WILLKOMMEN DAHEIM
- Auswahl und Eingewöhnung
EIN BULLY SOLL ES SEIN
Knautschnase, Segelohren, treuer Blick - ein Bully polarisiert, das sollten Sie bedenken, bevor Sie so einen kleinen fledermausohrigen Clown in Ihr Herz lassen.
Aber dem Bully-Charme zu widerstehen, ist nahezu unmöglich. Und auch diejenigen, die kurznasige Hunde nicht mögen, werden über kurz oder lang von den verspielten und intelligenten Bulldoggen um den Finger gewickelt.
PASST EIN BULLY ZU MIR?
An Bullys scheiden sich die Geister.
Nachdem Sie im vorherigen Kapitel die blutrünstige, nicht immer rühmliche Vergangenheit des Bullys etwas näher kennengelernt haben und Sie sich jetzt ernsthaft überlegen, Ihr Leben mit einer faltigen Fledermaus zu verbringen, sollten Sie sich vorher jedoch noch einige Dinge durch den Kopf gehen lassen.
Mit einem Bully fallen Sie auf, aber nicht unbedingt immer nur positiv. Sie benötigen mit dem faltigen Clown an der Leine schon ein dickes Fell und viel Rückgrat, sind doch nicht alle Menschen, die Ihnen begegnen, vom Charme einer Französischen Bulldogge gefangen. Dass ein Bully mit einem Mops oder einem Kampfhund verwechselt wird, bringt erfahrene Bully-Besitzer nicht aus der Fassung und ringt ihnen höchstens ein müdes Lächeln ab. Sie werden aber auch Anfeindungen mit einem solchen Vierbeiner erleben, vor allem, wenn die Tierschutzdiskussionen wieder einmal durch die Presse gehen und neunmalkluge Mitmenschen Sie gern wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz anzeigen möchten.
Ein Bully polarisiert, und da müssen Sie als Besitzer durch. Als langjährige Bully-Halterin kann ich jedoch sagen, die positiven Reaktionen überwiegen und Fragen, wie: "Ist das ein Kampfhund?", kontern Sie am besten mit: "Ja, es ist ein Kampfhund, er kämpft um den besten Platz auf dem Sofa."
WICHTIGE VORÜBERLEGUNGEN
Wenn Sie einen entspannten Hund möchten, der Ihnen in jeder Lebenslage ein treuer Freund ist, mit dem Sie Spaziergänge bei moderaten Temperaturen unternehmen wollen, sind Sie als Bully-Besitzer richtig. Auch in einer lebhaften Familie mit Kindern fühlt sich ein Bully wohl. Suchen Sie hingegen einen Kameraden für sportliche Aktivitäten oder möchten Agility trainieren, sollten Sie lieber auf eine andere Rasse ausweichen. Auch als Jagdhund ist eine Französische Bulldogge völlig ungeeignet.
Schätzen Sie die Gesellschaft in einem Hundeverein oder das Treffen mit anderen Hundehaltern auf dem Hundeplatz, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass der Bully zwar für jeden Quatsch zu haben ist, aber ein Arbeitshund wird er nicht. Begleithundeprüfungen, Fährtenarbeit und Obedience sind für Bullys kein Problem, aber viele sind leider nicht mit dem nötigen Ernst bei der Sache, was Sie als Besitzer zum Wahnsinn treiben kann.
Machen Sie sich vor der Anschaffung klar, was mit Ihrem Hund passiert, wenn Sie ins Krankenhaus müssen, wenn Sie ihn in den Ferien nicht mitnehmen können und wie Sie ihn betreuen, wenn Sie arbeiten gehen. Das alles wird Sie ein gewissenhafter Züchter sowieso fragen, und wenn der Züchter einen Hund nicht abgeben möchte, weil er von seinem Besitzer acht Stunden jeden Tag allein gelassen werden soll, spricht das für und nicht gegen den Züchter.
Willkommen, kleiner Bully!
WELPE ODER ERWACHSENER BULLY?
Nicht in jede Lebenssituation passt ein Welpe. Welpen sind im ersten Lebensjahr so anstrengend wie kleine Kinder. Sie bringen zwar gute Voraussetzungen mit, wenn sie von einem seriösen Züchter kommen, aber das Anfressen von Stuhlbeinen, die Zerstörung der Wohnung, die Neudekoration der Gartenbepflanzung und schließlich auch die Verunreinigungen durch kleine Malheure in flüssiger und fester Form kann dem Welpen kein noch so guter Züchter "wegzüchten". Alle Welpen müssen zunächst einmal stubenrein werden, sie müssen angeleitet sprich erzogen werden, sie brauchen viel Kontakt mit anderen Hunden und viel Fürsorge, auf einen Nenner gebracht: Welpen sind ungeheuer zeitintensiv.
Mit einem erwachsenen Bully ist das einfacher. Er ist stubenrein, schläft nachts durch, hat nicht mehr unbedingt den Drang, die Wohnung umzudekorieren, und meistens hält sich die Zerstörung von Garten und Zierpflanzen in Grenzen.
Einen erwachsenen Bully findet man über die Welpenvermittlungen des Zuchtverbandes, über das Internet oder beim Züchter.
Es ist nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, wenn ein Züchter Tiere abgibt, mit denen er nicht mehr züchten darf, sei es aus Altersgründen oder seien es Hündinnen, die bereits zwei Kaiserschnittgeburten hatten oder die aus anderen Gründen mit dem restlichen Rudel des Züchters unverträglich sind. Das hat nichts damit zu tun, dass die Hündinnen ausgebeutet und dann weggeworfen werden. Genau das Gegenteil ist der Fall, ein guter Züchter sucht sorgfältig einen Platz für seine erwachsenen Hunde und manchmal ergibt sich die Gelegenheit, einen Rudelhund an einen Einzelplatz zu vermitteln. Der Bully ist anpassungsfähig und das Leben als Einzelhund bietet für den Hund auch viele Vorteile. Er ist der alleinige Hund im Haus, dem die ganze Fürsorge und Aufmerksamkeit seines Besitzers zuteilwird. Beim Züchter muss er mit anderen teilen. Es gibt einfach Hunde, die sich nicht gut in ein Rudel integrieren und die an einem Einzelplatz besser aufgehoben sind. Das hat sowohl für Sie als Besitzer Vorteile als auch für Ihren neuen vierbeinigen Mitbewohner.
Und glauben Sie mir, es ist für einen Züchter viel schwerer, einen erwachsenen Hund abzugeben, als einen Welpen. Bei einem Welpen weiß ich als Züchter, dass er mich nach neun Wochen verlassen wird, ein erwachsener Hund hat mein Leben über einen langen Zeitraum geteilt und ist mir mit all seinen Eigenheiten ans Herz gewachsen. Ohne pathetisch klingen zu wollen, aber bei der Abgabe eines erwachsenen Hundes habe ich viel eher das Gefühl, ein Familienmitglied zu verkaufen, als bei einem Welpen, und gerade bei den erwachsenen Hunden freue ich mich dann so sehr, wenn ich durch Telefonate oder Besuche der neuen Hundefamilie feststelle, dass meine Entscheidung, den jeweiligen Hund abzugeben, richtig war. Abgesehen davon sind die Wohnungskapazitäten schnell erschöpft, wenn man viele Hunde hält, die nicht mehr zur Zucht eingesetzt werden können.
Die Welpenzeit vergeht schnell und plötzlich ist der Bully groß.
RÜDE ODER HÜNDIN?
Wo liegt der Unterschied?
Der auffälligste Unterschied ist das Aussehen. Einem Rüden soll man sein Geschlecht ansehen, genauso wie einer Hündin. Ein erwachsener Rüde hat einen deutlich maskulineren Kopf und ist kräftiger als eine Hündin. Mit ungefähr einem halben Jahr, wenn der junge Mann anfängt, das Bein zu heben, und geschlechtsreif ist, entdeckt er dann auch, dass es mehr auf dieser Welt gibt als sein menschliches Rudel. Die Pubertät setzt meistens mit ungefähr acht Monaten ein und der Vierbeiner muss jeden Grashalm ausführlich beschnüffeln und natürlich auch "begießen". Den Geruch von läufigen Hündinnen quittiert er mit ausführlichem Zähneklappern und vielleicht auch Schmatzen. Wenn Sie Pech haben, begibt er sich selbstständig auf Freiersfüße, weil ihm natürlich alle Mädchen gefallen und er seine Leidenschaft nicht nur auf Bully-Damen beschränkt. Er wird selbstbewusst und zeigt das auch, schließlich ist er ein kleinformatiger Molosser. Das kann zuweilen etwas lästig werden und diesen Ambitionen muss man als Besitzer energisch Einhalt gebieten. Allerdings sind die meisten allein oder mit anderen Rüden zusammen gehaltenen Bully-Rüden völlig unproblematisch und auch gut verträglich.
Manche Rüden leiden unter ausgeprägtem Liebeskummer, wenn Hündinnen in der Nachbarschaft läufig sind, denn der "süße Duft" ist für einen Rüden über viele Hundert Meter weit wahrzunehmen.
Also lieber doch eine Hündin?
Eine Hündin soll kleiner und femininer sein als ein Rüde. Damit ist sie meistens auch etwas leichter. Allerdings wird sie ungefähr zweimal im Jahr läufig. Das heißt, sie blutet aus der Scheide, sie ist interessant für die Rüden und sie macht sich in dieser Zeit auch sehr gern selbstständig, um sich einen - in ihren Augen - schönen Mann auszusuchen. Eine läufige Hündin sollte in dieser Zeit unbedingt angeleint bleiben, und es passiert auch oft, dass man einen schönen Spaziergang abbrechen muss, weil man plötzlich von einem hartnäckigen Verehrer verfolgt wird. Charakterlich unterscheiden sich Hündinnen und Rüden nicht unbedingt. Es gibt sowohl unter den Rüden als auch unter den Hündinnen ausgesprochene "Schmusebacken".
FARBSCHLÄGE
Welche Farbe passt zur Handtasche? Das sollte natürlich in keinem Fall Ihr Kriterium bei der Auswahl eines Bullys sein! Aber die Bully-Welt ist bunt: Bullys gibt es in vielen Farben. In Deutschland sind drei Farbschläge (allerdings mit vielen Varianten) zur Zucht zugelassen: Gestromt, Fauve und Schecke.
Schokobraune, mausgraue (sog. blaue), cremefarbene und andere Farbschläge sind in Deutschland nicht zugelassen und nicht erwünscht, weil sie teilweise mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die Hunde verbunden sein können (siehe auch Rassestandard und Die Farben der Bullys).
Manche Züchter haben sich auf die Zucht bestimmter Farbschläge spezialisiert, wieder andere züchten alle Farbschläge. Das ist Geschmackssache und hängt natürlich auch davon ab, welche Elterntiere mit welchen Farben man miteinander...