Schweitzer Fachinformationen
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Brandon Purdue und sein Kumpel und Studienfreund Mike Kottke saßen auf einem Felsen unter einer großen Fichte, in der Nähe ihres Jeeps, der von einer Forststraße in einen Graben geschlittert war und dabei einen jungen Baum umgefahren hatte. Sie teilten sich eine Flasche Captain Morgan Spiced Rum und einen Joint. So weit oben in den Bergen gab es keinen Handyempfang, und es wurde dunkel. Aber sie waren schon zu betrunken und stoned, um zu Fuß losgehen zu können, außerdem waren es gut und gerne fünfzehn Kilometer bis zur nächsten asphaltierten Straße. Ausgeschlossen, dass jemand diese Strecke befahren würde, von der sie auf ihrer alkoholisierten Spritztour zufällig abgekommen waren - die Forststraße war gesperrt gewesen, sie hätten also gar nicht hier sein dürfen. Und darum bleibe ihnen nur eines übrig, erklärte Brandon seinem Kumpel Mike: sich unter einen Baum zu setzen und sich die Kante zu geben.
»Don't bogart that joint my friend, pass it over to me«, sang Kottke mit brüchiger Stimme und streckte die Hand aus.
»Na komm, schieß dich ab.« Purdue reichte Kottke den Joint, der einen Zug nahm und im Gegenzug die Flasche zurückgab.
»Mann, du hast das Ding ausgehen lassen!«, beschwerte sich Kottke, hielt den Joint auf Armeslänge von sich und betrachtete ihn missbilligend.
Purdue reichte ihm sein Feuerzeug. Kottke hantierte damit herum und stieß einen Fluch aus, weil der auffrischende Wind die Flamme immer wieder ausblies. Schließlich hatte er den Joint angesteckt und den Rauch tief inhaliert.
»Wird allmählich kalt, Alter«, sagte Purdue und schraubte die Plastikflasche Rum zu.
»Was du nicht sagst, Einstein. Wir sind ja auch nur dreitausend Meter über Meereshöhe.« Kottke warf einen Blick auf den Joint. »Der ist finito.« Er warf ihn weg. »Hast du noch einen?«
»Kannst den hier haben.« Purdue kramte in seinem Tagestouren-Rucksack und holte eine Dicke Bertha heraus. Er steckte sie an und hielt sie seinem Freund hin. Mein Gott, war er high. Die großen Bäume ringsum schwankten im Wind, aber vielleicht bewegten sie sich auch gar nicht, sondern es war bloß sein Hirn, das wackelte. Fest stand allerdings: Es wurde minütlich kälter. Es war Halloween, da sank die Temperatur nachts schon mal unter null. Im Jeep konnten sie nicht übernachten, so schräg, wie der im Graben lag, die Windschutzscheibe zerborsten, das Wageninnere voller Glassplitter. Obendrein roch es nach Benzin, was Purdue vermuten ließ, dass der junge Baum den Tank leckgeschlagen hatte. Wenn sie den Jeep starteten, damit die Heizung ansprang, könnte es passieren, dass sie sich in die Luft jagten.
Also, was sollten sie machen? Hier im Freien, trinkend und rauchend, bis sie einpennten und erfroren, konnten sie nicht bleiben. Purdue verbannte den Gedanken und nahm noch einen Schluck aus der Pulle. Der Rum würde ihn wärmen, wenigstens vorübergehend.
»Brandon, merkst du das?«, rief Kottke.
Purdues Hirn fokussierte sich wieder. »Was denn?«
»Regen. Ich hab was im Gesicht abgekriegt. Einen Regentropfen.«
Purdue trank noch einen Schluck. Gleichzeitig spürte er etwas Kaltes auf der Wange.
Kottke griff in seinen Rucksack, holte eine Taschenlampe heraus, schaltete sie ein und leuchtete damit in den Himmel. »Es schneit!«
»O verdammt!« Purdue stöhnte auf. Schnee. Natürlich. Sie befanden sich in den Manzano Mountains, auf über dreitausend Metern Höhe. Ende Oktober. Sie waren am Arsch.
»Hey«, sagte Kottke. »Wir müssen ein Dach überm Kopf finden. Echt jetzt.«
Wieder stöhnte Purdue auf. Dach überm Kopf. Sie hatten kein Zelt dabei, keine Schlafsäcke, nichts. Nur leichte Jacken an. Lag im Jeep eine Decke? Er konnte sich nicht erinnern, glaubte aber nicht.
»Wollen wir 'n Feuer machen?«, fragte Purdue schließlich.
»Das wird den Schneefall auch nicht aufhalten. Wir müssen so was wie ein Dach überm Kopf finden, Mann.«
Plötzlich spürte Purdue das kalte Stechen von Schneeflocken im Gesicht. Der Wind frischte erneut auf. Kottke stand auf und leuchtete mit der Taschenlampe die unmittelbare Umgebung aus. Das Gelände führte schräg nach unten in einen Tannenwald. Kottke legte seinen Rucksack an, machte ein paar Schritte nach vorn, richtete den Lichtstrahl dabei nach rechts und links.
»Was machst du da?«, fragte Purdue.
»Was wohl? Komm, steh auf, wir müssen irgendwas zum Übernachten finden. Morgen früh gehen wir den Berg dann runter.«
Purdue rappelte sich auf - wobei ihm ganz schwindlig wurde. Strauchelnd und rutschend ging er hinter Kottke den Hang hinunter in den Wald. Die Temperatur war stark gesunken, die Schneeflocken wirbelten um die beiden herum. Tief unten erblickte Purdue die fernen Lichter des South Valley im Ballungsraum Albuquerque, die im Schneetreiben verschwammen.
»Siehst du die großen Felsbrocken dort unten? Vielleicht finden wir da ja einen Überhang.« Der Lichtstrahl der Taschenlampe schien in eine Schlucht, die Purdues Meinung nach gar nicht vielversprechend aussah. Der Hang wurde steiler. Der weiche, mit Kiefernnadeln übersäte Waldboden wich unebenen Steinen und kleineren Felsbrocken, die von dichtem Gebüsch und Wurzelwerk bedeckt waren. Tatsächlich sah das Ganze aus, als ob man sich beim Runtergehen die Knochen brechen würde.
»Ich weiß nicht - sollen wir echt weitergehen?«, sagte Purdue.
»Ach was, komm schon!«
Widerwillig folgte Purdue ihm, schräg hinuntergehend, in die Bergschlucht. Inzwischen schneite es stärker, der Boden wurde zunehmend glatt. Purdue konzentrierte sich auf jeden Schritt, dennoch fühlte er sich unsicher auf den Beinen und glitt immer wieder aus; er fluchte und tastete nach etwas, an dem er sich festhalten konnte. Sein Hintern war schon ganz nass, weil er ausgerutscht und im Schnee auf dem Hosenboden gelandet war.
Der Weg führte weiter hinunter bis zum Boden der schmalen Schlucht, die voll war mit von Neuschnee bedeckten Felsbrocken. Purdue merkte, dass er schnell nüchtern wurde. »Ich geh da nicht runter. Da kriegen wir bloß unsere Ärsche schockgefroren.«
»Hey! Guck mal!«, schrie Kottke und streckte den Arm aus.
Purdue blickte dorthin. Der Strahl der Taschenlampe stach durch das Schneetreiben und erhellte ein wenig von der gegenüberliegenden Seite der Schlucht. Rund drei Meter oberhalb des Bodens zeichnete sich eine kleine, dunkle, dreieckige Öffnung ab - der Eingang zu einer Höhle.
»Siehst du das?«, fragte Kottke.
»Da passen wir nicht rein«, antwortete Purdue.
»Ach nein? Dann pass mal auf, was ich jetzt mache.«
Stolpernd und rutschend gelangten sie bis zum Boden der Schlucht und kletterten zum Eingang der Höhle hinauf. Der Fels bestand hier aus grobem Lavagestein, und es gab viele Stellen, die den Händen und Füßen Halt boten. Nach ein paar Minuten hatten sie den Höhleneingang erreicht. Kottke leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Der Lichtkegel erhellte den dahinterliegenden Raum - eine Höhle mit sandbedecktem Boden.
Kottke kroch auf allen vieren durch die Öffnung, Purdue hinterher.
»O Mann!«, sagte Kottke, während er vorsichtig aufstand. Er hob die Arme. »Ist das geil hier. Und ich hab's gefunden!«
Mit dem Strahl seiner Taschenlampe erkundete Purdue den Raum. Der bot, das musste er zugeben, auf ideale Weise Schutz. Er war hoch genug, um darin stehen zu können, im hinteren Bereich war er allerdings ziemlich niedrig.
»Ich frier«, sagte Kottke. »Komm, wir machen ein Feuer.«
»Klaro.« Purdue spähte durch den Höhleneingang nach draußen. Die Schlucht war mit abgestorbenen, umgestürzten Bäumen und Ästen und Zweigen übersät. Was bedeutete: Er musste wieder nach draußen.
»Du gehst wieder raus und reichst mir das Holz hoch«, sagte Kottke.
Widerwillig kletterte Purdue aus der Höhle. Während Kottke mit der Taschenlampe ins Dunkel leuchtete, sammelte Purdue eine Handvoll Reisig und Äste und reichte alles nach oben. Er trug zwar keine Handschuhe, und seine Hände waren nass und kalt, dennoch hatte er in einigermaßen kurzer Zeit einen kleinen Haufen Anzündholz gesammelt, der groß genug war, um damit Feuer zu machen.
Purdue kletterte in die Höhle zurück, Kottke machte sich an die Arbeit. Wegen des Schneefalls war das Holz etwas feucht, aber es waren trockenes Gras und Blätter in die Höhle geweht worden, und so hatten sie bald ein kleines Lagerfeuer entfacht. Der Rauch zog durch einen Felsspalt nahe dem Eingang ab. Es war nahezu perfekt - ein Wunder.
Purdue wärmte sich die Hände am prasselnden Feuer. »Hast du noch eine Tüte für uns? Nach all der Arbeit brauch ich was.«
»Kommt gleich.« Kottke öffnete den Reißverschluss seines Rucksacks und holte eine weitere Plastikflasche Rum heraus, ein kleines Gefäß mit etwas Gras, einen Crusher, Zigarettenpapier, einen Kitkat-Riegel, ein Snickers, einen kleinen Beutel M&M-Erdnüsse und eine große Dose Pringles.
»Du hast ja alles mitgebracht, Bruder.«
»Wenn ich Pot dabeihabe, nehm ich auch immer was Süßes mit. Eiserne Regel.«
Purdue griff nach der neuen Flasche, drehte den Verschluss auf und nahm einen ordentlichen Schluck. Dabei versuchte er, das angenehm warme Gefühl wiederzubeleben, das ihn kurz zuvor, ehe der Schnee gefallen war, noch durchströmt hatte. Er sah Kottke dabei zu, wie er das Gras in den Crusher stopfte und diesen einmal drehte, worauf sich ein angenehmer Kräutergeruch in der Höhle ausbreitete. Dann drehte er einen dicken Joint.
Inzwischen spendete das Feuer so viel Wärme, dass Purdue nicht mehr fror und er den Reißverschluss seiner Jacke herunterziehen konnte. Er nahm noch einen großen Schluck...
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