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Wie kommt der Streit in die Familie?
Sie wissen jetzt, wie Konflikte aus Kindersicht wirken und wie Sie aktiv werden können, um Ihrem Kind ganz unmittelbar und konkret zu helfen. Doch um destruktive Streitereien nachhaltig in den Griff zu bekommen, lohnt es sich, etwas ausführlicher nachzuforschen, wie Streit überhaupt Einzug in unseren Alltag als Paar und Eltern hält.
Was bringen wir mit?
Konflikte gehören zum Familienleben dazu, und zwar egal in welcher Familienform wir leben: der oft als »klassisch« empfundenen »Vater-Mutter-Kind(er)-Familie«, einer Trennungs- oder Scheidungs-, Patchwork-, Regenbogen-, Ein-Eltern-, Adoptiv- oder Pflegefamilie. Aber wie kommen die Konflikte in die Familie? Indem Elternteile jeweils ihre Biografie und die eigene Familiengeschichte mitbringen:
Darüber hinaus bringen wir unsere Persönlichkeitsmerkmale, unseren Charakter und unsere Identität mit: etwa Intro- oder Extrovertiertheit, wie offen wir für neue Erfahrungen sind, wie gewissenhaft wir an Sachen herangehen, welches Temperament wir haben, die Identität, die wir entwickelt haben, usw.
Eine Familie zu werden, bedeutet, metaphorisch gesprochen, dass aus zwei individuellen Lebenslinien eine neue gemeinsame Familienlinie entsteht. Während dieses Prozesses ergeben sich durch die Beschaffenheit der Lebenslinien Stellen in der Familienlinie, die sehr gut zusammenpassen und sich harmonisch einfügen, während andere das Potenzial mitbringen, sich aneinander zu reiben. Kennen Sie solche Stellen in Ihrer Beziehung? Hier ein paar Fragen, falls Sie sich auf die Suche begeben wollen:
Die Antworten auf diese und bestimmt noch viele andere Fragen geben uns einen Eindruck, wie wir gelernt haben, Beziehungen (mit-)zugestalten und somit auch, auf welchem Fundament wir unsere Familie aufbauen.
Ein besonders spannendes »Mitbringsel« aus unseren Ursprungsfamilien sind die sogenannten Glaubenssätze. Also Überzeugungen oder Handlungslinien, die wir uns im Laufe unseres Lebens bewusst oder unbewusst angeeignet haben. Sie beeinflussen unsere Emotionen und unser Verhalten. Glaubenssätze, die Konflikte betreffen, sind zum Beispiel:
Egal ob diese Sätze implizit oder explizit von Ihnen oder Ihrer Familie gelebt wurden, also ob sie eher subtil, ohne je ausgesprochen worden zu sein, wirken oder klar und deutlich im Rahmen der Erziehung formuliert worden sind: Sie haben einen Einfluss darauf, wie Sie als Erwachsene*r mit Streit umgehen. Solche Sätze geben Orientierung und sind wie ein Verhaltenskompass. Manche von ihnen sind hilfreich, andere erzeugen Druck, und wieder andere wirken destruktiv. Man kann diese Sätze »befolgen«, oder man kann gegen sie »opponieren«, weil man sie blöd findet. Sich nicht zu ihnen zu verhalten oder sie zu ignorieren, ist praktisch unmöglich. Manchmal können Sie uns jedoch im Laufe des Lebens egal werden.
Ob die Glaubenssätze, die wir jeweils aus unseren Herkunftsfamilien in unsere neue Familie mitbringen, zusammenpassen, ist nicht abzusehen. Aus unterschiedlichen Glaubenssätzen können sich also Konfliktlinien bilden.
Arbeit mit Glaubenssätzen
Es gibt nicht das Patentrezept, um Glaubenssätze zu entdecken. Sie können aber prüfen, wonach Sie Ihren inneren Kompass ausrichten. Sie können Menschen, die Sie gut kennen, fragen, ob sie denken, dass eine Art innerer Leitsatz - beispielsweise für Konflikte - bei Ihnen wahrnehmbar sei. Vielleicht haben Sie ja auch selber ein Bauchgefühl zu Ihren inneren Überzeugungen.
Diese zu haben, ist übrigens überhaupt nichts Schlimmes, wir alle kennen und brauchen sie. Die Kunst besteht darin, die konstruktiven von den destruktiven Glaubenssätzen zu unterscheiden. Die Frage ist also, welche inneren Überzeugungen und Glaubenssätze uns das Leben schwer machen oder nicht mehr in unser Leben passen, weil sie einfach nicht (mehr) hilfreich sind.
Wenn Sie auf einen Glaubenssatz stoßen, können Sie ihn mit folgenden Fragen überprüfen.
Beispiel: Glaubenssätze ergründen
Ein Elternteil bekommt das Feedback, immer mit dem Kopf durch die Wand zu wollen und wenig kompromissbereit zu sein.
Er nimmt sich dieses Feedback zu Herzen und spürt, dass an dieser Rückmeldung etwas »dran« sein könnte. Beim Ergründen des Verhaltens kommt ein Glaubenssatz aus dem Elternhaus zutage. Dieser lautet: »Man muss sich durchsetzen!« Beim Durchgehen der zuvor genannten Fragen ergeben sich folgende Erkenntnisse:
Der Glaubenssatz wird mit dem Elternhaus verknüpft. Die Eltern hatten ein kleines Geschäft und mussten sich immer wieder gegen größere Konkurrenten durchsetzen. Der Glaubenssatz könnte also aus dem ständigen wirtschaftlichen Überlebenskampf kommen.
Warum der Glaubenssatz noch immer aktiv ist, ist unklar, vermutlich, »weil man das immer schon so gemacht hat«, er also bislang nicht überprüft wurde.
Beruflich kann der Elternteil diesem Glaubenssatz zustimmen. Privat und in seiner Ehe merkt er, dass diese Überzeugung ihm jedoch einige Probleme bereitet.
Dass der Glaubenssatz für seine Eltern im geschäftlichen Rahmen sinnvoll war, bestätigt der Elternteil sofort. Für sich selbst erachtet er diesen Satz nur bedingt für sinnvoll. Zum einen, weil er mit dem Geschäft seiner Eltern nichts mehr zu tun hat. Zum anderen, weil er ihn ohne Bedenken auch auf den zwischenmenschlichen Bereich übertragen hat.
Würde die Person das Gegenteil des Satzes anwenden, könnte dies zu allerhand Überraschung, aber auch zu Erleichterung im engeren Umfeld führen. Im beruflichen Kontext könnte es schwieriger werden, weil die Person dort für ihre Durchsetzungsstärke geschätzt wird.
Der Vorteil, dem Glaubenssatz nicht mehr zu folgen, würde darin bestehen, dass sich die sozialen Beziehungen des Elternteils entspannen würden, er als »weicher« wahrgenommen würde. Der Nachteil darin, dass er beruflich »schwächer« wirken könnte.
Der Worst case: als zu nachgiebig wahrgenommen zu werden. Der Best case: als verhandlungsbereiter und kompromissfähiger Partner zu gelten.
Nach dieser Analyse ist unser Elternteil von diesem Glaubenssatz nicht mehr überzeugt. Daher versucht er sich an einer neuen Formulierung. Er kommt zu folgendem Ergebnis: »Kompromiss- und Durchsetzungsfähigkeit haben beide ihre Vorteile - es kommt auf Situation und Kontext an.«
Wie sehr wir uns von unserer Herkunftsfamilie abgelöst haben und wo wir von ihr noch abhängig sind, hat ebenfalls einen Einfluss auf das Konfliktpotenzial in unseren neu gegründeten Familien. Diese Ablösung ist gar nicht so leicht, denn sie bedeutet, unabhängig zu werden, herauszufinden, wo man im Leben hinwill, was man tun möchte, wer man ist; es bedeutet auch, Dinge bewusst...
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