bestimmte Saite stets stumm und regungslos geblieben ist, weil für sie nie der richtige Ton getroffen wurde. Aber dieser Zustand ist veränderbar, wenn auch nicht mit Lautstärke, Kraft oder Gewalt. Dazu bedarf es eines besonderen Vorgehens.
Wie eine nachhaltige natürliche Veränderung geschehen kann, beschrieb der Dichter Joseph von Eichendorff (1788–1857) in einem seiner schönsten Gedichte:
Wünschelrute
Schläft ein Lied in allen Dingen Die da träumen fort und fort, Und die Welt hebt an zu singen. Triffst du nur das Zauberwort.
In diesem Fall wäre das Zauberwort der richtige Ton, eben genau jene Frequenz, die über Resonanz eine bis dato inaktive Saite (Seite) im Menschen plötzlich zum Schwingen bringt und ihr dadurch einen Ton entlockt. Damit hat man über Resonanz eine innere Haltung oder eine Fähigkeit aktiviert, die vormals noch unerweckt in tiefem Schlaf lag.
In dem Moment, in dem Resonanz entsteht, wird ein anderes wichtiges Phänomen offenkundig, nämlich die gestaltbildende Kraft eines Tons. Auch hierbei handelt es sich um eine physikalische Naturgesetzmäßigkeit. Sie besteht darin, dass bei vorhandener Schwingungsgleichheit ein Ton etwas Ungeformtes in eine natürliche Ordnung bringen kann.
Eine Demonstration dieser erstaunlichen Wirkung mit kleiner Ursache gehörte früher in jeden Physikunterricht. Anhand eines einfachen Experiments wurde eine Kraft verdeutlicht, die in unseren Breiten zuerst der Naturforscher Ernst F. F. Chladni (1756–1827) dokumentiert hat: Auf seinen mit Sand bestreuten Glasplatten entstanden wie durch Zauberhand wunderbare Muster, sobald er sie mit einem Violinbogen in Schwingung versetzt hatte. Mit diesem Experiment und den so entstandenen »Chladnischen Klangfiguren« entzückte er die Damen in den Salons. Aber nicht nur sie, sondern auch die Großen seiner Zeit ließen sich die Tonexperimente vorführen. Namentlich Goethe war besonders begeistert vom naturwissenschaftlichen Phänomen der ordnenden Kraft des Tons.
Später wurden diese Studien durch den Schweizer Hans Jenny (1904–1972) fortgesetzt, der dank verbesserter technischer Mittel noch eindrucksvollere Schwingungsphänomene aufzeigen konnte. In seiner Nachfolge wirkt heute Alexander Lauterwasser. Zu seinen Arbeiten gehören Fotos und Filme, die zeigen, wie verschiedene Frequenzen feste oder flüssige Materie in Schwingung versetzen. Wenn wirklich Resonanz zwischen der einwirkenden Tonhöhe und der Eigenschwingung des antwortenden Mediums gegeben ist, entstehen Strukturen von beeindruckender Ästhetik. Deren überwältigende Faszination liegt unter anderem in ihrer vollendeten Schönheit und ausgewogenen Formgebung. Ihre Symmetrie assoziiert die Bildsprache der Mandalas und versetzt den Betrachter immer wieder in Staunen. Besonders die...
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